Montage
Allzu kompliziert, wie man es sich vielleicht mit einem Schloss vorstellen mag, ist es nicht. Im Grunde ist die Installation sogar ziemlich kinderleicht und in weniger als drei Schritten sowie drei Minuten erledigt. Deutlich länger dauert die einmalige Kalibrierung des Schlosses: das Nuki will herausfinden und messen, wie oft es sich für eine einfache oder zweifache Verriegelung drehen muss. Außerdem misst es den Abstand zum Türrahmen, um erkennen zu können, ob die Tür auf oder zu ist. Die ganze Prozedur durchläuft der Nutzer mit der App, in der ein Assistent zur Verfügung steht und jeden Schritt erklärt und instruiert. Viel macht man hier nicht falsch.
Das Nuki Combo 2.0 unterstützt nahezu alle Schlosstypen an der Innenseite der Eingangstür, lediglich der US-amerikanische Dead Bolt mit Drehgriff bleibt eine Herausforderung. Eine Zusatzverriegelung, wie eine Schlossschiene, -stange oder -kette, oder ein sich automatisch verriegelndes System sind weitere Hindernisse für die einwandfreie Funktion. Wer dennoch Bedenken hat oder sich unsicher ist, der kann kostenlos in sieben Schritten mit einem Assistenten auf der Nuki-Seite prüfen, ob die Installationsvoraussetzungen stimmen.
Für den Test wurde das Nuki Combo 2.0 an ein Schoss mit Europrofil-Doppelzylinder montiert. Hierzu bringt der Anwender zunächst die mitgelieferte und selbstklebende Metallplatte um den Zylinder an. Danach kommt ein Wohnungsschlüssel in den Zylinder rein und darauf das Nuki Combo 2.0. Jetzt fehlen nur noch die vier AA-Batterien mit dem Halter und schon ist die Installation abgeschlossen. Ist das Schloss einmal richtig angebracht, sollte nichts mehr wackeln oder lose sein; alles rastet ein und hält. Schrauben und Bohren muss man übrigens nicht. Auch der kleine Türsensor, der am Türrahmen links oder rechts vom Nuki drankommt, lässt sich einfach kleben.
Funktionsweise
Das Nuki Combo 2.0 kombiniert Mechanik sowie Elektronik mit der digitalen Welt. Es schließt automatisch die Tür auf und schließt sie auch ab. Hierzu nutzt es die Methode des Geofencings: Befindet sich der Nutzer mit seinem Smartphone in einem Radius von 100 m in der Nähe von Nuki, so gilt er als „… ist Zuhause“. Verlässt oder betritt er die imaginäre Zone, so reagiert das Schloss darauf mit entsprechender Aktion. Das funktionierte im Test immer zuverlässig und ohne Probleme. Der Radius für Geofencing lässt sich optional auch vergrößern oder verkleinern. Das Nuki-Schloss schließt die Tür nicht nur auf und zu, sondern öffnet die Tür auch selbst, indem es den Zylinder bis zum Anschlag dreht.
Im Gehäuse befindet sich ein Motor, der für die Aktorik zuständig ist. Wenn der Motor einmal arbeitet, sprich schließt und öffnet, ist er deutlich – aber nicht störend – hörbar (in Mehrfamilienhäusern auch von den Nachbarn). Das zweifache Ver- und Entriegeln durch den Motor nimmt etwas um die sechs Sekunden in Anspruch. Die Batterien im Schloss der ersten Generation haben in etwa zwei Monate gehalten. Die zweite Version toppt diesen Wert um einen weiteren Monat; schnellere und effizientere Hardware sowie Bluetooth 5.0 zeigen ihre Wirkung.
Das Auf- und Zuschließen der Tür muss schnell vonstattengehen. Obwohl die zweite Generation durch die neuere Hardware fast fünfmal so schnell arbeitet wie das erste Nuki, will man bei dieser Tätigkeit nicht das Smartphone aus der Tasche holen, manuell einen Prozess starten und warten, bis sich das Schloss in eine Richtung dreht. Da greift man lieber zum Schlüssel und macht’s händisch. Für solche Anwendungsfälle gibt es einen Knopf am Nuki 2.0. Einmal kurz gedrückt, verriegelt es ohne Verzögerung das Schloss. Zweimal gedrückt öffnet es die Tür und schließt erst nach 20 Sekunden (Standardeinstellung) ab. Genug Zeit um das Haus/die Wohnung zu verlassen. Alternativ greift das Geofencing ein und schließt das Schloss automatisch, wenn man seine Zone verlässt.
Datenblatt
Smart Home
Die zweite Generation des Nuki-Schlosses arbeitet deutlich besser mit anderen Einheiten im Smart Home zusammen, als die erste Generation. Es unterstützt die Sprachsysteme und Schaltzentralen von Amazon Alexa, Apple Homekit sowie Google Home.
Doch am prominentesten wirbt der Hersteller mit dem proprietären Standard von Apple. Ganz so überzeugend ist die Kombination aus Apple Homekit und Nuki 2.0 dann doch nicht. Um nur ein Beispiel zu nennen: Möchte man den Sprachbefehl „Hey Siri, schließ‘ die Tür zu…“ auslösen, damit Nuki das Schloss verriegelt, muss man zunächst in der Nähe von Nuki sein. Warum? Weil die Verbindung vom Smartphone zum Schloss über Bluetooth 5 läuft – nicht über das WLAN. Das Schloss an sich kommuniziert darüber hinaus über Zigbee mit anderen Systemen, doch in das Internet kommt es nicht. Allerdings liegt im Lieferumfang eine Nuki Bridge bei, welche das Signal des Schlosses abfängt und damit ins Internet geht. So lässt sich beispielsweise unterwegs der Zustand des Schlosses abfragen. Dass Nuki die Bridge nicht mit Apple Homekit austattet, hängt mit den Restriktionen von Apple zusammen. Der Anbieter der Technologie gewährt es nicht, dass Türschlösser direkt ins Internet gehen oder zusammenhängende Produkte, wie die Bridge, einen Zugang zu Homekit haben. Das dürfen nur offizielle Gateway-Geräte von Apple, in diesem Fall Apple TV 4 und Apple Homepod.
App
Die App für Nuki ist kostenlos für Apple iOS und Android verfügbar. Eine Registrierung als Benutzer ist nicht unbedingt notwendig: Der Ersteinrichter des Nuki-Schlosses gilt als Administrator, weitere Nutzer (bis zu 200) bekommen die Zutrittsberechtigung per Code. Der Zugang ist dauerhaft gültig oder zeitlich beschränkt.
Im Gegensatz zu der Integration mit Smart Home, lässt sich in der App von überall – egal ob über Bluetooth, WLAN oder mobiles Internet – das Schloss manuell öffnen und schließen. Ideal ist es, wenn Freunde, Familie oder Handwerker vor der Tür stehen und man gerade nicht Zuhause ist. Das Aufsperren für vertrauenswürdige Personen aus der Ferne klappte im Test zuverlässig.
Als gut und transparent zeigte sich die Protokollfunktion des Nuki-Schlosses in der App: Das Register zeigt an, wann welche Person wie hereingekommen oder herausgegangen ist. Außerdem listet das Protokoll auch eventuelle Fehler auf, die häufiger passieren, beispielsweise wenn der Motor blockiert und einen zweiten vom Nutzer initiierten Anlauf nehmen muss.
Bildschirmaufnahmen der Nuki-App
Sicherheit
Das Thema Sicherheit bei smarten Schlössern müssen Hersteller großschreiben. Niemand möchte, dass Unbefugte in die eigenen vier Wände eindringen. Das österreichische Startup setzt von Anfang an auf hohe Sicherheitsstandards und Verschlüsselungstechniken. Es lässt sich selbst von Angreifern herausfordern und schiebt regelmäßig neue Updates raus, welche einen Beitrag zur Sicherheit von Nuki 2.0 leisten. Genaueres zum Nachlesen erzählt Nuki auf einer speziellen Seite.
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Fazit
Die Digitalisierung schreitet voran – auch die Tür zum Wohnraum ist davon betroffen. Wobei ganz so neu ist Nuki nicht; Schlösser dieser Art gibt es bereits auf den Markt. Doch braucht nun jeder ein digitales Schloss für seine Haus- respektive Wohnungstür? Nein, nicht jeder. Obwohl der Nutzwert durch Nuki durchaus vorhanden ist, zum Beispiel durch das automatische Öffnen der Tür, wenn man in der Nähe ist und vielleicht Einkaufstüten in der Hand hat, sind 299 Euro doch ganz schön viel Geld. Wer sich allerdings mit den Funktionen und Anwendungsfällen des Nuki-Schlosses identifiziert, der wird damit ganz glücklich werden.