Der Amazon Kindle Paperwhite erhält 2018 ein umfangreiches Update. Wird aber auch Zeit! – werden sich viele E-Book-Fans denken. Schließlich ist sein letzter Refresh über drei Jahre her. Dabei ist der neue Amazon Kindle Paperwhite nun dünner und leichter, spielt Audible-Hörbücher über Bluetooth ab, kommt mit mehr Speicherplatz und erfüllt einen großen Wunsch vieler Nutzer – er ist wasserfest nach IPX8-Zertifizierung. Wir haben ihn nun seit einer Woche im Test und berichten hier von unseren Erfahrungen.
Optik & Verarbeitung
Der Amazon Kindle Paperwhite 2018 ist wasserfest nach IPX8. Laut Amazon überlebt das Gerät damit unter 2 m Wasser 60 Minuten, bevor Flüssigkeit eindringt. Das gilt jedoch nur für Süßwasser ohne Zusätze. Im salzigen Meer sollte der Paperwhite nicht in Kontakt mit Wasser kommen. Auch eine Badewanne mit Badezusätzen könnte kritisch sein. Dass der Kindle Paperwhite Kontakt mit Säure meiden sollte, muss kaum extra erwähnt werden.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch legten wir im Test das Paperwhite 2018 etwa 30 cm tief für 60 min ins Wasserbad. Trotz IPX8-Zertifizierung fühlt es sich irgendwie falsch an, ein elektronisches Gerät unter Wasser zu tauchen. Dem Paperwhite 2018 machte der Tauchgang nichts aus. Zwar führte das Wasser einige unbeabsichtigte Touch-Gesten durch. Doch sobald der E-Reader jedoch wieder trocken war, funktioniert alles reibungslos. Allerdings mussten wir schon ordentlich schütteln und klopfen, bis der letzte Tropfen aus dem offenen Micro-USB verschwand.
Kindle Paperwhite 2018
Beim Code IPX8 der Zertifizierung steht die erste Stelle, also das X, für die Staubdichtigkeit, die zweite Stelle, also die Nummer 8, für die Wasserfestigkeit. Das X bedeutet, dass das Gerät nicht auf seine Staubdichtigkeit getestet wurde. Amazon versicherte uns auf Nachfrage jedoch, dass es wie beim Vorgänger kein Problem sei, das Paperwhite 2018 zum Beispiel am Strand in den Sand zu legen.
Amazon hat auch an den Maßen geschraubt. So ist der neue E-Book-Reader mit 8,1 etwa 1 mm dünner als sein Vorgänger. Außerdem wiegt er mit 182 g in der WLAN- und 191 g in der 4G-Variante weniger als sein Vorgänger mit 205 g, beziehungsweise 217 g. Diese Gewichtsersparnis von 23 g, beziehungsweise 26 g mag wenig erscheinen. Allerdings halten die meisten den E-Reader beim Lesen mit zwei oder drei Fingern an einer Ecke fest. Aufgrund der Hebelwirkung machen sich so auch schon wenige Gramm bemerkbar und lassen die Hand weniger schnell ermüden.
Bei der Rückseite hat sich wenig getan. Nach wie vor sorgt der gummierte Kunststoff für einen guten Halt in der Hand. Trotzdem hätten wir uns an dieser Stelle ein hochwertigeres Material gewünscht. Die Vorderseite ist nun plan. Dadurch verfängt sich nicht nur weniger Schmutz, sie sieht auch deutlich moderner aus.
Hülle
Aufgrund der leicht geschrumpften Maße passen die Hüllen des alten Paperwhite nicht mehr. Für den Test des Kindle Paperwhite 2018 schickte uns Amazon eine Klapphülle in Bordeaux mit. Sie besteht zu großen Teilen aus festem Leder. Die Schale, welche das Kindle umschließt, ist aus Kunststoff.
Die Lederhülle sitzt sehr fest und sicher am Paperwhite. Seine Klappe schließt über Magnete zuverlässig, bei einem Sturz öffnet sie sich nicht schon in der Luft, sondern erst mit dem Bodenkontakt. Auf Wunsch klappt sie sich zum besseren Lesen komplett nach hinten um und hält auch dort ihre Position über Magnete. Beim Öffnen und Schließen der Klappe schaltet sich das Gerät selbstständig an und wieder aus. Im geschlossenen Zustand sind sowohl Lade-Port, als auch On-/Off-Taster erreichbar.
Insgesamt bietet sie einen zuverlässigen Schutz, ist jedoch mit 40 Euro vergleichsweise teuer. Auch Dritthersteller bieten für das Paperwhite Hüllen an, die ebenfalls das Gerät zuverlässig schützen, aber deutlich günstiger sind.
Speicher
Amazon hat den Speicher im Vergleich zum Vorgängermodell auf 8 GByte verdoppelt. Wer will, kann gegen einen Aufpreis auch eine Variante mit 32 GByte kaufen. Dabei werden sich die allermeisten sehr schwer damit tun, den Speicher allein mit E-Books voll zu bekommen.
Hörbücher
Sinnvoll ist die Version mit 32 GByte vor allem für all jene, die die neue Audible Hörbuch-Funktion nutzen und die Audio-Dateien dafür auf dem Gerät Speicher wollen. Das von uns heruntergeladene Hörbuch „Der Insasse“ von Sebastian Fitzek dauert 9 Stunden und 13 Minuten und belegt etwa 250 MByte auf dem Gerät. Hochgerechnet passen also weit über 100 Hörbücher vergleichbarer Länge auf das Paperwhite 2018.
Für die Wiedergabe der Hörbücher benötigt der E-Reader eine Bluetooth-Box (Vergleichstest Outdoor Bluetooth-Boxen) oder Bluetooth-Kopfhörer. Eine 3,5-mm-Klinkenbuchse besitzt der Paperwhite 2018 nicht. Im Test funktioniert die Bluetooth-Verbindung anstandslos. Auffällig war die hohe maximale Lautstärke des Geräts.
Wenn in der Amazon-Cloud ein und dasselbe Buch als E-Book und als Hörbuch gespeichert ist, synchronisiert Amazon den Lese-, beziehungsweise Hörfortschritt mit allen Geräten. MP3-Dateien gibt der Paperwhite 2018 von Haus aus nicht wieder. Man wolle den Nutzer nicht unnötig mit zusätzlichen Features überhäufen und ablenken, begründete Amazon auf Nachfrage diese Entscheidung.
So richtig Sinn ergibt Audible für Kunden von Amazon Unlimited, denn sie können viele Hörbücher ohne weitere Kosten nutzen. Natürlich verkauft Amazon wie gewohnt Hörbücher und die dazugehörigen E-Books über ihren Online-Shop oder direkt auf dem E-Book-Reader.
Display
Das Display ist im Vergleich zum Vorgänger unverändert. Das macht nichts. Denn noch immer ist es eines der besten am Markt. Das 6-Zoll-Display löst mit 300 ppi auf, einzelne Pixel sind so kaum auszumachen, alles ist sehr scharf. Das Schutzglas auf dem Display ist entspiegelt, selbst bei direkter Sonneneinstrahlung ist alles sehr gut zu erkennen. Auch die Blickwinkel sind nach wie vor hervorragend. Beim Umblättern auf die nächste Seite schimmert nur in seltenen Fällen Schrift der zuvor gelesenen Seite durch.
Das Paperwhite 2018 nutzt für die Beleuchtung des Displays nun fünf statt bisher vier LEDs, um das Display gleichmäßiger auszuleuchten und eine höhere maximale Helligkeit zu erzielen. Im Test fielen uns nur beim ganz genauen Hinschauen Unterschiede auf. Egal mit fünf oder vier LEDs, die Ausleuchtung ist hell und gleichmäßig, unangenehme Lichthöfe gibt es keine.
Über einen Helligkeitssensor verfügt das Kindle Paperwhite 2018 nicht. Im Sonnenlicht muss man nach wie vor daran denken, die Displaybeleuchtung auszuschalten, um nicht Akkuladung zu verschwenden.
Ähnlich wie beim deutlich teureren Kindle Oasis, hätten wir uns auch hier schmalere Displayränder gewünscht. Auch vermissen wir nach wie vor physische Tasten zum Umblättern – ebenfalls bei Oasis vorhanden. Wer beim Paperwhite umblättern will, tippt dafür in den äußeren Bereich einer Buchseite auf dem Touchscreen.
Akku
Die Akkulaufzeit soll mit sechs Wochen bei täglich 30 min gleichgeblieben sein. Hochgerechnet kommt der Paperwhite 2018 so laut Amazon auf 21 Stunden Dauernutzung. Im Test schrumpfte die Akkuladung nach einer Stunde Betrieb auf mittlerer Helligkeit um 5 Prozentpunkte, was die Herstellerangabe zur Akkulaufzeit im Grunde bestätigt. Das ist eine beachtliche Leistung, schließlich ist das Gerät etwas dünner, leichter und heller als sein Vorgänger. Zum Laden setzt der E-Book-Reader nach wie vor auf Micro-USB statt USB-C.
Software
Mit dem Kindle Paperwhite 2018 führt Amazon Nutzerprofile für Schriftart, -ausrichtung und -größe ein. Diese neue Funktion wird genauso wie der leicht angepasste Homescreen auf allen Kindle-Geräten ab dem Kindle Paperwhite 6. Generation (2013) ausgerollt.
Kindle Paperwhite 2018: Die komplette Einrichtung in Bildern
Ansonsten zeigt sich die Nutzerführung wie von anderen Kindle-Geräte gewohnt durchdacht und logisch. Wer beim Lesen ein Wort markiert, bekommt direkt dazu den passenden Duden-, oder Wikipedia-Eintrag angezeigt. Auf Wunsch übersetzt der Kindle Paperwhite sogar.
Im Buch blättert ein Druck auf die rechte oder linke Seite vor, beziehungsweise zurück. Ein Druck auf den oberen Bereich führt in die Optionen, um zum Beispiel die Helligkeit der Hintergrundbeleuchtung in 24 Stufen anzupassen.
Wie bei Kindle-Geräten üblich, greift der Paperwhite für neue Bücher oder Hörbücher auf dem Amazon-Shop zu. Wer E-Books mit einem Amazon-fremden Format darauf lesen will, muss die Dateien umständlich umwandeln und auf dem Paperwhite speichern – einer der großen Nachteile aller Kindle-Geräte.
Preis & Verfügbarkeit
Der Amazon Kindle Paperwhite 2018 kostet mit 8 GByte Speicher knapp 120 Euro. Mit 32 GByte Speicher fallen 150 Euro an, für die 32-GByte-Variante mit 4G LTE 230 Euro. Amazon bietet auch wieder passende Hüllen an. Sie kosten je nach Ausführung zwischen 30 und 50 Euro.
Fazit
Beim Kindle Paperwhite 2018 hat Amazon vor allem einen Nutzerwunsch umgesetzt: Der E-Book-Reader ist nun wasserfest nach IPX8. Damit soll er in 2 m Tiefe 60 min durchhalten, bevor Wasser eindringt. Toll für alle, die den Paperwhite gerne am Pool, am Meer oder in der Badewanne nutzen.
Er ist im Vergleich zum Vorgänger etwas dünner und leichter geworden, um ihn länger mit einer Hand ermüdungsfrei halten zu können. Wirklich entscheidend ist das jedoch nicht und fiel im Test kaum auf. Ebenfalls kaum aufgefallen ist die etwas bessere Ausleuchtung und die erhöhte maximale Helligkeit.
Für das nächste Mal wünschen wir uns ähnlich wie beim aktuellen Kindle Oasis ein größeres Display, schmalere Displayränder, physische Blättertasten und hochwertige Materialien auf der Rückseite.
Ein Wechsel von der Vorgängergeneration ist für die meisten Anwender nicht nötig, vor allem weil das Display gleich geblieben ist. Selbst mit nochmal älteren Kindle-Paperwhite-Versionen werden viele nach wie vor zufrieden sein. Aber einen Wechsel will Amazon auch nicht unbedingt. Schließlich verdient Amazon an der eigenen Kindle-Hardware traditionell wenig, ihr Geschäftsmodell fußt auf der Nutzung der Reader und dem Kauf von E-Books.
Einen guten Grund zum Wechseln gibt es dann doch: Sollte das alte Paperwhite ins Wasser fallen und Schaden nehmen, können E-Book-Fans getrost zum neuen Modell greifen.