Ein E-Bike für die Stadt ist Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto. Dank elektrischer Unterstützung ist die Fahrt weniger schweißtreibend als mit einem klassischen Fahrrad. Wer das E-Bike vorwiegend in der Stadt nutzt, benötigt eine vollständige Ausstattung nach StVZO. Merkmale, wie Geländetauglichkeit wiederum, sind dann weniger wichtig.
Das Telefunken Multitalent RC822 bietet als Tiefeinsteiger alles, was ein E-Bike für die Stadt bieten sollte. Bei Lidl kostet das Stadtrad derzeit nur 846 Euro.
Wie gut sich das City E-Bike fährt, zeigt unser Test. Mehr zum Thema elektrifizierte Stadtränder erklären wir darüber hinaus im Ratgeber E-Bike für die Stadt: Gute City-E-Bikes gibt es ab 850 Euro.
Aufbau & Verarbeitung
Das Telefunken Multitalent RC822 erreichte uns nahezu vollständig vormontiert. Wichtig ist es hier, alle relevanten Schrauben nachzuziehen. Das betrifft hauptsächlich die Pedale, den Korb am Lenker, den Fahrradcomputer, das Vorderlicht, die Sattelstange sowie insbesondere die Führungsschiene mit der Halterung für den Akku unter dem Sitz hinten am Rahmen. Dafür benötigt man idealerweise ein Werkzeugset mit einem dünnen Inbusschlüssel mit 6 mm sowie einen Maulringschlüssel SW 15 mm für die Pedale und gegebenenfalls einen Drehmomentschlüssel. Welches Drehmoment empfohlen ist, steht in der umfassenden Gebrauchsanweisung.
Die Verarbeitung hinterlässt einen überaus soliden und wertigen Eindruck. Schweißnähte sind zwar am Aluminium-Rahmen sichtbar, das ist in dieser Preisklasse aber normal. Sämtliche Kabel sind bereits vormontiert und so geführt und abgesichert, dass sie nicht unnötig herumhängen. Die vollständige Ausstattung nach StVZO mit Lichtern und Reflektoren ist vormontiert. Zusätzlich gibt es einen Korb am Lenker für Einkäufe, einen Gepäckträger, Schutzbleche sowie einen Kettenschutz.
Nicht ganz ideal ist die Platzierung des Akkus unter dem Sattel. Hier sollte man darauf achten, die Schraube an der Führungsschiene nochmals festzuziehen, was aufgrund der Position gar nicht so einfach ist. Andernfalls rutscht die Schiene aus dem Rahmen. Um den Akku zum Laden herauszunehmen, muss man vorab den Sattel über den Schnellspanner entfernen. Praktischer finden wir im Vergleich dazu Lösungen, bei denen der Akku im Rahmen integriert ist, etwa beim Eleglide T1 Step-Thru (Testbericht). Zum Entriegeln des Schlosses für den Akku dient ein Schlüssel. Dieser ist zudem nötig, um den Akku auf „on“ zu stellen, bevor es zur ersten Fahrt geht. Dort verbleibt er auch während der Fahrt.
Lenker & Licht
Typisch für ein Stadt- oder Hollandrad ist der Lenker. Dieser ist deutlich nach hinten gebogen. Daran befinden sich die beiden Hebel für die vordere und hintere Bremse sowie eine klassische Glocke als Klingel. Diese entspricht anders als laute Hupen von asiatischen Fahrrädern der StVZO.
Das große LC-Display sitzt auf der linken Seite und ist auch bei starkem Sonnenschein gut ablesbar, zudem spiegelt es nicht. Es zeigt die Geschwindigkeit an sowie die gewählte Unterstützungsstufe. Zusätzlich gibt die Anzeige die zurückgelegten Kilometer an. Über die Power-Taste wechselt man auf weitere Fahrinformationen, etwa Gesamtkilometer, Durchschnittsgeschwindigkeit, Höchstgeschwindigkeit oder gefahrene Zeit. Zum Einschalten der Beleuchtung drückt man die Plus-Taste für knapp 2 Sekunden. Vorder- und Rücklicht sind ausreichend hell und von der Bordelektronik über den Akku betrieben. Die Schiebehilfe aktiviert man durch Drücken der Minustaste für 2 Sekunden. Jetzt schiebt der Elektromotor das Rad mit einem Tempo von maximal 6 km/h mit an. Dazu muss man allerdings die Minustaste gedrückt halten, was wirklich nervig ist.
Ergonomie
Als Hollandrad verfügt das Telefunken Multitalent RC822 über einen tiefen Einstieg dank des stark nach unten gebogenen Rahmens – auch als Hollandbogen oder Wave-Rahmen bekannt. Diese Bauweise hat sich historisch speziell bei Damenrädern etabliert, um den Zustieg mit einem Rock zu erleichtern. Mittlerweile findet diese Form auch bei einem City Bike gern Verwendung. Der tiefe Einstieg erlaubt es, bequem auf dem Rad aufzusatteln, da es nicht nötig ist, das Bein über das Oberrohr zu heben. Das kommt neben Rockträgern auch ungelenken oder älteren Personen entgegen.
Das einzelne Hauptrohr fällt damit aber auch dick aus, um den einwirkenden Kräfte durch das Gewicht des Fahrers besser entgegenzutreten. Die insgesamt hohe Sitzposition hat Nachteile für Personen, die eher auf eine sportliche Fahrweise setzen, ist aber bequem, da der Rücken nicht so stark nach vorn geneigt wird. Für den Gebrauch im Straßenverkehr oder auf Radwegen in der Stadt ist diese Form zweckmäßig.
Bis zu einer Körpergröße von 185 cm konnten wir im Test das Rad gut nutzen. Wir hatten diese im Test bereits auf der maximal empfohlenen Position herausgezogen. Bei größeren Personen wäre eine längere Sattelstütze angebracht. Andernfalls sind die Knie zu stark gebogen beim Fahren. Der Neigungswinkel beim Vorbau mit der Lenkstange kann über eine Inbusschraube zusätzlich angepasst werden. Bei einem Gewicht von knapp 25 kg bietet das Telefunken Multitalent CR822 ein zulässiges Gesamtgewicht von 150 Kg. Bis zu einem Körpergewicht von etwa 125 Kg kann man sich aufs E-Bike wagen.
Telefunken Multitalent RC822 - Bilderstrecke
Telefunken Multitalent RC822 - Bilderstrecke
Fahren
Das Telefunken Multitalent CR822 bietet ein komfortables und sicheres Fahrgefühl beim Radeln durch die Stadt. Der Lenker wirkt stabil und setzt Richtungsänderungen unmittelbar um, ohne zu wackeln. Im Zusammenspiel mit dem weichen Sattel und den großen Rädern mit 28 Zoll sowie der verstellbaren Federgabel von Zoom mit einem Federweg von 45 mm fühlt sich die Fahrt stets bequem an, auch bei einem kleineren Bordstein.
Selbst bei einem höheren Tempo von etwa 30 km/h fühlt man sich beim starken Einlenken sicher auf dem City Bike. Der Frontmotor sorgt für eine deutlich spürbare Unterstützung, die nach etwa zwei Pedalumdrehungen einsetzt. Die Unterstützung ist selbst bis knapp unter 25 km/h immer gut spürbar. So konnten wir eine steile Tiefgaragenauffahrt locker mit 20 km/h nehmen. Eine Strecke von etwa 20 km konnten wir auch bei hohen Sommertemperaturen in unter 1 Stunde zurücklegen, ohne zu sehr ins Schwitzen zu kommen. Ein Ausflug durch mit Laub bedeckte Wege oder Schotterpisten klappte ohne unangenehmes Rutschen oder Durchdrehen der Räder.
Die 7-Gang-Schaltung von Shimano aus der Tourney-Reihe arbeitet zuverlässig und ist üblich für Zweiräder der Einsteigerklasse. Für die Fahrt durch die Stadt reicht sie vollkommen aus. Lediglich beim Strampeln oberhalb von 25 km/h merkt man durch die hohe Trittfrequenz, dass es an der passenden Übersetzung für höhere Geschwindigkeiten fehlt.
Nicht mehr ganz zeitgemäß, aber bei dem Preis dennoch nicht ungewöhnlich ist das „klassische“ Bremssystem mit einer V-Brake. Wie man es von Fahrrädern her kennt, umschließen hier zwei Bremsklötze aus Gummi über eine mechanische Betätigung der Bremshebel das Vorder- und Hinterrad. Viele E-Bikes setzen hier bereits auf Scheibenbremsen, speziell schwerere Modelle fürs Gelände mit stärkeren Mittelmotoren. Dennoch erscheint uns die Bremsausstattung zweckmäßig und sicher genug, was am insgesamt niedrigen Gesamtgewicht liegen könnte. Zudem ist die Wartung einfacher als bei Scheibenbremsen.
Elektronik & Akku
Die Antriebsart sorgte für Diskussionen in der Redaktion. Ein Frontmotor gilt beider Fahrdynamik als eher schlechte Lösung. Er findet sich aber häufig bei preisgünstigen E-Bikes. Zu den Vorteilen gehört, dass ein Frontmotor mit jeder Schaltung kombinierbar ist und häufig leiser arbeitet. Meistens sind diese leichter und zudem wartungsärmer.
Zu den Nachteilen gehört, dass die zusätzlichen Antriebskräfte an der Lenkachse zerren können. Auf unbefestigtem, rutschigem oder nassen Untergrund kommt es durch zudem zu einer erhöhten Abrutschgefahr des Vorderrads. Häufig reagiert ein Frontmotor nicht so direkt auf Trittbewegungen als etwa ein Mittelmotor. Fürs Gelände eignen sich diese deshalb weniger. Für eine Fahrt durch die Stadt auf Asphalt sehen wir aber keine größeren Probleme. Beim Multitalent CR822 konnten wir kein Durchdrehen des Vorderrads feststellen, auch nicht bei Schotter.
Der Frontmotor leistet 250 Watt bei 40 Nm und bietet insgesamt fünf verschieden Stufen. Diese unterscheiden sich bei der jeweiligen zulässigen Höchstgeschwindigkeit und reichen von 12 km/h (Stufe 1), 16 km/h (Stufe 2), 19 km/h (Stufe 3) über 22 km/h (Stufe 4) hin zu 25 km/h (Stufe 5). Die Unterstützung nimmt dabei linear zur Trittfrequenz zu, was für ein weitgehendes ruckfreies Fahren sorgt. In der höchsten Stufe zieht der Elektromotor das Rad kräftig voran, auch oberhalb von 22 km/h. Bei 25 km/h kommt es dann aber zu einer spürbaren Verzögerung, wenn sich die elektrische Unterstützung abstellt.
Der Lithium-Ionen-Akku (Li-Ionen) arbeitet mit einer Spannung von 36 Volt und bietet eine Kapazität von 374 Wh. Damit gehört er eher zu den kleineren Akkus bei einem E-Bike. Telefunken gibt dennoch eine Reichweite von etwa 100 km an. Diese halten wir für sehr optimistisch. Letzten Endes hängt das von der Fahrweise, dem Wetter und der Außentemperatur wie auch dem Untergrund ab. Wir gehen bei einem Fahrer oder einer Fahrerin von 85 Kg im Stadtverkehr eher von 50 bis 60 km Reichweite aus.
Preis
Das Telefunken Multitalent CR822 kostet normalerweise mehr als 1000 Euro. Das aktuell beste Angebot bei Lidl beträgt 846 Euro. Verfügbar ist das E-Bike für die Stadt in den Farben Weiß, Anthrazit sowie Weinrot.
Fazit
Telefunken Multitalent CR822 ist ein preiswertes und solides E-Bike für die Stadt. Technische Wunderwerke sind bei dem Preis nicht zu erwarten, so ist die Technik eher einfach, mit Frontmotor, einem Akku mit 374 Wh sowie einer V-Brake. Für eine Fahrt durch die Stadt ist das in unseren Augen aber mehr als ausreichend. Zudem wirkt die Verarbeitung ordentlich – abgesehen von er nicht ganz idealen Halterung für den Akku. Das City E-Bike eignet sich speziell für Personen, die weniger athletisch sind und vorwiegend in der Stadt kurze bis mittlere Strecken zurückgelegen möchten. Der Preis geht für das Gebotene in Ordnung.
Noch preiswerter, aber mit Heckmotor und Scheibenbremsen ausgestattet ist das chinesische Eleglide T1 Step-Thru (Testbericht). Einen ähnlichen Antrieb hat das Eskute Polluno (Testbericht), das aber über einen besonders kräftigen Akku verfügt. Weitere Pedelecs für die Stadt zeigen wir im Ratgeber E-Bike für die Stadt: Gute City-E-Bikes gibt es ab 850 Euro. Wer sich tiefer in die Materie einlesen möchte, dem empfehlen wir den Artikel E-Bike-Grundlagen: Antrieb, Akku, Schaltung & Co. Nützliches Zubehör zeigt unsere Top 5: Die besten elektrischen Luftpumpen mit Akku für Fahrrad & Auto ab 33 Euro.