Was oder wer ist Pocophone? Hinter der erst kürzlich eingeführten Marke steckt nicht ein deutscher Möbel-Discounter, sondern der chinesische Technologiekonzern Xiaomi. Pocophone und Xiaomi verhalten sich wie Honor und Huawei: Es geht um Größenvorteile, Verbundeffekte und um die Erfahrung. Ähnlich wie Oneplus zu seiner Zeit, möchte man die Aufmerksamkeit auf sich erregen, indem man leistungsstarke Hardware zu einem provokanten Knallerpreis anbietet. Also, was kann das Pocophone F1?
Pocophone F1 by Xiaomi: Lieferumfang
Das Pocophone F1 hat ein eigenes Branding: Die Verpackung trägt die Farben Gelb und Schwarz statt des typischen Weiß und Blau. Auf der Rückseite des Kartons sind einige Kernfunktionen abgebildet, wie der Name des Prozessors oder die Größe des Speichers.
Im Lieferumfang befindet sich das Telefon, ein Schnellladegerät und Kabel mit USB-C sowie eine Schutzhülle aus weichem Kunststoff. Kopfhörer gibt es nicht dazu.
Pocophone F1 by Xiaomi: Design und Verarbeitung
Beim Pocophone F1 verzichtet Xiaomi auf außergewöhnliche Designelemente, wie man sie beispielsweise vom Xiaomi Mi Mix 2 (Testbericht) kennt. Dass hier der Rotstift angesetzt wurde, ist auf den ersten Blick zu erkennen: Das Gehäuse ist aus Kunststoff, wie in den früheren Zeiten der Flaggschiff-Smartphones. Aktuelle Modelle glänzen mit Werkstoffen wie Glas- und Edelstahl. Beim Pocophone F1 sind lediglich die seitlich angebrachten Tasten aus Metall, sogar der Rahmen ist aus Kunststoff. Doch so schlecht ist die Verarbeitung nun auch nicht: In Anbetracht des Preises ist die Qualitativ in Ordnung. Einen Schönheitswettbewerb wird das Pocophone F1 mit seinem einfachen Aussehen und der Fertigung aus Kunststoff nicht gewinnen.
Genau wie beim Oneplus 6 (Testbericht) ist das Gehäuse des Pocophone F1 nicht staub- und Wasser-resistent gemäß einer IP-Zertifizierung, dies ist bei den meisten Top-Smartphones ein Standard. Auch lässt sich der Akku nicht drahtlos über eine Qi-Ladestation aufladen, bei Sony, Apple und Samsung ist diese Funktion essenziell.
Auf der Rückseite des Telefons sitzt ein Fingerabdrucksensor zum Entsperren. Die Sensorfläche ist zwar etwas tief im Gehäuse tief und befindet sich unmittelbar unter der Dual-Kamera. So kommt es manchmal vor, dass man versehentlich die Linse mit dem Finger verschmiert. Alternativ zum Fingerabdrucksensor beherrscht das Pocophone F1 das Entsperren über Gesichtserkennung. Erwähnenswert ist hier außerdem das Infrarotlicht, das beim Entsperren in der Dunkelheit hilft. Das klappt in der Praxis tadellos. Doch aktuell ist die Gesichtserkennung nicht in allen Regionen erhältlich. Wer sie nutzen möchte, muss einen einfachen Trick anwenden.
Pocophone F1 by Xiaomi: Hardware
Das Pocophone F1 ist ein schnelles Smartphone, es schlägt so manche 900-Euro-Geräte wie das Galaxy Note 9 (Testbericht) oder das Xperia XZ2 Premium von Sony (Testbericht) . Im Inneren arbeitet ein moderner Snapdragon 845 mit 6 GByte RAM. In den Messungen erreicht der Achtkern-Prozessor eine beachtliche Taktfrequenz von bis zu 2803,2 MHz. Im Hardware-nahen Belastungstest von Antutu liefert es gute Ergebnisse ohne an seine Grenzen zu kommen. Dabei bewahrt das Gerät einen kühlen Kopf, hervorzuheben ist hier unter anderem das aktive Kühlsystem mit Flüssigkeit. Bei gewöhnlichen Aufgaben und Aktivitäten wie das Schreiben von E-Mails oder das explorative Scrollen in der App Instagram hat es eine maximale Gerätetemperatur von 31,5 °C. Während des anspruchsvollen Dauertests kommt es punktuell auf 39 bis 42,4 °C. Andere Geräte kommen im Durchschnitt auf 46 bis 47 °C. In Sachen Performance schlägt sich das Pocophone F1 wie versprochen.
Xiaomi liefert das Pocophone F1 mit verschiedenen Speichergrößen aus. Bei der Ausführung mit 64 GByte stehen dem Nutzer 49,14 GByte für seine Daten zur Verfügung. Prozentual entspricht das 76,8 Prozent. Damit sind Software und Betriebssystem des Pocophone F1 besser, als beispielsweise beim HTC U12+ mit 68 Prozent oder dem Xperia XZ2 Premium mit 67 Prozent freiem Speicheranteil. Doch ein Blick unter die Haube erklärt den Vorsprung: Beim Pocophone F1 verzichtet Xiaomi auf nahtlose Updates und Upgrades , die das System im Hintergrund lädt und für die Aktualisierung vorbereitet.
Der Speicher des Xiaomi-Smartphones lässt sich mit einer Micro-SD-Karte erweitern. Alternativ speist es eine zwei Nano-SIM-Karte und dient somit als Dual-SIM-Telefon (4G/4G). Eine im Test verwendete Micro-SDXC mit 400 GByte funktionierte einwandfrei. Welche Speicherkarte die beste für Android ist, haben wir ausführlich getestet: Kaufberatung & Test: Welche MicroSD-Karte für Android?
Neben der Performance verspricht Xiaomi einen großen Akku mit 4000 mAh. Bei moderater Nutzung und mittlerer Display-Helligkeit kommt das Telefon auf eine ungewöhnliche Laufzeit von neun Stunden und 21 Minuten. Das ist mehr als ein Arbeitstag, bei dieser Akkukapazität aber zu wenig. Das Samsung Galaxy Note 9 hält mit ebenfalls 4000 mAh rund 17 Stunden durch. Der kontinuierliche Videostream über das WLAN bei maximaler Display-Helligkeit lief im Test über sechs Stunden und 47 Minuten. Das Vollladen des Akkus mit dem mitgelieferten Netzgerät nimmt 1:47 Stunden in Anspruch, wobei nach 30 Minuten schon 38 Prozent geladen sind.
In das Internet geht das Pocophone F1 über schnelles LTE und WLAN 802.11 nach dem ac-Standard mit 2,4 und 5 GHz. Darüber hinaus besitzt es eine Bluetooth-5.0-Schnittstelle und empfängt Radio über Ultrakurzwelle (UKW). Doch wie anfangs erwähnt, liegen im Lieferumfang keine Kopfhörer bei, die als Antenne dienen. Das Telefon hat jedoch einen Klinkenanschluss mit 3,5 mm, so lassen sich nahezu alle analogen Kopfhörer verbinden. Auf NFC muss man verzichten; der Sender für kontaktloses Bezahlen oder das Koppeln kompatibler Headsets ist nicht an Bord.
Musik spielt das Pocophone F1 über seine Stereo-Lautsprecher ab. Jedoch ist der Klang ziemlich einseitig und dominierend aus dem Hauptlautsprecher am Fuße des Gerätes. Der Stereoeffekt ist deshalb nicht ganz berauschend.
Technische Daten des Pocophone F1 by Xiaomi
Pocophone F1 by Xiaomi: Display
Beim Pocophone F1 setzt Xiaomi auf ein nahezu rahmenloses Display, wie es die anderen Hersteller auch machen. Der Bildschirm misst eine Diagonale von 6,18 Zoll. Die vier Ecken der Anzeige sind abgerundet, zudem hat das Telefon eine Einkerbung (auch „Notch“ genannt) im Display.
Die Auflösung des Bildschirms ist mit 2246 × 1080 Pixeln nicht sonderlich hoch, aber voll kommend ausreichend. Die Darstellung der Bildpunkte liegt bei 2,4 Millionen Quadratpixeln, ähnlich wie beim Huawei P20 Pro (Testbericht) . Das sind keine guten Voraussetzungen für den Konsum von Virtual-Reality-Inhalten, auch wenn das Pocophone F1 im Bewertungssystem VRMark Professional Edition mit einer Gesamtleistung von 4480 Punkten exzellent abschneidet. Der Wert unterstreicht, wie leistungsstark die Hardware des Telefons ist.
Wie dem auch sei, das Display hat natürliche und reale Farben und bietet eine unterdurchschnittliche Helligkeit von 466 cd/m2 an. Bei starken Sonnenstrahlen fällt das Ablesen etwas schwer. Eines der hellsten Displays bietet nach wie vor Samsung mit seinem Galaxy Note 9 mit 1050 cd/m2 an. Das dunkelste Display mit 282 cd/m2 ist im HTC U12+ (Testbericht) verbaut.
Pocophone F1 by Xiaomi: Kamera
Die Kamera auf der Rückseite des Pocophone F1 besteht aus zwei Linsen mit 12 und 5 Megapixel. Optische Bildstabilisatoren fehlen. Technisch ist die Kamera des Xiaomi-Smartphones vergleichbar mit aktuellen Mittelklasse-Smartphones, wie beispielsweise Motorola Moto G6 (Testbericht) . Die Bildqualität ist gut. Bei viel Licht produziert das Pocophone F1 schöne und detaillierte Ergebnisse. An ihre Grenzen kommt die Kamera bei wenig Umgebungslicht, hier punkten Top-Smartphones mit lichtstarken Blenden und besseren Bildsensoren.
Testbilder
Bilder aus der Kamera des Pocophone F1
Ab Werk hinterlegt das Pocophone F1 ein Wasserzeichen auf die Bilder. In den Einstellungen lässt sich dies glücklicherweise deaktivieren.
Die Dual-Kamera hat kein Teleobjektiv und bietet somit nicht die Möglichkeit, ein Motiv um den zweifachen Faktor zu vergrößern. Mit der zweiten Kamera lässt sich lediglich der Hintergrund weichzeichnen, um einen künstlichen Bokeh zu erhalten.
Software: Pocophone F1 by Xiaomi
Für das Pocophone F1 nutzt Xiaomi sein eigenes Betriebssystem namens MIUI. Es basiert auf Android 8.1 Oreo und kommt mit einer eigenen Oberfläche. Ein Upgrade auf das aktuelle Android 9 Pie soll das Telefon zeitnah erhalten. Gut gefallen haben uns die regelmäßigen Sicherheits-Updates, die das Telefon seit seiner Verfügbarkeit erfährt.
Nichtsdestotrotz gibt es viel Kritik für die Software des Pocophone F1: doppelte Apps wie Browser und Google Chrome, Dateimanager und Downloads, Notizen und Google Notizen oder Fotos und Google Fotos. Außerdem ist auf dem Gerät viel Bloatware installiert: Microsoft Word, Powerpoint, Excel und Facebook. Hier hat der Hersteller Verbesserungsbedarf und sollte mehr Wert auf Übersichtlichkeit legen.
Bildschirmaufnahmen des Pocophone F1 by Xiaomi
Alle Varianten des Pocophone F1 by Xiaomi
Fazit: Pocophone F1 by Xiaomi kaufen?
Ist das Pocophone F1 nun ein Flaggschiff-Killer? Die Frage lässt sich mit einem klaren „Nein“ beantworten. Der Grund ist Fehlen maßgeblicher Details und Funktionen. Hierzu muss man erwähnen, dass nicht alle Einzelheiten elementar sind und somit eine wichtige Rolle für jeden Nutzer spielen, beispielsweise drahtloses Laden oder eine Wasserfestigkeit. Ähnliches gilt für die Verarbeitung aus hochwertigen Materialien oder eine leistungsstarke Kamera mit Zoom für jegliche Situationen.
Aber das Pocophone F1 ist ein großartiges Budget-Smartphone. Es bietet eine attraktive und moderne Hardware für wenig Geld. Positiv dabei ist die Performance des Systems. Negativ dagegen ist die etwas enttäuschende Laufzeit des 4000-mAh-Akku.
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Das Pocophone F1 by Xiaomi wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von dem Onlineshop TradingShenzhen – vielen Dank dafür!