Niu NGT im Test: Der optimale Stadtroller

Niu NGT im Test: Der optimale Stadtroller
Pro und Contra
  • Überzeugende Fahreigenschaften
  • Gute Verarbeitung
  • Herausnehmbare Batterie
  • Etwas ruppige Gasannahme
  • 5.0

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Der Niu NGT überzeugt in allen Disziplinen. Er ist leicht, wendig, smart und hat eine große Reichweite. Besser geht es kaum.

Elektromotorroller gehören in China seit vielen Jahren zum Stadtbild. Die Regierung fördert und fordert die Elektromobilität mit Nachdruck. In etlichen Großstädten und Ballungszentren wie Guangzhou sind Roller mit Verbrennungsmotor inzwischen sogar ganz verboten. Kein Wunder, dass sich mit Niu ein Chinesisches Unternehmen zum Weltmarktführer auf dem wachsenden E-Roller-Markt gemausert hat.

Niu setzt im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern der Volksrepublik nicht nur auf Quantität, sondern auch auf Qualität. 2014 gegründet, ist der Hersteller seit 2016 mit inzwischen drei Produktlinien (Niu N, Niu M und Niu U) auf dem europäischen Markt präsent. Statt sich wie manch anderer Hersteller vom Konzept und Design der Kultmarke Vespa inspirieren zu lassen, setzen die Chinesen auf ein stringentes, eigenständiges Design. Wir haben den Niu NGT mit zwei Akkus getestet, der speziell für den europäischen Markt entwickelt wurde.

Zum Thema Elektroroller bis 45 km/h haben wir bereits folgende Beiträge veröffentlicht:

Dank seiner 115 kg Gewicht (inkl. Akkus) ist der Niu sehr handlich. Das gilt sowohl während der Fahrt, als auch beim Schieben aus der Garage oder beim Rangieren auf dem Parkplatz. Bei 160 kg Zuladung wird es zu zweit knapp, in dieser Disziplin kommt der chinesische Roller nicht ganz an die Vespa Elettrica (Testbericht) heran, die eine Zuladung von 175 kg erlaubt.

Etwas nervig sind die Spiegel. Um eine gute Sicht nach hinten zu haben, muss man als Mitteleuropäer die Ellenbogen einziehen. Hier sollte Niu beim nächsten Modelupdate nachbessern. Alternativ stehen Nutzern natürlich zahllose Nachrüstspiegel von Drittanbietern zur Verfügung.

Wer den Niu zum ersten Mal fährt, sollte den „Gasgriff" mit Bedacht bedienen. Der in der Radnabe des Hinterrads verbaute, 3000 Watt starke Motor von Bosch beschleunigt den NGT sehr agil. Das gibt beim Start an der Kreuzung nicht nur Sicherheit, weil einen nicht ständig die anderen Verkehrsteilnehmer "anschieben" wollen, das macht auch richtig Spaß. Mopeds mit Verbrennungsmotoren haben bis zu einer bestimmten Leistung das Nachsehen, in wenigen Sekunden ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Die liegt bei vollen Batterien laut Tacho bei Tempo 82. Seltsamerweise sinkt die Höchstgeschwindigkeit bei ca. 60 Prozent Ladung leicht ab. Kommt der Roller in die Notreserve (ab ca. 15 Prozent Restladung), verringert sich die Geschwindigkeit dann sogar auf etwa 30 km/h, um Energie zu sparen. Die Akkus sollten daher immer rechtzeitig geladen werden.

Der Motor ist kaum zu hören und wird von Rollgeräuschen und Fahrtwind übertönt. Das kann man besonders außerhalb der Rush-Hour unterwegs und auf weniger befahrenen Nebenstraßen genießen. Das steigert aber gleichzeitig die ohnehin ständige Gefahr für Rollerfahrer, übersehen zu werden. Über unanchtsam auf die Straße tretende Fußgänger sollte man sich also schon einmal einstellen. Dafür gibt es zum Glück eine Hupe.

Die Scheibenbremsen (vorne und hinten) verzögern den Roller auch mit Sozius sehr effizient und sicher. Sie sind gut aufeinander abgestimmt, so dass der Niu auch bei einer harten Bremsung die Spur hält und nicht ausbricht. Im NGT hat daran auch das kombinierte ABS (CBS) seinen Anteil, die langsameren versionen müssen ohne auskommen. Die hydraulischen Stoßdämpfer sind sehr straff ausgelegt, was bei Schlaglöchern nicht sehr komfortabel ist. Trotz einem im Fußraum untergebrachten Akku (der zweite ist unter dem Sattel) hat der Roller genug Bodenfreiheit, um in Kurven nicht aufzusitzen.

Beim sanften Bremsen wird Energie in die Batterien zurückgespeist (Rekuperation), dies wird im Display angezeigt. Bremst man härter, greifen übergangslos die Scheibenbremsen. Rekuperation und „echtes“ Bremsen sind gut aufeinander abgestimmt.

Im Sportmodus entfaltet der Niu NGT seine ganze Kraft, in diesem Modus beschleunigt er sehr agil und erreicht seine Höchstgeschwindigkeit von ca. 70 km/h (Tacho: 82 Km/h). Der Dynamic-Modus ist sehr praktisch in Tempo-30er-Zonen und spart etwas Energie. Er ist auch sinnvoll, um sich mit dem Roller vertraut zu machen. E-Save wird man nur wählen, wenn mangels Batterieladung Akkunotstand droht, denn in diesem Modus kann man wegen der maximalen 30 km/h nicht mehr mit dem Verkehr mitschwimmen. Die verschiedenen Fahrmodi können während der Fahrt gewechselt werden. Wie die Vespa Elettrica hat der Niu auch einen Tempomat. Was auf den ersten Blick widersinnig bei einem Roller klingt, ist in Geschwindigkeits-reduzierten Baustellen oder in 30er-Zonen durchaus praktisch.

Das smarte LCD-Farbdisplay verändert bei höheren Geschwindigkeiten die Farbe und ist gut ablesbar, wenn auch nicht so ergonomisch gestaltet, wie das der Vespa Elettrica. Die Geschwindigkeit könnte etwas zentraler angezeigt werden. Der Ladestand der Batterien wird sowohl grafisch, als auch in Prozent angegeben. Dazu wird die aktuelle Leistungsaufnahme, die Zeit, der Kilometerstand, Fahrmodus, Abblendlicht, Blinker oder Warnblinker, GSM, GPS, die Verbindung zu Niu, Rekuperation und vieles mehr angezeigt. Weitere Infos zum Zustand des Rollers kann man in einer App abrufen.

Die Ausstattung des Niu NGT lässt wenige Wünsche offen. Neben den bereits erwähnten zwei Akku-Packs sind das große Farbdisplay, die fest eingebauten GPS und GSM-Module, der Tempomat, die kostenlose App mit vielen Funktionen, zwei Ladegeräte, die Alarmanlage, ein Haken fürs Gepäck und die USB-Ladebuchse fürs Handy inklusive. Optional gibt es für die N-Serie zudem Handyhalter, Gepäckträger, Topcase, Rückenlehne, Windschutzscheibe, Abdeckplane und einen zusätzlichen Diebstahlschutz in Form eines Felgenschlosses.

Die LED-Beleuchtung des Rollers leuchtet die Straße gut aus. Wie in Deutschland vorgeschrieben kann das Abblendlicht auch tagsüber nicht ausgeschaltet werden, zudem gibt es Fernlicht. Auch der Rückscheinwerfer und die Blinker basieren auf LED-Technik, das spart Energie. Zudem haben LED-Lampen eine größere Lebensdauer als Halogenbirnen. Wie vom Auto gewohnt stellen sich die Blinker nach dem Abbiegen wieder ab und haben eine Warnblinkfunktion. Das ist bei Krafträdern längst kein Standard.

Echtzeit-GPS und GSM ermöglichen sowohl das Abrufen von Daten für den Diebstahlschutz, die Echtzeit-Diagnostik, den Werkstattfinder und das Navigieren zum geparkten Roller. Der Bordcomputer der N-Serie kommuniziert ständig mit der Niu-Cloud, welche die Daten an die App weiterreicht. Zum Verbinden von Roller und App wird einfach ein unter dem Sattel angebrachter Barcode abgescannt. Ist bereits ein Administrator eingerichtet, muss dieser alle weiteren User bestätigen. Auch dies bringt dem Besitzer Sicherheit. Die App zeigt neben dem Standort des Rollers (und ob dieser gerade bewegt wird) den Ladestand der Akkus, technische Probleme, verschiedene Fahrstatistiken und das Fahrverhalten, Wetterdaten sowie autorisierte Werkstätten im Umkreis an. Diese können bei einer Panne direkt aus der App informiert bzw. angerufen werden.

Updates der Software werden automatisch eingespielt, der Roller braucht hierfür nicht in die Werkstatt. Ob die App Sicherheitswarnungen, das Wetter, frühere Fahrstrecken, die Fahrerstatistik und den Akkuzustand anzeigen soll, kann eingestellt werden. Die App hat auch ein Prüfprogramm, das den Roller durchcheckt. Es kann mehrere Niu-Roller verwalten. Wie die Vespa Elettrica kann der Nui NGT aber nicht ohne Schlüssel (Keyless) gefahren werden.

Es gibt den Niu N als Basismodel (45 km/h, 1Batterie), als N Pro (45 km/h, 2 Batterien) und als NGT (70 km/h, 2 Batterien). Wir haben für den Test den NIU NGT, den Niu N Pro und das Basismodel Niu N Probe gefahren.

Die zwei Akkus geben dem Niu NGT eine realistische Reichweite von ca. 100 km. Das ist ein sehr guter Wert und entspricht der Reichweite der meisten 50er-Motorroller mit 2- oder 4-Takt-Verbrennermotoren. Die zwei Lithium-Ionen-Akkus von Panasonic haben jeweils eine Kapazität von 29 Ah und wiegen 10 kg. Ein Akku ist im Boden, einer unter dem Sattel untergebracht. Sie sind beide mit einem Schloss gesichert. Die Ladezeit gibt Niu mit 6 Stunden an. Hat man eine Garage, müssen die Akkus nicht herausgenommen werden, da eine Ladebuchse für das Ladegerät unter dem Sattel integriert ist. So kann man beide Akkus mit einem Netzteil laden. Das ist entsprechend dimensioniert und mit einem aktiven Lüfter gekühlt. Der ist durchaus hörbar und sollte deswegen nicht gerade im Schlafzimmer eingesetzt werden. Niu gibt 2 Jahre Garantie auf die beiden Akkupacks.

Günstiger als mit einem Elektroroller kann man motorisiert auf zwei Rädern kaum fahren, gerade mal 1 Euro kostet der Strom derzeit für 100 km. 4.500 Euro sind verglichen mit den deutlich günstigeren Rollern mit 2- oder 4-Takt-Verbrennermotoren zwar kein Schnäppchen, dafür punktet Niu mit ausgereifter Technik und einer guten Verarbeitung. Den Niu NGT zu fahren macht dank dem agilen Boschmotor und dem sportlichen Fahrwerk viel Spaß. Der ebene Boden des Fußraums ist praktisch, er bietet Platz für Einkäufe, hier hat zur Not auch eine Sprudelkiste Platz. Bedienung, Verarbeitung und technische Eckdaten stimmen, deshalb geben wir die Bestwertung.

Für einen Überblick über den aktuellen Elektrorollermarkt empfehlen wir unsere Kaufberatung Elektroroller bis 45 km/h . Lieber E-Tretroller als Elektroroller? Dann bietet unser Grundlagenartikel: E-Tretroller mit Straßenzulassung alle wichtigen Infos.

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