Falträder haben gegenüber konventionellen Fahrrädern einen großen Vorteil: Zusammengeklappt lassen sie sich etwa im Keller oder im Kofferraum verstauen. Zudem fallen gefaltet keine zusätzlichen Fahrkosten für öffentliche Verkehrsmittel an. Dadurch bieten sich Klappräder besonders für Pendler an.
Bei elektrischen Klapprädern wie dem Telefunken Kompakt F810 gilt es einige weitere Dinge zu beachten. Etwa wie stark der Motor ist und ob der Akku eine ausreichende Kapazität mitbringt. Auch die Elektronik zur Steuerung des Motors ist entscheidend für ein gutes Fahrgefühl. Zudem sollte das E-Klapprad möglichst legal als Pedelec auf deutschen Straßen fahren dürfen. Das ist beim Telefunken Kompakt F810 gegeben. Außerdem ist es ein Tiefeinsteiger und soll dadurch besonders Frauen oder ältere Menschen entgegenkommen.
Wer in der Stadt unterwegs ist und keinen Wert auf das Klappen des E-Bikes legt, der sollte sich unseren Ratgeber Ab 777 Euro: So viel kostet ein gutes E-Bike für die City durchlesen. In der Vergangenheit haben wir bereits sehr viele E-Klappräder getestet. Mit dabei günstige Modelle wie das Nakxus 20F057 (Testbericht) und teure Modelle wie Gocycle G4 (Testbericht). Eine gute Übersicht bietet unsere Bestenliste: Die 7 besten E-Klappräder von 500 bis 3000 Euro.
Optik & Verarbeitung
Das Telefunken Kompakt F810 zeigt sich optisch als kompakter Stadtflitzer. Sein Rahmen ist Metallic-Grau lackiert, der rote Telefunken-Schriftzug sitzt dezent im vorderen Bereich. Weniger gut hat Telefunken das leicht chaotisch wirkende Kabel-Management vor dem Lenker gelöst. Auch wenn hier überwiegend günstige Komponenten zum Einsatz kommen, wirkt das E-Klapprad dennoch stabil. Es gibt keine großen Auffälligkeiten bezüglich der Verarbeitung. Wir haben jedoch bemerkt, dass die Kabelsteckverbindungen an Vorder- und Rücklicht zu offen sind. Sie lösen sich leicht und können anfällig gegenüber Wettereinflüssen sein.
Seine kompakte Optik verdankt das nachvollziehbar benannte Telefunken Kompakt F810 vor allem nützlichen Komponenten, die in dieser Preisklasse alles andere als üblich sind. So kommt es mit einem Kettenschutz, festen Kunststoffschutzblechen und einem Gepäckträger, in dem der Akku sitzt. Alle drei sind für Pendler und andere Fahrer, die viel in der Stadt unterwegs sind und vielleicht auch mal die Einkäufe mit dem E-Klapprad transportieren, wichtig.
Telefunken Komfort F810 Bilder
Telefunken Komfort F810
Klappen
Zum Zusammenklappen legt man zunächst die Lenkstange um, fährt die Sattelstütze ein und klappt die Pedale an. Dabei sind die Pedale teilweise aus Metall gefertigt und machen einen haltbareren Eindruck als viele andere Vollkunststoffpedale, wie man sie üblicherweise an klappbaren E-Bikes dieser Preisklasse sieht. Der Sicherungshebel, um den Rahmen zu falten, ist etwas kompliziert geraten und erfordert zunächst etwas Übung.
Zusammengeklappt hält das Telefunken Kompakt F810 nicht selbstständig zusammen. Haken oder Magnete gibt es nicht. Deswegen kann man das 22 Kilogramm schwere Fahrrad trotzdem zum Beispiel in einen Kofferraum hieven. Längere Treppen sind schwierig.
Lenker & Display
Die Lenkgriffe sind ergonomisch und bequem. Auf der rechten Seite sitzt die in den Griff integrierte 7-Gang-Schaltung von Shimano, direkt daneben die Glocke. Auf der linken Seite zeigt das LC-Display die Geschwindigkeit, den Akkustand in Balken, die gewählte Unterstützungsstufe und zusätzliche Informationen wie die gefahrenen Kilometer oder die Dauer der Fahrt.
Das Untermenü zum Heraufsetzen der maximalen motorgestützten Endgeschwindigkeit, in welches man bei dieser Steuereinheit durchs gleichzeitige Ziehen beider Bremshebel und dem Anschalten des E-Faltrads gelangt, ist gesperrt. Das ist gut, nur so darf es auch als Pedelec auf deutschen Straßen gefahren werden.
Ein langer Druck auf dem Plus-Knopf schaltet das Licht ein und aus. Das Frontlicht ist ausreichend hell, um in der Nacht gesehen zu werden. Der Lichtkegel, um selbst etwas zu sehen, ist jedoch recht klein. Auch das Rücklicht schaltet sich zusammen mit dem Frontlicht ein. Es leuchtet beim Bremsen nicht auf.
Ergonomie
Ergonomisch macht das Telefunken Kompakt F810 zunächst einen guten Eindruck. So ist der Lenker angenehm hoch und der Sattel von Selle Royal bequem. Telefunken gibt an, dass sich ihr Pedelec für Fahrer bis zu einer Körpergröße von 190 Zentimetern eignet. Das können wir nicht bestätigen, die Sattelstütze ist dafür zu kurz. Der Testfahrer hatte bereits bei einer Körpergröße von 186 Zentimetern nicht mehr den idealen Abstand zu den Pedalen. Große Fahrer sollten eine längere Sattelstütze montieren.
Fahren
Im Grunde fährt sich das Telefunken Kompakt F810 angemessen. Auch wenn man es bezüglich der Stabilität nicht mit großen Modellen wie dem Telefunken Multitalent RC822 (Testbericht) mithalten kann. Die 20 Zoll großen Reifen fangen einen Großteil der Unebenheiten ab, für die Stadt ist das völlig ausreichend und auch eine Fahrt auf dem Feldweg ist kein Hinderungsgrund.
Motor
Der 250-Watt-Motor sitzt am Vorderrad. Das sieht man gerade bei erschwinglichen E-Bikes häufiger. Auch wenn ein Motor an Hinterrad eine bessere Kraftübertragung hat, geht das in dem Fall in Ordnung. Wir hatten keine Probleme damit. Optimal ist der Motor in der Mitte des Fahrrads angebracht. Mehr dazu in unserem Beitrag Schon ab 950 Euro: So viel kostet ein gutes E-Bike mit Mittelmotor.
Elektronik
Die Elektronik steuert den Motor gut. Sie erkennt zuverlässig, wie schnell die Kurbel dreht und passt die Motorstärke an. Dabei startet der Motor beim Pedalieren ausgesprochen schnell und hört genauso schnell wieder auf, wenn man aufhört zu treten. Ebenfalls gut: Die Unterstützungsstufen regeln tatsächlich die Motorkraft und setzen nicht wie viele andere einfach nur die motorunterstützte Endgeschwindigkeit herab.
Bremsen
Bei den Bremsen hat Telefunken gespart. So kommen hier vorn und hinten mechanische Felgenbremsen zum Einsatz. Mittlerweile sieht man jedoch selbst bei den E-Klapprädern unter 1000 Euro überwiegend mechanische Scheibenbremsen, die einige Vorteile mit sich bringen. Vor allem greifen sie bei Feuchtigkeit und Nässe besser als Felgenbremsen.
Gangschaltung
Einen richtig dicken Minuspunkt stellt die Schaltung dar. Denn auch wenn sie im Grunde gut funktioniert, ist ihre Übersetzung deutlich zu niedrig. Dadurch lässt sich zwar gut anfahren und auch steilere Berge sind machbar. Im Gegenzug strampelt sich der Fahrer bei höheren Geschwindigkeiten kaputt. Dabei ist höhere Geschwindigkeit übertrieben. Bei etwa 17 Kilometer pro Stunde befinden wir uns bereits an der Grenze der gerade noch angenehmen Trittfrequenz. Um die maximal motorunterstützte Geschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde zu erreichen, müssen wir extrem schnell in die Pedale treten. Diese länger zu halten, wird schwierig.
Akku
Der entnehmbare Akku sitzt unter dem Gepäckträger und hat eine Kapazität von 374 Wattstunden. Das ist dem Preis des Fahrrads angemessen. Telefunken schreibt von 100 Kilometern Reichweite. Möglich, dass man die unter Idealbedingungen bei niedrigster Unterstützungsstufe und geringer Geschwindigkeit diesen Wert erreicht. Wirklich realistisch ist er jedoch nicht. Die tatsächliche Reichweite hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Wir gehen beim Telefunken Kompakt F810 bei voller Motorunterstützung, viel Stop & Go und einem 85 Kilogramm schweren Fahrer von 30 bis 40 Kilometer aus.
Preis
Das Telefunken Kompakt F810 ist seit August 2021 erhältlich. Seitdem kostet es im Schnitt 900 Euro. Allerdings zeigt die Preisverlaufskurve, dass es auch häufiger für 800 Euro den Eigentümer wechselt. Mit dem F820 hat Telefunken ein weiteres preislich vergleichbares E-Faltrad im Angebot, welches optisch dem sehr guten Fiido D4S Pro (Testbericht) ähnelt.
Fazit
Eigentlich macht das Telefunken Kompakt F810 vieles richtig. Es ist ausreichend stark motorisiert, hat eine gute Elektronik, ist ein Tiefeinsteiger und kommt mit Komfort-Features wie einem Gepäckträger, Schutzblech und einem Kettenschutz. Auch seine Fahreigenschaften gehen in Ordnung. Größere Fahrer sollte sich jedoch nach einer neuen Sattelstütze umsehen. Auch hätten wir uns Scheiben- statt Felgenbremsen gewünscht.
Alles nicht so wild. Schlimm ist hingegen die viel zu niedrige Übersetzung der Gänge. Selbst im höchsten Gang wird es ab einer konstanten Geschwindigkeit von 17 Kilometer pro Stunde wegen der zu hohen Trittfrequenz unbequem. Auch wenn wir das Telefunken Kompakt F810 im Grunde mögen, können wir es deswegen nur Menschen empfehlen, die eher gemächlich durch die Gegend cruisen. Dass es auch besser geht, zeigt unsere Bestenliste: Die 7 besten E-Klappräder von 500 bis 3000 Euro.