Synology kennen viele Anwender als Anbieter von leistungsfähigen NAS-Zentralen (Ratgeber) für den privaten und professionellen Einsatz. Nun hat das taiwanische Unternehmen auch zwei PoE-Überwachungskameras vorgestellt, die für die NAS-Anwendung Surveillance Station (Ratgeber) des Unternehmens optimiert sind. Die BC500 und die TC500 sind technische betrachtet identisch, unterscheiden sich aber in der Bauform. Während die BC500 als Bullet-Variante ausgeführt ist, handelt es sich bei der TC500 um eine Turret-Kamera wie die Reolink RLC 842A (Testbericht), die zusätzlich nach IK10 vor Vandalismus geschützt ist.
Videoauflösung und HDR
Beide Kameras zeichnen Videos mit bis zu 2880 × 1620 Pixel und 30 fps auf. Das Sichtfeld beträgt 110° horizontal und 56° Vertikal, was einem diagonalen Sichtfeld von 132° entspricht. Dank integrierter Infrarot-LEDs bieten die Überwachungskameras eine Nachtsicht von bis zu 30 Metern. Und mithilfe der HDR-Funktion sollen Aufnahmen auch bei schwierigen Lichtverhältnissen wie Gegenlicht noch mit guter Qualität gelingen. Bildanpassungen können Anwender hinsichtlich Helligkeit, Kontrast, Sättigung, Schärfe und Weißabgleich vornehmen.
Stromzufuhr und Speicherung von Videos
Die Stromzufuhr erfolgt mittels Netzwerkkabel über einen PoE-Switch. Alternativ können Anwender auch ein 12 Volt/1A-Netzteil für die Stromversorgung verwenden. Standardmäßig werden Videos auf einer Synology-NAS (Surveillance Station) abgespeichert, die für den Betrieb der Kamera nötig ist. Dank integriertem microSD-Card-Slot speichert die Kameras Videos auch dann noch ab, falls die Verbindung zur NAS unterbrochen ist. Sobald die Kamera wieder mit der NAS verbunden ist, werden die auf der microSD-Karte aufgenommenen Videos automatisch von der Surveillance Station heruntergeladen. Als Codec können Anwender zwischen H.264 und H.265 wählen. H.265 alias HEVC bietet gegenüber H.264 den Vorteil, dass damit Videos deutlich weniger Speicherplatz benötigen. Will man hingegen auch per Browser auf den Livestream der Kamera zugreifen, ist H.264 besser geeignet, da nur damit um Browser das Livebild angezeigt wird.
Bewegungserkennung mit smarten KI-Funktionen
Die integrierte KI kann bei der Bewegungserkennung zwischen Personen, Fahrzeugen und sonstigen sich bewegenden Objekten differenzieren. Das reduziert Fehlalarme und erleichtert die Suche in Aufnahmen nach relevanten Ereignissen. Die Personenerkennung kann außerdem an eine bestimmte Anzahl von Menschen (Mengenerkennung) und an die Aufenthaltsdauer gekoppelt werden. Letzteres ist auch für die Erkennung von Fahrzeugen möglich, sodass etwa nur Fahrzeuge, die länger als 10 Sekunden stehen, von der KI erkannt werden, wobei man stillstehende Fahrzeuge ausschließen kann. Diese Bedingungen kann man kombinieren, sodass eine Aufnahme respektive Ereignis nur ausgelöst wird, wenn Personen und Fahrzeuge nach den zuvor festgelegten Parametern erkannt werden. Die Mengenerkennung von Personen und Fahrzeugen ist etwa bei der Überwachung von Veranstaltungsorten und Parkplätzen nützlich, um frühzeitig auf Kapazitätsengpässe regieren zu können.
Mit „Eindringungserkennung“ bietet die Synology BC500 noch ein weiteres smartes KI-Feature. Damit können Anwender virtuelle Zäune einrichten, sodass sie informiert werden, sobald Objekte diese Grenze überschreiten. Objekte können dabei entweder Personen oder/und Fahrzeuge sein.
Gesichter oder Kennzeichen erkennt die BC500 nicht. Wer auf diese Funktionen angewiesen ist, muss die Überwachungskamera in Verbindung mit einem leistungsfähigen digitalen Videorekorder von Synology verwenden, die diese Features wie Gesichts- und Kennzeichenerkennung bieten.
Inbetriebnahme
Die Inbetriebnahme erfordert den Einsatz einer Synology-NAS über die darin integrierte Anwendung Surveillance Station. Zwar kann man auch per RTSP auf Livestream zugreifen und darüber Aufnahmen starten, doch das ist eher eine Notlösung, die in der Praxis kaum eine Rolle spielt, da die wesentlichen Funktionen nur mit der Surveillance Station zur Verfügung stehen.
Sobald man die Kamera mit einem Ethernetkabel an einen PoE-Switch anschließt, wird sie von der Surveillance Station erkannt und über einen Assistenten eingerichtet (siehe auch Bildergalerie). Zunächst muss man Konto und Kennwort für die Kamera vergeben. Anschließend kann man sich zwischen einem schnellen Setup und einer Inbetriebnahme mit vollständiger Konfiguration entscheiden. Letzteres kann aber auch später nachholen.
Konfiguration dank Integration sehr einfach
Im Vergleich zu anderen, mit einer Synology Surveillance Station verbundenen Überwachungskameras bietet die BC500 mehr Optionen, die man bereits mit der Surveillance Station einstellen kann. Dazu zählen etwa Bildparameter und smarte Erkennungsfunktionen, die etwa mit einer Hikvision-Kamera nur über deren Web-Interface zugänglich sind. Das erleichtert die Verwaltung der BC500 erheblich, da man nicht mehr zwischen Surveillance Station und Webinterface hin- und herwechseln muss – auch nicht für ein Firmware-Update.
Neben den bereits beschriebenen KI-Funktionen der BC500 unterstützt die Kamera noch Privatsphährenzonen und eine Audioerkennung. Letztere können Anwender sehr einfach konfigurieren, da über das integrierte Mikrofon der Kamera die Lautstärke der aktuellen Außengeräusche genau dargestellt wird und somit das Setzen eines Alarmlevels sehr einfach ist (siehe auch Bildergalerie). Mit Privatsphärenzonen können Anwender Bereiche definieren, die anschließend im Video geschwärzt werden. Das ist für einen DSGVO-konformen Betrieb nötig, wenn die Kamera auf ein fremdes Grundstück oder einen öffentlichen Bereich zeigt.
Bilder: Synology BC500
Bilder
Praxiseinsatz
Beim Einsatz mehrerer Überwachungskameras in einem professionellen Umfeld ist eine zentrale Verwaltung der aufgenommenen Videos ein großer Vorteil. Und hier glänzt die BC500 in Kombination mit Synologys Surveillance Station. Anwender können dank zahlreicher Filterfunktionen Videos zu bestimmten Ereignissen nicht nur schnell finden, sondern auch zügig auswerten. Dass dabei mit DS Cam auch eine mobile App zur Verfügung steht, ist eher eine Randnotiz. Die Musik spielt aufgrund der Komplexität der vielen Daten und der begrenzten Möglichkeit zur Videoauswertung am Smartphone eher am Desktop. Die mobile App ist dennoch von Vorteil, da man darüber auch unterwegs entsprechende Pushbenachrichtigungen erhalten kann.
Über die NAS-App Clevere Suche können Anwender aufgezeichnete Videos nach bestimmten Merkmalen durchforsten. Zum Beispiel muss man nicht länger nach einem fehlenden Objekt manuell selbst suchen, sondern definiert einen Bereich in der Videoaufzeichnung und lässt die Software diese Aufgabe bewältigen. In der Ergebnisliste tauchen anschließend Videoclips auf, die das Entfernen des Objekts zeigen. Allerdings sollte man den Bereich eingrenzen, da im Test mit der Synology DS223 die Suche für 1 Minute Video etwa 30 Sekunden in Anspruch nimmt.
Bildqualität
Die Darstellungsqualität von tagsüber aufgenommenen Videos ist ausgezeichnet. Die Aufnahmen sind detailreich und scharf. Dank HDR-Funktion ändert sich daran auch bei Gegenlicht nichts. Den Start einer Elster nimmt die Kamera aber trotz 30 fps nicht in allen Nuancen auf (siehe Bildergalerie). Nachts muss man wie bei fast allen Überwachungskameras Abstriche in Kauf nehmen. Gerade bei Gesichtern wären mehr Details wünschenswert.
Smart-Home-Anbindung
Die Integration einer Synology-NAS mit der daran angeschlossenen Überwachungskameras ist für leistungsfähige Smart-Home-Zentrale (Bestenliste) wie Home Assistant oder Homey Pro (Testbericht) möglich. Dadurch kann man etwa die Bewegungserkennung der BC500 für Automatisierungen wie die Aktivierung einer Sirene oder anderer Smart-Home-Komponenten verwenden. Eine Sprachsteuerung über Amazon Alexa, Google Assistant und Apple Siri ist allerdings nicht möglich.
Die Synology-NAS bietet mit dem Home Mode eine Geofence-Funktion, die sich manuell oder in Verbindung mit der mobilen Synology-App DS Cam auch automatisiert ein- und ausschalten lässt. Daran gekoppelt sind auch Automatisierungen möglich, wie der automatische Start/Stopp von Aufzeichnung oder die Aktivierung bestimmter Benachrichtigungen.
Preis
Die PoE-Überwachungskamera Synology BC500 kostet etwa 260 Euro. Eine zusätzliche Lizenz, wie bei anderen Modellen, wird allerdings nicht benötigt, da diese bereits in der Kamera integriert ist. Standardmäßig bietet die Surveillance Station zwei kostenlose Lizenzen für den Anschluss von Überwachungskameras. Ab der dritten müssen jedoch zusätzliche Lizenzen für etwa 50 Euro pro Kamera erworben werden.
Fazit
Synologys Surveillance Station unterstützt Tausende Überwachungskameras. Darunter sind sicher viele, die wie die Annke NCD800 (Testbericht) eine noch bessere Bildqualität liefern und noch mehr KI-Funktionen bieten. Doch so einfach wie die BC500 lässt sich kaum eine konfigurieren, da das hauseigene Produkt unter der Surveillance Station deutlich mehr Konfigurationsoptionen bietet, die man sonst nur über das Web-Interface der jeweiligen Kamera erreicht. Dadurch ist die Verwaltung der Synology-Überwachungskamera besonders einfach. Der relativ hohe Preis für die BC500 von knapp 260 Euro relativiert sich ein wenig, da man für das Synology-Modell keine zusätzliche Lizenz für die Surveillance Station benötigt.
Alles in allem ist für Nutzer der Surveillance Station die BC500 dank der gebotenen Leistungen und der sehr guten Verarbeitung eine interessante Alternative, die vor allem durch eine einfache Konfiguration gegenüber dem Mitbewerb punktet.
Überwachungskameras gibt es viele. Zahlreiche Tests und Ratgeber finden TechStage-Leser in unserer Themenwelt Überwachungskameras. Eine gute erste Anlaufstelle ist der Beitrag WLAN, Cloud, Solar: Überwachungskameras für innen & außen ab 30 Euro. Darin erläutern wir die wichtigsten Kaufkriterien und präsentieren die besten Überwachungskameras der verschiedenen Kategorien mit Preisen zwischen 30 und 500 Euro. Und wer sich für Überwachungskameras mit Beleuchtung interessiert, findet in unserem Ratgeber Außenleuchten, Spotlight- und Floodlight-Cams ab 60 Euro alle relevanten Produktkategorien mit den besten Angeboten. Ein Blick auf unserer Überwachungskameras-Bestenlisten ist ebenfalls empfehlenswert: