Design
Wie nahezu jeder Hersteller setzt auch der chinesische Kommunikationskonzern ZTE bei seinem neuen Smartphone auf ein Gehäuse aus Glas. Die Rückseite des Axon 9 Pro ist aus dreidimensional geformtem Glas gefertigt, vorne kommt ein gehärteter Touchscreen zum Einsatz. In der Mitte des Telefons sitzt ein Metallrahmen, der beide Seiten miteinander verbindet und dem Gehäuse die nötige Stabilität verleiht. Außerdem fungiert dieser als Antenne für Bluetooth, Mobilfunk, Ortsbestimmung und WLAN.
Durch den stark an den Seiten abgerundeten Rücken liegt das 182 g schwere und 7,9 mm tiefe Axon 9 Pro gut und sicher in der Hand – trotz des aalglatten und rutschigen Gehäuses. Nur der Übergang von der Front in den Metallrahmen ist ein wenig kantig und könnte sich weicher respektive nahtloser anfühlen. Die Bedienung des 6,21 Zoll (ca. 16 cm) großen Displays mit einer einzigen Hand ist nicht möglich, auch wenn sich der Hersteller beim Design mit einer Display-Einkerbung und einem schlanken Seitenverhältnis von 18,7:9 viel Mühe gegeben hat, um die Bildschirmränder minimal zu halten.
Das ZTE Axon 9 Pro ist IP68-zertifiziert und damit staub- und wasserfest. Regen und erhöhte Luftfeuchtigkeit machen dem Gerät nichts aus. Auch das dauerhafte Untertauchen bis zu einer Tiefe von einem Meter war keine Herausforderung.
Auf der rechten Seite des ZTE-Smartphones sitzen drei mechanische Tasten: eine Lautstärken-Wippe sowie eine geriffelte Taste zum Ein- und Ausschalten. Die Knöpfe haben einen angenehmen und per Klick gut spürbaren Druckpunkt und sind sowohl für Rechts- als auch für Linkshänder zugänglich platziert. Auf der Rückseite hat der Hersteller den Fingerabdrucksensor untergebracht. Die runde Erkennungsfläche ist groß und etwas tiefer ins Gehäuse eingelassen. Das hilft beim Herantasten mit der Fingerkuppe, ohne hinzusehen. Der Fingerabdrucksensor entsperrt in der Praxis schnell und zuverlässig, was aber nichts über die tatsächliche Sicherheit aussagt.
Hardware
Für sein Axon 9 Pro greift ZTE auf den aktuellen Snapdragon 845 von Qualcomm zurück. Der Achtkernprozessor arbeitet zwischen 825 und 2650 MHz und greift zum Zwischenspeichern auf einen 6 GByte großen Arbeitsspeicher zurück. Damit arbeitet es schnell, flüssig und ohne Verzögerungen; Software und Hardware wirken gut aufeinander abgestimmt. Mit alltäglichen Aufgaben wie dem Schreiben von E-Mails, dem Hören von Musik oder dem Surfen im Web kommt das Axon 9 Pro ebenso gut klar wie mit der Wiedergabe von hochauflösenden und detaillierten 3D-Spielen. Die Leistung des Systems reicht aus, um Virtual-Reality-Inhalte flüssig mit durchschnittlich 56 Bildern pro Sekunde wiederzugeben. Im Benchmark Vrmark Professional Edition kommt das Gerät auf einen Wert von glatten 4700 Punkten. Das entspricht dem derzeitigen Standard in dieser Klasse. Gegenüber dem aktuellen Rekordhalter, dem Huawei Mate 20 Pro (Testbericht) mit 4975 Punkten und durchgehenden 60 fps bietet das Axon 9 Pro um 5,5 Prozent weniger Leistung.
Hersteller | Smartphone | Testdatum | Preis in Euro | CPU | GPU | UX | MEM | Score | Echtzeit-Temperatur in Grad Celsius | Bildrate in FPS |
HMD Global | Nokia 8 Sirocco | Juli 2018 | 579 € | 70.379 | 83.624 | 45.339 | 8.972 | 208.305 | 30,0 °C | 41 fps |
HTC | HTC U12+ | Juni 2018 | 799 € | 88.557 | 106.101 | 55.933 | 17.745 | 268.336 | 28,0 °C | 56 fps |
HUAWEI Device | P20 Pro | Juni 2018 | 899 € | 71.267 | 76.884 | 45.843 | 13.543 | 207.537 | 30,0 °C | 36 fps |
HUAWEI Device | Mate 20 Pro | Oktober 2018 | 999 € | 102.815 | 96.833 | 60.844 | 12.354 | 307.842 | 27,0 °C | 60 fps |
OnePlus | OnePlus 6T | November 2018 | 579 € | 91.15 | 128.402 | 64.09 | 10.646 | 294.288 | 28,4 °C | 57 fps |
OPPO | Find X | August 2018 | 999 € | 85.943 | 121.356 | 61.68 | 13.23 | 295.292 | 24,0 °C | 41 fps |
ZTE | Axon 9 Pro | November 2018 | 649 € | 82.882 | 126.486 | 54.687 | 10.059 | 275.413 | 24,0 °C | 56 fps |
Samsung Electronics | Galaxy Note 9 | August 2018 | 999 € | 94.326 | 98.878 | 57.349 | 9.706 | 260.349 | 27,5 °C | 28 fps |
Sony | Xperia XZ2 Premium | September 2018 | 899 € | 91.61 | 107.54 | 53.633 | 8.74 | 261.523 | 34,0 °C | 58 fps |
Sony | Xperia XZ3 | September 2018 | 799 € | 88.703 | 125.059 | 64.486 | 11.198 | 289.446 | 24,5 °C | 54 fps |
Xiaomi | Pocophone F1 | September 2018 | 329 € | 93.485 | 107.519 | 56.549 | 8.695 | 266.248 | 33,0 °C | 54 fps |
Im Antutu Benchmark kommt das Axon 9 Pro auf einen Punktwert von 275.000, das entspricht einem marginalen Leistungsvorsprung von fünf Prozent gegenüber dem Galaxy Note 9 (Testbericht) von Samsung. Gegen das aktuell schnellste Smartphone – das Mate 20 Pro mit 307.000 Punkten – kommt das Axon 9 Pro nicht an.
Weniger gut ist die Wärmeregulierung beim ZTE-Smartphone: Schon nach wenigen Minuten Dauerlast bei CPU und GPU klettert die Temperatur von 26 auf 38 °C, nach 15 Minuten ist am Gehäuse eine punktuelle Hitze von 46 °C messbar. Hersteller anderer Smartphones haben die Wärmeableitung besser im Griff, was unter anderem die Lebensdauer des Akkus verlängert.
Der integrierte Speicher hat eine Größe von 128 GByte. Nach Abzug des Betriebssystems und der Software bleiben dem Nutzer 98 GByte übrig. Das entspricht einem freien Anteil von 77 Prozent. Vergleichbare Geräte mit ähnlich großem Speicher sind hier besser aufgestellt, etwa das Nokia 8 Sirocco (Testbericht) mit 108 GByte (84 Prozent) oder das P20 Pro (Testbericht) mit 112 GByte (88 Prozent). Die Lese- und Schreibgeschwindigkeit des internen Speichers haben wir mit 644 respektive 152 MByte pro Sekunde gemessen. Das ist auf vergleichbarem Niveau wie andere High-End-Smartphones. Neben einer zweiten SIM nimmt das Telefon auch eine Micro-SD-Karte auf. Jedoch muss sich der Nutzer entscheiden: Entweder Speicher erweitern oder Dual-SIM nutzen – beides klappt zeitgleich nicht. Welche Speicherkarte die beste für Android ist, hat TechStage ausführlich getestet: Kaufberatung & Test: Welche Micro-SD-Karte für Android?
Das ZTE Axon 9 Pro hat einen großen Akku mit einer Nennladung von 4000 mAh. Das entspricht einem Zuwachs von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahresmodell. Bei moderater und gemischter Nutzung beträgt die Laufzeit fast zwei Tage. Im Test mit einem kontinuierlich laufenden Video bei maximaler Display-Helligkeit hat es 13 Stunden und 49 Minuten mit einer Akkuladung erreicht und ist vergleichbar mit dem Oneplus 6T (Testbericht) . Das Ende der Fahnenstange erreicht das Galaxy Note 9 mit dem hellsten Display (1050 cd/m2) und einer Laufzeit von mehr als 15 Stunden.
Das kabelgebundene Aufladen mit dem Schnellladegerät nimmt eine Stunde und 37 Minuten in Anspruch. Nach 30 Minuten steht der Akku auf 49 Prozent. Der Akku des Axon 9 Pro lässt sich auch drahtlos über eine Qi-Ladestation aufladen, hierfür braucht es zweieinhalb Stunden für die 100 Prozent.
Außerdem verbaut sind schnelles WLAN nach ac-Standard mit 2,4 und 5 GHz, LTE, Bluetooth 5.0 und NFC. Für die Musikwiedergabe gibt es Stereo-Lautsprecher mit gutem und klarem Klang. Der Empfang und der Klang beim Telefonieren war ohne Auffälligkeiten, die Gesprächsqualität ist hervorragend.
Datenblatt
Display
Sehr genaue Farbdarstellung, kontrastreiches Bild und HDR10 führen dazu, dass das Betrachten von Videos auf dem ZTE Axon 9 Pro viel Freude bereitet. Hierfür nutzt das Telefon einen gesonderten und unabhängigen Prozessor, der die Bildsignale verarbeitet. Genau wie beim iPhone X (Testbericht) ändert das System die Temperatur der Anzeige und passt das Bild der Umgebung an. Das klappt in der Praxis zuverlässig. Bei der Wiedergabe von HDR-Videos fällt die Umstellung der Farben sichtlich auf, dabei kalibriert sich das Display selbst kurz mit Grautönen.
Das OLED-Display hat eine Diagonale von 6,21 Zoll, an den vier Ecken ist es abgerundet – zudem ist eine Einkerbung („Notch“) in der oberen Mitte vorhanden. Darin sitzen die Sensoren und die Frontkamera. Farben sind exzellent; die Helligkeit ist mit 587 cd/m2 vergleichsweise hoch. Die Auflösung entspricht Full-High-Definition+, also 2246 × 1080 Pixel, und ist etwas gering für die Wiedergabe von VR-Inhalten. Bei einer Gesamtdarstellung von 2,4 Millionen Bildpunkten ist die Schärfe mit 402 ppi ohne VR jedoch gestochen scharf.
Kamera
Auf der Rückseite des ZTE Axon 9 Pro sitzt eine leicht aus dem Gehäuse herausragende Dualkamera in vertikaler Anordnung. Die Hauptkamera (unten) hat eine Auflösung von 12,2 Megapixeln und liefert ausgezeichnete Bilder in allen Lichtsituationen. Gründe dafür sind ein optischer Bildstabilisator (OIS) und große Einzelpixel mit einer Kantenlänge von 1,4 µm. Aber auch die Blende mit einem Öffnungsverhältnis von f/1,75 ist ziemlich lichtstark und eignet sich vor allem für dunklere Szenarien.
Der Bildsensor der oberen Kamera hat 20 Megapixel, der Bildexport im 16:9-Format beträgt allerdings 16 Megapixel (4618 × 3464). Die Besonderheit der Assistenzkamera ist neben der Erfassung von Tiefenschärfe-Informationen für künstliche Bokeh-Effekte auch der Weitwinkel von 130 Grad. So eignet sich die Kamera ideal zum Fotografieren von Landschaftspanoramen oder hohen Gebäuden. Die Blende ist mit f/2,4 nicht allzu lichtstark, weshalb in der Dunkelheit entstandene Fotos leichtes Bildrauschen aufweisen.
Hervorzuheben ist auch der sehr schnelle Autofokus der Hauptkamera. Motive stellt dieser nahtlos und ohne ein Pumpen scharf dar.
Testbilder
Bilder aus der Kamera des ZTE Axon 9 Pro
Software
Der Knackpunkt von ZTE-Smartphones liegt bei der Software – zumindest war es bisher immer so. Auch beim Axon 9 Pro sind Probleme vorhanden, wie die etwas betagte Software oder Übersetzungsfehler.
Auf dem Telefon läuft Android in der Version 8.1 Oreo, die meisten Hersteller liefern ihre Geräte bereits mit Android 9 Pie aus. Ein Upgrade hat ZTE bereits angekündigt, jedoch keinen Zeitpunkt für die Veröffentlichung genannt. Darüber hinaus ist das System noch mit einem Sicherheitspatch vom 1. Juli 2018 ausgestattet. Währenddessen hat Google die Updates von August, September und Oktober bereits veröffentlicht und bereitet den November vor.
Die Oberfläche des Betriebssystems ist mehrheitlich an Android Vanilla von Google angelehnt. ZTE verzichtet mittlerweile auf bunte und knalle Farben, setzt stattdessen auf eine dezente und geradlinige Benutzeroberfläche. Apps mit doppelter Funktion, wie Galerie und Google Fotos, sind zwar vorhanden, aber dafür lässt man Bloatware (außer Facebook) komplett weg.
Bildschirmaufnahmen aus dem ZTE Axon 9 Pro
Lieferumfang
Das ZTE Axon 9 Pro kommt in einer schwarzen Box mit goldenen Akzenten. Auf der Front ist eine große 9 abgebildet. Alle Inhalte sind edel, sauber sowie geradlinig verpackt und sollen ein Premium-Feeling erwecken, ähnlich wie Apple und Oneplus es mit ihren Geräten machen. In der Verpackung befindet sich neben dem Smartphone auch eine Anleitung für den Erststart. Außerdem sind eine einfache Klarsichthülle aus Silikon sowie ein Werkzeug zum Auswerfen der SIM-Karte dabei.
Zum Aufladen des Akkus liegen ein Schnellladegerät sowie ein 1 m langes Kabel mit USB-C bei. Die mitgelieferten Kopfhörer verbinden sich ebenfalls über USB Type-C mit dem Smartphone. Optisch gleichen sie den Earpods von Apple; Farbe und Form sind zum Verwechseln ähnlich. Einen analogen Klinkenanschluss mit 3,5 mm hat das Axon 9 Pro nicht. Wer dennoch seine eigenen Kopfhörer mit Klinke anschließen möchte, kann hierfür den beigelegten Adapter nutzen. Zeitgleich Akku laden und Musik hören funktioniert mit dem ZTE-Smartphone lediglich über einen gesonderten 2-in-1-Adapter. TechStage hat solche Adapter für unterschiedliche Geräte getestet: Vergleichstest – 2-in-1-Adapter mit USB Type-C und 3,5 mm.
Varianten
Fazit
Das Axon 9 Pro ist ein Geheimtipp. Ein derart gut verarbeitetes Smartphone mit bester technischer Ausstattung, hellem Display, langer Akkulaufzeit und guter Kamera hat man von ZTE bisher nicht gesehen. Zu kritisieren gibt es primär nur die veraltete und fehlerhafte Software. Das sind Dinge, die ZTE schnell in den Griff kriegen sollte, weil das Smartphone ansonsten echt einen sehr guten Eindruck hinterlässt.
Der aufgerufene Preis von 629 Euro ist fair und angemessen für die gebotene Leistung, wobei ein Preisverfall um 100 bis 150 Euro in den kommenden Monaten wahrscheinlich ist.