Smarte WLAN-Türklingel mit Kamera: Ring 2 im Test

Smarte WLAN-Türklingel mit Kamera: Ring 2 im Test
Pro und Contra
  • hervorragende Video-Qualität
  • einfache Einrichtung und Installation
  • Gegensprechanlage zum Nachrüsten
  • groß und klobig
  • Registrierungszwang, kostenpflichtige Cloud
  • App nicht durchgehend übersetzt
  • 4.0

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Alter Klingeltaster weg, neue, smarte Türklingel mit WLAN-Kamera, Nachtsicht, Gegensprechanlage und App-Anbindung dran: Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Ob die Ring 2 überzeugt, zeigt der Test.

Die ersten Versuche der smarten Klingeln war nicht das Gelbe vom Ei. Die iDoorBell, die heute SkyBell heißt, hatte konzeptionelle Macken und konnte nie wirklich überzeugen. Mit der Ring 2 gibt es ein Konkurrenzprodukt, das vieles richtiger macht – zumindest auf dem Papier. Kann sie in der Praxis überzeugen?

Im Vergleich zu einem normalen Klingeltaster und zur Konkurrenz ist die Ring Video Doorbell 2 vor allem mal ein riesengroßer Klotz. Das rechteckige Gehäuse misst 13 × 6,3 × 2,7 Zentimeter. Weil eine im rechten Winkel zur Wand ausgerichtete Kamera in den meisten Eingangssituationen keinen Sinn macht, legt der Hersteller Montageplatten bei, die die Kamera entweder seitlich oder nach oben und unten neigen. Feine Sache, damit passt die Ring 2 wirklich fast überall – aber trägt eben noch zwei Zentimeter dicker auf.

Ein großes Problem ist das nicht, schließlich trägt man die Klingel nicht in der Hosentasche herum. Aber die Ring fällt neben der Tür auf. Deutlich mehr, als eine herkömmliche Gegensprechanlage und noch viel mehr als ein normaler Klingeltaster.

Das Kunststoffgehäuse fühlt sich stabil und gut verarbeitet an. Passend zur Optik des Eingangsbereichs liegen eine silberne und eine schwarze Frontabdeckung bei, die die unteren zwei Drittel des Gehäuses überdecken. Oben ist Ring immer schwarz, und ausgerechnet hier wirkt das Plastik nicht so wertig: Fingerabdrücke bleiben sofort sichtbar, das Material glänzt irgendwie billig – und zumindest bei uns will das Schwarz einfach nicht so recht passen. Insgesamt ist das aber Jammern auf hohem Niveau.

Grund für die dicken Abmessungen ist der Akku, der uns stark an die Batterie-Formate für Spiegelreflexkameras erinnert. Der LiPo-Stromspeicher hat eine Micro-USB-Ladebuchse, braucht über drei Stunden, bis er das erste Mal vollgeladen ist – und versorgt die Klingel dann für angeblich sechs bis acht Monate autark mit Energie.

In den meisten Situationen dürfte das Gerät aber einen herkömmlichen Klingeltaster ersetzen. Mit zwei Schraubverbindern an der Rückseite speist man die Ring 2 zwischen Klingeltrafo und Klingel ein – also so, wie vorher der herkömmliche Klingeltaster montiert war. In dem Fall wird die Gegensprechanlage vom Transformator im Haus mit Energie versorgt. Dann stehen weitere Funktionen zur Verfügung, etwa eine dauerhafte Beleuchtung des Klingeltasters oder ein integrierter Bewegungsmelder.

Bevor es an die Montage geht, wird es Zeit für das erste Lob: Der Hersteller scheint wirklich an alle Eventualitäten gedacht zu haben. In der Verpackung befinden sich diverse Montageplatten, Schrauben, Dübel, alle benötigten Werkzeuge, ja sogar Klemmverbinder für Kabel und eine kleine Wasserwaage.

Die Montageplatte wird in der Wand verschraubt. Darauf setzt man die Oberseite des Ring-Gehäuses; es hält ebenfalls mit Schrauben. Danach setzt man den Akku ein, das Gehäuse auf und befestigt alles mit einer Imbus-Schraube. Wer handwerklich halbwegs geschickt ist, bekommt das hin.

Wer die Ring nicht autark betreiben, sondern mit der herkömmlichen Klingel verwenden will, sollte aber auf jeden Fall die Anleitung lesen. Denn wie man das Gerät anschließt, hängt von vielen Faktoren ab. In jedem Fall ist ein klassischer Wechselstrom-Klingeltrafo nötig. Hat man einen mechanischen Gong, wird Ring einfach dazwischengeschleift. Hat man einen elektronischen Gong, muss man eine mitgelieferte Diode einsetzen. Ist gar kein Gong verbaut, braucht es einen Widerstand. Auch das ist alles kein Hexenwerk, aber man sollte wissen, was man tut.

Die Einrichtung erfolgt, wie es bei Smart-Home-Geräten aktuell üblich ist. Zunächst lädt man die passende App für iOS oder Android aus dem App-Store. Im Inneren des Ring-Gehäuses befindet sich ein Konfigurationstaster. Gehäuse öffnen, Taster drücken, Smartphone mit dem WLAN der Klingel verbinden und den Anweisungen in der App folgen.

Zunächst sucht die Software nach allen verfügbaren WLAN-Netzen. Man wählt das richtige aus, trägt das Passwort ein. Ring startet neu und verbindet sich, wenn alles glatt gegangen ist, zunächst mit dem hauseigenen Netz und dann mit der Cloud. Das war's eigentlich auch schon.

Eigentlich? Na klar, bevor man irgendetwas machen kann, muss man erst einmal einen Benutzeraccount beim Hersteller anlegen. Auch das ist in vielen Fällen üblich, vor allem aber deutsche Hersteller sind eine positive Ausnahme: Die von uns kürzlich getesteten Alarmsysteme Gigaset Elements und Abus Smartvest bringen alle zeitgemäßen Cloud-Funktionen mit, verzichten aber auf eine Zwangsregistrierung. Dass die App dann gerne noch Zugriff auf die GPS-Standortdaten haben möchte, kommt erschwerend hinzu. Wer – unter iOS – diese Rechte verweigert, kann Ring aber trotzdem mit geringen Einschränkungen nutzen.

Nach der Einrichtung kann es losgehen. Ein Druck auf den Taster lässt den Gong im Inneren des Hauses läuten, fast gleichzeitig erscheint eine Push-Nachricht auf dem verbundenen Smartphone. Wer möchte, kann auch mehrere Handys oder Tablets anbinden. Dass beim Druck auf die Klingel auch die Ring-Außeneinheit läutet, ist zumindest ungewöhnlich.

In der Praxis fällt auf, dass einzelne Teile der App nicht übersetzt sind. Je tiefer man sich in die Einstellungen wühlt, um so häufiger muss man Optionen in Englisch festlegen.

In der Handy-App kann man einen eingehenden „Ring“, wie der Hersteller die Klingel-Meldungen nennt, dann beantworten. Dabei baut die App zunächst eine Video- und Audioverbindung von der Haustür zum Handy auf. Leider dauert das in der Praxis oft so lange, dass man auch schon selbst zur Tür gelaufen ist: Zwischen dem Druck auf den Knopf und der Sichtverbindung liegen gut und gerne 10 Sekunden.

Wer möchte, kann über den grünen Telefonhörer-Knopf auch eine bidirektionale Verbindung herstellen und mit der Person vor der Tür sprechen. Die Audio-Qualität ist okay: Es reicht aus, um sich zu verständigen. Die Lautstärke überzeugt.

Einen positiven Eindruck hinterlässt die Qualität der Kamera. Zum einen ist eine extreme Weitwinkellinse verbaut, die einen ausführlichen Blick vors Haus erlaubt. So sieht man Gesprächspartner auch dann, wenn die Cam nicht direkt auf den Platz vor der Tür ausgerichtet ist. Zum anderen war das Bild in allen Lichtsituationen immer gut – egal, ob bei fast vollkommener Dunkelheit und aktiver Infrarot-Nachtbeleuchtung oder bei Sonnenstrahlen und Schnee. Ist die entsprechende Einstellung gesetzt, kann man über die App auch jederzeit auf das Live-Bild zugreifen und muss nicht warten, bis jemand klingelt.

Allerdings stellt Ring die Belichtungsoptionen der Kamera erst dann passend ein, wenn die Verbindung bereits aufgebaut ist. Zusätzlich zur Wartezeit vergehen noch mal 1 bis 2 Sekunden, bis das Bild auch wirklich gut aussieht. Wer möchte, bekommt eine zusätzliche Push-Nachricht aufs Handy, wenn der Bewegungsmelder anspricht. Obwohl Ring 2 laut Hersteller mit einem PIR-Sensor ausgestattet ist, haben diverse Schneeflocken eine Bewegungserkennung und somit eine Push-Nachricht ausgelöst. Hier hilft es, die Empfindlichkeit herunter zu schrauben.

Für 30 Tage nach der Erstinstallation gibt's den Ring-Cloud-Service, danach muss man zahlen. In dem Fall werden Video-Aufnahmen, die sich je nach Einstellung durch Ansprechen des Bewegungsmelders oder durch Druck auf den Knopf aktivieren, auf den Servern des Herstellers gespeichert und lassen sich unterwegs auch mit Verzögerung abrufen. Wer das Abonnement verlängern möchte, zahlt 3 Euro im Monat oder 30 Euro im Jahr. Wer auf den Dienst verzichtet, hat keine Aufzeichnungsmöglichkeit, sondern kann nur das Live-Bild ansehen. Oder, um es deutlich zu sagen: Ohne kostenpflichtigen Cloud-Service verliert die Ring die wichtigsten Funktionen.

Eine offizielle API zur Anbindung der Ring 2 an andere Smart-Home-Systeme gibt es derzeit nicht. Eine IFTTT -Unterstützung hilft aber dabei, das Problem zu umgehen: Zwei Events, die entweder beim Ansprechen des Bewegungsmelders oder beim Druck auf den Klingeltaster ansprechen, verknüpfen zumindest die rudimentären Funktionen des Systems mit dem Smart Home. Bei uns aktiviert der integrierte Bewegungsmelder über IFTTT und die Open-Source-Software ioBroker testweise die Außenbeleuchtung an der Eingangstür. Zumindest theoretisch – leider hat nicht jede Bewegung, die in der Ring-App erschienen ist, auch IFTTT getriggert – und bis IFTTT die Information weitergegeben hat, sind oft mehrere Minuten vergangen. Mit dem Effekt, dass die Beleuchtung vor der Eingangstür sich im Schnitt neun Minuten aktiviert, nachdem eine Bewegung erkannt wurde. So ist das leider unbrauchbar.

Bastler können diverse nicht offizielle APIs auch die weiteren Funktionen von Ring nutzen und beispielsweise eine Liste von Events oder die letzte Video-Aufzeichnung abrufen, eine offizielle Anbindung an andere Smart-Home-Systeme gibt es leider nicht.

Groß und klobig, Registrierungszwang, kostenpflichtige Cloud – die Liste der Haken ist groß. Dennoch hat sich die Ring Video Doorbell 2 einen positiven Eindruck hinterlassen. Denn das Produkt löst ein Problem ganz hervorragend: eine alte Klingel smart machen.

Die Installation klappt auf Anhieb, alles Nötige ist dabei, die Kamera ist gut, die App überzeugt. Für den vollen Funktionsumfang finden wir das Cloud-Abo allerdings wichtig. Wer nicht bereit ist, jenes abzuschließen und sich beim Hersteller zu registrieren, sollte die Ring 2 nicht kaufen.

Die Note „2“ in diesem Test ist grenzwertig, da die Haken – je nach SItuation – gravierend sind. Auf der anderen Seite ist uns aktuell kein Produkt bekannt, was eine analoge Klingel zu diesem Preis besser ersetzt.

Update: In einer früheren Version dieses Beitrags haben wir irrtümlich eine Akkulaufzeit von 1 bis 2 Jahren im autarken Betrieb angegeben. Der Hersteller nennt sechs bis acht Monate. Außerdem ist entgegen unserer Angaben ein PIR-Sensor zur Bewegungserkennung verbaut. Ungeklärt ist noch, warum Schneeflocken im Bild trotzdem eine Push-Nachricht auslösen können.

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