Innogy ist eine Tochtergesellschaft des Energieversorgers RWE. Ihr smartes Thermostat zur intelligenten Heizungskontrolle ist nun bereits seit über sieben Jahren am Markt, wenn auch zu Beginn unter anderem Namen . Auch ein Grund, warum sich die Smart-Home-Lösungen von Innogy einer vergleichsweise hohen Beliebtheit erfreut.
Wir haben drei smarte Thermostate der zweiten Generation und die Bridge der ersten Generation im Test. Seit Januar 2019 gibt es alterntiv eine neue Bridge , die neben einiger neuer Verbindungsprotokolle nun auch Smart-Home-Geräte von Medion ins Innogy-System integriert. Für unser Test-Setup ist die Generation der Bridge nicht relevant.
Produkte im Test
Im Rahmen unserer Themenwelt smarte Heizkörperthermostate testen wir folgende Produkte und fassen die Ergebnisse anschließen in einem Vergleichstest zusammen.
- Wiser Heat Thermostat (Testbericht)
- Innogy Thermostat (Testbericht)
- Tado Thermostat V3+ (Testbericht)
- Eve Thermo Thermostat (Testbericht)
- AVM Fritzdect 301 Thermostat (Testbericht)
- Homematic IP Thermostat (Testbericht)
- Vergleichstest Wiser Heat, Tado V3+, Innogy, Eve Thermo, AVM Fritzdect 301, Homematic IP
Installation
Ohne Bridge – der Hersteller nennt sie Innogy Zentrale – geht gar nichts. Denn die Thermostate funken mit dem eigenen, proprietären CosIP-Protokoll. Vor dem ersten Start verlangt Innogy eine Registrierung mitsamt Namen, E-Mail-Adresse und Telefonnummer. So ganz ohne Cloud lassen sich die smarten Thermostate nicht nutzen.
Die Innogy Zentrale sieht aus wie ein Router. Auf seiner Vorderseite prangt ein Display, unterhalb verbaut Innogy zwei Knöpfe. Leider muss die Bridge, egal welche Version, direkt per Kabel am Router hängen. Eine Verbindung via WLAN wie bei Wiser (Testbericht) hätten wir bevorzugt. So wäre die Zentrale zum einen ortsunabhängiger, zum anderen würde sie keinen der wertvollen LAN-Steckplätze am Router blockieren. Denn die meisten Router haben derer nur vier. Gerade wer viel mit Smart Home macht, reizt diese schnell aus.
Innogy Heizungsthermostat
Nachdem man die Innogy Zentrale mit Router und dem Stromnetz verbunden hat, führt diese eigenständig ein Update durch. Danach noch Seriennummer der Rückseite und die im Display angezeigt PIN eingeben – fertig.
Jetzt will Innogy noch wissen, wie viele Personen in dem Haus oder in der Wohnung leben und wie viele Stockwerke es gibt. Diese Angaben sind freiwillig und haben zumindest in unserem Setup keinen Einfluss auf die Funktionalität.
Das Plus-Symbol oben rechts in der App fügt neue Geräte hinzu. Hat die App das Innogy Heizkörperthermostat erkannt, führt sie Schritt für Schritt durch die Montage. Sollte der Heizkörper nicht gerade schwer zugänglich sein, schafft man das auch mit zwei linken Daumen. Da das Ventil am Heizkörper bleibt, braucht man auch keine Angst vor einem Wasserschaden haben. Die neuen Thermostate passen auf Ventile mit dem weit verbreiteten Anschlussgewinde M30 × 1,5 mm. Für Ventile von Danfoss liegen Adapter bei. Falls das Innogy Heizungsthermostat trotzdem nicht passen sollte, gibt es im Fachhandel für wenige Euro weitere Adapter.
Nach dem Einlegen der Batterien und dem einmaligen Drücken des runden Knopfes auf den Thermostaten wechselt die Anzeige des Displays auf A3 und das Thermostat verbindet sich mit der Innogy Zentrale.
Optik und Verarbeitung
Sind die fett! Das ist der erste Gedanke, der uns durch den Kopf schoss, als wir die smarten Thermostate Innogy RST 2.0 auspackten. Zwar sind sie mit 83 mm nicht übermäßig lang, dafür aber mit einem Durchmesser von 68 mm sehr dick. Kein Vergleich zu den schlanken Thermostaten von Wiser.
Das Display zeigt den aktuellen Status oder die Solltemperatur an. Nutzer können diese manuell über das große, plan abschließende Drehrad des Thermostats bestimmen. Während das Drehrad ein befriedigendes haptische Feedback vermittelt, ist das Display eine Enttäuschung. Sein gewölbtes Schutzglas spiegelt das Umgebungslicht, so dass es meist kaum ablesbar ist. Zwar springt beim Betätigen des Drehrads eine schummrige Displaybeleuchtung an, die hilft aber auch nicht immer. Der Knopf unterhalb des Displays wechselt zwischen den automatischen und manuellen Modus.
App
Das zentrale Bedienelement der Innogy Heizungsthermostate ist die App. Sie wirkt auf den ersten Blick komplett überladen. Das liegt auch daran, dass Innogy eine umfassende Smart-Home-Lösung anbieten will. Sirene, Rauchmelder, Bewegungsmelder, Türen- & Fensterkontakte, Stromzwischenstecker, Wandschalter und Fußbodensteuerung sind nur einige der eigenen Angebote . Hier kommen noch unzählige Geräte von Drittherstellern hinzu.
In der App ignorieren wir also die prominent platzierten Punkte Beleuchtung , Türen & Fenster sowie Sicherheit und widmen uns dem Klima . Dort zeigt jedes einem Raum zugeordnete Thermostat brav die Ist- und Solltemperatur an. Erfreulicherweise weiß das Thermostat auch um die Luftfeuchtigkeit in Prozent und zeigt diese ebenfalls an.
Innogy Heizungsthermostat – Screenshots
Hier stellt der Nutzer die Solltemperatur ein. Nach spätestens 60 Sekunden schraubte bei einer Anpassung in der App das Thermostat sehr leise surrend das Ventil auf oder zu.
Wenn das Thermostat zum Beispiel hinter einem Küchenschrank oder der Couch an der Heizung hängt, staut sich die Wärme und es zeigt eine falsche Temperatur an. Wer mit diesem Problem zu kämpfen hat, kann ein externes Raumthermostat hinzukaufen. Die dort gemessene Temperatur dient dann als führender Richtwert.
Szenarien
Das Herzstück der App ist das Erstellen von Szenarien. Über logische Wenn-Dann-Ketten stehen dem Nutzer so viele Möglichkeiten offen. Wenn die Luftfeuchtigkeit im Bad über 70 Prozent steigt, dann schicke mir eine Nachricht. Wenn die Temperatur unter 10 Grad fällt, drehe die Heizung auf. Je mehr kompatible Geräte mit der App verknüpft sind, desto mehr Möglichkeiten gibt es hier. Zum Beispiel: Wenn der Fensterkontakt im Bad offen ist, drehe die Heizung im Bad ab.
Das macht durchaus Sinn und ist im Rahmen der App auch gut gelöst. Dennoch hätten wir uns eine einfachere Bedienung gewünscht. Zu den Kernfunktionen eines smarten Thermostats gehört dessen Programmierung. In unserem Fall wollen wir, dass die Heizung unter der Woche morgens und abends je eine Stunde aufdreht. Das geht auch über die Wenn-Dann-Programmierung, ist dann aber quälend umständlich. Wenn 7 Uhr morgens, dann drehe im Bad am Montag bis Freitag die Solltemperatur auf 23 Grad. Wenn 8 Uhr morgens, dann drehe im Bad am Montag bis Freitag die Solltemperatur auf 18 Grad. Glücklicherweise geht das auch einfacher, auch wenn sie diese Option in der unübersichtlichen App unter Szenario hinzufügen > Empfohlene Szenarien > Klima > Raumtemperatur per Zeitsteuerung versteckt.
Im Test hatten wir leider immer wieder mit Verbindungsproblemen zur App (Pixel 2 XL; Android 9 Pie) und vereinzelt auch Abstürzen zu kämpfen. Bei einem zweiten Versuch ging es dann meist. In Foren klagen weitere Nutzer über diese Problematik.
Innogy hat bereits Geo-Fencing als einen Premium-Dienst angekündigt, allerdings noch kein Datum genannt. Doch man kann Innogy dank IFTTT-Unterstützung schon heute Standort-basiert steuern und vieles mehr. Interessierte sollte auf IFTTT.com einfach mal Innogy ins Suchfeld eingeben, schon bekommt er haufenweise Rezeptvorschläge. Neben IFTTT versteht Innogy auch die Sprachassistenten Alexa und "OK, Google". Die Integration funktionierte anstandslos. Auf Siri hört Innogy jedoch nicht, Homekit wird nicht unterstützt.
Premium-Dienste
Neben einer Standardauswertung können Nutzer optional für 20 Euro pro Jahr Premium-Auswertungen hinzu buchen. Ebenfalls optional: Nach 24 Monate kann man die App nicht mehr außerhalb des heimischen WLANs nutzen. Der mobile Zugang kostet nun 15 Euro pro Jahr. Wer statt der Push-Nachrichten lieber vom Internetzugang unabhängige SMS-Benachrichtigungen bevorzugt, kann sich ein Kontingent von 100 SMS für knapp 15 Euro kaufen.
Fazit
Innogy macht bei weitem nicht alles falsch. Besonders die Möglichkeit, die Heizungsthermostate direkt aus der App heraus mit vielen weiteren Smart-Home-Komponenten zu verknüpfen, hat uns gefallen. Auch der günstige Anschaffungspreis spricht für Innogy. Trotzdem tun wir uns mit einer Kaufempfehlung schwer, gibt es doch Systeme am Markt, die zumindest für die reine Thermostatsteuerung besser funktionieren. Uns gefällt bei Innogy nicht, dass die so wichtigen Heizzeiten über eine umständliche Wenn-Dann-Kette zu programmieren sind. Auch stürzte die App im Test einige Male ab. Die Thermostate sind auch in der neuen Version viel zu groß und das Display schwer abzulesen. Zudem relativiert sich der günstige Anschaffungspreis, weil Innogy nach 24 Monaten für die mobile Nutzung knapp 15 Euro pro Jahr verlangt.
Das haben wir schon besser gesehen, zum Beispiel bei den smarten Thermostaten von Wiser (Testbericht) . Diese sind zwar etwas teurer, aber schick und gut verarbeitet. Das Wichtigste: Sie kommen mit einer durchdachten App und verzichten auf ein Abo-Modell.
Im Rahmen unserer Themenwelt smarte Heizkörperthermostate testen wir folgende Produkte und fassen die Ergebnisse anschließen in einem Vergleichstest zusammen.
- Wiser Heat Thermostat (Testbericht)
- Innogy Thermostat (Testbericht)
- Tado Thermostat V3+ (Testbericht)
- Eve Thermo Thermostat (geplant für KW8)
- Vergleichstest (geplant für KW9)