Samsung Galaxy S9 Plus im Test: Hardware top, Software flop

Samsung Galaxy S9 Plus im Test: Hardware top, Software flop
Pro und Contra
  • lichtstarke und lichtschwache Kamera
  • Stereo-Lautsprecher
  • exzellentes Display
  • mittelmäßige Akkulaufzeit
  • Updates und Upgrades dauern lange
  • viele Spielereien
  • 4.0

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Das Samsung Galaxy S9 Plus kostet 949 Euro. Dafür gibt's unter anderem eine variable Kamerablende und Stereolautsprecher mit AKG-Abstimmung. Reicht das, um den hohen Preis zu rechtfertigen?

Der Lieferumfang beim Galaxy S9 Plus ist umfangreich zu Zeiten, in denen andere Hersteller am USB-Netzteil und am Kopfhörer sparen. In dieser Preisklasse sollte das selbstverständlich sein, aber Apple legt seinem sündhaft teuren iPhone X noch nicht einmal ein Schnellladegerät bei. Zum Galaxy S9 Plus gibt es:

  • Netzgerät mit Schnellladefunktion und Verbindungskabel mit USB Type C
  • außergewöhnlich gute Kopfhörer von AKG mit 3,5-mm-Klinke
  • OTG-Adapter zum Verbinden von Geräten sowie Kabeln mit USB Type A und MicroUSB
  • sowie Werkzeug zum Auswerfen der SIM-Karte(n) und Bedienungsanleitung

Schade, eine Schutzhülle und eine Displayschutz-Folie hätten das Paket noch abgerundet. Wir haben verschiedene Hüllen für das Galaxy S9 Plus in einer Kaufberatung zusammengefasst.

Keine Frage: Das Galaxy S9 Plus ist sehr hochwertig gefertigt. Die Vorder- und Rückseite bestehen aus widerstandsfähigem Glas, das an den Seiten konvex nach innen verläuft. Dadurch liegt das 189 Gramm schwere und 8,5 Millimeter tiefe Smartphone bequem in der Handfläche und lässt sich komfortabel greifen. Mit zusätzlichen 16 g und 0,4 mm ist es schwerer und dicker geworden als sein Vorgänger, doch trotzdem bleibt es ein schlankes Smartphone.

Beim Galaxy S9 Plus hat Samsung das Design leicht bis oberflächlich betrachtet gar nicht verändert. So ist ein Unterschied zum Galaxy S8 Plus (Testbericht) aus dem Jahr 2017 kaum feststellbar, es sei denn, man wirft einen Blick auf die Rückseite. In dieser Generation hat das Plus-Modell eine Dual-Kamera. Außerdem hat man sich Gedanken um die Position des Fingerabdrucksensors gemacht. Statt neben ist dieser nun unter der Kamera platziert; das verhindert das regelmäßige Verschmieren der Kameralinse durch den Finger.

Ein Metallrahmen in der Mitte des Smartphones hält die beiden Glasseiten zusammen und verleiht dem Gerät zusätzliche Stabilität. Das war beim früheren Modell auch so, allerdings reagierten die Geräte äußerst empfindlich auf Stürze, wie der Labortest von Stiftung Warentest zeigt. Ob das dieses Mal ähnlich ist, bleibt ungeklärt, bis erste Erfahrungen ans Licht kommen, große Überraschungen erwarten wir aber nicht: Glas ist nunmal empfindlich.

Das Galaxy S9 Plus ist staub- und wasserfest. Erhöhte Luftfeuchtigkeit, Regen oder Süß- und Klarwasser machen dem Telefon nichts aus. Den permanenten Kontakt mit Salzwasser gilt es zu vermeiden.

Die technische Ausstattung des Galaxy S9 Plus ist ausgezeichnet. In Deutschland verkauft Samsung das Galaxy S9 Plus mit dem Prozessor Exynos 9 Series 9810 aus eigener Fertigung, die internationale Ausführung läuft mit dem neuen Snapdragon 845 von Qualcomm . Leistungsstark sind beide!

Der Samsung Exynos 9 Series 9810 ist ein Achtkern-Prozessor mit einer maximalen Taktrate von 2,7 GHz. Dem Chip stehen 6 GByte Arbeitsspeicher zur Seite. In synthetischen Benchmarks zeigt der Prozessor gegenüber dem Galaxy S8 Plus und anderen moderneren Smartphones einen Leistungsvorsprung von etwa 6 bis 27 Prozent an. Der absolut gemessene Wert im Antutu-Benchmark liegt bei durchschnittlichen 247.000 Punkten. Zum Vergleich: Mit viel Mühe kratzt das Galaxy S8 Plus an die 200.000er-Marke.

Das Galaxy S9 Plus hat einen integrierten Speicher mit einer Größe von 64 GByte. Ab Werk stehen dem Nutzer davon gute 50 GByte frei zur Verfügung. Wer mehr möchte, setzt eine Speicherkarte im MicroSD-Format ein und erweitert den Speicher um theoretisch bis zu 2 TByte, aktuelle Speicherkarten gehen jedoch bis 512 GByte. Im Test lief eine 400 GByte große MicroSDXC von Sandisk einwandfrei.

Übrigens, über seinen Onlineshop verkauft Samsung das Galaxy S9 Plus exklusiv mit 256 GByte Speicher zu einem Preis von 1049 Euro.

Die Kapazität des Akkus bleibt beim Galaxy S9 Plus unverändert: 3500 mAh. Trotz des effizienten Prozessors, der optimierten Software und des energiesparenden Displays ist die Akkulaufzeit nicht beeindruckend. In der Regel kommt das Galaxy S9 Plus einen vollen Tag. Das entspricht dem Durchschnitt. Auch der Videotest ist wenig beeindruckend: Bei voller Display-Helligkeit spielt das Galaxy S9 Plus einen Videostream 8:12 Stunden ab, bevor es sich abschaltet. Das Aufladen funktioniert entweder drahtlos oder kabelgebunden über ein mitgeliefertes Schnellladegerät und USB Type C. Von 0 auf 100 Prozent geht es in einer Stunde und 56 Minuten.

Gemeinsam mit der Hörmuschel erzeugt der unten sitzende Lautsprecher einen Stereoklang, sofern das Telefon quer gehalten wird. Die Soundausgabe wurde von Samsungs Audiotochter AKG abgestimmt. Eine kraftvolle Anlage ersetzt das Galaxy S9 Plus freilich nicht mit seinen Stereolautsprechern, aber zum Hören im Freien ist die Musik ausreichend.

84 Prozent der vorderen Seite des Galaxy S9 Plus belegt das Display mit seiner Diagonalen von 6,2 Zoll. Wie beim Vorgänger hat der Bildschirm das Seitenverhältnis 18,5 zu 9 und löst damit QHD+ auf, also 2960 × 1440 Pixel. Mit einer Darstellung von über 4,2 Millionen Bildpunkten und einer Pixeldichte von 528 Pixel pro Zoll (ppi) ist das Smartphone ideal geeignet zum Schauen von VR- und 360-Grad-Inhalten. Eine entsprechende Brille für die virtuelle Realität bietet Samsung optional an.

Wie auch beim letzten Modell, ist die Proportion des Bildschirms im 18,5:9-Verhältnis. Es löst mit QHD+ auf, also 2960 × 1440 Pixeln.

Der Bildschirm ist ein Always-on-Display (AoD), das Informationen zu eingehenden Nachrichten, Datum und Uhrzeit sowie anderen Ereignissen in der Entsperr-Anzeige einblendet. Die Funktion ist ab Werk aktiviert und lässt sich auf Wunsch deaktivieren oder anpassen. So entscheidet der Nutzer beispielsweise über seine Privatsphäre: Möchte er nur das Symbol von WhatsApp sehen oder auch den Inhalt einer eingegangen Nachrichten? Die permanent leuchtende Schwarz-Weiß-Darstellung verringert die Akkulaufzeit in der Praxis um 5 Prozent.

Das Amoled-Display des Galaxy S9 Plus gehört zu den besten auf den Markt. Es ist hell, bietet ein tiefes Schwarz und zeigt satte Farben an. Aufgrund des Panels ist ein ganz leichter Blaustich ab einem Betrachtungswinkel von etwa 178 Grad sichtbar, in der Praxis ist das zu vernachlässigen.

Die Fortschritte beim Galaxy S9 Plus gegenüber dem Vorjahresmodell sind in vielen Bereichen kaum ersichtlich . Der Fokus des Gerätes liegt deshalb auf der Kamera, die wiederum auch nur einige wenige Funktionen inne hat. Die Auflösung der Dual-Kamera beträgt 12 Megapixel. Wegen der unterschiedlichen Brennweite beider Kameras kann man das Motiv um den zweifachen Faktor vergrößern, ohne dass es zu digitalem Zoom und damit zu Qualitätsverlusten kommt.

Zwischen den Linsenelementen beider Kameras sitzen optische Bildstabilisatoren (OIS), die unruhige Bewegungen entgegenwirken und wackelfreie Aufnahmen ermöglichen. Die Technik stammt aus dem Galaxy Note 8 (Testbericht) . Neu ist die variable Blende: Erstmals schließt und öffnet ein Smartphone seine Kamerablende, um das einfließende Licht zu regulieren. In Schwachlichtsituationen greift die Software ein und stellt ein Verhältnis von f/1.5 auf. Bei Tageslicht schließt sich die Blende auf f/2.4 und vermeidet Überbelichtungen. Ein derartiger Mix aus zwei fixen Blenden ist einzigartig und bietet einen spürbaren Mehrwert in nahezu alle Situationen.

Die Kameras des Galaxy S9 Plus schießen hervorragende Bilder. Das gilt auch für Selfies mit der 8-Megapixel-Frontkamera, die über mit Autofokus und eine feste Blende von f/1.7 verfügt. Videos nimmt die Kamera im hochauflösenden Format 4K UHD mit 3840 × 2160 Pixeln auf. Die Qualität ist großartig. HDR-Videoaufnahme für Fernseher mit Dolby Vision oder HDR10 gibt es aber nicht.

Ein Video mit einer Länge von einer Minute belegt etwa 350 MBytes. Optional lässt sich das hochmoderne High Efficiency Video Coding (kurz Hevc ) aktivieren. Dadurch ist eine Ersparnis von bis zu 45 Prozent in der Dateigröße möglich. Nachteil: Wegen der geringen Verbreitung ist die Kompatibilität auf anderen Computersystemen und Plattformen nicht immer vorhanden.

Das Galaxy S9 Plus arbeitet mit Android OS. Auf dem Telefon ist die Software-Version 8.0 (Oreo) mit Sicherheitspatch vom 1. Januar 2018 installiert. Warum sich Samsung nicht für die im Dezember 2017 veröffentlichte Version 8.1 mit Verbesserungen ntschieden hat, ist ein ungeklärtes Rätsel.

Im Allgemeinen ist Samsung mit mangelhaft zu bewerten, wenn es um den Service nach dem Kauf geht: Kunden mit einem 900 Euro teueren Smartphone vernachlässigt der Hersteller, indem er sie Monate lang auf Updates und Upgrades warten lässt. So hat das ein Jahr alte Galaxy S8 erst kürzlich die Aktualisierung von Android 7.0 Nougat auf 8.0 Oreo erhalten. Im Vergleich dazu sind andere Hersteller wie HTC und Sony deutlich zuverlässiger und schneller als Samsung. Wer sich also für ein Galaxy S9 oder Galaxy S9 Plus entscheidet, darf wohl erst 2019 mit dem Erhalt von Android P rechnen, das im Herbst dieses Jahres erscheinen soll.

Über dem Betriebssystem sitzt die Oberfläche Samsung Experience in der Version 9 – die jährlich mit einer neuen Gerätegeneration aktualisiert wird. Auch in dieser Iteration verzichtet der Macher des Galaxy-S-Smartphones nicht auf Bloatware: vier Office- und Cloud-Apps sowie LinkedIn sind vorinstalliert. Und das bei einem 900-Euro-Smartphone? Wirklich?!

Dazu gibt es eine Handvoll eigener Apps, deren generischer Nutzen für die Allgemeinheit der Nutzer fraglich ist. Ein Beispiel: Smart Things , eine Applikation zur Steuerung von Smart-Home-Produkten. Oder Samsung Gear zum Verwalten von Geräten wie Smartwatches oder Fitness-Trackern, aber das könnte man auch installieren, wenn man so ein Produkt kauft. Auch sind einige Apps gleicher Funktion doppelt vorhanden. Die gute Nachricht: Das Meiste lässt sich deinstallieren. Die Oberfläche gewinnt an Übersichtlichkeit und das System freien Speicher. Aber es gibt auch positive Funktionen. Apps wie sicherer Order , dessen Zugang mit der Benutzerauthentifikation geregelt ist, sind im Alltag praktisch.

Samsungs Oberfläche ist eine Spielwiese mit experimentellem Charakter. Ganz nach dem Motto „die Software reift beim Kunden“ ist die Halbwertszeit einiger Funktionen fraglich. Ein bekanntes Exempel: Samsung Bixby . Seit einem Jahr existiert nun der intelligente Assistent und ist immer noch nicht in der deutschen Sprache ansprechbar . Der Kunde hat davon nichts, und nach früheren Erfahrungen mit Samsungs eigenen „Öko-Systemen“ – es gab mal eigene Plattformen für Chat, Film- und Buchkauf, einen eigenen App Store und so weiter – glauben wir auch nicht daran, dass das Ding jemals einen echten Mehrwert haben wird.

Das Galaxy S9 Plus ist ein High-End-Smartphone mit bester Ausstattung und bester Verarbeitung. Dem Telefon fehlt nichts: Vom modernen und funktionalen Design über starke Hardware bis zu einem tollen Display und einer innovativen Kamera ist alles dabei!

Wie auch im letzten Jahr liegt der Knackpunkt bei der Software und der damit verbundenen Konzernstrategie . Schon jetzt schwächelt das Galaxy S9 Plus gegenüber der Konkurrenz in Sachen Updates und Upgrades – dabei kommt es erst am 16. März in den Handel. Eine Art Software-Versprechen mit zeitnaher Umsetzung ließe das neue Galaxy-Smartphone deutlich attraktiver aussehen und vor allem nachhaltiger sein.

Wer das Galaxy S9 Plus im Rahmen eines Mobilfunkvertrags oder auf einem anderen Wege erschwinglicher bekommt, sollte dennoch zugreifen.

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