Review
Wer war noch einmal Jawbone?
Ja, die Frage ist berechtigt: Wer ist dieser Kieferknochen überhaupt? Jawbone ist ein Unternehmen, das seinen eigenen Namen manchmal groß und manchmal klein schreibt. Ist ernst gemeint, aber jetzt etwas Konkretes: Das gegen Ende 2006 in San Francisco, Kalifornien, USA erschaffene Start-Up wurde mit Hilfe der Risikokapitalgeber Sequoia Capital, Khosla Ventures, and Andreessen Horowitz gegründet. Die ersten Produkte waren Bluetooth-Headsets für Handys und Smartphones. Es waren nicht irgendwelche Dinger, sondern schon qualitative Kopfhörer mit proprietären Technologien – teilweise auch mit Gestensteuerung. Später als der Trend kam, entwickelte die private gehaltene Gesellschaft Bluetooth-Lautsprecher in zwei unterschiedlichen Ausführungen. 2011 gab es das erste UP by Jawbone – doch dieses hatte gravierende Mängel, weshalb es zurückgerufen wurde. Nach 220 Designideen, 141 neuen Einzelteilen und 115 eingetragenen Patenten meldet sich das seit November letzten Jahres erhältliche Gerät wieder zurück.
Von dem Motiv bis zu der Motivation
Test: UP by Jawbone
Weshalb habe ich mir das UP by Jawbone gekauft? Nun, nach zahlreichen Messen und Flügen rund um die Welt (Shenzhen, Las Vegas, San Francisco, Barcelona, London und New York) habe ich mich Anfang März auf die Waage gestellt und gesehen, dass irgendwas nicht stimmt: Statt bisher *hachii* wog ich auf einmal *hust* Kilogramm. Da ich ein digitales Messgerät zu der Bestimmung der Körpermasse habe, schloss ich Fehler unterbewusst aus, denn wie wir alle wissen: Computer können keine Fehler machen! Jedenfalls habe ich mir einen Experten aufgesucht und seitdem gehe ich regelmäßig in das Fitnesscenter. Aber das ist nur die halbe Miete. Ich habe auch meinen Ernährungsplan umgestellt: Kaiser-König-Bettler-Prinzip plus Verzicht auf Süßes und Zuckerwasser. Alles in allem: Das System wirkt mittlerweile hervorragend und auch die Waage muss stetig weniger leiden. Mir hat aber dennoch etwas Kontrolle gefehlt. Eine Art Überblick, möglichst digital mit Archivierung. Mit dem UP by Jawbone sollte mein Vorhaben klappen, hatte ich gelesen. Plus, es besitzt interessante Zusatzfunktionen die einem motivieren. Also: Kaufentscheidung getroffen. Am nächsten Tag habe ich es erhalten.
Generelles
Das UP by Jawbone hat die Form eines Armbands und ist verfügbar in drei verschiedenen Größen – welche die passgenaue für einen ist, kann man auf der Webseite erfahren. Wenn man den Fitness-Tracker lokal im Handel in Deutschland kauft, zum Beispiel in einem Apple Store oder GRAVIS Shop , dann lässt sich die ideale Größe auch vor Ort feststellen: Auf der Rückseite der Verpackung befindet sich eine Schablone. Passt der Arm darin, so passt auch das UP by Jawbone. Ich habe meins in der Farbe Onyx Schwarz. Erhältlich ist auch Minze Grün und Blau. Der Tracker ist lediglich spritzwassergeschützt, schwimmen sollte man damit nicht. Die Oberfläche ist durch und durch mit Softtouch (thermoplastisches Polyurethan) bedeckt. Dieses auf medizinischem Niveau gemachte Material ist hypoallergen. Es fühlt sich angenehm an. Die Optik lenkt keine Aufmerksamkeit auf sich und sieht simple aus. Dadurch, dass die Beschaffenheit flexibel ist, lässt es sich schnell umbinden oder runternehmen. Gestört haben mich die zwei Kunststoffteile an den Enden, die so aussehen, als wären sie aus Metall: Immer wenn ich auf meinem Notebook tippe, kratzen sie auf der Metallfläche. Tipp: Entweder zieht Ihr das Teil aus, oder dreht es einfach um 180 Grad. Je nachdem, ob Ihr Small, Medium oder Large habt, wiegt das UP by Jawbone zwischen 19g und 23g. Ist es einmal vollaufgeladen, dauert knapp 73 Minuten über USB-Anschluss, dann hält der Akku neun Tage.
Die Funktionen: Bewegung, Schlafen und Essen...
... das sind die drei wichtigsten Punkte des Trackers. Damit alle gegangenen Schritte oder Aktivitäten erfasst werden können, ist es wichtig, dass das UP by Jawbone täglich getragen wird. Die Kalkulation ist erstaunlich präzise, kann ich Euch aus meiner Erfahrung erzählen. Dafür sorgt ein sehr moderner Sensor namens MotionX, der von der Firma Fullpower Technologies unter Lizenz bezogen wird. Zur Beginn schreibt die Applikation einem 10.000 Schritte pro Tag vor. Ein individuelles Ziel kann selbstverständlich eingetragen werden. Es gibt einige Aktivitäten, die man per Hand eintragen muss und auch sollte. Zum Beispiel Gewichte heben oder Herzkreislauf-Übungen wie Seilspringen. Doch keine Sorge: Die Bewegungen werden zwar erfasst, man muss der App nur mitteilen, wann und mit welcher Intensität sie ausgeführt wurden. Cool ist die Inaktivitätsfunktion: Auf Wunsch und per Vibrationsalarm erinnert das Armband einen, sich zu bewegen.
Alarm ist auch das richtige Stichwort für die Aktivität Schlaf. Der Sensor misst, wie lange man im Bett gelegen hat. Dabei wird zwischen Tief- und Leichtschlaf, wach gelegener und geschlafener Zeit unterschieden. Sehr haargenau wird auch protokolliert, wann und wie viel Mal ich in der Nacht wach war. Auch hier gibt es ein Soll: Nämlich 8 Stunden pro Tag. Aber die aller coolste Funktion kommt jetzt: Weil das UP by Jawbone genau weiß, wann man am leichtesten wach zu kriegen ist, kann es seinen Besitzer auf einer ganz angenehmen Art und Weise per Vibrationsalarm aufwecken. Unglaublich, wie gut es funktioniert. Bis zu vier intelligente Alarme kann man in der Applikation einstellen und später auf das Band synchronisieren. Bevor man sich in das Bett hinlegt, muss man den Schlafmodus aktivieren. Das funktioniert mit einem längeren Tastendruck am Ende des Armbands.
Der dritte und letzte Fokuspunkt ist Ernährung. Alles was man täglich zu sich nimmt, kann freiwillig in der Applikation eingetragen werden. Sei es ein Kaffee, ein Kaffee mit/ohne Zucker, ein Kaffee mit/ohne Milch oder die Kombination von allem. Hört sich ziemlich aufwendig und zeitraubend an, stimmt‘s? Ist es aber nicht. Die Produkte kann man entweder über eine Suche eingeben oder per EAN-Barcode einscannen. Wenn das Gegessene nicht verfügbar ist, lassen sich Nährwerte und Quantität auch selbst eintragen – also das ist aufwendig und macht überhaupt keinen Spaß, null Bock und das suckt. Die meisten Sachen findet man zum Glück fix – die Food-Datenbank ist enorm groß. Darin aufgelistet werden die kleinsten Mahlzeiten und sogar Markenprodukte von Schweizer Gewürzunternehmen. Was ich ganz nützlich finde: Die Applikation kalkuliert nicht nur Kalorien, Ballaststoffe, Kohlenhydrate, gesättigte und ungesättigte Fette und Zucker, sondern zeigt mir auch an, was ich zu mir nehmen darf und wovon ich lieber die Finger weglassen sollte.
Die Applikation...
... ist für Android OS und Apple iOS kostenlos erhältlich. Sie ist 27MB beziehungsweise 42,5MB groß und kann nur mit einer ID verwendet werden. Den Erstbetrieb startete ich mit dem Apple iPhone 5 und es klappte wie vorgesehen. Weil aber alle Daten in der Cloud auf Jawbone-Servern gespeichert werden, kann man den elektronischen Zähler auch mit anderen Geräten nutzen und abgleichen. Das tat ich auch: Mit dem HTC One ist es nicht kompatibel, mit dem One X+ ebenfalls nicht. Mit dem One X und One XL schon. Auf meinem GT-I9505 Galaxy S4 klappt es einwandfrei. Synchronisiert wird genialerweise über den 3,5mm-Klinkenanschluss – Klappe runter und los geht‘s. Kein Bluetooth, kein WLAN.
Fazit
Der 129 Euro teuere Fitness-Tracker von Jawbone repräsentiert eine Gruppe von Health Care-Geräten, die in ferner Zukunft wichtig für uns sein könnten. Smartphone-Hersteller, wie beispielsweise Samsung Electronics mit dem Galaxy S4, zeigen uns schon heute erste Telefone mit integrierten Schrittzählern. Gesundheit ist wichtig – ein Messinstrument wie das UP by Jawbone ist nicht unbedingt notwendig. Es hilft aber einem dazu, seine Ziele zu erreichen und sich selbst besser zu kennen. Ein Leistungssportler sollte bei seiner Pulsuhr bleiben. Für alle anderen, die ihre Aktivitäten protokollieren wollen, ist das UP by Jawbone empfehlenswert.
UP by Jawbone kaufen: Größe S Blau , Größe M Blau , Größe L Blau , Größe S Schwarz , Größe M Schwarz und Größe L Schwarz