Oculus Quest 2 im Test: Verboten gute VR-Brille für Standalone-Betrieb und PC

Oculus Quest 2
Pro und Contra
  • funktioniert mit und ohne PC
  • gute Raum- und Bewegungserfassung und flüssige Darstellung
  • viel Zubehör erhältlich
  • anfällig für Staub und Beschädigungen
  • ohne Zubehör beschlagen die Linsen
  • aktuell unklare Rechtslage für Käufe in Deutschland
  • 4.5

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Die Quest 2 ist schon seit einiger Zeit verfügbar, wurde bisher aber nicht direkt in Deutschland verkauft. Das ändert sich jetzt. TechStage hat die VR-Brille von Facebook getestet und verrät, wie sie sich in der Praxis schlägt.

Dieser Einzeltest gehört zu unserer Themenwelt Virtual Reality. Dort haben wir etwa Beiträge zur die Oculus Rift S (Testbericht), der Oculus Quest (Testbericht) oder zu Playstation VR (Testbericht) veröffentlicht.

Virtual Reality (VR) war noch vor einigen Jahren ein heißes Thema und so stürzten sich viele Hersteller auf den neuen Trend. Während vor allem die hochpreisigen Systeme nur mäßigen Erfolg brachten, konnten sich insbesondere die bezahlbaren Stand-alone-Lösungen einigermaßen durchsetzen.

Die Oculus Go (Testbericht) ist so eine VR-Brille. Eine aufwendige Verkabelung und ein Hochleistungs-PC sind hier nicht nötig, weshalb das Konzept schnell Fans gefunden hat. Durch einige rechtliche Probleme darf Facebook/Meta die aktuelle Quest 2 im Moment noch nicht in Deutschland vertreiben. Mehr dazu im Test unserer Kollegen von Heise. Dieser juristische Streit scheint allerdings bald zu Ende zu sein. Wer bereits eine Quest besitzt, sollte einen Blick auf den Ratgeber zu Quest-2-Zubehör werfen.

Neben der Möglichkeit, die Brille aus dem europäischen Ausland zu bestellen, ist die Quest 2 aber auch direkt bei etwa Amazon und anderen Händlern erhältlich. Ein guter Grund, sich den Quest-Nachfolger genau anzusehen.

Der Lieferumfang der VR-Brille ist überschaubar. Neben der Quest 2 sind im Paket zwei Controller inklusive AA-Batterien, ein Abstandshalter für Brillen, ein USB-Netzteil und ein USB-C-Ladekabel enthalten. Das ist zwar alles, was man zur Nutzung braucht, trotzdem hätte Oculus zumindest ein Aufbewahrungstäschchen und ein Microfasertuch beilegen können.

Das ist aber nicht weiter schlimm, da zahlloses Zubehör von anderen Herstellern verfügbar ist. Wer einen 3D-Drucker zur Verfügung hat, kann sich viele Vorlagen für Zubehör bei Thingiverse und anderen Plattformen kostenlos herunterladen und selbst ausdrucken.

Die Quest 2 sieht ihrem Vorgänger zwar ähnlich, bei genauer Betrachtung ist die neue Version aber insgesamt kompakter und um 68 Gramm leichter. Das Gewicht liegt nun bei 503 statt 571 Gramm. Obwohl der Unterschied nur gering erscheint, macht sich das auch beim besseren Tragekomfort bemerkbar. Die Quest 2 ist jetzt weniger frontlastig und sitzt bequemer auf dem Kopf. Gehalten wird die Quest zwei durch zwei weiche Stoffriemen, die einmal über und einmal um den Kopf des Trägers gehen. Damit hält sie Quest auch ausreichend zuverlässig auf dem Kopf – bei heftigen Bewegungen verrutscht die Brille trotzdem. Hier lohnt sich die Investition in ein verbessertes Kopfband mit Größenverstellung per Drehknopf – ähnlich, wie bei einem Fahrradhelm.

Außen am Gehäuse sind die vier Kameras zur räumlichen Orientierung integriert. An der rechten Gehäuseseite sind der Power-Button und eine kleine Status-LED untergebracht. Der Taster zur Lautstärkeregelung ist rechts auf der Unterseite zu finden. An der linken Seite sitzen der Klinke-Anschluss für Kopfhörer und der USB-C-Slot.

Statt zwei getrennten OLEDs mit je 1440 x 1600 Bildpunkten, setzt die Quest 2 indessen auf ein einzelnes LCD mit 1832 x 1920 Pixeln pro Auge. Trotz des Zugewinns an Auflösung und Schärfe, hat der Umstieg auf LCD einen sichtbaren Nachteil: Die Schwarzwerte der Quest 2 können mit denen des Vorgängers nicht mithalten.

Zur Anpassung der Pupillendistanz gibt es jetzt keine stufenlose Justierung mehr. Stattdessen sind drei feste Stufen mit 58, 63 und 68 mm verfügbar. Der Abstandshalter für Brillenträger ist zwar praktisch, allerdings steht durch das kleinere Design weniger Platz zur Verfügung. Die Brille sollte die Maße 142 x 50 mm nicht übersteigen. Mittelfristig lohnt sich hier die Investition in geschliffene Linsenaufsätze mit passender Sehstärke. Die Rahmen der Linsenaufnahme sind mit denen von Quest und Rift S identisch.

Anders als die VR-Brille, sind die beiden neuen Controller minimal größer, was nicht nur das Handling, sondern auch die Erfassungsgenauigkeit verbessert. Zur Stromversorgung kommt pro Controller je eine AA-Batterie zum Einsatz. Diese hält aber deutlich länger durch als bei der Quest 1. Wir mussten die Batterie erst nach mehreren intensiven Zock-Tagen austauschen. Wer möchte, sollte mittelfristig auf Akkus umsteigen. Entsprechende Sets mit Akku, neuer Controller-Abdeckung und Ladestation gibt es im Zubehör-Handel.

Die Verarbeitung der Quest 2 ist insgesamt gut. Der Kunststoff fühlt sich wertig und griffig an. Das Auswechseln des Kopfbandes ist dank einfachem Stecksystem sehr bequem. Allerdings sollte man behutsam vorgehen, da der Haltebügel an der Brille nicht sehr stabil erscheint und das Kopfband schnell schmuddelig erscheint.

Was uns weniger gefällt, ist die Farbwahl. Auf der hellen Oberfläche sammeln sich schnell Staub und Fussel – hier hilft nur regelmäßiges Putzen und die Aufbewahrung in einer Tasche oder einem Koffer. Außerdem sind schnell kleine Kratzer und Macken zu erkennen. Abhilfe versprechen Hüllen aus Silikon – die den Staub dann allerdings noch stärker anziehen.

Vor dem Einsatz der Quest 2 sollte man sich die Oculus App aufs Smartphone laden. Wer noch kein Facebook-Konto hat, muss sich für die Nutzung der VR-Brille eines anlegen. Exakt dies ist der Grund, warum die Brille bisher nicht in Deutschland angeboten werden durfte. Wer Angst vor der immer hungrigen Datenkrake hat, kann sich auch ein eigenes Konto nur für das VR-Gaming anlegen. Wer grundsätzlich keinen Facebook-Account haben will, muss derzeit noch auf das Vergnügen mit der Quest 2 verzichten, ab 2022 sollen es wieder separate Oculus-Accounts geben.

Nach dem Aufsetzen der Brille und einem Druck auf den Power-Taster, startet die Software, was einige Sekunden dauert. Bei der ersten Nutzung führt die Software durch die Menüs und die Einstellungen inklusive der Anmeldung von Konto und WLAN. Das funktioniert einfach und intuitiv. Durch die zahlreichen guten Erklärungen finden sich so auch VR-Einsteiger schnell zurecht. Für Nutzer, die sich in der Materie bereits auskennen, fehlt allerdings die Möglichkeit, das Start-Tutorial zu überspringen. Die Kopplung mit dem Smartphone funktioniert im Test ebenfalls ohne Probleme.

Damit die Quest 2 ihre Bildqualität ausspielen kann, muss die Brille perfekt auf dem Kopf ausgerichtet sein. Sitzt sie zu hoch, zu tief oder nicht fest genug, bekommt man ein verwaschenes oder unscharfes Bild zu sehen. Einmal richtig positioniert zeigt sich dann aber ein scharfes Bild mit knackigen Farben. Ok, die OLEDs der Quest 1 sind in Sachen Farben und Schwarzwerte sogar noch einen Tick besser, insgesamt gefällt uns die Bildqualität aber besser.

Im Hauptmenü sind zunächst keine Leistungsunterschiede zwischen den Quest-Versionen zu erkennen. Bei Installationen und den Ladezeiten ist die Quest 2 mit jetzt sechs statt vier GByte Arbeitsspeicher und neuer CPU dann aber spürbar schneller. Die nun maximal möglichen 90 FPS (statt vormals 72 FPS) sorgen außerdem für weichere und natürlichere Bewegungen. Die höhere Bildwiederholfrequenz muss man allerdings erst in den Einstellungen aktivieren.

Alle von uns getesteten Spiele laufen im Test allesamt rund und ohne nennenswerte Ruckler oder Bild-Hänger. Als anstrengend empfinden wir das Spielen per VR-Brille nicht, im Gegenteil – die gute grafische Darstellung zieht einen schnell in seinen Bann. So gut die Qualität insgesamt auch ist – mit dem Standardpolster und dem im Lieferumfang enthaltenen Kopfband, kommt es zu Lichteinfall rund um die Nase und obendrein beschlagen die Linsen. Sobald wir beim Zocken etwas heftiger atmen, verschwindet das eigentlich großartige Bild hinter einem dichten Nebelvorhang. Schade, auch bewusst Schnaufen hilf da nur sehr bedingt. Abhilfe gegen Lichteinfall und beschlagene Linsen bringen alternative Polsterungen. Wer will, kann sich auch einen kleinen Ventilator auf die Quest 2 schnallen, der durch die bessere Frischluftzufuhr ebenfalls für freie Sicht sorgt.

Die vom Spieler gesetzten Grenzen des virtuellen Raumes, werden zuverlässig von der Quest 2 erkannt und im Spiel eingeblendet, sobald man sich nähert. Das Spielerlebnis empfinden wir als großartig. Zwar kann die Grafik der Stand-alone-Games nicht mit 4K-Titeln auf Playstation 5 oder dem PC verglichen werden, für VR-Erlebnisse empfinden wir die Darstellung aber mehr als ausreichend. Auf YouTube sind einige Beispiele mit Grafik-Vergleichen zwischen Quest-2-Grafik und der Darstellung am VR-PC zu finden. Anbei ein Beispiel.

Auf der Quest 2 sind bereits Internetbrowser oder etwa YouTube vorinstalliert. Das ist nett, für Gamer aber uninteressant, weshalb uns der erste Weg direkt in den Oculus-Download-Shop führt. Im Shop stehen nach der Einrichtung der Quest 2 sowohl kostenpflichtige Games als auch kostenlose Inhalte zur Verfügung -letztlich sind hier die gleichen Inhalte wie für das Vorgängermodell zugänglich. Neben einer ganzen Reihe an VR-Videos finden sich hier auch einfache Spiele und Demos von bekannten Titeln wie Beatsaber. Das Herunterladen und Installieren der Spiele funktioniert im Test problemlos und geht erfreulich fix – eine schnelle Internetleitung und zuverlässiges WLAN vorausgesetzt.

Da uns derzeit ein VR-PC fehlt und wir vorrangig am kabellosen Zocken interessiert sind, nutzen wir im Test die Stand-Alone-Version der Brille. Das testweise Anschließen per USB-Kabel funktioniert, aber auch problemlos. Wer will, kann die Quest 2 also jederzeit als PC-VR-Headset nutzen und etwa VR-Spiele von Steam nutzen. Voraussetzung hierfür sind ein Steam-Account, ein schneller PC und ein ausreichend langes USB-C-Kabel.

Ob und wie sehr beim Abtauchen in virtuelle Welten Übelkeit auftritt, hängt stark vom Nutzer ab. Bei uns kam es im Test zwar zu keinerlei Problemen, einige Bekannte haben da aber andere Erfahrungen. Die höhere Bildwiederholungsfrequenz wirkt einem Unwohlsein auf jeden Fall entgegen.

Was uns hervorragend gefällt, ist die Möglichkeit einige der Games (etwa Medal of Honor) auch im Sitzen spielen zu können. Das sorgt ebenfalls für weniger Übelkeit und funktioniert auch in dunkler Umgebung, wenn die klassische Raumerkennung der integrierten Kameras längst versagt.

Der kompakten Bauform geschuldet, hält die Quest 2 etwas kürzer durch als das Vorgängermodell. Die Akkulaufzeit beträgt im Test gut zwei Stunden, bevor die Brille ans Ladegerät muss. Für uns ist das ausreichend, zumal man sowieso regelmäßig Pausen einlegen sollte. Wer trotzdem länger zocken will, kann die Akkulaufzeit mithilfe einer USB-Powerbank beliebig verlängern. Passende Mini-Powerbanks oder Kopfbügel mit integriertem Stromspeicher sind von Drittherstellern erhältlich.

Die Quest 2 gibt es in drei verschiedenen Speichergrößen. Am günstigsten ist die Variante mit 64 GByte für etwa 455 Euro. Mit 128 GByte sind circa 495 Euro fällig. Mit 585 Euro am teuersten ist die Version mit 512 GByte.

Eigentlich reichen die 64 GByte Speicher, wirklich viele Titel passen dann aber nicht auf die Quest 2. Die meisten Spiele verbrauchen zwar lediglich ein paar GByte, einige Titel wie Medal of Honor sind mit mehr als 40 GByte allerdings echte Speicherfresser. Nach unserer Einschätzung sollte man besser gleich zur mittleren Version greifen. 128 GByte sollten für die meisten Nutzer ausreichen.

Nach unserem Empfinden ist der Preis völlig in Ordnung. Bedenkt man die Kosten für einen Gaming-PC, andere VR-Brillen oder aktuelle Konsolen, erscheinen die zum Testzeitpunkt aufgerufenen 455 Euro sehr fair.

Die Quest 2 scheint zukünftig endlich auch offiziell in Deutschland erhältlich zu sein. Und das ist gut so! Die kompakte und leistungsfähige VR-Brille erscheint uns die derzeit beste Lösung für die meisten Anwender zu sein.

Im Test hat uns insbesondere das immersive Spielerlebnis mit ausreichend guter und sehr flüssiger Darstellung im Stand-alone-Betrieb überzeugt. Wer will, kann die Quest zusätzlich auch als VR-Headset für die Nutzung am Computer benutzen, vorher sollte man aber auf der Support-Seite von Facebook prüfen, ob die Quest 2 die eingebaute Grafikkarte unterstützt. Passendes Zubehör für die Quest 2 zeigen wir in einem eigenen Ratgeber.

Wer die Datenkrake Facebook fürchtet, sollte sich zum Zocken einfach einen zusätzlichen Account erstellen. Wer bei Amazon kauft, weiß sich auch in Sachen Rückgaberecht auf der sicheren Seite. Mehr zum Thema gibt es in unserer Themenwelt Virtual Reality. Wer sich allgemein fürs Zocken interessiert, sollte in der Themenwelt Gaming vorbeischauen. Hier sind zahlreiche Einzeltests, Ratgeber, Kaufberatungen und DIY-Anleitungen zu finden.

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