Es ist schon etwas länger her, dass uns bei einem Produkt direkt auf Anhieb der Begriff „cool“ fiel. Zwar sind die Soundcore VR P10 keine echte Innovation, denn das Konzept der True Wireless Earbuds hat Anker nicht neu erfunden – aber auf einen neuen, innovativen Technikmarkt übertragen, angepasst und wieder „cool“ gemacht.
Was macht diese Kopfhörer so cool? Oberflächlich betrachtet ist es das einzigartige, futuristische und überraschend durchdachte Design. Doch auch im Inneren hat der Hersteller einiges getan, damit sich diese Kopfhörer von der Masse abheben können. Im Test zeigen wir, was diese Earbuds so gut macht, was weniger gut gelingt und welche Besonderheiten das Gesamtpaket mitbringt.
Was ein guter Kopfhörer überhaupt können muss, schildern wir in unserem Ratgeber zu diesem Thema. Entsprechende Kaufempfehlungen liefert unsere Top 10: Die besten True-Wireless-Kopfhörer mit ANC. In-Ear-Kopfhörer, die uns ebenfalls richtig gut gefallen hat, sind die Nothing Ear Stick (Testbericht).
Design und Tragekomfort
Die Soundcore VR P10 scheinen ein kleiner Lichtblick zu sein im immer größer werdenden Meer der langweiligen In-Ear-Kopfhörer. Viele bestehen gefühlt alle nur aus schwarzem, eintönigem Kunststoff und bieten keinerlei Abwechslung oder interessante Designs für Kunden. Anker macht das hier ganz anders. Beim Öffnen der Verpackung zeigt sich ein weißes abgerundetes Ladecase, geschmückt durch einen (noch) schwarzen Kreis etwas unterhalb der Mitte und dem silbernen Soundcore-Logo darüber. Holt man das Case aus der Verpackung und öffnet es, leuchten mehrere Elemente in einem schönen Lilaton auf: die bisher noch schwarze Ladestandsanzeige auf dem Case sowie die Status-LEDs auf den Earbuds selbst.
Das Design des Gesamtpakets finden wir fabelhaft. Es ist modern, auf eine gewisse Weise ästhetisch und definitiv ein Hingucker. Die Stöpsel haben zwar die Standard-Form, wie wir sie schon von anderen Truhe-Wireless-Kopfhörern (TWS) kennen, das ist aber gut so. Die Stöpsel haben eine graue Schaltfläche, die von drei Status-LEDs ergänzt wird. Diese können in verschiedenen Farben leuchten und zeigen den Zustand der Kopfhörer an. Im schwarzen Inneres des Cases sind sie sehr präsentierend angeordnet und werden durch starke Magnete an ihrem Platz gehalten. Hinten im Case ist außerdem noch Platz für den kabellosen Dongle, auf den wir später genauer eingehen.
Das Design mit kleinem LED-Balken passt zum Rest des Gesamtpakets. Er ist magnetisch im Case untergebracht, sodass man ihn nicht separat mitnehmen muss. Damit besteht keine so große Gefahr, ihn zu verlieren. Die Stöpsel an sich sind zwar relativ groß, wiegen aber mit jeweils 5 Gramm nicht viel und sitzen deshalb angenehm im Ohr. Mit Case und Dongle landen wir bei einem Gewicht von 48 Gramm.
Ausstattung und Bedienung
Einen großen Schwerpunkt legt Anker bei den Soundcore VR P10 auf Kompatibilität zu Gaming-Konsolen und VR-Headsets. Eine große Rolle spielt das beiliegende Dongle, das an jedes USB-C-fähige Gerät angeschlossen werden kann und direkt Sound an die Kopfhörer überträgt. Die Nutzung eines Dongles sorgt hier mit der 2,4-GHz-Funkanbindung für eine extrem niedrige Latenz verglichen mit einer gewöhnlichen Bluetooth-Verbindung. Der Dongle ist so geformt, dass er optimal an die meisten VR-Headsets passt. Er erlaubt zudem, gleichzeitig die Kopfhörer zu nutzen und das Headset aufzuladen, indem ein Passthrough-USB-Port zum Einsatz kommt.
Zwischen einer Verbindung über Dongle oder Bluetooth wechselt man mit einer einfachen Geste – es ist sogar eine gleichzeitige Nutzung beider Kommunikationswege möglich. Dieser Wechsel zwischen verschiedenen Geräten ist einzigartig und sehr praktisch. Bei der geringen Latenz setzt Anker auf die hauseigene „Lightning Sync“-Technologie. Der Hersteller bietet für die Kopfhörer eine simple und schicke App. Hier können Nutzer die Lichteffekte, Touchgesten, den Equalizer sowie das Verhalten des Dongles anpassen. Leider gibt es keine In-Ohr-Erkennung und die passive Geräuschunterdrückung ist nur durchschnittlich. Für den Preis geht das aber in Ordnung. Die Bedienung per Touchfelder klappte größtenteils gut, allerdings fehlte uns hier ein kleines Audio-Feedback beim Berühren der Flächen.
Soundcore VR P10 - Bilderstrecke
Technik und Akkuleistung
Anker setzt bei den Soundcore VR P10 auf 11 Millimeter große Treiber. Das ist nicht außerordentlich groß, aber definitiv ausreichend, um eine gute Soundqualität zu liefern – dazu gleich mehr. Bei der Kommunikation setzt Anker auf Bluetooth 5.2 mit dem neuen LC3-Codec, der bei einer höheren Übertragungsqualität weniger Energie verbraucht und effizienter ist. Lobenswert ist, dass die Kopfhörer nach IPX4 zertifiziert und somit ausreichend wasserfest sind, um Kontakt mit Regen oder Körperschweiß zu überstehen.
Neben LC3 wird auch AAC und SBC unterstützt. Support für aptX gibt es bedauerlicherweise nicht. Auf die gebotene Akkulaufzeit kann Anker stolz sein: Bei den Soundcore VR P10 gibt es mit einer Ladung rund 6 Stunden Spielzeit und 18 Stunden zusätzlich mit dem Ladecase. Das ist zwar nicht rekordverdächtig, lässt sich aber sehen und ist mit der Konkurrenz vergleichbar. In 10 Minuten sind die Kopfhörer so weit aufgeladen, dass weitere 90 Minuten gespielt und gehört werden kann. Das Laden erfolgt nur über USB-C, kabelloses Laden ist nicht vorhanden.
Klangqualität
Wir hatten in unserer Redaktion schon eine gute Anzahl an günstigen In-Ear-Kopfhörern, die zwar in fast allen Bereichen punkten konnten, außer beim Sound. Dies ist bei den Soundcore VR P10 definitiv anders: Die Klangqualität bewegt sich zwischen zufriedenstellend und gut. Die Mitten und besonders die Höhen sind bei vielen günstigen Headsets ein Problembereich, hier aber gut ausgewogen und nicht zu präsent. Etwas schwächer ausgebildet ist der Bass, der in vielen Situationen nur schwer herauszuhören ist – und wenn doch, bewegt er sich im höheren Frequenzbereich. Sub-Bass ist fast nicht vorhanden. Vokale von Sängern blieben stets gut im Mittelpunkt, es gibt wenige Situationen, in denen sie übermäßig überlagert wurden. Insgesamt ist der Klang weich, ausgewogen und zurückhaltend gut. Die Kopfhörer sind auch recht laut – bei etwa 40 Prozent lag die angenehme Lautstärke beim Dauerhören.
Da Anker bei den Soundcore VR P10 einen klaren Fokus auf die Gaming- und VR-Fähigkeiten setzt, ist es auch wichtig, die Klangqualität in diesen Situationen zu bewerten. Besonders bei First Person Shootern ist der „Super Hearing“-Modus ein kleines Wunder. Es werden die Geräusche von Schritte und Bewegungen von Gegnern hervorgehoben, sodass diese deutlich einfacher aufgespürt werden können. Vor dem Musikhören muss dieser Modus aber unbedingt ausgeschaltet werden, sonst hört sich alles krumm an. Mit den in der App gelieferten EQs kann noch ein wenig am Sound gearbeitet werden, falls erwünscht. Bemängeln müssen wir lediglich die Mikrofonqualität: Sie ist höchstens mäßig, beim Gegenüber hört man sich als Nutzer oft etwas verwaschen an. Für ein Gaming-Headset etwas enttäuschend.
Preis
Die unverbindliche Preisempfehlung der Soundcore VR P10 beträgt 99,99 Euro. Gelegentlich sind die VR-Kopfhörer bei diversen Händlern schon für unter 80 Euro zu haben. Erhältlich sind sie nur in der Farbe Weiß.
Fazit
Bei diesen Kopfhörern stimmt eigentlich so ziemlich alles. Das Design ist ein cooler, cleverer Hingucker, die Ausstattung lässt sich sehen und ist besonders für die Gamer-Zielgruppe interessant. Bei der Klangqualität können wir uns ebenfalls nicht beschweren, die Akkulaufzeit ist stabil und die Interkompatibilität ist ein großer Pluspunkt. Für den Preis von 80 Euro bietet Anker hier ein sehr solides Gesamtpaket, das sich mit der Konkurrenz behaupten kann. Die kleinen Mankos – wie die Mikrofonqualität oder fehlendes kabelloses Laden – sind leicht verschmerzbar.
Falls das Budget etwas kleiner ist als 80 Euro, dürften die Soundpeats Air3 Deluxe HS (Testbericht) für nur 50 Euro sehr interessant sein – insbesondere mit ihrem Spitzensound und solidem Preis-Leistungs-Verhältnis. Ähnlich viel kosten die Huawei Freebuds SE (Testbericht), die mit ihrem kleinen Design und der ebenfalls geringen Latenz herausstechen.