Samsung Galaxy Note 8: Design und Verarbeitung
Das Erbe der Galaxy-Note-Reihe hat es nicht einfach: die Generation von vor zwei Jahren sollte offiziell nie nach Deutschland kommen, während der direkte Vorgänger mit vielen Problemen rund um den Akku zu kämpfen hatte, bis er schließlich zurückgerufen wurde.
Beim Betrachten des Galaxy Note 8 wird klar: Samsung hat eine eigene Designsprache etabliert. Sie wird konsequent weiterentwickelt und für neue Produkte angepasst. Legt man das Galaxy S8 daneben, fallen die optischen Ähnlichkeiten schnell auf, obwohl das Note deutlich größer, breiter und wuchtiger ist. Wir haben eine Dicke von 8,7 Millimeter und ein Gewicht von 190 Gramm gemessen.
Bei seinem neuen Top-Smartphone setzt Samsung auf Glas. Sowohl vorne als auch hinten kommt das Mineralelement zum Einsatz, lediglich der Rahmen ist aus Metall gefertigt. Dessen einzige Aufgabe ist die Stabilisierung des Korpus. Positiv angetan sind wir von der hohen Verarbeitungsqualität des Galaxy Note 8 . Das nach IP68 zertifizierte sowie staub- und wasserfeste Gehäuse wirkt wie natlos gefertigt, hat saubere Übergänge zwischen den Materialen und passt sich der Hand exzellent an. Das liegt zu einem Teil auch am Gerätedesign; Samsung gestaltet das Galaxy Note 8 nach dem aktuellen Trend: nach hinten gebogenes Display mit einem minimalen Bildschirmrand. Dadurch wirkt es, als wäre das Smartphone nahezu rahmenlos.
Zur Bedienung des Galaxy Note 8 gibt es seitlich platzierte Tasten. Sie haben einen guten Druckpunkt und das Klicken ist deutlich hörbar. Neben der Lautstärkenwippe und dem Knopf für das An- und Ausschalten bietet das Galaxy Note 8 auch den notorischen „Bixby-Button“. Durch das Drücken wird der „intelligente Assistent“ gestartet, der zum aktuellen Zeitpunkt nur zwei Sprachen spricht: Koreanisch und Englisch.
Auch unpraktisch ist der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite. Sowohl Größe als auch Position sind misslungen. Es ist sicher Geschmackssache, ob man den Sensor hinten oder vorne lieber mag. Bei einem Display-lastigen Design wie bem Galaxy Note 8 muss der Sensor wohl nach hinten. Das ist okay. Aber dann doch bitte etwas durchdachter – und nicht direkt im Bereich der Kamera. Beim Herantasten verschmiert man zwangsläufig die Glasfläche, hinter der die Optik sitzt.
Ähnlich wie Galaxy S8 und Galaxy S8 Plus nutzt auch das Galaxy Note der achten Generation eine virtuelle Hometaste mit haptischen Feedback. Selbst wenn sie nicht sichtbar ist, zum Beispiel im Vollbildmodus in der Kamera oder bei der Wiedergabe eines Videos, ist sie auf Höhe des USB-Anschlusses erreichbar. Im Test haben wir etwas gebraucht, bis wir uns daran gewöhnt haben.
Samsung Galaxy Note 8: Hardware
Die technische Ausstattung des Galaxy Note 8 ist 1A – wie es sich bei einem High-End-Smartphone gehört. Größenteils basiert es auf der Technik der kleinen Brüder Galaxy S8 und Galaxy S8 Plus. Gemeinsam mit 6 GByte RAM und einem 8-Kern-Prozessor leistet das System volle arbeitet und läuft butterweich. In den Benchmarks von AnTuTu erreicht es einen rekordverdächtigen Punktwert von 173.000. Die kleinen Brüder aus der ersten Jahreshälfte kommen auf 165.000.
Die Arbeitstemperatur im Alltag und bei gewöhnlichen Aufgaben bewegt sich im normalen Bereich. Negativ aufgefallen ist uns die Hitzeentwicklung bei 3D-Spielen, bei denen das Gerät punktuell bis zu 41 Grad warm werden kann – und das schon nach einer Laufzeit von 5 Minuten.
Der integrierte Speicher des Galaxy Note 8 hat eine Größe von 64 GByte. Dem Nutzer stehen davon 49 GByte zur Verfügung. Bei Smartphones mit diesen Dimensionen ist das üblich. Wer möchte, kann eine Speicherkarte im Format microSDXC einsetzen und diesen erweitern. Unsere Speicherkarte mit 400 GByte hat reibungslos funktioniert. Welche Karte die beste ist, erfahrt Ihr in unserem aktuellen Speicherkarten-Vergleichstest für Android-Smartphones.
Nun zu einem sensiblen Thema, das oft Grundlage für Spott ist: der Akku. Wir reden nicht um den heißen Brei und machen uns auch nicht darüber lustig, versprochen. Der Energiespeicher im Galaxy Note 8 hat eine Kapazität von 3300 mAh. Im Vergleich zu dem mittlerweile aus dem Markt genommenen Galaxy Note 7 ist das wenig. Ist das schlecht? Nicht wirklich, denn lieber eine geringere Kapazität als ein Feuerproblem. Und wie der Akkutest zeigt, spielt das Note 8 bei voller Display-Helligkeit einen Videostream 12 Stunden und 4 Minuten ab. Beim Vorgänger war das Ergebnis nicht signifikant besser: 13:31 Stunden. Das Aufladen funktioniert entweder drahtlos über die Standards Qi sowie PMA oder kabelgebunden über ein mitgeliefertes Schnellladegerät und USB Type C. Von 0 auf 100 Prozent geht es in 1 Stunde und 42 Minuten.
In Deutschland wird das Galaxy Note 8 in zwei Farbausführungen und in zwei Varianten verfügbar sein: in Gold und Schwarz sowie mit und ohne Dual-SIM. Im Test hatten wir die Version mit Single-SIM mit einer nanoSIM-Karte nach dem 4FF -Standard.
Samsung Galaxy Note 8: Varianten
Samsung Galaxy Note 8: technische Daten
Samsung Galaxy Note 8: Display
Eines der Highlight des Galaxy Note 8 ist der Bildschirm mit einer Diagonalen von 6,3 Zoll. Das sind 16,05 Zentimeter in der Diagonalen. Ist das nicht etwas zu groß? Ja, das ist es – allerdings nicht gleichzusetzen mit traditionellen 16:9-Displays, die tendenziell noch etwas breiter sind. Beim Note 8 wirkt das Display mit 18,5 zu 9 deutlich schlanker. Und da der Rahmen oben und unten sowie links und rechts minimal ist, ist das Galaxy Note 8 kompakt. Es ist schmaler als das iPhone 7 Plus mit seinem 5,5-Zoll-Bildschirm, aber dafür etwas höher.
Die Auflösung der Anzeige ist entsprechend den Proportionen hoch: 2960 × 1440 Pixeln. Die Darstellung mit einer Punktdichte von 512 Pixel pro Zoll ist ideal für den Einsatz in VR-Anwendungen. Gemeinsam mit Facebook verfolgt Samsung diesen Ansatz und bietet passende Brillen an.
Beeindruckt sind wir von der Helligkeit des Displays, das auf Super-Amoled basiert. Erste Labore melden einen Spitzenwert von 1200 Nits. Den gleichen Wert kommuniziert auch Samsung nach außen. Kein Peak-Wert, sondern eher etwas realistischer: Wir haben eine durchgehende Helligkeit von 700 Candela pro Quadratmeter gemessen . Das ist trotzdem superhell!
Das organische Display des Galaxy Note 8 unterstützt die Darstellung von HDR . Mit Netflix oder, seit kurzem auch YouTube, können Nutzer so besonders kontrastreiche Inhalte genießen. Der Effekt ist ziemlich unrealistisch, bietet jedoch viel Spielraum für künstlerische Freiheit.
Samsung Galaxy Note 8: Kamera
Im Galaxy Note 8 baut Samsung erstmals eine Dual-Kamera ein, was eigentlich schon beim S8 erwartet wurde. Vermutlich war man zu der Zeit nicht fertig mit dem System? War das denn nun so schwierig – oder warum haben sie so lange gebraucht? Erzrivale Apple ist schließlich schon in der dritten Generation mit zwei Kameras unterwegs. Die genaueren Gründe für Samsungs Rückstand sind nicht bekannt und werden nicht kommentiert. Was Samsung aber einzigartig macht, ist die Tatsache, dass die Optik beider Kameras optisch stabilisiert (OIS) wird. Das hat bisher niemand drauf.
Mit seinen zwei Kameras erzielt Samsung den gleichen Effekt, wie man ihn vom iPhone kennt: zweifache Bildvergrößerung mit unterschiedlichen Brennweiten und ein per Software erzeugter Unschärfe-Effekt, das Bokeh. Die Umsetzung ist gut gelungen. Das optische Zoomen funktioniert zwar nicht stufenlos, die Ergebnisse können sich aber sehen lassen. Die Tiefenschärfe ist sauber, kommt aber oft an ihre Grenzen, wenn man feine Motive wie Haare oder Baumblätter fotografieren will. Hier gibt es Verbesserungsbedarf. Jedes Bild mit der Dual-Kamera und dem Bokeh-Effekt lässt sich nachträglich in der Galerie als ein normales Foto wiederherstellen.
Die Kamera gefällt uns sehr: 12 Megapixel, f/1.7 (Tele) und f/2.4 (Weitwinkel) stabilisiert, schneller Autofokus über Dual-Pixel und eine rauscharme Leistung bei Schwachlichtsituationen.
Testbilder
Testbilder aus der Kamera des Samsung Galaxy Note 8
Samsung Galaxy Note 8: Software
Samsung schickt sein Galaxy Note 8 noch mit Android OS 7.1.1 Nougat ins Rennen. Andere Hersteller haben schon Modelle mit dem neuen Android 8 im Programm, etwa das Sony Xperia XZ1 (Testbericht) . Ein Upgrade wird es früher oder später auf jeden Fall geben, erklärte Samsung auf Nachfrage, ohne näher auf den genaueren Zeitpunkt zu gehen. Ehrlicherweise muss man hinzufügen, dass der koreanische Hersteller gemeinsam mit einigen anderen zu der langsamen Sorte gehört, wie es oft in der Vergangenheit festzustellen war. Vielleicht wird es noch in diesem Jahr etwas – hoffen wir.
Software ist nach wie vor eine der Baustellen von Samsung: unübersichtlich, vollgepackt und zu breit aufgestellt. Mit der Zeit wird es jedoch besser, zumal das Design von Iteration zu Iteration dezenter wirkt. Nach der Ersteinrichtung wird der Nutzer gefragt, ob zusätzliche Samsung-Apps installiert werden sollen oder nicht. Dabei handelt es sich um Programme, deren Funktionen Google teilweise bereits mit seinen vorinstallierten Standard-Apps abdeckt. Nichtsdestotrotz bleibt am Ende einiges an Bloatware auf dem Telefon übrig: Office-Apps von Microsoft, Facebook, LinkedIn sowie einige Samsung-Apps wie der Galaxy Store.
Der Fingerabdruckscanner überzeugt uns übrigens nicht nur von der Hardware her nicht. Selbst nach dem nicht intuitiven Antasten an den Sensor klappt die Erkennung nicht immer beim ersten Mal. Oft meldet das System: „Ihr Finger muss den gesamten Sensor bedecken“. Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen gibt man schließlich auf und nutzt alternative Authentifizierungsmethoden. Zumindest wir sind komplett auf die PIN-Methode umgestiegen, da auch die erweiterte Gesichtserkennung mit einem statischen Foto leicht umgangen werden konnte. Die biometrische Erkennung der Iris funktioniert zwar theoretisch gut, aber als Brillenträger gibt es des Öfteren Probleme.
Nochmal zu Bixby: Der Nachfolger von Samsung S Voice wurde von denselben Entwicklern ins Leben gerufen, die auch Siri entwickelt und an Apple verkauft haben. Doch einen echten Mehrwert sucht man vergebens. Im Vergleich zu Amazon Alexa, Google Assistant oder Apple Siri fehlen dem Bixby von Samsung große Datenmengen. Unter anderem ist wegen der nicht vorhandenen Regionalisierung auch keine Akzeptanz der Nutzer da. Samsung hätte sich und seinen Nutzern einen großen Gefallen getan, wenn man die Taste einfach frei belegen könnte. Zum Beispiel für WhatsApp, Instagram oder einen Kontakt, den man schnell anrufen möchte.
Aber eine richtig gute Sache gibt es noch. Das Galaxy Note 8 hat ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal: der S Pen! Mit dem Stift lassen sich kreative und produktive Dinge machen, die sonst auf keinem anderen Smartphone möglich sind. Neu hinzugekommen sind Features wie Kritzeleien, die per animierten GIFs versendet werden können. Leider ist das Synchronisieren von angelegten Notizen mit Drittanbietern wie Evernote oder Microsoft OneNote nicht (mehr) möglich. Stattdessen wird die Samsung-eigene Wolke genutzt. Schade, die Einschränkung ist unnötig – und kein ein K.O.-Kriterium für Nutzer anderer Lösungen sein.
Samsung Galaxy Note 8 kaufen?
Im Vergleich zum fast 400 Euro günstigeren Galaxy S8 Plus mit einer Anzeige von 6,2 Zoll ist das Display des Note 8 nicht wirklich größer. Deshalb sollte dieser Punkt nicht in die Kaufentscheidung einfließen. Wer aber Wert auf den Stift legt und die Dual-Kamera mit ihren Vorzügen möchte, der muss wohl in den saueren Apfel beißen und die derzeit verlangten 999 Euro auf den Tisch legen – viel Geld, aber eben auch für ein attraktives, gut verarbeitetes Smartphone mit vorbildlichem Display und einer erstklassigen Kamera.