Netgear liefert mit dem Nighthawk AX6000 AX8 (RAX80) einen Wifi-6-tauglichen Router. Das Kürzel „AX6000“ im Namen signalisiert, dass er mit 1200 MBit/s im 2,4GHz-Band plus 4800 MBit/s bei 5 GHz in Summe 6000 MBit/s an Wifi-6 gleichzeitig brutto funken kann. Was davon netto übrig bleibt, messen wir weiter unten. Die Abkürzung „AX8“ gibt an, dass der RAX80 in Summe bis zu acht WLAN-Ströme funkt.
Da der RAX80 kein eigenes Modem besitzt, betreiben wir ihn hinter einer AVM Fritbox 6660 Cable (Testbericht) . Eins noch vorweg: Im weiteren Verlauf nennen wir den Nighthawk-Router RAX80, die Begriffe Wifi-6 und WLAN-11ax verwenden wir ebenfalls synonym.
Der Test ist Teil unserer Themenwelt rund um Router mit Wifi-6 . Dort sind bereits Test zur AVM Fritzbox 6660 Cable sowie dem Asus GT-AX11000 (Testbericht) erschienen.
Design und technische Daten
Optisch macht der RAX80 definitiv etwas her. Der Router steckt in einem schwarzen Gehäuse, die Antennen befinden sich in den seitlichen Flügeln, die sich je nach verfügbarem Platz einklappen lassen. Neben dem aktuellen Wifi-6 sind die gängigsten Anschlüsse für Geräte vorhanden. So lassen sich bis zu fünf Netzwerkgeräte anschließen, zum Modem geht es über einen zusätzlichen WAN-Port. Dazu gibt es Platz für zwei USB-3.0-Buchsen im Formfaktor USB-A. Ein Power-Taster sowie ein Knopf, um die LEDs an- oder abzuschalten sind ebenfalls an der Rückseite eingebaut.
Anders als die Geräte von AVM oder Asus spart sich Netgear beim RAX80 die einzelne Netzwerkbuchse mit 2,5 Gbit-LAN. Er hat fünf herkömmliche LAN-Buchsen, plus einen WAN-Port, alle biete Gigabit-LAN. Ersatzweise kann der Netgear-User aber die beiden LAN-Ports Nummer 4 und 5 selber mittels Port Aggregation zusammenschalten. Das stiftet Sinn, wenn der User passende Netzwerkgeräte mit LAN-Port-Aggregation hat: etwa PCs mit zwei Gigabit-Anschlüssen, Switche oder NAS-Server mit Port Aggregation.
Daneben lassen sich laut Netgear auch der gelbe Internet-WAN-Port und der schwarze LAN-Port Nummer 1 zu einem Multi-Gigabit-Internet-Anschluss aggregieren. Dieses Szenario dürfte bei Endkunden aber noch seltener vorkommen.
Warum ein gehobener WLAN-6-Router noch keinen 2,5 oder 5 oder 10 Multi-Gigabit-LAN-Port hat, ist schwer nachvollziehbar. Der größere Bruder „Netgear RAX120“ hat immerhin einen Port mit 5 GBit-LAN, da passen WLAN-Durchsatz und LAN-Speed schon etwas besser zusammen.
Dazu kommt, dass der RAX80 nur WPA2 unterstützt. Die meisten WLAN-Hersteller fahren spätestens mit Wifi-6 den Sicherheitslevel von WPA2 auf WPA3 hoch. Beim Netgear RAX80 haben wir WPA3 sogar nach dem jüngsten Firmware-Update Ende April 2020 vergeblich gesucht. Wir raten in jedem Fall dazu, das aktuelle Update aufzuspielen. Erst danach konnte der Router tatsächlich im schnellsten Kanal-Modus HT160 kommunizieren.
Die Konfiguration des Gerätes ist Netgear-typisch umfangreich aber wenig übersichtlich. Der RAX80 lässt sich per App und mittels Internet-Browser konfigurieren. Die Web-GUI wirkt sehr verschachtelt und teilt sich in mehrere Kategorien auf. Die Bilderstrecke zeigt die Oberfläche im Detail.
Netgear Nighthhawk RAX80: Konfiguration
Leistungsmessung
Für unserer Leistungsmessung schließen wir den Netgear RAX80 an eine Synology DS1618+-NAS an. Der verwendete Port untertützt auf NAS-Seite dabei bis zu 10 GBit/s, schaltet aber beim Netgear-Router auf simples Gigabit-LAN herunter. Für die Messung des bestmöglichen Durchsatzes verwenden wir einen PC im gleichen Raum, den wir mit einer Wifi-6-Karte aufgerüstet haben. Wie das geht, zeigen wir im Ratgeber: Wi-Fi 6 am PC ab 33 Euro nachrüsten . Mit diesem aufgepeppten Rechner greifen wir per Wifi-6-Funk via Netgear RAX80 auf den Synology DS1618+ NAS Server zu und messen den Funk-Durchsatz mit 1GB-großen Dateien im Download und im Upload.
2,4 GHz | 5 GHz-Mittel | |||||||
Router | Upload Spitzen | Upload Mittel | Download Spitz | Download Mittel | Upload Spitzen | Upload Mittel | Download Spitz | Download Mittel |
Netgear RAX80 | 201 | 195 | 211 | 210 | 904 | 856 | 937 | 905 |
Asus AX11000 | 217 | 204 | 211 | 204 | 1277 | 1064 | 1774 | 1649 |
AVM Fritzbox 660 Cable | 377 | 330 | 363 | 290 | 1580 | 1330 | 1144 | 1000 |
Insgesamt fällt auf, dass alle Netto-WLAN-Werte des RAX80 im Test unterhalb von 1 GBit/s blieben. Hier merkt man den LAN-Port, der den Durchsatz deutlich drosselt. Bei den LAN-Ports hat Netgear echt am falschen Ende gespart. Das bestätigt der Praxiseindruck beim Arbeiten auf einem 10-Gigabit-NAS. Mit dem Asus AX11000 kommen die Daten subjektiv deutlich zackiger als via Netgear RAX80.
Die besseren Messwerte kamen in unserer konkreten Testwohnung übrigens mit heruntergeklappten Router-Seitenflügeln zustande. Bei den etwas schlechteren Messungen waren die RAX80-Flügel hochgeklappt. Das lässt vermuten, dass die spacigen Flügel eher für das Design als für die Technik wichtig sind.
WLAN-Reichweite
Nach den stationären Messungen im gleichen Raume sind wir mit einem halbwegs mobilen Wifi-6-Laptop über zwei Etagen messend durch fünf Räume gewandert. Das Wifi-6-Funkmodul Intel AX200 haben wir selbst in den Asus-Laptop eingebaut, wie das geht, erklären wir im Ratgeber: Notebook für 13 Euro auf Wifi-6 aufrüsten . Im 5 GHz Band funkt es 2-Stream-Wifi-6 bis maximal 2400 MBit/s.
Im schnellen 5 GHz Band hat der Laptop im gleichen Raume mit dem Netgear RAX80 einen Download-Mittelwert von 904 MBit/s erzielt. Am entferntesten Messpunkt, eine Etage tiefer, fiel der mittlere Download-Durchsatz auf 99 MBit/s. Im 2,4 GHz Band kamen im ersten Raum 182 und im letzten Raum noch 19 MBit/s beim Download im Durchschnitt an.
Die Reichweite des RAX80 ist durchaus brauchbar. In der konkreten Wohnung macht er ein zusätzliches Mesh-System (Themenwelt) fast überflüssig, falls knapp 100 Mbit/s im hintersten Zimmer reichen. In sehr großen Heimen wird man aber auch künftig zusätzliche WLAN-Repeater brauchen.
Nach dem Laptop gehen wir die fünf Punkte mit einem Smartphone ab. Für die Wifi-6-Messung nutzen wir das Samsung Galaxy S10. Bei der Messung in unserer Testwohnung erzielte es im gleichen Raum mit dem RAX80 ein kurzes Maximum von 748 MBit/s. Am entferntesten Messpunkt fiel es knapp unter 75 MBit/s. Beim Rückweg zurück zum RAX80 hat sich der Nettodurchsatz dann wieder auf Spitzen bis knapp 600 MBit/s erholt.
Deutlich langsamer ist das Wifi-5-Smartphone Sony Xperia XZ Premium G8141. Es schafft während der Messung deutlich geringere Spitzen bis lediglich 365 MBit/s im Gespann mit dem RAX80. Die schlechtesten Werte im entferntesten, fünften Zimmer lagen aber brauchbar zwischen 80 und 120 MBit/s.
Strombedarf
Bei der Messung des Strombedarfs haben wir den RAX80 mit einer NAS am Gigabit-Port sowie einem unserer Test-PCs per WLAN verbunden. In diesem Setup hat der RAX80 mindestens 10,22 Watt Strom im Standby gebraucht. Beim aktiven Herunterladen mehrerer 1-GB-Datenpakete vom Synology-NAS-Server via WLAN auf den 11ax-Dell-Tower hat er maximal 14,94 Watt aus der 230-Volt-Dose gezogen.
Fazit
Das Gehäuse des Netgear RAX80 wirkt schnittig wie ein Rennwagen, spacig wie ein Tarnkappenbomber und elegant wie ein Aston Martin. Doch hinter der kraftstrotzenden Fassade des Netgear-Funkers steckt eher ein mittelprächtiger Wifi-6-Router der ersten Generation.
Im langsamen 2,4 GHz Band kann der teure Netgear RAX80 zwar mit dem sehr teuren Asus AX11000 konkurrieren. Aber sogar die weitaus billigere Fritzbox 6660 war bei 2,4 GHz in der gleichen Testumgebung um ein Drittel schneller. Im weitaus schnelleren 5 GHz Band wird der WLAN-Speed des RAX80 von theoretischen 4800 MBit/s spätestens an einem der 1-Gigabit-Ports des RAX80 auf unter 1000 MBit/s gedrosselt. Sogar die weitaus billigere AVM 6660 gönnt sich einen 2,5-GBit/s-LAN um die Wifi-6-Power nicht auszubremsen. Der teure Asus AX11000 kann ebenfalls 2,5-GBit/s-LAN.
Netgear Nighthawk RAX80
Gut ist dagegen die Reichweite. Im hintersten Zimmer war der RAX80 recht brauchbar, und das ist ja mitunter wichtiger als der maximale Speed im ersten Zimmer. Die restliche Hardware ist mit sechs 1000 MBit/s Ethernet-Ports und zwei USB3.0-Buchsen gut bestückt, aber nur dafür muss man keinen teuren Wifi-6-Router kaufen.
Die Web-GUI-Bedien-Software des RAX80 lässt sich zwar ohne Zwangsregistrierung nutzen, aber sie wirkt auf den Autor überfrachtet, altbacken und verschachtelt. Über das Design von Bedienoberflächen lässt sich natürlich streiten. Aber dass der RAX80 anno 2020 noch keine WPA3-Security versteht, ist schwer nachvollziehbar: Da sollte Netgear nachbessern. WPA3 ist spätestens ab Wifi-6 eigentlich Pflicht.