Hier gehts zum großen Vergleichstest zwischen sechs Mini-Fotodrucker. Dort zeigen wir, welcher der folgenden mobilen Fotodrucker sich wirklich lohnt und von welchem man lieber die Finger lassen sollte.
Laut Statista wurden im Jahr 2017 weltweit über eine Billion Bilder mit dem Smartphone geschossen, Tendenz steigend. Die allermeisten davon verschwinden im digitalen Nirvana und sehen niemals das Licht der Welt in Form eines Ausdrucks. Das will Polaroid mit seinem mobilen Fotodrucker Zip ändern: Anschalten, Bild auf dem Smartphone auswählen, drucken, fertig. Ohne Tinte und ohne Stress, so das Werbeversprechen. Doch ganz ohne Stress geht es nicht, wie unser Test zeigt.
Verarbeitung & Design
Der 190 g schwere Polaroid Zip misst 76 × 117 × 22 mm und ist damit kompakt genug, um in größere Hosentaschen zu passen. Im Lieferumfang befinden sich neben dem Gerät zehn Blätter Fotopapier sowie ein Micro-USB-Ladekabel. Ein Netzteil liegt nicht bei, hier müssen Käufer zum Laden ein bereits vorhandenes nutzen. Mit einer Akkuladung konnten wir 20 Bilder drucken, danach hatte der Akku noch eine Restkapazität von knapp 30 Prozent.
Auf der Rückseite befindet sich neben dem Micro-USB-Anschluss eine kleine Status-LED, eine Lade-LED und ein Reset-Button. Wir hätten uns die Status-LED auf der Vorderseite gewünscht. So muss das Gerät immer umgedreht werden, wenn der Nutzer sehen will, ob es noch eingeschaltet ist. Beim HP Sprocket Plus (Testbericht) und beim Fujifilm Instax Share SP-3 (Testbericht) wurde das besser gelöst.
Polaroid Zip - Die Bilder
Der Polaroid Zip kommt mit einem einzigen Knopf zum An-, beziehungsweise Ausschalten des Geräts aus. Aus dem breiten Schlitz auf der Vorderseite fahren die fertigen Bilder. Unter der abnehmbaren Oberschale versteckt sich das Fach für das Fotopapier.
App: Mies
Wir testeten die Polaroid-Zip-App mit Android und iOS. Im Apple App-Store bewerteten sie Nutzer mit 1,8 von 5 Sternen, im Google Play Store mit 2,2 von 5 Sternen. Die schlechte Bewertung hat ihren Grund, denn die App ist eine Zumutung.
Polaroid Zip – Screenshots der App
Das beginnt gleich damit, dass sie unnötigerweise vor dem ersten Start eine Registrierung mit Geburtsdatum, E-Mail-Adresse und Navn verlangt. Wer mit Navn nicht sofort etwas anfangen kann, dem geht es ähnlich wie uns. Laut Google ist Navn das dänische Wort für Name. Das ist nicht die einzige Stelle, an der bei der Übersetzung geschlampt wurde.
Nach der Registrierung führt ein Tutorial den Nutzer in zehn Schritten durch die App. Unter dem Punkt Meine Galerie liegen alle lokal auf dem Smartphone gespeicherten Bilder. Weniger schön: Die Vorschau stellt einige Bilder verzerrt dar. Will man dieses Bild dann drucken, passen das Seitenverhältnis wieder.
Die App bietet zusätzlich die Möglichkeit, Bilder selbst aufzunehmen und direkt zu drucken. Wir ziehen die normale Kamera-App vor, da die Zip-App keine Fokuspunkte kennt. Zusätzlich ist das Verknüpfen von Facebook-, Instagram und Google-Bilder-Accounts möglich. Die Verbindung mit den Accounts dauerte teilweise bis zu zehn Minuten, unter Android verweigerte Facebook die Verknüpfung.
Nach der Auswahl des zu druckenden Bildes wählt man einen Bildschirmausschnitt. Komisch: Querformatbilder werden immer so in das Hochkant-Bild eingesetzt, dass oben und unten dicke weiße Streifen entstehen. Das ist unnötig und nervig. Die App des HP Sprocket Plus (Testbericht) erkennt automatisch, in welchem Format das Bild aufgenommen wurde und passt es so an, dass im fertigen Druck kein weißer Rand zu sehen ist und nur so wenig wie möglich vom Bild abgeschnitten wird. In der Polaroid App müssen Nutzer das Bild manuell drehen und via Zwei-Finger-Zoom-Geste die Größe anpassen. Auch das funktioniert häufig nicht so wie es sollte und stellte uns sowohl unter Android, als auch unter iOS immer wieder vor Probleme.
Passt der Bildschirmausschnitt nach viel Rumgefummel endlich, passt man App Farbe und Kontrast an und verziert die Bilder auf Wunsch mit einer kleinen und wenig feinen Auswahl an Stickern. Auch das haben wir schon besser gesehen.
Vogelwild wird es, falls jemand auf die Idee kommt, eine Collage zu basteln. Wir empfehlen hier die Erstellung durch eine externe App und das Importieren des fertigen Bildes in die Polaroid-Zip-App.
Überhaupt durchziehen Bugs, Abstürze, ungenaue Anpassungen und eine wenig durchdachte Nutzerführung unsere Erfahrungen mit der App. Hier hat Polaroid an der falschen Stelle gespart. Die App sollte das Herzstück des Druckers sein, ist aber leider für die Tonne.
Fotopapier: Zink
Die Drucktechnik basiert wie beim HP Sprocket Plus auf Zink . Der Drucker kommt ohne Tinte aus; alle Farbinformationen befinden sich bereits auf dem unbelichteten Papier und kommen über verschiedene Temperaturen und Einwirkdauern zum Vorschein. Das Patent dafür liegt bei Zink Imaging, einer Tochterfirma von Polaroid.
Ein Päckchen enthält zehn Bilder mit dem Maßen 5 × 7,6 cm und ein Smartsheet, welches der Drucker mit jedem neuen Pack scannt und so den Druckvorgang an das Papier anpasst. Für 30 Stück will Polaroid etwa 16 Euro, für 50 Stück etwa 23 Euro. Das entspricht einem Preis von 53 Cent (beziehungsweise 46 Cent) pro Ausdruck und bewegt sich etwa auf dem gleichen Niveau wie der Preis für das HP-Sprocket-Plus-Papier. Dabei ist das Druckpapier beim HP Sprocket Plus mit 5,8 × 8,7 cm etwa 30 Prozent größer als das Papier des Polaroid Zip. Wesentlich teurer sind mit je etwa 95 Cent die Bilder des Fujifilm Instax Share SP-3.
Druckqualität: Schöne BIlder
Insgesamt dauert ein Druck etwa 45 Sekunden – davon 10 Sekunden für die Übertragung der Bilddaten via Bluetooth von Smartphone zum Zip und etwa 35 Sekunden für den tatsächlichen Druck. Die Bilder kommen komplett ohne Rand aus und sind nach dem Abziehen eines Schutzpapiers auf der Rückseite selbstklebend.
Uns überraschte, dass die gedruckten Bilder besser aussehen, als beim technisch vergleichbaren HP Sprocket Plus. Vor allem die Farbverläufe in den hellen Tönen kommen diesmal ohne Pixel-Cluster und Fragmentierungen aus. Auch die beim HP Sprocket Plus vor allem in den helleren Partien sichtbaren Querstreifen vom Durchziehen des Papiers sind hier deutlich weniger sichtbar. Was auch immer Polaroid hier softwareseitig anders macht als HP, es hilft. Insgesamt fällt auf, dass dunkle Bilder besser dargestellt werden als helle.
Fazit
Es hätte alles so schön sein können. Der Polaroid Zip ist klein, leicht, schick und dank Akku mobil. Die Qualität der selbstklebenden Ausdrucke sind gut, deutlich besser als beim HP Sprocket Plus (Testbericht) , wenn auch nicht ganz so gut wie beim Fujifilm Instax Share SP-3 (Testbericht) . Doch die schlechte App versaut den positiven Gesamteindruck. Auf Android und iOS zickt und hakt sie, stürzt ab, verweigert die Verbindung, geht unnötige Umwege, hat wenig Tiefe, ist schlecht lokalisiert und wirkt, als ob sie sich selbst hasst. Sie ist der Grund, warum der Mini-Drucker Polaroid Zip statt der Note 2 die Note 4 bekommt.
Sollte die App irgendwann ein massives Update erfahren, passen wir die Note an.