Knallt, schützt, würgt: Fahrrad-Airbag Hövding 3 im Test

Hövding 3 Aufmacher
Pro und Contra
  • schützt Kopf und Nacken zuverlässig
  • für viele bequemer als ein klassischer Helm
  • benachrichtigt bei einem Unfall einen Kontakt
  • löst manchmal ungewollt aus
  • löst nicht aus, wenn der Fahrer gegen LKW-Spiegel knallt
  • teuer; kann nicht wiederverwendet werden
  • 4.0

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Der Fahrrad-Airbag Hövding liegt um den Hals und schützt bei einem Sturz Kopf und Nacken angeblich besser als ein Helm. Das funktioniert im Test gut – aber nicht für alle.

Wer Fahrrad fährt, sollte einen Helm tragen. Schließlich will die empfindliche Kopfpartie geschützt werden. Wer auf der Suche nach einem passenden Helm ist, wird in unserem großen Ratgeber E-Bike, MTB, Rennrad: Den richtigen Fahrradhelm finden, kaufen & pflegen fündig. Außerdem gibt es smarte Alternativen zum klassischen Fahrradhelm – mehr dazu im Ratgeber Sechs beliebte Fahrradhelme im Vergleich.

Ein Helm schützt vor allem den Kopf, die Nackenpartie ist bei einem Unfall nach wie vor starken Kräften ausgesetzt. Hier setzt der Hövding-Airbag an. Denn er schützt beim Auslösen eben nicht nur den Schädel. Der Airbag zieht sich wie eine Haube über den Kopf. Zusätzlich komprimiert und stabilisiert er die gesamte Nackenpartie und will so einem Schleudertrauma und ähnlichen Verletzungen vorbeugen. Wir haben den Hövding 3 ausprobiert. Dabei wollen wir wissen, wie bequem er ist, wie die App funktioniert und – natürlich – wann er auslöst und wie sich das anfühlt.

Der Hövding 3 legt sich wie ein etwas zu starrer Schal um den Hals. Auf dem Rücken liegt eine etwa faustgroße Steuereinheit mit Technik, Akku und Gaskartusche auf. Vorne sorgt ein Reißverschluss für den festen Halt. Ein Drehelement, wie man es von den meisten Fahrradhelmen kennt, zurrt den Hövding 3 fest. Er sollte aber nur so fest angezogen werden, dass der Fahrer noch ausreichend Luft bekommt. Sobald man auf dem Fahrrad sitzt, schließt man die magnetische Sicherung und stellt den Fahrrad-Airbag damit scharf.

Tatsächlich fühlt sich der Hövding 3 beim Anlegen wenig bequem an. Das gilt vor allem dann, wenn man keinen Pullover oder keine Jacke trägt. Er drückt vorne unter dem Kinn und hinten im Nacken. Ist dagegen etwas Stoff zwischen Hals und Hövding 3, wird die Sache deutlich angenehmer.

Beim Fahrradfahren selbst bemerkt man den Fahrrad-Airbag schon nach kurzer Zeit kaum noch. Der Hövding 3 scheint auf die Körperhaltung beim Fahrradfahren optimiert zu sein. Wir ziehen bezüglich des Komforts den Hövding 3 einem klassischen Fahrradhelm vor, schließlich bleibt der gesamte Kopf frei. Nichts drückt auf Ohr oder Kopf und der Fahrtwind streicht angenehm durch das Haar. Auch Damen und Herren, die Wert auf ihre Frisur legen, könnten auf die Lösung von Hövding schielen. Schließlich wird sie nicht von einem Helm plattgedrückt.

Der Hövding 3 verbindet sich auf Wunsch mit einer Smartphone-App. Diese verlangt zunächst eine Registrierung, dann die Verbindung über Bluetooth mit dem Hövding 3. Das klappt im Test auf Anhieb. Die sinnvollste Funktion der App ist die Notfallbenachrichtigung. Nach der Erlaubnis des Zugriffs auf den Standort und der Angabe eines Notfallkontakts schickt die App beim Auslösen des Airbags eine SMS an den hinterlegten Kontakt. Das funktioniert im Test problemlos.

In ihr steht der Name des Verunfallten, die Adresse des Unfallorts und ein Link zu Google Maps. Einen Screenshot der SMS packen wir in die Bildergalerie. Daneben zeigt die App unter anderem weniger spannende Informationen wie die Anzahl der Fahrten, die zurückgelegte Distanz, die benötigte Zeit und die CO2-Ersparnis im Vergleich zur Fahrt in einem Auto.

Um zu testen, wann der Hövding 3 auslöst, fahren wir einen anspruchsvollen Wald-Trail mit dem spaßigen E-Mountainbike Laotie FT100 (Testbericht). Wir wollen vor allem den Zeitpunkt definieren, wann der Hövding 3 auslöst. Kann man ihn auch auf Trails und Abfahrten nutzen? Oder ist er doch eher für das gemütliche Cruisen durch die Stadt?

Grundsätzlich sollte man beim Hövding darauf achten, dass die magnetische Sicherheitslasche vor dem Absteigen vom Fahrrad gelöst wird. Ansonsten soll es wohl öfter mal vorkommen, dass der Fahrrad-Airbag versehentlich auslöst, obwohl man gar nicht mehr Fahrrad fährt.

Zunächst fahren wir bestimmt 15 Minuten lang über Stock, Stein, Wurzel und Schlagloch. Alles kein Problem. Der Helm scheint genau zu wissen, welche auch heftigere Bewegungen zum Ausgleich der wilden Fahrt gehören. Mit dabei sind auch krassere Seitlagen und schnelle Balance-Bewegungen.

Doch dann ist es soweit: Das Vorderrad verhakt sich in einem Loch, wir geraten in Vorlage. Der Hövding 3 erkennt sofort eine kritische Situation und löst die Gaskartusche aus. Mit einem lauten Knall pumpt sich der Fahrrad-Airbag innerhalb einer zehntel Sekunde auf und stülpt sich vom Hals über den gesamten Kopf. Dabei füllt sich auch die Halskrause mit Gas und stabilisiert die Nackenpartie. Das ist für den Fahrer vielleicht sicher, aber nicht gerade angenehm. Wir müssen schnell den Reißverschluss lösen, weil wir kaum noch Luft bekommen.

Auch wenn der Hövding 3 alles richtig gemacht hat: Etwas erstaunt sind wir dennoch. Schließlich waren wir gerade dabei, vom Fahrrad zu springen und mit den Füßen auf dem Waldboden zu landen. Im Grunde bestand keine Gefahr für den Kopf, doch das weiß der Hövding 3 natürlich nicht. Er agierte in dem Fall nach dem Prinzip: Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig ausgelöst.

Einige Hausratversicherungen übernehmen beim Auslösen die Kosten für einen neuen Helm. Zusätzlich gibt es in der Hövding App ein Crash Replacement Programm. Dafür muss der Helm aber zunächst registriert werden. Hövding gibt außerdem eine zweijährige Garantie darauf, falls der Hövding ausgelöst hat, ohne in einen Unfall verwickelt zu sein.

Wer anspruchsvolle Trails und Abfahrten mit seinem (E-)Mountainbike entlang heizt, wird am Hövding 3 nicht lange Freude haben. Schließlich kommt es doch ab und an mal vor, dass der Fahrer vom Fahrrad fällt, der Airbag auslöst, aber er sich eigentlich problemlos noch hätte abfangen können. Solche Fahrer wünschten sich in dem Moment, doch eher auf einen konventionellen Helm gesetzt zu haben.

Wer jedoch auf der gemütlichen Kaffeefahrt mit dem Fahrrad den Wind in den Haaren spüren, oder wer morgendlich auf dem Fahrradweg zur Arbeit seine Frisur nicht mit einem Helm versauen will, für den ist der Hövding 3 eine echte Alternative.

Der ADAC bescheinigt dem Hövding 3 in den meisten Situationen einen besseren Schutz, als es konventionelle Helme bieten können. Doch nicht in allen Situationen. So löst der Hövding 3 etwa nicht aus, wenn ein Fahrradfahrer mit dem Kopf gegen den Seitenspiegel eines LKWs knallt.

Der Hövding 3 kostet neu 270 Euro. Er kann nach dem Auslösen nicht wiederverwendet werden. Allerdings gibt es ein Austauschprogramm.

Wer überwiegend gemütlich in der Stadt unterwegs ist und das entsprechende Kleingeld hat, für den ist der Fahrrad-Airbag Hövding 3 eine reizvolle Alternative zum klassischen Helm. Er trägt sich beim Fahren angenehm und ruiniert keine Frisur. Für anspruchsvolle Trails und Abfahrten können wir ihn nicht empfehlen. Denn es könnte passieren, dass er an der falschen Stelle auslöst.

Das Auslösen selbst geht innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde. Nach einem lauten Knall stülpt sich der Airbag über den kompletten Kopf und schützt zusätzlich die empfindliche Nackenpartie. Außerdem erhält der Notfallkontakt eine SMS mit Ortsdaten. Der Verunfallte sollte den Hövding 3 jedoch schnell lösen, da er heftig den Hals zusammendrückt und das Atmen stark erschwert. Im Fall einer Bewusstlosigkeit nach einem Sturz könnte das theoretisch sogar gefährlich werden.

Neben dem Hövding 3, gibt es auch weitere Helme, die bei einem Unfall eine Nachricht an einen Notfallkontakt schicken. Teilweise können die smarten Helme auch noch deutlich mehr. Einen guten Überblick gibt unser Ratgeber Sechs beliebte Fahrradhelme im Vergleich. Soll es eher ein klassischer Helm sein? Dann hilft unsere Kaufberatung E-Bike, MTB, Rennrad: Den richtigen Fahrradhelm finden, kaufen & pflegen.

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