Das One M9 repräsentiert die dritte Generation der One-Mx-Reihe. Wie es der Zufall so möchte, ist es gleichlaufend auch das neunte Flaggschiff-Telefon in der Geschichte von HTC; es markiert einen neuen Meilenstein. Mit One M9 hat HTC seine Evolution weitergeführt. Schon vorab gesagt: Es ist keine bahnbrechende Neuentwicklung, sondern eine geringfügige Aktualisierung.
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Design
Das One M9 sieht seinem Vorgänger, dem One (M8) , sehr ähnlich. Laut HTC selbst ist das Aussehen eine Synthese aus beiden Smartphones One (M7) und One (M8). Während das Vorzeigegerät aus dem Jahr 2014 eher ergonomisch, aber leicht rutschig war, hatte das One (M7) aus 2013 eine gewisse Präzision und strahlte Maskulinität aus. Das One M9 kombiniert all diese Charakteristiken: es ist solide gebaut, fühlt sich stark und robust an, liegt sehr gut in der Hand und ist nicht glatt wie sein Vorgänger. Diese Eigenschaften haben uns gefallen.
Da draußen im großen World Wide Web gibt es viele interessierte Käufer, die dieses Design mögen – parallel dazu gibt es auch Stimmen, die die leicht veränderte Optik kritisieren, weil sie nicht signifikant anders aussieht, als in den Generationen zuvor. Zu welcher Gruppe gehört Ihr?
Die repräsentative Realität existiert aber nicht in Blogs und Foren. Die, die gerade rebellieren, gehören einer kleinen Minderheit an. Der Masse wird es kaum auffallen, dass One (M8) und One M9 große Ähnlichkeiten haben. Und wenn doch, dann interessiert es niemanden, wie der Vorgänger ausgesehen hat. Status quo: Es ist ein wunderschönes Smartphone mit einer hervorragenden Verarbeitung, das aus jedem Blickwinkel Hochwertigkeit ausstrahlt. Dazu kommt, dass das One M9 nicht nur mit dem Schein, sondern auch mit dem Sein überzeugt. Nicht immer muss etwas verändert werden, damit es gut ankommt. Manchmal sind es simple Dinge, die gut funktionieren. Fragt Apple ...
Verarbeitung
Die Rückseite des One M9 ist gehärtet und verfügt über eine lang anhaltende Antikratz-Schicht. Hier verspricht man mehr Resistenz gegen Gebrauchsspuren – ob das so hinhaut, wird die Nutzung über einen längeren Zeitraum zeigen. Mit dem One M9 führt HTC erstmals eine industrieweite Verarbeitungsmethode ein, die sich Dual Finish nennt. Dabei wird ein Teil des Aluminiumgehäuses mit einem anderem kombiniert. So entstehen die harten aber griffigen Kanten, die um den Korpus fließen. Was am Ende raus kommt, kann beispielsweise so aussehen: silberglänzende Rückseite mit Metalloptik plus ein goldener Rahmen. Wem dieses juwelenartige Aussehen nicht gefällt, der kann auch zu Gunmetal on Gunmetal, Pink on Gold oder Gold on Gold zurückgreifen. Das sind die anderen drei Farben, die noch zur Verfügung stehen
Größe
Im direkten Vergleich zu dem One (M8) ist das One M9 etwas kleiner und schmaler geworden. Es ist nicht maßgeblich viel und entsprechend auch nicht nennenswert, aber für eine präzisere Vorstellung: Ja, die Dimensionen sind so ungefähr wie bei einem One (M8) – nur ist es ein komplett anderes Gefühl. Verändert hat sich auch die vordere Seite. Sie besteht nicht mehr aus einzelnen Kunststoffteilen, sondern aus einer einzigen Metallplatine mit leicht dünneren Rändern. Der von vielen gehasste schwarze Balken, unter dem sich die Antriebstechnik für das Display befindet, hat in der Höhe abgenommen. Abgenommen hat auch die Masse etwas: statt 160 sind es nun 157 Gramm. Zugenommen dagegen hat die Dicke.
Bedienung
Wie anfangs gesagt, sitzt das Telefon sicher und fest in der Handfläche; es hat eine angenehme Balance und eine gute Gewichtsverteilung. Auf einer flachen Ebene macht es ebenfalls einen soliden und ausgeglichen Eindruck, denn die Optik der Kamera auf der Rückseite ragt etwas aus dem Gehäuse heraus. Dies scheint wohl ein neuer Trend aller Hersteller zu sein: erst Apple mit den neuen iPhones, jetzt Samsung Electronics und HTC mit dem Galaxy S6, Galaxy S6 Edge beziehungsweise One M9 und bald auch LG Electronics mit seinem LG G4.
Bei dem One M9 hat HTC einen Bewegungssensor eingebaut, so wie man ihn von dem One (M8) kennt. Man kann das Telefon in die Hand nehmen und dann zweimal auf das Display tippen. Nach dieser Geste schalten sich die Hintergrundbeleuchtung der Anzeige sowie das Touchpanel ein, sodass man das Smartphone direkt entsperren kann. Dies ist nur eine von vielen Gesten, die einen schnellen und/oder direkten Zugriff auf Funktionen ermöglichen. Die Wichtigste ist ab Werk deaktiviert und muss zunächst in den Einstellungen eingeschaltet werden. Ist dies einmal getan, kann man das One M9 aus einer liegenden Position in die Hand nehmen und dabei einer der Lautstärketasten betätigen. Dann startet die Kamera für einen Moment, der festgehalten werden muss.
Das One M9 hat auf rechten Seite drei Knöpfe. Ganz oben für Lautstärke-Plus, in der Mitte für Lautstärke-Minus und unten befindet sich der An/Aus-Schalter. Dieser hat zwar die gleiche Höhe wie die zwei anderen Tasten, besitzt aber eine Riffelung auf der Oberfläche. Trotz dieser haptischen Hilfe und zwei Wochen Nutzung fällt es mir jetzt noch schwer, blind und richtig auf die Tasten zu tippen. Hier hat HTC seinen Nutzern zu viel Feingefühl zugemutet.
Kamera
Die Kamera auf der vorderen Seite hat eine Auflösung von 4,1 Megapixeln. HTC verwendet hier seine UltraPixel-Technologie, die 300 Prozent mehr Licht einfangen kann, als herkömmliche 13-Megapixel-Kameras. Realisiert wird das über einen Bildsensor mit größeren Bildpunkten. Gerade in schlecht beleuchteten Szenarien bekommt man sensationelle Ergebnisse. Es ist eine exzellente Kamera für Selbstaufnahmen. Wäre da nicht ein kleines Problem: In der aktuellen Software gibt es eine pinke und manchmal auch rote Farbüberlagerung im Gesicht. Dies ist nicht immer der Fall, aber manchmal. Ein Update könnte diesen Fehler beheben.
Die Hauptkamera hat einen Bildsensor von Toshiba erhalten. Dieser 1/2,4 Zoll große rückwärtig belichtete Sensor mit einer Pixelkantenlänge von 1,12 Mikrometer hat eine Auflösung von 20,2 Megapixeln. Die davor sitzende Optik hat eine Blende von F/2,2 und wird am Ende von einem Saphirglas geschützt. Die Kamera kann auch Videos in dem Format 4K Ultra High Definition mit einer Bildwiederholungsfrequenz von 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. Dazu kommt, dass der der Bildsensor das Rohdatenformat RAW unterstützt. Doch seitens HTC gibt es keine Anwendung dafür, deshalb benötigt man hierfür eine Drittanbieter-Applikation mit nativer Schnittstelle aus dem Google Play Store.
Die Kamera-Applikation von HTC ist einfach zu bedienen. Alles ist übersichtlich und einfach gestaltet, viele Funktionen und Einstellungen sind mit herkömmlichen Symbolen gekennzeichnet. Das ist einfach in der Handhabung. Neu sind zahlreiche Effekte: Aufnahmen lassen sich mit verschiedenen Formen oder anderen Fotos mit Masken überlagern. Es können auch bewegte Animationen hinzugefügt oder die Gesichter zweier Personen miteinander kombiniert werden. Das sind wirklich sehr coole Funktionen und sie machen sehr viel Spaß – kein anderer Hersteller hat solche umfangreiche Features.
Sprechen wir über die Qualität: Die Kamera bei einem One-Smartphone war schon immer so ein Thema. Mal war die Qualität super, aber die Auflösung gering. Jetzt in der dritten Generation ist die Auflösung super, aber das Qualitätsniveau ist nicht besonders hoch. Bilder, die man tagsüber schießt, sehen verwaschen aus. Es fehlt an Farbdynamik und Sättigung. Die automatische Belichtung reagiert nicht korrekt auf die Umgebung. Auch der Fokus arbeitet nicht zuverlässig. In Gänze sehen die Bilder erst einmal gut aus, zoomt man jedoch und schaut sich das Detaillierte an, so wird einem klar, dass da viel Schärfe fehlt. Diese Leistung ist mittelmäßig. Ein Flaggschiff-Smartphone sollte mit viel Licht auch viel anfangen können, vor allem im Jahr 2015. Teilweise gibt es Smartphones aus der HTC-Desire-Reihe , die bessere Aufnahmen machen. Die Königsdisziplin ist – wie Ihr sicherlich wisst – die Performance in dunklen Szenarien. Hier schneidet das One M9 schlecht ab: in der Automatik stellt sich die ISO auf 1600 und versucht somit viel Rauschen. Videos im Format 4K UHD oder selbst Full HD sind zittrig und verderben einem den Spaß. Selbst jemand, der mit einer ruhige Hand gesegnet ist, schafft es nicht immer, mit dem One M9 stabile Aufnahmen einzufangen. Dazu kommt, dass der Fokus ab und zu unnatürlich pumpt. Hier wäre ein optischer Bildstabilisator genau das Richtige. Wir haben auch alternative Kamera-Apps eingesetzt, um zu prüfen, woran es denn liegt: Die Bildqualität mit Google Camera & Co. ist genauso schlecht. Schuld ist demnach nicht die Software von HTC, sondern der Bildsensor von Toshiba. Insgesamt ist die Kamera nicht so überzeugend, viel bedeutender sind da die nützlichen und witzigen Software-Funktionen.
Kamerabilder
Kamerabilder des HTC One M9
Display
Die Anzeige des HTC One M9 ist 5 Zoll in der Diagonale groß. Das sind 127 Millimeter. Es ist ein IPS-LCD mit einer Auflösung von 1920 × 1080 Pixeln. Wie auch in den vorherigen Generationen, ist das Display nahezu perfekt: es hat ein schönes und neutrales Weiß, ein dunkles Schwarz sowie sehr realitätsnahe Farben. Helligkeit und Sensitivität sind ebenfalls prima. Die Bildschärfe beträgt bei 2 Millionen Bildpunkten 441 Pixel pro Zoll. Natürlich geht es hochauflösender, doch das reicht vollkommen aus. Bilder und Texte werden gestochen scharf dargestellt. Das Display-Oberflächenverhältnis beträgt 68,4 Prozent. Beim One (M8) aus dem Jahr 2014 waren es noch 66,6 Prozent. Zwar nicht viel, aber hier hat HTC optimiert.
Klang und Empfang
Bei dem One M9 hat HTC einen oben drauf gelegt: Die Lautsprecher sind lauter, klarer und dazu gibt es Unterstützung für Dolby Audio Surround. In den Einstellungen kann man darüber entscheiden, wie der Klang über Kopfhörer und Lautsprecher konfiguriert werden soll. Die mitgelieferten Headsets sind qualitativ und bieten ein differenziertes Klangbild.
Der Empfang mit dem One M9 ist ausgezeichnet. Telefonie und mobiles Internet mit Vodafone sowie Telefónica Germany waren in unserem Test tadellos.
Akku
Im One M9 sitzt ein Lithium-Polymer-Akku mit einer Nennladung von 2840 Milliamperestunden. Bei einer intensiven Nutzung, das heißt, Facebook, Twitter, Instagram, Musikwiedergabe über Lautsprecher oder Bluetooth-A2DP, die Nutzung der Kamera das sowie Surfen im Internet, haben wir rund 8 Stunden erreicht. Das ist etwas wenig. Die Bereitschaftszeit lag bei knapp vier Tagen. In der Regel erreicht man jedoch die 10 bis 15 Stunden, wenn die Nutzung moderat ist. Das Aufladen mit dem mitgelieferten 1,5 Ampere starken Netzteil dauerte in unserem Test knapp 2:36 Stunden. Für ein schnelleres Laden beherrscht das One M9 die QuickCharge-2.0-Technologie von Qualcomm. Allerdings braucht man hier das zusätzlich erhältliche HTC-Rapid-Charge-2.0-Netzteil.
Speicher
In Deutschland und in vielen anderen Ländern auch kommt das One M9 mit einem fest eingebauten Speicher von 32 GByte. Dabei stehen dem Nutzer lediglich 25 GByte frei zur Verfügung. An den Seiten des Smartphones kann unter anderem auch im laufenden Betrieb eine microSDXC-Speicherkarte und/oder eine nanoSIM-Karte vom Typ 4FF eingesetzt werden. So kann der Speicher um bis zu 200 GByte erweitert werden.
System
Im Inneren des HTC One M9 arbeitet ein Qualcomm Snapdragon 810. Es ist ein 64-Bit basierender Octa-Core-Prozessor mit je 4 × 2GHz und 4 × 1,5GHz. Der DDR4-RAM hat eine Größe von 3 GByte. In das mobile Internet geht das Telefon über LTE Cat 6 mit bis zu 300 Mbit/s. Für den lokalen Zugang steht WLAN 802.11 ac mit 2,4 und 5 GHz zur Verfügung. Das persönliche Netz kann über Bluetooth 4.1, NFC oder Infrarot verwenden. Für das Letztere gibt es eine neue Applikation, womit sich Geräte wie Fernseher oder Receiver bedienen lassen. Das One M9 ist mit HTC Sense 7 ausgestattet, das zugrunde liegende Betriebssystem ist Android OS 5.0 Lollipop.
In der neuesten Version gibt es neben dem Üblichen ein neues Widget für die Startseite: Es nennt sich Sense Home und ist in seiner Funktion intelligent – heißt es. Das Feature kategorisiert verschiedene auf dem Telefon installierte Apps und schlägt sie mir für die Benutzung automatisch vor. Unterteilt wird alles nach Zuhause, Arbeit und Unterwegs. Die Vorhersagen basieren auf die Nutzung einer App. Zum Beispiel wird gezählt, wie oft und vor allem wo ich was verwende. Mit dieser Erkenntnis werden auch Empfehlungen aus dem Google Play Store ausgesprochen. In meiner Erfahrung konnte ich mit der angebotenen Funktion nichts anfangen, weil Sense Home nicht immer richtig lag. Meistens habe ich meine gewünschte App direkt aus dem Hauptmenü gestartet – das klappte schneller und direkter. Ich finde die Idee hinter diesem Widget zwar interessant, doch noch wirkt das alles etwas unausgereift.
Produktbilder des HTC One M9
Eines der wichtigsten Features von Sense 7 ist die neue Theme Engine. Ein One-M9-Nutzer kann sein HTC-Smartphone nativ so stark individualisieren wie noch nie zuvor. Es gibt zahlreiche fertige Skins, die mit einem Klick installiert und aktiviert werden können. Wenn ich die Motivation und auch Zeit habe, kann ich das Aussehen sogar selbst komponieren. Die Rede ist dabei nicht von einem Hintergrundbild und paar Farben, sondern wirklich von der gesamten Optik. Dazu zählen die Schriftarten, App-Symbole, Farbschemata, Texturen, Konturen, Töne und vieles mehr. Wem die Zeit fehlt, der kann auch einfach ein Bild mit der Kamera knipsen und basierend darauf ein Theme fertigen lassen. Das klappte in unserem Test hervorragend und vor allem schnell. Wer viel Wert auf Individualisierung und Abwechslung legt, der wird diese Funktion lieben.
Zusammenfassung
Einige von Euch haben sicherlich ein HTC One (M8) und Ihr fragt Euch, ob Ihr nicht auf das neue One M9 upgraden sollt? Wir würden es nicht machen. Nicht weil es keine Unterschiede gibt, sondern weil die Veränderungen einfach nicht ausschlaggebend sind. Das One M9 ist definitiv ein Premium-Smartphone. So zeigt es sich, so verhält es sich und vor fühlt es sich so an. Zu den positiven Punkten zählen das leuchtstarke Display mit nahezu perfekter Darstellung, der kristallklare Klang der BoomSound-Lautsprecher, die sehr hochwertige Verarbeitung sowie eine starke, schnelle und übersichtliche Software. Schwächen gibt es auch: die Kamera ist gelinde gesagt bescheiden – ob Foto oder Video, die Ergebnisse sind glanzlos. Der Akku hat im Vergleich zu der vorherigen Generation keine großen Sprünge gemacht.
Wenn ich mir rückblickend das One (M7) und One (M8) anschaue, dann fehlt mir beim One M9 ein echtes „Wow“. Egal, ob es das Design ist, die Software, die Stereolautsprecher oder etwas Radikales wie die 4-Megapixel-Kamera – mit Punkten wie diesen konnte HTC schon immer beeindrucken. Das One M9 ist trotzdem kein schlechtes Smartphone. Sehr viele Dinge wurden richtig gemacht. Aktuell ist es, trotz aller Kritik, mein primäres Gerät.