Nokia 8 Sirocco im Test: luxuriöse Verarbeitung, schlanke Software

Nokia 8 Sirocco im Test: luxuriöse Verarbeitung, schlanke Software
Pro und Contra
  • schönes Design, hochwertige Verarbeitung
  • schlanke und saubere Software
  • Wireless-Charging
  • alter Prozessor
  • Display ist gewöhnungsbedürftig
  • Fingerabdrucksensor schwer zu ertasten
  • 4.0

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Das Nokia 8 Sirocco ist das aktuelle Vorzeige-Smartphone des finnischen Herstellers HMD Global. Ausgestattet mit einem älteren Prozessor und einem unmodern wirkenden 16:9-Display kommt es für 599 Euro in den Handel. Für wen sich der Kauf lohnt, zeigt der Testbericht von TechStage.

Im Lieferumfang des Nokia 8 Sirocco befindet sich alles Wichtige für den Alltag. Neben dem Smartphone liegen Netzgerät, Ladekabel, Kopfhörer, Adapter von 3,5-mm-Klinke auf USB-C sowie Schutzhülle bei.

Das Netzteil lädt den integrierten Akku mit einer Kapazität von 3260 mAh schnell auf. Von 0 auf 100 Prozent geht es kabelgebunden in 1 Stunde und 12 Minuten. Das ist 24 Prozent schneller als beim bisherigen Rekordhalter, dem Huawei P20 Pro (Testbericht) . Dass der Bildschirm anfangs 2 Stunden und 50 Min anzeigt, ist etwas merkwürdig. Offenbar erkennt die Software nicht, dass das Smartphone an einem Schnellladegerät angeschlossen ist. Das drahtlose Laden mit Qi-Wireless-Chargern (Testbericht: Belkin Boost Up ) nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch: durchschnittlich dreieinhalb Stunden.

Beim Nokia 8 Sirocco verzichtet der Hersteller auf einen analogen Klinkenanschluss mit 3,5 mm und setzt stattdessen auf USB-C. Auch die mitgelieferten und hochqualitativen Im-Ohr-Kopfhörer verbinden sich über den digitalen Anschluss. Wer dennoch seine eigenen Kopfhörer mit Klinke nutzen möchte, der muss zum Adapter greifen.

Das Nokia 8 Sirocco macht seinem Namenszusatz alle Ehre. Genau wie die früheren Modelle der 8000er-Reihe ist das Sirocco-Nokia der Gegenwart unglaublich gut und edel verarbeitet. Es fässt sich bemerkenswert wertig an und vermittelt durch und durch ein luxuriöses Gefühl. Es ist das Maximum an Haptik und Optik, was es derzeit im Smartphone-Markt gibt. Einen vergleichbaren Eindruck hinterlässt lediglich das iPhone X (Testbericht) von Apple. Doch was haben diese beiden Telefone gemein? Es ist der Werkstoff Edelstahl. HMD Global fräst das Gehäuse des Nokia 8 Sirocco aus einem einzigen Block heraus und bearbeitetet das Material stundenlang, bis es Form erreicht. Großer Nachteil von Edelstahl ist das Gewicht: Mit 176 g zählt das Flaggschiff-Nokia nicht gerade zu den leichtesten Smartphones auf dem Markt. Außerdem fängt die Rückseite mit Hochglanzpolitur schnell Fingerabdrücke ein.

Die vordere Seite des Telefons ist aus widerstandsfähigem Glas der Marke Corning Gorilla Glass 5 gefertigt und spiegelt etwas. An allen vier Seiten ist es gebogen – links und rechts stärker als oben und unten. In Sachen Design hat HMD Global etwas Einzigartiges geschaffen: Trotz des Bildschirms im Format 16:9 ist das Nokia 8 Sirocco handlich. Es ist kompakter als sein Vorgänger, das Nokia 8 (Testbericht) , obwohl das Display um 0,2 Zoll gewachsen ist. Das ist hauptsächlich auf die schmalen Ränder sowie auf die nach hinten verlaufenden Seiten zurückzuführen.

Doch nicht alles am Nokia 8 Sirocco ist so perfekt gelungen. Die auf der linken Seite angebrachten Tasten für die Lautstärkeregelung und zum Einschalten sind zu flach und schwer zu ertasten. Ähnlich verhält es sich mit dem Fingerabdrucksensor auf der Rückseite. Dieser arbeitet schnell und zuverlässig, jedoch hebt er sich kaum vom Rest der Rückseite ab. Auch hier muss man öfter schauen und sich daran gewöhnen. Darüber hinaus fällt auf: Oft ist das Nokia 8 Sirocco elektrostatisch aufgeladen, weshalb es feine Staubpartikel magnetisch anzieht. Immerhin ist das Gehäuse IP67-zertifiziert, damit resistent gegen Staub und Wasser. Dies stellt eine Verbesserung gegenüber dem Vorgänger dar, das lediglich nach IP54 geschützt war.

Im Nokia 8 Sirocco verrichtet ein Snapdragon 835 die Arbeit. Nein, wir haben uns nicht vertippt. HMD Global schickt sein aktuellstes Smartphone mit einem ein Jahr alten Qualcomm-Prozessor ins Rennen. Dazu gibt es 6 GByte Arbeitsspeicher. Trotz der etwas älteren Technik läuft das Smartphone super flüssig und schnell, verantwortlich dafür ist unter anderem auch die Software Android One, die speziell für ein Mindestmaß an Hardware ausgelegt ist und zusammen mit Google abgestimmt wurde.

In den gängigen Bewertungssystemen schneidet das Nokia 8 Sirocco überraschend gut ab. Im Benchmark von Antutu erzielt es einen Wert von 209.000 Punkten. Damit ist es leicht besser als das Huawei P20 mit 207.000 Punkten. Mit aktuellen Top-Smartphones wie dem Sony Xperia XZ2 (Testbericht) oder Oneplus 6 (Testbericht) kann es nicht mithalten; die Geräte sind teilweise bis zu 25 Prozent schneller. Was das grafische Können betrifft, so ist HMD Global mit seinem Nokia 8 Sirocco besser aufgestellt als Huawei. Der Leistungsvorsprung mit 9 Prozent ist nicht signifikant, allerdings sagt uns das auch: So schlecht ist die Hardware des Nokia-Smartphone dann auch nicht.

Im Belastungstest mit einer Dauer von 15 Minuten reagiert das Nokia 8 Sirocco volatil. Der erste Leistungsabfall zeigt sich bereits nach 56 Sekunden. Die 100-prozentige Leistung kann das Smartphone kurz in der dritten Minuten abrufen. Nach acht Minuten Laufzeit drosselt es seine Geschwindigkeit aufgrund der erreichten Akkutemperatur von 41,1 °C. Während des intensiven Tests hat der Akku lediglich sechs Prozent seiner Kapazität verloren, das ist vergleichsweise wenig gegenüber 10 Prozent bei den meisten Telefonen im gleichen Segment.

Der integrierte Speicher des Smartphones hat eine Größe von 128 GByte. Nach Abzug der Software und der vorinstallierten Applikationen bleiben dem Nutzer etwa 108 GByte für seine Nutzung übrig. Das sollte in der Regel ausreichen. Ist der Bedarf größer, so scheidet das Nokia 8 Sirocco als Kaufoption aus, da der Speicher nicht erweiterbar ist. Es gibt weder einen Steckplatz für eine zwei SIM-Karte noch für eine Micro-SD. In Deutschland gibt es keine zweite Ausführung mit Speicherkarte oder Dual-SIM, bestätigt Nokia auf Anfrage. Einen Trost in Sachen Speicher gibt es aber dennoch: Google bietet allen Nutzern des Nokia 8 Sirocco unbegrenzten Speicher für Google Fotos an. Der Nutzer sichert somit seine Bilder in Originalauflösung in der Cloud, notwendig ist hierfür lediglich eine Internetverbindung – idealweise ohne Datenvolumen. Ab Werk ist das automatische Hochladen im WLAN aktiviert. Mobiles Sichern ist optional und lässt sich in den Einstellungen aktivieren.

Im 7,5 mm dünnen Nokia 8 Sirocco hat HMD Global einen Akku mit einer einer Kapazität von 3260 mAh verbaut. Der Energieträger ist wie üblich fest verbaut und lässt sich vom Nutzer nicht austauschen. Bei einer kombinierten und moderaten Nutzung kommt das Telefon auf eine Laufzeit von 1,5 Tagen. Im Belastungstest mit einem kontinuierlich laufendem Video bei maximaler Helligkeit hat das Nokia-Smartphone sieben Stunden und 19 Minuten erreicht. Den Spitzenwert von 13 Stunden und 22 Minuten hält nach wie vor das P20 Pro von Huawei.

In das Internet geht das Nokia 8 Sirocco über LTE oder WLAN mit ac-Standard. Es hat Bluetooth 5.0, NFC und unterstützt den Kurzstrecken-Funkstandard ANT+. Für die Ortsbestimmung nutzt es GPS, Glonass sowie Beidou. Mit dem europäischen Satellitennetz Galileo arbeitet es nicht. Das Telefon besitzt drei Mikrofone und eine ausgezeichnete Sprach- und Klangqualität. Empfang mit den Netzanbietern Vodafone und o2 Telefónica Germany waren während des Testzeitraums tadellos.

Das Display ist etwas gewöhnungsbedürftig. Das hat viele Gründe: die Farbsättigung, die stark gebogenen Seiten sowie der damit eingehende Helligkeitsverlust und der leichte Blaustich. Doch eins nach dem anderen.

Der 5,5 Zoll große Bildschirm des Nokia 8 Sirocco nutzt die Oled-Technologie. Dabei handelt es sich um ein flexibles und plastisches Display-Panel. Die Farben der Anzeige sind übersättigt, wie es nicht unüblich bei Displays mit organischer Natur ist. Gut sichtbar ist das beim Betrachten von Fotos. Menschen haben einen Rotstich im Gesicht, das wirkt unstimmig. Die Sättigung lässt sich in den Einstellungen nicht konfigurieren, wie es auch sonst bei anderen Smartphones klappt, wie beispielsweise dem Galaxy S9 (Testbericht) . Daran muss man sich gewöhnen.

Nicht nur das Schutzglas auf der vorderen Seite ist gebogen, sondern auch das darunter liegende Display. So verlaufen bei einigen Applikationen auch die Bedienelemente leicht nach hinten. Dann tippt der Nutzer auf eine gerade noch ebene Fläche, bevor sie konvex verläuft. An den Seiten links und rechts verliert das Display an Helligkeit, ein deutlicher Unterschied ist mit den bloßen Augen sichtbar.

Bei der Darstellung von weißen Inhalten ist aus der Schräge ein leichter Blaustich sichtbar. Auch das ist völlig normal bei Oled-Displays. Beim Nokia 8 Sirocco ist der Stich nicht allzu stark ausgeprägt.

Im Übrigen ist der Bildschirm insgesamt gut. Die Auflösung mit Quad-High-Definition ist scharf, das sind 2560 × 1440 Pixeln. Die Helligkeit – bis auf die Seiten – erreicht einen hohen Wert von 690 c/m2 und reicht somit auch für die Lesbarkeit bei direkter Sonneneinstrahlung.

Das Nokia 8 Sirocco hat insgesamt drei Kameras: Auf der Rückseite eine Dual-Kamera sowie eine Selfie-Kamera auf der Vorderseite.

Die Hauptkamera hat eine Auflösung von 12 Megapixeln, ihr steht eine Assistenzkamera mit 13 Megapixeln zur Seite. Sie ermöglicht das verlustfreie Vergrößern von Motiven um den zweifachen Faktor oder aktiviert einen Bokeh-Modus mit unscharfem Hintergrund. Beim Letzteren treten häufig Fehler auf, insbesondere mit feinen Strukturen.

Tagsüber schießt die Kamera tolle Bilder mit viel Schärfe und Details. Bei wenig Licht kommt sie schnell an ihre Grenzen und liefert noch einigermaßen brauchbares Material mit Bildrauschen. Dabei sind die Einzelpixeln des Bildsensors mit einer Kantenlänge von 1,4 µm gar nicht mal so klein; die Blende ist mit f/1,7 lichtstark. Trotzdem kann die Kamera mit der Optik von Zeiss nicht ganz mit iPhone & Co. mithalten.

Eines der Hauptargument die für den Kauf eines Nokia-Smartphones sprechen sind Betriebssystem und Software. Beim Nokia 8 Sirocco setzt Hersteller HMD Global auf das schlanke und saubere Android One. Das zugrundeliegende Betriebssystem ist Android 8.1 Oreo mit Unterstützung für Projekt Treble. Die Besonderheit gegenüber HTC, Huawei, Samsung und Co. ist ein Update- und Upgrade-Versprechen für zwei Jahre ab der Verfügbarkeit des Smartphones.

Aber nicht nur die Aktualität ist ein Pluspunkt, auch die Gradlinig- und Benutzerfreundlichkeit der Oberfläche heben sich von allen anderen Herstellern ab – bis auf Google mit seinen Pixel-Smartphones. Ein vergleichbares Erlebnis bietet Oneplus mit seinen Geräten, allerdings gibt es dort kein Software-Versprechen.

Auf das Nokia 8 Sirocco ist keinerlei Bloatware installiert. Doppelte Apps (Internet und Chrome, Galerie und Google Fotos) wie bei Samsung oder Huawei sind ebenfalls nicht vorzufinden. Die Software ist exzellent.

Mit dem Nokia 8 Sirocco bietet HMD Global ein hochwertiges Smartphone mit Top-Verarbeitung. Wie edel das Smartphone wirkt, muss man wirklich selbst erleben; Bilder und Videos im Web vermitteln den Eindruck kaum. Trotzdem hat auch das Sirocco viele Kritikpunkte: gewöhnungsbedürftiges Display und die mittelmäßige Kamera.

Wer auf der Suche nach einem Smartphone mit luxuriösem Aussehen ist, viel Wert auf die Software legt und nicht unbedingt die aktuellste Hardware braucht, sollte zum Nokia 8 Sirocco greifen. Eine preislich vergleichbare Alternative mit besserer Hardware, jedoch ohne IP67-Zertifizierung und Wireless Charging ist das Oneplus 6 .

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