Display
Motorola will mit dem One Vision neue Wege gehen und ein neues, jüngeres Zielpublikum ansprechen. Und tatsächlich sticht das Motorola One Vision optisch aus der Masse hervor. Das liegt vor allem an dem schmalen und sehr lang gezogenen 21:9-, beziehungsweise 7:3-Display. Daneben setzt auch das Sony Xperia 10 (Testbericht) auf das ungewöhnliche Format. Sein Vorteil: Auch schmale Hände umfassen problemlos die schmale Taille der Geräte. Bei einhändiger Nutzung ist das oberere Drittel mit dem Daumen schwierig bis unmöglich zu erreichen. Auch sorgt das 21:9-Verhältnis bei der Wiedergabe von Filmen im Kinoformat dafür, dass keine schwarzen Balken erscheinen oder das Bild abgeschnitten wird.
Womit Käufer des Motorola One Vision beim 6,3-Zoll-Display jedoch leben müssen, ist die Punch-Hole-Notch oben links. Dabei wurde pixelgenau ein Loch in das Display geschnitten, in dem sich die Frontkamera versteckt. Dieses Loch wirkt etwas größer als sonst üblich, stört aber bei der täglichen Nutzung schnell nicht mehr. Rechts neben der Punch-Hole-Notch zeigen Symbole Benachrichtigungen an, noch weiter rechts findet man die Android-typischen Symbole für den Akkuladestand, Uhrzeit und so weiter.
Auffällig ist jedoch, dass dieser Infostreifen wegen des großen Lochs ungewöhnlich breit ausfällt und der eigentliche Display-Inhalt später anfängt als bei Waterdrop-Notches, selbst wenn diese wie beim Wiko View 3 Pro (Testbericht) größer ausfallen als üblich. Wo die Notch herkommt, in welchen Variationen sie auftritt und was man in Zukunft von ihr erwarten kann, haben wir in dem Beitrag Marktübersicht: Die Notch und ihre Alternativen zusammengefasst.
Obwohl das Display auf IPS statt auf OLED setzt, wirkt es farbenfroh und bietet einen guten Schwarzwert. Seine Gesamthelligkeit ist ausreichend, um auch bei direkter Sonneneinstrahlung Inhalte zu erkennen. Sehr gut hat uns die geringe Blickwinkelabhängigkeit gefallen. Tatsächlich halten sich die Verfärbungen auch im spitzen Winkel in Grenzen. Mit der Auflösung von 2520 × 1080 Pixeln kommt das Display auf eine gute Pixeldichte von 432 ppi.
Kamera
Die Dualkamera öffnet man entweder per Touch auf das App-Icon oder Motorola-typisch durch Schütteln des Smartphones. Die Hauptlinse kommt mit 48 Megapixeln, von denen jeweils vier zusammengefasst werden. So erreicht Motorola eine höhere Lichtempfindlichkeit. Das endgültige 4:3-Bild bietet dann eine Auflösung von 12 Megapixeln. Unterstützt wird die Hauptlinse mit ihrer Blende von F/1.7 und optischen Bildstabilisator durch eine 5-Megapixel-Kamera, die Tiefeninformationen sammelt und damit für einen Bokeh-Effekt sorgen soll. Dass man dafür jedoch im Grunde keine zweite Linse braucht, beweisen die Bilder mit Unschärfe-Effekt der Google-Pixel-Reihe, die jeweils nur eine Kameraeinheit auf der Rückseite mitbringen. Statt der 5-Megapixel-Kamera hätten wir uns eine Weitwinkellinse gewünscht, wie sie zum Beispiel im preislich vergleichbaren Wiko View 3 Pro (Testbericht) zum Einsatz kommt.
Motorola One Vision: Testbilder der Kamera
Die Qualität der Bilder kann sich sehen lassen. Sie sind ausreichend scharf, farbenfroh und dank automatischem HDR meist korrekt belichtet. Mit den Kameraergebnissen eines Samsung Galaxy S10 Plus (Testbericht) , Google Pixel 3 (Testbericht) oder Huawei P30 Pro (Testbericht) kann sich das Motorola One Vision jedoch nicht messen. Die frontseitige 20-Megapixel-Kamera mit F/2.0-Blende liefert eher durchschnittliche Ergebnisse. Sie kommt mit schlechten Lichtverhältnissen kaum zurecht und auf die Verwendung eines Unschärfe-Effekts sollte man verzichten – gerade bei Selfies bilden sich schnell Pixel-Cluster um die Haarspitzen. Beispiele dafür finden sich in der Bildergalerie.
Videos nimmt es mit bis zu 4K bei 30 FPS auf. Allerdings leidet die Bildstabilisierung hier deutlich. Die ansehnlichsten Videoergebnisse erzielten wir im Test bei Full-HD mit 30 FPS.
Die Kamera-App öffnet sich flott und fokussiert angemessen schnell. Sie bietet neben den üblichen Modi unter anderem Zeitlupe, Zeitraffer, Panorama, Portrait für Bokeh-Effekte und vor allem einen Nachtmodus. Dieser kommt zwar nicht ganz an die phänomenalen Ergebnisse der Google-Kamera-App heran, beeindruckt aber dennoch. Aus der Hand geschossenen Nachbilder zeigen Details, die mit dem Auge nicht zu sehen sind. Auch hier findet sich ein Beispiel in der Bildergalerie
Design
Die Verarbeitung des schmalen Motorola One Vision weiß zu gefallen, Spaltmaße oder ähnliches sucht man vergebens. Für diese Preisklasse ungewöhnlich ist die Zertifizierung nach IP52. Die erste Ziffer gibt an, dass das Smartphone staubgeschützt ist. Die zweite, dass tropfendes Wasser nicht eindringt. Kein Vergleich zur IP68-Zertifizierung von High-End-Phones wie dem Huawei P30 Pro (Testbericht) , welches dauerhaft 1,5 m unter Wasser getaucht werden kann.
Motorola One Vision
Die Rückseite aus Gorilla Glass kommt entweder in Blau oder Braun. Wir haben die braune Variante vorliegen, finden aber die blaue frischer. In der Mitte der Rückseite prangt das Motorola-Logo auf dem sehr gut funktionierenden Fingerabdruckleser. Das Kameramodul steht leicht aus dem Gehäuse hervor. Dadurch liegt das One Vision nicht plan auf und wackelt leicht. Die Taster auf der rechten Seite sind gut erreichbar und besitzen einen angenehmen Druckpunkt. Auf der Oberseite befindet sich neben einem Mikrofon zur Umgebungsgeräuschunterdrückung ein 3,5-mm-Klinkenanschluss für kabelgebundene Kopfhörer.
Der kleine Lautsprecher an der Oberseite verrichtet beim Telefonieren einen guten Dienst. Der Lautsprecher, der an der Unterseite neben dem USB-C-Port sitzt, ist ausreichend laut, hat aber wie bei Smartphones üblich keinen Bass. Auch verdeckt man ihn beim Halten des Gerätes im Querformat gerne mal. An der linken Seite befindet sich der Kombi-Schlitten für zwei SIM-Karten, beziehungsweise eine SIM-Karte und eine Micro-SD-Karte, mit der der ohnehin schon üppige Speicher von 128 GByte um weitere 2 TByte erweitert werden kann.
Akku
Der Akku mit einer Kapazität 3500 mAh bringt den Käufer bei moderater Nutzung problemlos über den Tag. Laufzeitrekorde sollte man hier aber nicht erwarten. Das 15-W-Netzteil pumpt das Smartphone flott wieder voll. Es benötigt 15 Minuten für 20 Prozent und etwa 90 Minuten für eine komplette Ladung. Induktives Laden unterstützt es nicht.
Hardware
Das Motorola One Vision setzt auf dem von Samsung gefertigten Mittelklasse-Prozessor Exynos 9609 mit 2,2 GHz und Mali-G72-MP3-GPU, unterstützt von 4 GByte RAM. Besonders ist hier der sehr schnelle 128 GByte-UFS-2.1-Speicher zu erwähnen.
Im Antutu-Benchmark erreicht das One Vision einen Wert von 143.990 Punkten. Das ist für die Preisklasse leicht überdurchschnittlich. Die gute Performance spiegelt sich auch bei der Nutzung wider. So reagieren Apps flott, Ruckler oder Verzögerungen gibt es nur selten. Spiele wie PUBG, Fortnite und Riptide GP: Renegade laufen in mittleren Einstellungen flüssig. Allerdings geht dem One Vision in den höheren Grafikeinstellungen schnell die Puste aus.
Zur weiteren Hardware-Ausstattung gehören unter anderem NFC und ein Radio für UKW-Empfang.
Software
Das Motorola One Vision läuft mit Android One in Version 9 Pie. Mit Android One verpflichtet sich Motorola zu drei Jahren Sicherheits-Updates und zwei Jahren Upgrades. Mehr Informationen rund um Android One finden sich in unseren Beitrag Android-One-Smartphones: Diese Handys sind verfügbar .
Motorola hat das Android auf den One Vision angenehm schlank gehalten. Doppelte Apps gibt es keine. Trotzdem finden sich Motorola-typische Funktionen wieder: Schnelles Drehen um die Achse öffnet die Kamera-App, eine schnelle Hackbewegung öffnet die Taschenlampen-App.
Preis
Fazit
Das Motorola One Vision ist ein gutes Mittelklasse-Smartphone. Das helle und blickwinkelstabile Display ist eines seiner Highlights. Kamera, Performance, Akkulaufzeit und Design sind dem Preis des One Vision angemessen. Sehr schön finden wir, dass Motorola auf Android One setzt. So können sich Käufer darauf verlassen, dass ihr Gerät eine lange Zeit mit Updates und Upgrade versorgt wird.
Alternativ empfehlen wir einen Blick auf das preislich vergleichbare Wiko View 3 Pro (Testbericht) . Wer weniger Geld ausgeben und dennoch Android One haben will, sollte sich das Nokia 3.1 (Testbericht) anschauen. Es kostet momentan um die 120 Euro.