Sony Xperia 10 II Test: Mit Nostalgie in die Zukunft

Sony Xperia 10 II Test: Mit Nostalgie in die Zukunft
Pro und Contra
  • Sehr gute Verarbeitung
  • IP68-Zertifizierung für Wasser- und Staubschutz
  • Viel Speicher
  • Unzureichende Kamera
  • 4.0

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Das neue Xperia 10 II kostet weniger als ein Drittel des Preises, den Sony für sein aktuelles Topmodell aufruft. Mit Triple-Kamera, OLED-Bildschirm im Kinoformat und spannenden Software-Features hat das Smartphone aber überraschend viel zu bieten.

Während sich der eine oder andere noch fragen dürfte, ob sich Sony beim Preis für das Xperia 1 II nicht ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt hat (1.199 Euro!), stellt das japanische Technik-Urgestein mit dem Xperia 10 II ein gut bestücktes Mittelklasse-Smartphone zum überraschend anständigen Preispunkt in die Verkaufsregale. Mit knapp 370 Euro UVP ruft Sony für das Gerät weniger als ein Drittel des Preises auf, den das neue Topmodell kostet – und dennoch finden sich einige Features aus der High-End-Riege im Xperia 10 II wieder.

Anders als das im Vorjahr erschienene Xperia 10 (Testbericht) bringt Sony die Generation Mark II in nur einer Ausführung auf den Markt. Ein übergroßes Plus-Modell gibt es vom Xperia 10 II nicht. Das überrascht einerseits, da der Hersteller mit den Ultra-Auflagen in der Xperia-XA-Baureihe und dem 2019er Xperia 10 Plus offenbar ein sehr bestimmtes Publikum im Blick hatte. Andererseits war jedes dieser Smartphones so klobig und schwer, dass die Reduktion auf ein einzelnes handliches Modell durchaus sinnvoll erscheint. In dieser Hinsicht machen es sich die Japaner mit dem Xperia 10 II abermals in der Nische gemütlich, in der sie in der Vergangenheit groß auftrumpfen konnten: Wo andere in Sachen Größe keine Grenzen zu sehen scheinen, stellt sich Sony gegen den Trend und bietet ein vergleichsweise kompaktes Smartphone an.

Wohlgemerkt: vergleichsweise. Mit seinem 6-Zoll-Bildschirm ist das Xperia 10 II weit von Winzlingen wie dem kultigen Xperia Z3 Compact (Testbericht) entfernt. Durch den schmalen Formfaktor und einige nützliche Softwarefunktionen lässt sich das neue Smartphone gut mit einer Hand bedienen und bietet dabei gleichzeitig eine große Anzeigefläche. Die ist wie beim Vorgänger und dem Xperia 1 II im besonders langen 21:9-Seitenverhältnis gehalten und wird oben und unten von einem etwas breiteren Rahmen abgeschlossen. Neben diversen Geräten mit schmalen Einfassungen erscheint das Xperia 10 II so fast schon etwas antiquiert, immerhin ist das Display nicht mehr so asymmetrisch nach unten versetzt wie beim Vorgänger.

Obwohl das Sony-Smartphone beim Design ein wenig aus der Zeit gefallen ist, hebt es sich gerade dadurch angenehm von den kaum mehr voneinander zu unterscheidenden Konkurrenzgeräten mit Display-Notch oder Punch-Hole ab. Zudem ist die Gehäuseverarbeitung erstklassig und die Materialien wirken hochwertig. Vorne wie hinten besteht das Xperia 10 II aus Gorilla Glas 6, der matte Rahmen dazwischen ist aus robust wirkendem Kunststoff. Tatsächlich weckt das Gerätedesign Erinnerungen an das eingangs erwähnte Xperia Z3 und wie dieses Topmodell aus 2014 ist auch das Xperia 10 II vor eindringendem Wasser geschützt. Eine IP68-Zertifizierung findet man in dieser Preisklasse selten.

In der Stirn des Xperia 10 II hat neben Näherungs- und Helligkeitssensoren, der Hörmuschel und der Frontkamera noch eine Benachrichtigungs-LED Platz, im Fuß befinden sich das Mikrofon und ein passabler, ziemlich lauter Mono-Lautsprecher. Der USB-C-Anschluss (USB 2.0) befindet sich unten im Rahmen, der gerne gesehene Klinkenanschluss oben. Links ist der wahlweise mit zwei SIM-Karten oder einer SIM- und einer Micro-SD-Karte belegbare Kartenschlitten eingelassen, rechts die Lautstärkewippe und der leicht versenkte Power-Button mit integriertem Fingerabdrucksensor. Dass Sony nicht auf einen modernen In-Display-Sensor setzt, mag Kritikern des Herstellers in die Karten spielen, uns stört die annähernd ebenso unauffällige Bauweise nicht. Im Gegenteil: Der herkömmliche Sensor funktioniert schneller und zuverlässiger als so manch neueres In-Display-Modell.

Allerdings: Da das Gerät bereits beim Auflegen des Fingers auf den Sensor entsichert und somit der Sperrbildschirm übersprungen wird, entgeht uns meist auch der schnelle Blick auf eingegangene Benachrichtigungen, die Uhrzeit oder die Musiksteuerung. Der Powerbutton muss allerdings zum Aktivieren des Bildschirms zwingend gedrückt werden, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. So entsteht die seltsame Situation, dass wir gelegentlich gegen die Fingerabdruckerkennung wetten und dabei versuchen, die Power-Taste so kurz wie möglich anzustupsen, ohne dabei den Sensor anzusprechen. Das klappt aber so gut wie nie, die Erkennungsrate und die Geschwindigkeit des Sensors sind einfach zu gut.

Beim 6-Zoll-Display des Xperia 10 II handelt es sich um ein OLED-Panel mit einer Auflösung von 2.520 x 1.080 Pixel und 60-Hertz-Bildwiederholrate. Sony bietet dem Nutzer ein warmes und ein kaltes Farbprofil für die Anzeige an, ein im Gelbstich justierbarer Nachtmodus lässt sich über die Systemeinstellungen sogar nach Tageszeit planen. Wo der Bildschirm mit durchaus satten, dabei aber nicht unnatürlichen Farben überzeugen kann, da fehlt es ihm an Leuchtkraft – vor allem bei hartem Sonnenlicht leidet die Lesbarkeit.

Ärgerlich sind die Farbverfälschungen schon bei leichter Neigung des Geräts. Auf der langen 21:9-Diagonale wird ein weißer Hintergrund kaum homogen dargestellt, am oberen oder unteren Ende tendiert der Bildschirm je nach Haltung eher zu blau oder rot - das können heute schon deutlich günstigere Modelle besser. Umgehen lässt sich dieser Effekt durch Einschalten eines dunklen System-Designs, das auch von den meisten vorinstallierten Apps aufgegriffen wird. Besonders schade: Eine Always-on-Anzeige gibt es trotz OLED nicht.

Auf dem Xperia 10 II sind ab Werk 19 Prozent des 128 GByte großen Speichers belegt, größtenteils vom System selbst. Sony-Anwendungen finden sich kaum noch auf den eigenen Smartphones, nicht einmal mehr eine eigene Galerie-App bietet der Hersteller an. Stattdessen setzt er großzügig auf Google-Programme, neben Fotos, Maps und Chrome sind auch Duo, Google One und Android Auto vorinstalliert – die überwiegende Anzahl der Apps lässt sich nicht deinstallieren. Dazu zählen auch Facebook und Netflix, die es sich jedoch als einzige Drittanbieter auf dem Xperia 10 II gemütlich machen. Nur mit Sonys eigener Musik-App lassen sich Sounderweiterungen wie das Audio-Upscaling DSEE HX und High Resolution Audio nutzen – mit kabelgebundenem oder kabellosem Kopfhörer.

Das Betriebssystem basiert auf Android 10. Die Benutzeroberfläche Xperia Home hebt sich optisch dabei kaum mehr von Googles Pixel-Launcher ab. Entsprechend lässt sich das Smartphone neben den üblichen On-Screen-Buttons wahlweise mit den nativ in Android integrierten Wischgesten bedienen. Als Erweiterungen bringt Sony die „Side Sense“ und „21:9-Multi-Fenster“ genannten Schnellzugriffmenüs im Launcher unter. Beide verstecken sich hinter einem stets am Bildschirmrand sichtbaren schmalen Balken. Side Sense wird über doppeltes Antippen des Balkens aufgeklappt und versammelt Verknüpfungen zu den am häufigsten genutzten Apps und Verbindungseinstellungen sowie Schnellzugriffe auf die Benachrichtigungszentrale, den Einhandmodus und die Multi-Fenster-Ansicht.

Dieser Split-Screen-Modus ist an sich nicht neu in Android, auch auf anderen Smartphones lassen sich zwei Apps über- oder im Querformat nebeneinander auf dem Bildschirm verwenden. Jedoch ist die Anwendung von Sonys Multi-Fenster-Ansicht angenehm komfortabel. Die erste aus den Vorschlägen angetippte App wandert automatisch in die obere, die zweite in die untere Bildschirmhälfte. Dabei merkt sich das Smartphone die drei zuletzt genutzten App-Kombinationen und stellt für die häufigere Nutzung eine entsprechende Verknüpfung bereit. Die zwei Fenster lassen sich – bis zu einem gewissen Punkt – stufenlos in ihrer Größe justieren, zudem können sie auf Knopfdruck einfach getauscht werden. Das vom Hersteller gewählte lange Seitenverhältnis des Xperia 10 II bietet sich für diese parallele App-Nutzung an, tatsächlich wünschen wir uns hierfür aber dann doch einen etwas größeren Bildschirm.

Das Xperia 10 II hat mit dem Snapdragon 665 einen knapp ein Jahr alten Mittelklasse-Chipsatz an Bord. Er verfügt über einen Cortex-A73-Achtkerner mit vier 2 GHz und vier 1,8 GHz schlagenden Prozessorkernen, eine Adreno-610-Grafikeinheit sowie 4 GByte RAM. Der Arbeitsspeicher ist damit vielleicht ein wenig unterdimensioniert, etwas mehr hätte es mit Blick auf steigende App-Systemanforderungen schon sein dürfen. Zum aktuellen Zeitpunkt reicht das aber absolut aus. Der Speicherplatz ist mit 128 GByte hingegen üppig bemessen. Das Xperia 10 II nimmt eine Micro-SD-Speicherkarte auf, dann allerdings keine zweite SIM-Karte mehr. Zu den unterstützten Funkstandards zählen LTE, WLAN ac und Bluetooth 5.0, ein NFC-Modul ist ebenfalls an Bord.

Die Performance des Sony-Smartphones geht in Ordnung, ein Rennpferd ist der verwendete Qualcomm-Chip allerdings nicht. So weist der Geekbench-5-Test einen Single-Core-Wert von 312 Punkten aus, alle Prozessorkerne zusammen kommen auf 1.406 Punkte. Kleinere Hänger und Ruckler kommen beim Xperia 10 II vor, im Testverlauf kam es einmal zum Systemabsturz. Eher träge ist vor allem die Kamera-App, der Rest im Alltag voll in Ordnung.

Schon beim Kaltstart der Anwendung lässt sich das Smartphone Zeit, nicht selten steht die Kamera erst drei bis vier Sekunden nach dem Aufruf bereit. Ähnlich lange dauert es, bis die Knipse nach einer Aufnahme für die nächste bereitsteht – so verpasst man die eine oder andere Anschlusssituation. Auch der Fokus ist nicht der schnellste, das gilt für alle drei Kameramodule.

Das Xperia 10 II hat eine 12-Megapixel-Kamera mit Weitwinkelobjektiv (26 Millimeter) und je ein 8-Megapixel-Modul für Ultraweitwinkel- (16 Millimeter) und Tele-Bereich (52 Millimeter). Videos nimmt das Smartphone nur mit den Haupt- und Telekameras in 4K auf, die Ultraweitwinkelkamera ist auf Full-HD-Auflösung beschränkt. Leider lässt sich nur für 4K-Videos die speicherplatzschonende HEVC-Codierung auswählen, nicht aber für Full-HD-Aufnahmen. Entsprechend des Displayformats dürfen auch Video- und Fotoaufnahmen in 21:9 angefertigt werden.

Während der Detailgrad der mit der Hauptkamera aufgenommenen Fotos akzeptabel ist, fällt er bei den Ultraweitwinkel- und Tele-Kameras sichtbar ab. Bei Tageslicht geht die Tele-Kamera in Sachen Schärfe noch durch, im Ultraweitwinkel geraten Aufnahmen eher matschig und mit Blick auf den Fokus viel zu diffus. Wird die Szene etwas dunkler, steigt wegen der fehlenden Bildstabilisation die Wahrscheinlichkeit verwackelter Fotos. Zwar beherrscht das Xperia 10 II einen Nachtmodus für Aufnahmen ohne Stativ, durch die starke Weichzeichnung der Rauschunterdrückung sind die aber ziemlich unansehnlich.

Bilddynamik und Farbwiedergabe sind beim Sony-Smartphone unberechenbar. Dann und wann brennen Lichter aus und Schatten werden zu dunkel abgebildet. Ebenso erscheinen einige Aufnahmen zu blass, während andere wiederum unnatürlich stark leuchten. Die Kamera stellt damit den Flaschenhals des Xperia 10 II dar: Nur bei ordentlicher Lichtausbeute gelingen die Fotos, die eine oder andere Überraschung kommt aber auch dann auf den Nutzer zu. Die 8-Megapixel-Selfiekamera mit Gesichtserkennung, Soft-Skin-Filter und Gimmicks wie Lächel- und Gestenauslöser ist ebenfalls nur bei Tageslicht brauchbar, bereits in Innenräumen schwinden Schärfe und Details. Da hätten wir vom Kamera-Spezialisten Sony mehr erwartet.

Der Akku des Xperia 10 II hat eine Nennleistung von 3.600 mAh und ist damit gehörig größer als beim Vorgänger. Im Vergleich vor allem zu aktuellen China-Boliden wie dem Xiaomi Mi Note 10 Lite (Testbericht) wirkt der Akku dennoch etwas mickrig – und in Sachen Laufzeit ist Sonys Smartphone entsprechend unterlegen. Im Akku-Test von PC Mark hielt es dennoch gute 10,5 Stunden durch – das übersetzt sich in eine durchschnittliche Laufzeit von einem bis maximal zwei Tagen. Überraschend niedrig fällt der Standby-Verbrauch des Xperia 10 II aus, allerdings fehlt es dem Gerät an Features wie einer Always-on-Anzeige.

Drahtloses Laden ist mit dem Xperia 10 II nicht möglich, immerhin unterstützt es schnelles Laden nach dem Standard USB Power Delivery. Ein entsprechendes 18-Watt-Netzteil ist allerdings nicht Bestandteil des Lieferumfangs, ärgerlich. Interessant ist Sonys Batteriepflege: Das Smartphone lernt durch die Gewohnheiten des Nutzers, wann es vollständig geladen werden soll. In der Praxis bedeutet das, dass der Akku auf dem Nachttisch erst kurz vor dem üblichen Aufwachen auf 100 Prozent gebracht wird. So wird wie bei Oneplus dem üblichen Verschleiß der Batterie entgegengewirkt.

Das Sony Xperia 10 II ist in schwarzer und weißer Farbe erhältlich und kostet 369 Euro in der UVP. In Deutschland wird nur das Modell mit Hybrid-SIM-Slot und 128 GByte Speicher verkauft.

Das Xperia 10 II ist ein durchweg solides Smartphone. Die Verarbeitung ist top, der in der Mittelklasse unübliche Wasserschutz gibt Pluspunkte. Trotz des langen Formats wirkt das Gerät handlich und durch nützliche Features wie der Multi-Fenster-Ansicht wird die Screen-Fläche auch sinnvoll genutzt. Knackpunkt ist die launische Triple-Kamera: Bei Tageslicht springen mit den Weitwinkel- und Tele-Kameras meist brauchbare, wenn auch zu unausgewogene Aufnahmen heraus.

Die Ultraweitwinkelkamera hat uns dagegen nicht überzeugt, sie produziert auch bei gutem Licht zu viel Ausschuss. Unterm Strich bekommt der Käufer mit dem Xperia 10 II ein gutes Android-Smartphone geboten – wer zu dem Preispunkt mehr erwartet, der sollte seinen Blick auf Modelle wie Xiaomi Mi Note 10 Lite (Testbericht) oder Samsung Galaxy A51 (Testbericht ). Noch mehr passende Modelle haben wir in unserer Top 10 der besten Smartphones bis 300 Euro zusammengefasst.

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