Kameradrohne Yuneec Mantis Q im Test: verschenktes Potenzial

Pro und Contra
  • lange Akkulaufzeit
  • gute Flugeigenschaften
  • verhältnismäßig leise
  • unbrauchbare Bildqualität
  • keine Hinderniserkennung
  • 2.0

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Faltbarer Rahmen, 4K-Aufnahmen, GPS und automatische Tracking-Funktion: Die Eckdaten der Kameradrohne Mantis Q klingen verlockend. Wir haben sie ausprobiert und verraten, ob sie an die guten Leistungen der Konkurrenz herankommt.

Die Formgebung der Mantis Q erinnert an die erfolgreichste Klappdrohne, die Mavic Pro von DJI (Kaufberatung) . Allerdings ist Yuneecs Drohne ein ganzes Stück kleiner. Auch der Klappmechanismus der Arme unterscheidet sich.

Preislich spielt die Mantis Q in einer Liga mit den kompakten Modellen DJI Spark (Testbericht) und Parrot Anafi (Testbericht) . Im zusammengefalteten Zustand liegt das Packmaß bei gerade einmal 168 × 96 × 58 mm. Die Grundfläche ist somit nur wenig größer als ein Smartphone mit 6-Zoll-Display. Das Abfluggewicht inklusive Akku beträgt 480 g. Gemäß der Drohnen-Verordnung braucht der kleine Multicopter eine feuerfeste Plakette mit Namen und Anschrift des Piloten und eine Modellflugversicherung.

Die Propeller sind wie bei den Konkurrenten klappbar. Das Akkupack sitzt auf der Oberseite der Mantis Q. Micro-SD-Speicherkarteneinschub und USB-C-Schnittstelle sind rechts zwischen den Armen untergebracht. Die Kamera hat ihren Platz an der Unterseite der Frontpartie gefunden. Was gleich auffällt: Yuneec verzichtet komplett auf einen Gimbal, das die Bewegungen des Multicopters ausgleichen würde. Die Kamera ist lediglich im Winkel verstellbar und federnd aufgehängt. Wer wissen möchte, wie ein Gimbal funktioniert, sollte sich unsere Kaufberatung Gimbals für Smartphones ansehen.

Der schwarze Handsender, die „Fernsteuerung“, ist aus Kunststoff gefertigt und ebenfalls sehr kompakt gehalten. Unterhalb der Steuer-Sticks sitzen ein Schalter zur Aktivierung des Sport-Modus und der Coming-Home-Taster. Dazwischen befindet sich die stabile Smartphone-Halterung. Sie bietet ausreichend Platz und Halt für Geräte bis zu einer Bildschirmdiagonalen von 6 Zoll (ca. 15 cm). Ist diese aufgeklappt, kommen der Power-Taster und die Status-LED-Anzeige zum Vorschein. Auf der Oberseite sind eine USB-C- und eine USB-Type-A-Buche verbaut. Daneben sitzen Stellräder für die Steuerung des Kamerawinkels und Auslösetaster für Video- und Fotoaufnahmen.

Der Sender erinnert von der Form an die Fernsteuerung von Parrot. Allerdings ist sie kleiner und leichter. Die Verarbeitung ist zwar gut, trotzdem wirkt die Fernsteuerung wie ein Kinderspielzeug. Das passt irgendwie nicht zum Preispunkt.

Neben der Drohne gehören ein Akku, ein USB-C-Kabel, der Handsender, ein Netzteil und eine Ladestation zum Lieferumfang. Außerdem sind vier Ersatzpropeller und eine Micro-SD-Speicherkarte mit 16 GByte beigepackt.

Die Mantis Q stabilisiert sich selbst, solange sie keine Steuerbefehle bekommt. Dies funktioniert mithilfe von Gyroskop, GPS, Glonass und zusätzlichen Ultraschallsensoren auf der Unterseite der Drohne. In der Praxis funktioniert das – allerdings bei weitem nicht so präzise, wie wir es von anderen Videodrohnen gewohnt sind. Während die aktuellen Modelle von DJI selbst bei hoher Windgeschwindigkeit wie ein Siemens Lufthaken am Himmel festgenagelt zu sein scheinen, driftet der Yuneec bereits bei mäßigem Wind in einem Radius von einigen Metern um die eigentliche Position. Wie das in der Praxis aussieht, erkennt man in den ersten Sekunden unseres Test-Videos. Zusammen mit der fehlenden Hinderniserkennung macht das die Flüge für ungeübte Piloten deutlich risikoreicher.

Die vier Brushless-Motoren beschleunigen die Mantis Q im Sportmodus auf satte 72 km/h. Im Test lag die Geschwindigkeit bei Rückenwind sogar noch etwas höher. Die maximale Steiggeschwindigkeit beträgt 14 km/h und die Sinkgeschwindigkeit 11 km/h. Was während des Fluges auffällt, ist die moderate Geräuschentwicklung. Die Mantis Q ist ähnlich leise wie das Modell Anafi von Parrot – und damit deutlich leiser als die Spark von DJI.

Für die nötige Power sorgt ein Drei-Zellen-Akku mit einer Kapazität von 2800 mAh. Laut Yuneec sind damit Flugzeiten bis zu 33 Minuten möglich – allerdings nur ohne Wind und bei einer konstanten Geschwindigkeit von 25 km/h. Im Testflug mit Wind und einigen Highspeed-Passagen schafft die Mantis Q immerhin eine Flugzeit von guten 23 Minuten, bevor sie den automatischen Rückflug einleitet und landet. Das klappt erfreulich präzise. Im Test landet der Multicopter nur etwa 30 cm neben dem Startpunkt. Und obwohl auch 23 Minuten nicht wenig sind, stört es uns, dass der Praxiswert circa 30 Prozent unter der Herstellerangabe liegt.

Yuneec gibt eine maximale Reichweite von 800 m an. In der Praxis ist allerdings deutlich früher Schluss. Beim Testflug auf freiem Feld verlor die Mantis Q bereits nach 192 m den Kontakt zum Sender. Immerhin kommt sie auch dann automatisch zurück. Aus rechtlicher Sicht sind höhere Distanzen auch gar nicht zulässig, da die Drohne immer in Sichtweite bleiben muss. Im Vergleich zur Konkurrenz ist das dennoch eine bescheidene Leistung. Die Reichweite der Parrot-Anafi liegt im Test bei mehr als dem Doppelten. Die DJI-Mavic-Serie schafft sogar Distanzen von mehreren Kilometern.

Die Übertragung des Livebilds an die kostenlose Smartphone-App für Android und iOS erfolgt per WLAN. Neben der Kameraansicht stehen auch Informationen über Höhe, Distanz, Akkulaufzeit und Flugzeit zur Verfügung. Wer möchte, kann in der Software auch eine maximale Reichweite und Höhe aktivieren und die Flughöhe bei für die automatisierte Rückkehr zum Startpunkt festlegen. Die Bedienung der App ist intuitiv und unkompliziert. Anhand der GPS-Daten erkennt die Yuneec-Drohne Flugverbotszonen und verhindert so Flüge in verbotenen Bereichen. Allerdings hatten wir Probleme, die Verbindung mit einem Huawei Mate 10 Pro herzustellen; mit einem iPhone 6 klappte es auf Anhieb. Schwierigkeiten mit Huawei-Smartphones hingegen scheint es öfters zu geben, wie diverse Foreneinträge nahelegen.

Neben der manuellen Steuerung bietet Yuneec insgesamt fünf verschiedene automatische-Modi an. Neben einem Point-of-Interest-Modus gibt es zwei automatische Tracking-Modi und eine Selfie-Automatik. Bei der Selfie-Automatik entfernt sich die Drohne im Rückwärtsflug und filmt den Piloten. Für das Tracking markiert man ein Objekt oder eine Person auf dem Livebild und der Multicopter verfolgt dieses selbstständig mit der Kamera. In diesem Modus kann der Pilot wählen, ob die Mantis Q in einer festen Position verharrt oder dem Objekt folgt. Beim POI-Modus (Point of Interest) umkreist der Multicopter einen festen Punkt und behält diesen immer in der Bildmitte.

Im Test hat das gut funktioniert. Lediglich das automatisierte Verfolgen funktionierte nicht auf Anhieb: Die Drohne blieb beim ersten Test einfach stehen, erst im zweiten Anlauf folgte die Mantis Q dem in der App markierten Objekt. Warum, wissen wir nicht.

Statt mit dem Handsender ist auch die Steuerung per Smartphone oder per Sprachbefehl möglich, eine Handgestensteuerung wie bei der DJI Spark gibt es nicht. Bei der Nutzung des Smartphones reduziert sich allerdings die Geschwindigkeit und die Steuerung ist deutlich schwammiger. Die Sprachbefehle haben wir wegen der windigen Bedingungen nicht getestet. Allerdings sehen wir auch keinen praktischen Vorteil in dieser Funktion, zumal die Mantis nicht so stabil in der Luft steht, als dass wir uns mit gutem Gefühl in zwei Metern Entfernung hinstellen würden.

Die Steuerung ist nicht gerade feinfühlig, aber mit etwas Übung macht das Fliegen mit der Mantis Q trotzdem Spaß. Der Multicopter nimmt schnell Tempo auf und reagiert zuverlässig auf jeden Steuerbefehl des Handsenders. Das Lenken per Livebild ist allerdings nicht zu empfehlen, da das Bild durch die Übertragung per WLAN und die elektronische Stabilisierung immer etwas hinterherhinkt.

Die destabilisierte Kamera hat eine maximale Auflösung von 4K, die elektronische 3-Achsen-Bildstabilisierung funktioniert allerdings nur bis Full-HD-Auflösung. Zwischen den stabilisierten Aufnahmen und den rohen 4K-Videos ist durchaus ein Unterschied erkennbar, wirklich ruhig sind die Videos trotzdem nicht. Während ein Gimbal jegliche Bewegungen des Multicopters herausfiltert, sind diese bei der Mantis Q immer noch deutlich zu sehen. Im Vorwärtsflug ist so beispielsweise nur der Boden zu sehen. Stoppt die Drohne, geht der Blick erstmal Richtung Himmel. Fotos nimmt die Mantis Q sowohl im JPEG als auch im RAW-Format auf. Die Brennweite beträgt 21,5 mm, was einem Sichtfeld von 117 Grad entspricht.

Der große Schwachpunkt der Mantis Q ist die schlechte Bildqualität. Und das liegt nicht an der Kamera selbst, sondern am fehlenden Gimbal. Ohne physischen Ausgleich der Bewegungen wirken die Videos trotz Software-Stabilisierung komplett verwackelt; vor allem im Vergleich zu den Konkurrenten von DJI. Selbst bei stehender Drohne verändert sich der Bildausschnitt, etwa weil sich die Drohne schräg gegen den Wind stellt, um ihre Position zu halten. Kommt der Wind von der Seite, resultiert das in einem schiefen Horizont. Fotos bei voller Auflösung zeigen eine deutliche Vignettierung und selbst im RAW-Modus sind die Ergebnisse nicht wirklich überzeugend.

All das ist extrem enttäuschend. Der Grundgedanke, schöne Erinnerungen aus der Luft festzuhalten, wird so komplett verfehlt. Gäbe es keine anderen Drohnen, wären die Luftaufnahmen sicherlich immer noch beeindruckend, aber wie so oft ist das Bessere des guten Feind – und im Bereich Kamera, Bild und Video machen DJI Spark und DJI Mavic eben alles besser als die Yuneec-Drohne.

Die Videoqualität ist trotz hoher Auflösung und elektronischer Stabilisierung nicht deutlich besser als bei der billigen Hubsan H507A X4 (Testbericht) oder der DJI Tello (Testbericht) , die nur etwa ein Viertel kostet.

Neben der Standard-Variante bietet Yuneec noch ein Set mit zwei zusätzlichen Akkus und einer zusätzlichen Tasche an.

Die Mantis Q fliegt sich gut, ist sehr kompakt und kostet weniger als die Konkurrenz aus dem Hause DJI und Parrot. Beim wichtigsten Kaufkriterium, der Foto- und Videoqualität, fällt sie aber komplett durch.

Auch das fliegerische Potenzial tröstet nicht über die unbrauchbaren Aufnahmen hinweg. Wer nur ein Spielzeug zum Fliegen im Vorgarten sucht, ist mit günstigen Spielzeugdrohnen wie dem Navigator U31W (Testbericht) deutlich besser beraten. Wer eine Kameradrohne für unvergessliche Momentaufnahmen sucht, braucht ebenfalls ein anderes Modell. Die Aufnahmen der Konkurrenz sind um Welten besser. Dass dazu bereits eine physische 2-Achs-Stabilisierung ausreicht, beweist Parrot mit der Anafi (Testbericht) und DJI mit der Spark (Testbericht) . Wer sich Extras wie eine automatische Hinderniserkennung wünscht, muss etwas tiefer in die Tasche greifen und sich eine Drohne aus der DJI-Mavic-Serie (Kaufberatung) zulegen.

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