Besonders aus Fernost kommen sie: Günstige Akkusauger, die teuren Modellen wie Roborock H6 (Vergleich) oder Dysson V10 (Vergleich) und kabelgebundenen Saugern den Rang ablaufen wollen. Manche Modelle sind dabei so günstig, dass sie eigentlich nichts taugen können. Oft sind solche Modelle nicht für Europa oder gar Deutschland mit seinen strengen Regularien gedacht, ein Beispiel dafür ist der Deerma VC25, den wir in unserem Artikel Teuer gegen Billig: Drei Akku-Staubsauger ab 75 Euro im Vergleich betrachtet haben. Aber es gibt auch Akkusauger für unter 100 Euro, die ganz normal mit Eurostecker und – sofern man dem glauben darf – den benötigten Sicherheitskennzeichen für einen Betrieb in Deutschland ausgelegt sind. So ein Modell ist der X6 vom hierzulande unbekannten Hersteller Moosoo, den es bei Banggood für knapp 90 Euro gibt. Ihn lassen wir gegen den Proscenic P10 Pro antreten, der für knapp 200 Euro und günstiger zu haben ist. Proscenic hatten wir zuvor bereits auf einem anderen Gebiet im Test, nämlich bei Saugrobotern wie dem Proscenic 850T (Testbericht) oder dem Proscenic M7 Pro (Vergleich) mit Absaugstation. Was taugen die Akku-Staubsauger?
Lieferumfang
Der Inhalt des Lieferumfangs gibt häufig Aufschluss darüber, wie teuer oder günstig ein Akkusauger ist. Schön sehen kann man das in unserem Vergleich von Xiaomi Jimmy H8, H8 Pro und H9 Pro. Sie sind technisch ähnlich, wenig überraschend bringt das teuerste Modell allerdings das meiste Zubehör mit. Bei den beiden Modellen in diesem Vergleich ist es ähnlich: Der teurere Proscenic P10 Pro bietet neben der Haupt-Motorbürste eine weitere kleine Motorbürste mit einzelnen Borsten, dazu zwei Zusatzdüsen und eine einfache Wandhalterung, über die der Sauger ohne weitere Handgriffe gleich geladen wird.
Der halb so teure Moosoo X6 kommt nur mit der Hauptmotorbürste und die Wandhalterung besteht lediglich aus einem einfachen Kunststoffhaken. Zum Laden muss also immer händisch das Ladekabel angestöpselt werden. Dafür ist eine der beiden Zusatzdüsen eine Kombibürste, bei der je nach Bedarf Borsten oder die blanke Tülle eingesetzt werden können. Beide Sauger haben zudem ein Reinigungswerkzeug gegen Staub und Haare im Lieferumfang, ebenfalls Befestigungsmaterial für die Wandhalterung in Form von Dübeln und Schrauben. Über deren Qualität lässt sich streiten, aber sie sollten ihren Zweck erfüllen. Während das Nutzerhandbuch von Proscenic in weitestgehend gutem Deutsch (und in anderen Sprachen) vorliegt, strotzt die Bedienungsanleitung von Moosoo besonders im Deutschen nur so vor haarsträubenden Übersetzungsfehlern - Google Translate lässt grüßen.
Alle Bilder zum Akkusauger Moosoo X6
Moosoo X6
Design
Beim Punkt Design und Verarbeitung gewinnt der Proscenic P10 Pro. Das liegt an den höherwertigen Details wie dem Touchdisplay, aber auch am Design an sich. Der Moosoo X6 orientiert sich beim Aufbau an älteren Jimmy-Modellen: Großer Schmutzbehälter unten, Akku hinten – bei der generellen Form könnte es sich (fast) auch um einen Mixer handeln. Proscenic hat sich Dysson zum Vorbild genommen, seinen Sauger allerdings noch eine Spur martialischer gestaltet. So gleicht der Sauger ohne Saugrohr einer Laser-Pistole: Oben der nach vorn gerichtete Schmutzbehälter mit auffälligen Ausformungen, unten ein Pistolengriff und davor wird der Akku eingelegt – wie bei einer (Spielzeug)Waffe ala Nerf eben. Insgesamt wirkt der Proscenic-Sauger wesentlich moderner. Die Verarbeitungsqualität unterscheidet sich hingegen weniger als gedacht, sie ist selbst beim 90-Euro-Modell ausreichend gut. Beide Sauger kommen mit Allurohr, alle Steckverbindungen sind bisweilen etwas hakelig, aber stabil. Der Proscenic hat bei der Qualität nur leicht die Nase von.
Beim Schmutzbehälter bekleckern sich beide Kandidaten nicht mit Ruhm. Der größte Vorteil ist beim günstigen Moosoo-Modell das riesige Volumen von 1,3 Liter, beim Proscenic-Modell sind es nur 600 Milliliter. Zudem öffnet sich der Behälter beim X6 auf Knopfdruck, beim P10 Pro muss eine Kunststoffklammer aufgebogen werden. Schmutz fällt dann theoretisch einfach heraus – sofern es sich nicht um Haare handelt. Die wickeln sich bei beiden Saugern gern um den inneren Filtereinsatz und wollen nicht herausfallen, was ein Zerlegen des ganzen Schmutzbehälters nach sich zieht. Beim Moosoo-Modell muss man dafür das Innenleben von unten durch die große Schmutzklappe gegen den Uhrzeigersinn herausdrehen, dann fallen einem Hepafilter, Metallsieb und darum gewickeltes und per Klettverschluss befestigtes Gewebe entgegen. Zurück geht es in umgekehrter Reihenfolge, wobei der Kunststoffverschluss alles andere als dauerhaft haltbar aussieht.
Beim Proscenic P10 Pro lässt sich der ganze Behälter auf Knopfdruck abnehmen. Anschließend erlaubt er die Entnahme des Hepafilters von der oberen Seite mittels einer einfachen Schlaufe und dann des Filtereinsatzes, der ebenfalls nach oben herausgeschoben werden kann. Beim Zusammensetzen muss anschließend penibel darauf geachtet werden, dass alles ganz genau wieder so wie vorher sitzt, sonst verliert der Sauger deutlich an Kraft. Da hier nichts fest arretiert wird, passen die Einzelteile immer irgendwie auch falsch zusammen – das wirkt nicht nur billig, sondern ist auch für die Funktion hinderlich.
Alle Bilder zum Akkusauger Proscenic P10 Pro
Proscenic P10 Pro
Nutzung
Der Moosoo X6 wiegt knapp 2,4 Kilogramm, beim Proscenic P10 Pro sind es 3,7 Kilo. Bei längerem Gebrauch kann sich das durchaus bemerkbar machen, vor allem, wenn die Sauger nicht mit dem langen Saugrohr, sondern direkt aufgesetzter Motorbürste als Handsauger betrieben werden. Ansonsten lastet ein guter Teil des Gewichtes ohnehin auf dem Saugrohr und der Motorbürste. Die ist bei beiden Saugern gleich aufgebaut und setzt auf spiralförmig um einen Kunststoffzylinder gezogene, weiche und harte Borsten.
Durch den sehr ähnlichen Aufbau haben beide Bürsten und entsprechend auch die Sauger das gleiche Problem: Auf Hartboden reichen die weichen Borstenreihen bis auf den Boden und sorgen dafür, dass alles zum Saugrohr transportiert wird. Die etwas kürzeren harten Borsten werden hier nicht benötigt. Auf niedrigflorigem Teppich reicht die weiche Spiralborste meist nicht, um selbst losen Schmutz beim ersten Versuch zu erwischen, erst bei mittelflorigem Teppich kommt dann auch die harte Borstenreihe an den oben liegenden Schmutz und die Sauger arbeiten wieder besser. Gerade etwas anhaftender Schmutz wie etwa Haare wird auf kurzer Auslegeware kaum erwischt. Zwar hat hier der Proscenic P10 Pro wegen seiner mit 25.000 Pascal bezifferten Saugkraft Vorteile, die sind aber nicht so groß, wie der Unterschied zum Moosoo X6 mit nur 12.000 Pascal glauben machen möchte. Das spricht dafür, dass die Konstruktion der Motorbürste oftmals wichtiger als schiere Saugleistung ist – und bei den beiden Modellen im Vergleich ist die Bürste eben nicht optimal konstruiert.
Ansonsten gibt es wenig Unterschiede. Der Bürstenkopf des Proscenic-Modells ist etwas gelenkiger, damit kommen Nutzer theoretisch besser in jede Ecke. Beide Sauger beleuchten den Bereich direkt vor der Motorbürste mittels vier LEDs, das ist besonders in dunklen Ecken oder unter Möbeln nützlich. Ebenfalls bei beiden Modellen müssen Nutzer nicht die ganze Zeit den Power-Knopf gedrückt halten, sondern er rastet ein. Die Bedienung ist dennoch insgesamt beim Proscenic-Modell komfortabler. Denn während der Moosoo X6 nur zwei Saugstufen bietet, die über einmaliges oder zweimaliges Drücken der Power-Taste angewählt werden, bietet der Proscenic P10 Pro ein bei normaler Beleuchtung in Innenräumen gut sichtbares Touchdisplay. Das informiert nicht nur über Fehler und den Akkustand (letzteres nur als grünes, rotes oder rot blinkendes Symbol, nicht etwa in Prozent oder Restminuten), sondern erlaubt auch durch Berührung die Wahl zwischen Auto, niedriger Leistung und Turbo. Der vorgewählte Auto-Modus erhöht dabei auf Teppich automatisch die Saugleistung – sofern es denn funktioniert. In unserem Test war davon aber nicht die Rede. Oftmals wurde die Saugleistung für einige Sekunden erhöht, dann aber wieder gesenkt, obwohl wir nach wie vor auf Teppich saugten. Beim Moosoo X6 wird der Akkustand übrigens durch drei blaue Balken oben am Gerät angezeigt – einfach, aber genauso effektiv.
Einen weiteren Unterschied gibt es bei der Lautstärke. Die beträgt je nach Saugstufe beim Proscenic-Modell 65 bis 73 Dezibel, beim Moosoo X6 sind es laut unserem Messgerät nur 68 und 70 Dezibel bei gleichem Abstand. Allerdings weist der X6 dabei ein heulendes Pfeifgeräusch auf, dass an eine Turbine erinnert und im Vergleich wesentlich nerviger ist und dadurch lauter klingt.
Akku
Der Proscenic P10 Pro bietet einen wechselbaren Akku mit 2000 mAh und hat die höhere Saugleistung. Der Moosoo X6 kommt mit 2200 mAh bei niedrigerer Saugleistung – da ist das Ergebnis beim Thema Akku klar. Könnte man meinen. Ganz so einfach ist es aber nicht, hier kommt etwa die Effizienz der verwendeten Bauteile zum Tragen. Denn in der höchsten Saugstufe mit vollen 25.000 Pascal hält der Akku des P10 Pro nach Herstellerangabe tatsächlich nur 12 Minuten durch, im Test mit Motorbürste waren es sogar nur knapp 10 Minuten. Im Gegensatz dazu hielt der X6 in höchster Stufe stolze 25 Minuten durch (28 nach Herstellerangabe) - das erscheint wie ein heftiger Unterschied zugunsten des X6.
Allerdings darf man dabei die Saugleistung nicht vergessen: Selbst in der höchsten Stufe sind das beim X6 nur 12.000 Pascal – und damit nur minimal mehr als beim Proscenic-Modell in niedrigster Saugstufe. Die hält der P10 Pro nach Herstellerangaben allerdings über 50 Minuten durch und damit wesentlich länger als das Moosoo-Modell. Auch beim Laden gibt es deutliche Unterschiede. Während der günstigere Sauger für eine volle Ladung rund 4,5 Stunden benötigt, ist der Proscenic P10 Pro schon nach rund 2,5 Stunden wieder voll.
Preis
Den Moosoo X6 gibt es bei Online-Händlern wie Geekmaxi (hier mit dem Code MOOSOOX6DE) für knapp 90 Euro, versendet wird aus dem europäischen Ausland. Der Proscenic P10 Pro kostet bei Amazon knapp 200 Euro – was der UVP des Gerätes entspricht.
Fazit
Gewinner dieses Vergleichs ist rein auf die Leistung bezogen der Proscenic P10 Pro. Er sieht schicker aus, ist insgesamt etwas hochwertiger und kommt mit mehr Ausstattung wie dem Touchdisplay, einer zusätzlichen Motorbürste und einem ordentlichen Handbuch zum Käufer. Auch die Saugleistung ist prinzipiell höher.
Der Moosoo X6 ist in allen genannten Punkten Zweiter – aber er kostet auch nur die Hälfte. Nachdem beide Sauger auf kurzflorigem Teppich wegen der Konstruktion der Motorbürste keine gute Figur machen, ist der Moosoo X6 für Hartboden durchaus eine denkbare Wahl - erstaunlich, was man für unter 100 Euro bekommt. Er ist die Wahl für alle, die besonders wenig Geld ausgeben, aber dennoch keinen Schrott kaufen wollen. Alle anderen greifen zum P10 Pro oder gleich zu einem teureren Akkusauger. Alternativen finden sich in diesem Vergleich oder ganz aktuell hier für Freunde der Jimmy-Serie von Xiaomi.