Videotest
Verarbeitung und das „Wolverine Back“
Das G Flex ist ein High-End Smartphone. Und wie sich für diese Kategorie gehört, kommt es mit einer entsprechend guten Verarbeitung. Nicht nur die vordere Seite ist sicher gegen Kratzer geschützt, sondern auch die Rückseite. Was auf den ersten Blick wie aussieht, günstiger Kunststoff, ist eine Innovation. „Wolverine Back“, so heißt die nicht abnehmbare Rückseite, die selbstheilend ist. Leichte Kratzer, die man sich so im täglichen Leben einholt, verschwinden innerhalb von Sekunden. Die Technologie ist angewiesen auf Wärme. Prinzipiell gilt bis zu einem bestimmten Grad: Je wärmer desto besser. Bei circa 28 Grad Celsius verheilt ein 0,75mm tiefer Kratzer innerhalb von 5 Minuten. Falls die Wärme nicht vorhanden ist, kann man das Material warmreiben. Alles was tiefer als 0,75mm ist kann nicht mehr instand gesetzt werden und ist für immer sichtbar.
In den Händen liegt das G Flex ganz bequem und fühlt hochwertig an. Mit einer Höhe von 160mm ist es nicht gerade das kleinste Smartphone. Eine Einhandbedienung ist bei normalgroßen Händen kaum möglich, auch wenn es gebogen ist. Was uns aber etwas erstaunt hat ist die geringe Masse für so ein großes Gerät: 177g wiegt das G Flex. Das ist vollkommen okay, wenn man sieht, dass kleinere Smartphones genau so viel Masse haben.
Akku und Speicher
Wie anfangs gesagt, ist das Gehäuse festverschlossen. Der flexible Akku mit einer Nennladung von 3.500mAh hält bei einer sehr aggressiven Nutzung einen Tag. Wenn man das Telefon normal verwendet, das heißt eine Stunde Telefonie, 1 Stunde YouTube sowie 1 Stunde Facebook und Twitter, dann erreicht man schon 2 Tage. Der interne Speicher bei dem G Flex schafft es auf 32GB. Davon stehen dem Nutzer 24GB frei zur Verfügung. Eine Erweiterung über eine Speicherkarte ist nicht möglich.
Warum ist das G Flex konkav?
Laut LG Electronics gibt es sehr viele Vorteile für diese Bauform. Wir haben aber dennoch unsere Zweifel:
- Ein Grund ist die Flexibilität des Displays sowie Akkus. Beide Komponenten lassen sich bewegen, wenn sie frei wären, was aber nicht der Fall ist, denn das Gehäuse ist nicht flexible, sondern nur leicht elastisch. Man kann das Gerät mit etwas Kraft gerade drücken. Aber warum sollte man ein gebogenes Smartphone plattdrücken? LG sagt: „Es würde dem G Flex nichts ausmachen, falls man darauf etwas hinstellt – die Belastung liegt bei 100kg“. Aber noch einmal die Frage: Warum sollte man so etwas tun?
- Ein weiterer Grund: Durch die Krümmung ist das Mikrofon näher am Mund. Deshalb soll sich die Sprache beim Telefonieren verbessern. Auch hier zählt das Argument nicht, finden wir. Jedes Gerät heutzutage besitzt eine nahezu perfekte oder sehr gute Sprachqualität. Diese Produkte sind aber nicht konkav.
- Der dritte Vorteil kommt aus der TV-Industrie: Man möchte dem Smartphone-Nutzer eine Panorama-Perspektive bieten, in welcher er einen natürlichen Winkel zum Inhalt hat. Eine Distanz von 30cm bei 6-Zoll sei Äquivalenz zu 3 Metern bei 60-Zoll. Filme gucken auf dem G Flex macht spaß. Aber nicht deshalb, weil das Display gebogen ist.
Es gibt noch viele weitere Gründe, die LG nennt. Zum Beispiel: Aufgrund der Bauform kann das Telefon problemlos in die Gesäßtasche gesteckt werden. Oder die Resonanz der Lautsprecher kommt besser zur Geltung. Einiges davon ist richtig und nützlich, anderes wiederum wirklich sinnlos. Was aber übrig bleibt ist die Tatsache, dass es sich bei dem G Flex um einen ersten Schritt handelt. Das Telefon zeigt schon jetzt, wohin die Reise in den nächsten 10 Jahren gehen wird.
Kamera
Die Kamera auf der vorderen Seite löst mit 2,1-Megapixeln auf. Die Qualität ist für Videotelefonie und Selfies absolut ausreichend. Die Kamera auf der Rückseite löst mit 13-Megapixeln auf. Eine hohe Auflösung gibt es nicht nur für Fotographie: Das G Flex kann Videos in 4K Ultra High Definition bei durchschnittlich 27 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. LG hat bei dem Telefon einen etwas größeren Fotosensor verbaut, als sonst. Außerdem wurde die Pixelgröße erhöht. Insgesamt macht das G Flex tolle Fotos. Die Farben sind nicht verwaschen und wirken sehr echt. Es gibt einen guten HDR-Modus für Aufnahmen mit Gegenlicht. Bildschärfe ist ein Punkt, wo die Kamera Schwäche zeigt. Hier hätte LG mit einem optischen Bildstabilisator gegensteuern können, wie bei dem G2. Das ist eine Selbstverständlichkeit bei High-End Geräten, finden wir.
Display
Das 1mm dünne OLED-Display, das auf Kunststoff basiert, ist 6-Zoll in der Diagonale groß. Es ist wie anfangs gesagt flexible, biegbar und zu dem widerstandsfest. Leider ist die Auflösung gering: High Definition, 1.280*720 Pixel. Das mag vielleicht für ein Motorola Moto G oder ein ähnliches Smartphone gut sein, aber bei einem High-End Gerät gehört sich das nicht. Wer bisher nur hochauflösende Displays gewohnt war, wird den hier Unterschied sofort merken. Ansonsten sind die Farben ganz okay und der Blickwinkel ist stabil.
Zusammenfassung
Das G Flex von LG Electronics ist ein innovatives Smartphone, das richtungsweisend ist. Nicht nur wegen des Displays und flexiblen Akkus, sondern auch wegen der selbstheilenden Rückseite. In der aktuellen Form jedoch, und das wortwörtlich gemeint, hat das G Flex kaum einen Nutzen. Es ist krumm, aber man kann wenig damit anfangen. Was uns gut gefallen hat: der ausdauernde Akku, die klare Sprachqualität beim Telefonieren und auch der deutliche Lautsprecher. Das G Flex ist nicht schwer und trotzt seiner Größe relativ kompakt. Die Rear-Key-Bedienung ist nützlich und man gewöhnt sich schnell daran. Was uns nicht gut gefallen hat: die geringe Display-Auflösung sowie das fehlende OIS in der Kamera. Wer ein großes Display, ein beständiges und leicht elastisches Gehäuse mit starkem Akku haben möchte, für denjenigen ist das G Flex empfehlenswert. Ansonsten gibt’s noch viele weitere Alternativen, wie zum Beispiel das Galaxy Note 3 von Samsung Electronics.