Die bisherigen Oppo-Smartphones aus unseren Tests wie das Oppo Find X3 Neo (Testbericht) oder das Oppo Find X3 Pro (Testbericht) waren meist ziemlich gut, allerdings hatten wir fast immer Probleme mit der überzogenen Preisvorstellung des Unternehmens. Wir haben uns daher das Oppo A54 5G angeschaut, das schon “ab Werk” günstiger ist: 269 Euro in der UVP kostet das Gerät, der Straßenpreis ist deutlich darunter. Das klingt doch eigentlich nach einem guten Deal.
Design
Schick ist es, das Oppo A54 5G, zumindest auf den ersten Blick. Die Rückseite schmeichelt dem Auge mit schickem Farbverlauf, der bei unserem Testgerät je nach Lichteinfall von Rosa bis hin zu Türkis wechselt. Auch beim Rahmen setzt sich dieses Schauspiel fort, sodass das mit 8,5 Millimeter Bautiefe eher flache Modell aus allen Blickrichtungen interessant aussieht. Die Kamerapartie steht dabei zwar leicht aus der Rückseite hervor, wirkt aber insgesamt ausreichend dezent, um den Gesamteindruck nicht zu verschlechtern. Vorn fallen die Rahmen rings um den Screen ausreichend schmal aus, nur die Punchhole-Notch für die Frontkamera ist etwas groß geraten. Insgesamt wirkt das Smartphone aber ausreichend modern und frisch.
In der Hand fällt dann aber auf, dass sowohl Rückseite als auch Rahmen aus Kunststoff bestehen – das ist in der Preisklasse um 300 Euro inzwischen eher die Ausnahme. Die Verarbeitung ist allerdings gut, nichts wackelt oder klappert. Der Powerbutton rechts und die beiden Lautstärketasten auf der gegenüberliegenden Seite lassen sich gut bedienen und das Mittelklasse-Smartphone wirkt insgesamt trotz der ausschließlichen Verwendung von Kunststoff ausreichend stabil.
Alle Bilder zum Oppo A54 5G im Test
Oppo A54 5G
Display
6,5 Zoll misst das Display, als Technik kommt IPS-LCD zum Einsatz. Dank der FHD+-Auflösung ist die Darstellung ausreichend scharf. Die Helligkeit liegt bei bis zu 450 Candela, das ist ein akzeptabler Wert in der Mittelklasse, ohne neue Bestmarken zu setzen. Entsprechend ist die Ablesbarkeit im Freien noch in Ordnung, mehr Helligkeit oder OLED-Technologie hätte dem Oppo A54 5G aber gutgetan. Die restlichen Werte wie Kontraste und Blickwinkelstabilität passen gut zur gehobenen Mittelklasse. Highlight ist die Bildwiedergabefrequenz mit 90 Hertz, die für flüssigere Darstellung bewegter Inhalte sorgt. Insgesamt ruft das Panel des Mittelklasse-Smartphones keine Begeisterungsstürme hervor, macht seine Sache aber dem Preis angemessen gut.
Kamera
Im Wesentlichen hat das Oppo A54 5G eine Hauptkamera mit 48 Megapixel und einen Weitwinkel mit 8 Megapixel zu bieten. Tiefensensor und Makrokamera mit je 2 Megapixel erwähnen wir nur der Vollständigkeit halber. Die Frontkamera knipst Bilder mit 16 Megapixel.
Die Hauptkamera nimmt Fotos dank Pixelbinning voreingestellt mit 12 Megapixel auf, die volle Auflösung lässt sich allerdings auch verwenden. Da die Kamera des Smartphones ohnehin schon nicht sehr lichtstark ist, sollten entsprechende Aufnahmen aber nur bei knalligem Sonnenlicht versucht werden. Ansonsten überwiegen Nachteile wie stärkeres Bildrauschen die Vorteile wie (theoretisch) mehr Schärfe und Details. Mit Pixelbinning sehen Aufnahmen brauchbar aus, zumindest in der Vollbildbetrachtung. Farben sind dann ausreichend natürlich, Bildrauschen ist schwach ausgeprägt. Zumindest mit aktiviertem HDR wirken Aufnahmen stimmig, erst in der Vergrößerung erkennt man vor allem an den Randbereichen, aber auch im Zentrum eine nicht optimale Bildschärfe - Mittelklasse eben. Ohne HDR geraten Aufnahmen gern zu düster.
Alle Originalaufnahmen mit der Kamera des Oppo A54 5G
Oppo A54 5G
Der Weitwinkel schneidet hier erschreckend deutlich schlechter ab. Fotos damit wirken extrem verwaschen und die Verzerrungen an den Rändern sind noch einmal deutlich stärker. Erstaunlicherweise ist das mit HDR wesentlich stärker ausgeprägt, als ohne. Dafür sehen die Bilder ohne ziemlich düster aus. Den Weitwinkel kann man in dieser Form eigentlich gleich vergessen, hoffentlich kann Oppo hier per Software-Update noch etwas herausholen. Wie angedeutet ist das bei suboptimalen Lichtverhältnissen bei beiden Kameras noch einmal schlechter. Hier ist auch im Nachtmodus Bildrauschen stark ausgeprägt und die Bildschärfe ziemlich mies – das ist nahe an unbrauchbar und passt eher zu einem Smartphone zum halben Preis.
Bei der Frontkamera sieht das zum Glück anders aus, Aufnahmen damit sind eigentlich ganz ordentlich. Im Automatikmodus setzt Oppo etwas zu viel auf Weichzeichner, bei Portraitaufnahmen ist das besser. Die Freistellung von Personen ist gelungen, wenn auch nicht ganz fehlerfrei. Videos nimmt die Hauptkamera nur mit 1080/30 auf – das ist zu wenig, entsprechend unterdurchschnittlich ist die Qualität. Eine eher schwache elektronische Bildstabilisierung tut ihr Übriges dazu. Insgesamt ist die Kamera kein Aushängeschild des Oppo A54 5G.
Ausstattung
Ein Snapdragon 480 ist nicht gerade ein Leistungswunder, das kann man von einem Mittelklasse-Smartphone wie dem Oppo A54 5G aber auch generell nicht erwarten - auch wenn aktuelle Modelle wie ein Poco F3 (Testbericht) da ganz andere Töne anschlagen. Im Alltag ist die Bediengeschwindigkeit letztendlich auch in Ordnung, zusammen mit der erhöhten Bildwiederholungsfrequenz von 90 Hertz wirkt das Gerät meist recht performant. Nur gelegentliche Hakler und längere App-Starts zeigen die Grenzen des Chipsatzes auf. Und natürlich Benchmarks. In PCmark Work 3.0 erreicht das Modell rund 7100 Punkte – das ist für die Mittelklasse okay, mehr aber auch nicht. Im Wildlife-Test von 3Dmark kommt das Gerät in der Voreinstellung auf rund 975 Punkte, das ist wenig berühmt, passt aber ebenfalls zur Klasse. Für Gamer ist das Gerät also nichts, sofern sie mehr als Angry Birds spielen wollen.
Gerade hieß es “in der Voreinstellung”, das bedarf weiterer Erklärung. Denn das Smartphone bietet 4 GByte RAM und 64 GByte internen Speicher, der zusätzlich zu zwei SIMs auch noch per Micro-SD-Karte erweitert werden darf. Ähnlich wie bei einem Windows-PC bietet Oppo beim A54 5G virtuellen Speicher ein. Ab Werk kann das Smartphone daher auf 5 GByte RAM zugreifen, auf Wunsch können Nutzer das bis auf insgesamt 4 plus 3, also 7 GByte aufstocken. Jede Änderungen bedarf eines Neustarts.
Klingt gut, aber bringt das was? In Benchmarks konnten wir keinen Unterschied zwischen 5 und 7 GByte RAM ausmachen, der über typische Messungenauigkeiten von Benchmarks hinausgehen würde. Das liegt vielleicht auch daran, dass kein besonders schneller interner Speicher eingebaut wurde. Bei extremem Multitasking sollte aber dennoch ein Vorteil durch den virtuellen Speicher zu spüren sein – nur wer macht das mit einem 300-Euro-Smartphone? Dennoch finden wir neue Ansätze wie diesen in Smartphones grundsätzlich lobenswert.
Die restliche Technik ist branchentypisch und beinhaltet NFC, einen 3,5-Millimeter-Anschluss und das namensgebende 5G. Die restliche Technik kann der beistehenden Tabelle entnommen werden. Der Monolautsprecher ist zwar laut, aber klingt etwas matschig. Der Fingerabdrucksensor im Powerbutton auf der rechten Gehäuseseite macht seine Aufgabe gut. Er entsperrt schnell und zuverlässig, hin und wieder kommt hier die Leistung des Snapdragon 480 nicht ganz mit und es hakelt anschließend leicht.
Die Erweiterungsmöglichkeit des Arbeitsspeichers ist Bestandteil von ColorOS 11.1, das als Nutzeroberfläche über Android 11 liegt. Es bietet zahlreiche zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten wie eine “intelligente Seitenleiste” mit Schnellzugriffen oder sogar eine Splitscreen-Option. Der Sicherheits-Patch stammt bei unserem Testmodell trotz aktuellster OS-Version von Mai 2021 und dürfte neuer sein, ist aber noch im Rahmen.
Akku
Stolze 5000 mAh leistet der Akku des Oppo A54 5G – das ist gerade bei einem alles andere als pummelig aussehenden Smartphone eine ordentliche Leistung. Was nicht dazu passt, ist das Netzteil. Gerade einmal 10 Watt leistet das, damit lädt das Smartphone gute 2 Stunden, das ist klar unter Schnitt. Einmal aufgeladen macht der Akku seine Sache aber gut. Im Battery Test von PCmark kam das Smartphone mit 90-Hertz-Darstellung auf ordentliche 12 Stunden. Normalerweise werden Nutzer also gut 2 Tage ohne Steckdose auskommen – guter Durchschnitt.
Preis
269 Euro sollte das A54 5G in der UVP des Herstellers kosten, inzwischen liegt der Preis eher bei 210 Euro. Das gilt aber nur für die schwarze Version, die schillernde Farbgebung “Fantastic Purple” kostet zum Testzeitpunkt rund 30 Euro mehr.
Fazit
Da ist es wieder, das Oppo-Problem: Überzogene Preisvorstellungen. 269 Euro passen einfach nicht zu dem Gerät, da gibt es wesentlich bessere Smartphones. Für knapp über 200 Euro sieht das hingegen anders aus, zumindest etwas. Hier punktet das Gerät mit schickem Design, gutem Display, 5G und ordentlicher Akkulaufzeit. Abzüge gibt es für die Kamera und den etwas schwachbrüstigen Chipsatz.
Leider dürfte 5G für die meisten Nutzer in Deutschland noch keine große Rolle spielen, schließlich ist der aktuelle Funkstandard immer noch nicht flächendeckend verfügbar. Auch wenn der Preis inzwischen in realistischen Regionen angekommen ist, gibt es insgesamt immer noch bessere Alternativen. Für uns zählen dazu Modelle wie ein Xiaomi Redmi Note 9T (Testbericht) oder ein Xiaomi Poco X3 Pro (Testbericht).