Amazon verspricht mit der neuen Generation der Echo-Smart-Speaker aus dem Jahr 2018 vor allem einen besseren Klang. Der kleine Amazon Echo Dot (Testbericht) löst dieses Versprechen ein und beeindruckte uns mit verhältnismäßig klarem Sound und einem Hauch von Bass. Allzu viel sollte man freilich nicht erwarten, schließlich ist der Echo Dot nicht viel größer als ein Handteller. Doch die klangliche Verbesserung gegenüber seinem direkten Vorgänger ist enorm. Der große Bruder Echo Plus ist zumindest größer. Wie wirkt sich das auf den Klang aus?
Klang
Unsere Erwartungen waren also hoch. Auspacken, Anschließen, Einrichten, „Alexa, spiele Iron Maiden“. Und tatsächlich wurden wir nicht enttäuscht. Der neue Echo Plus ist lauter als der alte, mit glasklaren Höhen und einem Bass, der diese Bezeichnung verdient. Im ersten Moment fühlte er sich gar etwas zu basslastig an. Das liegt aber in erster Linie daran, dass die bisherigen Echo-Lautsprecher davon viel zu wenig hatten.
Nach kurzer Zeit haben wir uns an das Klangbild des neuen Echo Plus gewöhnt. Es wirkt ausgewogen und voll – so macht es Spaß, Musik zu hören. Klanglich hängt er dank 76-mm-Woofer und 20-mm-Hochtonlautsprecher auch den Ende 2017 veröffentlichten Amazon Echo der 2. Generation mit seinem 63-mm-Woofer und 16-mm-Hochtöner ab.
Amazon ermöglicht seit September 2018 bei allen seinen Echo-Geräten den Zugriff auf den Equalizer. Dort können Nutzer beim Bass, den Mitten und den Höhen das Frequenzband zwischen minus und plus 6 dB variieren. Das funktioniert über Sprache, zum Beispiel mit dem Befehl Dreh den Bass auf! oder über die App in den Geräteeinstellungen.
Trotz der deutlichen Verbesserung des Klangs kann der Echo Plus nicht mit Vollblutlautsprechern mithalten. Im Vergleich zu einem etwa 200 Euro teuren Sonos 1 zog der Echo Dot der 2. Generation wenig überraschend in allen Bereichen den Kürzeren.
Spezifikationen
Mikrofone
Amazon Echo Plus 2018
Im Gegensatz zum Amazon Echo Dot 2018 (Testbericht) , bei dem Amazon die Anzahl der Mikrofone von sieben auf vier reduziert hat, sind beim Echo Plus 2018 noch immer sieben Mikrofone verbaut. Im Vergleich mit dem Vier-Mikrofon-Echo-Dot und konnten wir keine nennenswerten Unterschiede feststellen. In ruhigen Räumen reagieren beide Varianten unabhängig von der verbauten Mikrofonanzahl auch bei 10 m Entfernung sehr gut auf das Erkennungswort. Wenn der Echo Plus Musik abspielt oder Geräusche aus anderen Quellen hinzu kommen, muss man deutlich lauter sprechen, um die Störquellen zu überschallen. In der Praxis klappt das gut.
Apropos Erkennungswort: Amazon erlaubt bei seinen eigenen Echo-Geräten im Gegensatz zu Geräten mit Alexa-Funktionalität anderer Hersteller die Änderung von Alexa auf Amazon , Echo oder Computer – eine Referenz an die gerade unter Fans beliebte Sci-Fi-Serie Star Trek: The Next Generation .
Der Echo Plus 2 beantwortet Fragen nach Wetter und Verkehr, übersetzt Wörter in verschiedene Sprachen, steuert kompatible Smart-Home-Geräte, spielt Musik über verknüpfte Streaming-Dienste ab, setzt Timer und Erinnerungen und greift auf unzählige Apps zu, die bei Alexa Skills heißen. Der Sprachassistent hat auch Humor, wie diese lustigen Alexa-Befehle zeigen.
Konnektivität
Das Plus im Echo Plus steht für seine Smart-Home-Funktionalität. Der integrierte Zigbee-Hub steuert ohne Umweg über eine sonst nötige Bridge Smart-Home-Geräte, die auf den weit verbreiteten Zigbee-Standard setzen. Dazu gehören unter anderem LED-Lichter von Philips Hue und Osram Lightify (Marktübersicht: Licht steuern mit Alexa ), Logitech Harmony, Samsung SmartThings und viele mehr. Im Test funktionierte das problemlos.
Neu ist das im Echo Plus verbaute Thermometer. Auch damit sollen sich zukünftig Smart-Home-Geräte steuern lassen. Fällt die Temperatur unter einen definierten Punkt, dreht der Echo Plus zum Beispiel die Heizung auf. Steigt sie hingegen, senken sich die smarten Rollladen. Auf Wunsch sagt der Smart-Speaker mit dem Sprachbefehl Wie ist die Temperatur im Echo? auch die Raumtemperatur an.
Während der 2017er Echo Plus Audio über den 3,5-mm-Klinkenstecker lediglich nach außen gab, funktioniert der Klinkenstecker nun in beide Richtungen. Zusätzlich unterstützt er Advanced Audio Distribution Profile (A2DP) für Audiostreaming vom Mobilgerät auf Echo Plus oder vom Echo Plus auf einen Bluetooth-Lautsprecher (Vergleichstest) .
Optik
Größere Lautsprecher bedeuten besseren Klang. Das stimmt zwar nicht immer, ist aber eine solide Faustformel, an die sich auch Amazon gehalten hat. Deswegen geht der neue Echo Plus deutlich in die Breite. Im Gegensatz zum Vorgänger mit seinen 84 mm misst der Zylinder nun 99 mm im Durchmesser. Beim normalen Echo der 2. Generation sind es 88 mm. Amazon hat es jedoch geschafft, die Höhe deutlich zu verringern. Der neue Echo Plus ist mit 148 mm genauso hoch wie der normale Echo der 2. Generation und 87 mm kürzer als der Echo Plus aus dem Vorjahr.
Optisch wirkt er nun runder, verglichen mit dem schmalen, hohen 2017er Echo Plus fast schon dicklich. Ihn bedeckt eine Stoffummantelung, die in schwarz, grau und weiß zu haben ist. Der Stoff verleiht dem Smart-Speaker etwas sehr wohnliches, wodurch er sich dezent ins bestehende Interieur einpasst. Für die nächste Generation wünschen wir uns mehr Farbe. Ein knalliges Rot und Gelb. Oder von Künstlern designte Sondereditionen. Aber auch derart dezent gestaltet gefallen uns die neuen Echo Plus gut und besser als der Vorgänger.
Auf der Oberseite verbaut Amazon vier Taster. Zwei regeln die Lautstärke, während die anderen beiden die Mikrofone aus-, beziehungsweise Alexa einschalten. Beim Vorgänger war der gesamte obere Bereich ein Drehregler für die Lautstärke, was intuitiver funktioniert. Mehr als den Lautstärkering vermissen wir aber eine Musiksteuerung. Klar kann man jederzeit Alexa, Stopp! oder Alexa, nächster Song! rufen. Wenn wir aber ohnehin direkt neben dem Gerät stehen, wäre ein Tastendruck bequemer.
Auf der Rückseite sorgt ein Hohlstecker für die Stromversorgung über das mitgelieferte 30-Watt-Netzteil. USB-C wäre uns aufgrund der höheren Kompatibilität – natürlich – lieber gewesen. Aber Amazon wollte wohl kein Risiko eingehen. Denn die Gefahr bestünde, dass Nutzer ein USB-Netzteil mit zu wenig Watt wählt und dadurch der Echo Plus nicht so funktioniert und klingt, wie er sollte.
Wie bei allen Echo-Geräten zeigt ein gut sichtbarer LED-Ring am äußeren Rand der oberen Seite den Status des Echo Plus an. Leuchtet er nach der Nennung des Erkennungsworts blau, ist er bereit Sprachbefehle entgegen zu nehmen. Leuchtet er rot, ist die Spracherkennung deaktiviert. Ein anwachsender weißer Ring signalisiert die eingestellte Lautstärke.
Einrichtung
Amazon hat die Einrichtung des Echo Plus vereinfacht. Früher haben die Echos bei der Ersteinrichtung ein eigenes WLAN bereitgestellt, in das man sich mit dem Smartphone eingewählt hat, um danach über die Alexa-App die Verbindung zum Heim-WLAN herzustellen. Nun muss man nur noch die Alexa-App öffnen. Sie erkennt nach der Erlaubnis, den Gerätestandort abzurufen, den smarten Lautsprecher über Bluetooth. Danach tippt man sein WLAN-Passwort ein – es sei denn, es ist bereits im Amazon-Konto hinterlegt. Bezüglich des Gerätestandorts haben wir bei Amazon für ein Statement angefragt.
Amazon Echo Plus 2018 Screenshots
Preis
Der Amazon Echo Plus kostet zu seiner Einführung 149 Euro. Als Startangebot legt Amazon eine dimmbare Philips Hue White im Wert von 17 Euro bei, die sich dank Zigbee-Unterstützung direkt mit dem Echo Plus steuern lässt. Wir empfehlen jedoch, mit dem Kauf zu warten. Amazon ist bekannt dafür, gerade Prime-Mitgliedern zu Aktionen hohe Rabatte auf die eigenen Produkte zu gewähren. Wir tippen darauf, dass es spätestens zur Cyber Week am 19. November 2018 soweit ist.
Fazit
Amazon verspricht besseren Sound – und der neue Echo Plus löst dieses Versprechen ein. Er kommt zwar nicht an die Klangqualität eines Sonos 1 heran, überflügelt aber alle bisherigen Echo-Geräte mühelos.
Interessant ist die Plus-Variante vor allem für Smart-Home-Einsteiger, die noch keinen Zigbee-Hub besitzen. Denn dieser ist für viele Smart-Home-Geräte essentiell und bereits im Echo Plus integriert. Der nun im Echo Plus integrierte Temperaturfühler erweitert die Smart-Home-Funktionalität noch.
Optisch wirkt er nun etwas rundlicher und gemütlicher. Die Stoffummantelung verstärkt diesen Eindruck. Der praktische Lautstärke-Ring musste zwei Tasten weichen. Auf Taster für die Musiksteuerung verzichtet Amazon. Trotzdem schnürt Amazon hier ein sehr gutes Steuerpaket für Smart-Home-Geräte, über das man auch noch sehr gut Musik hören kann. Wer bereits eine Zigbee-Bridge besitzt und den Echo überwiegend für Sprachansagen nutzt, ist mit dem deutlich günstigeren Amazon Echo Dot 2018 (Testbericht) gut beraten.