JBL Tour Pro 2 im Test: Hightech-Earbuds mit Touch-Display

JBL Tour Pro 2
Pro und Contra
  • toller Sound und gutes ANC
  • Begleit-App auf Topniveau
  • sehr viele Komfort-Features
  • praktischer Ladecase-Touchscreen …
  • … allerdings mit fummeliger Bedienung
  • kein aptX oder LDAC
  • 4

Teile diesen Beitrag

Beliebt auf TechStage

Ultimative Fahrrad-Handyhalterung: Powerbank, Sound & Airtag für unterwegs

Ultimative Fahrrad-Handyhalterung: Powerbank, Sound & Airtag für unterwegs

Digitaler Türspion mit und ohne App: Günstig und schnell montiert ab 30 Euro

Digitaler Türspion mit und ohne App: Günstig und schnell montiert ab 30 Euro

Kühlboxen für Auto, Camping & Co. mit App, Akku, Eiswürfelmaschine ab 13 Euro

Kühlboxen für Auto, Camping & Co. mit App, Akku, Eiswürfelmaschine ab 13 Euro

Das beste Mikrofon für Podcasts, Gaming und Interviews ab 10 Euro finden

Das beste Mikrofon für Podcasts, Gaming und Interviews ab 10 Euro finden

Der JBL Tour Pro 2 ist vollgestopft mit coolen Features, die im Zusammenspiel ein neues Komfort-Level für In-Ears definieren. Ob der Kopfhörer aber auch als Gesamtpaket begeistern kann, klären wir im Test.

JBL hat ein echtes Luxusproblem. Denn im Tour Pro 2 steckt so viel spannende Technologie, dass sich das US-Unternehmen mit klaren Highlights etwas schwertut – und eigentlich extrem praktische Features wie Multipoint (die Verbindung mit zwei Devices gleichzeitig) gar nicht aktiv beworben werden. Der ungewöhnlichste und auch auffälligste Star ist sicherlich die Ladebox mit integriertem Touch-Display, über das die wichtigsten Kopfhörer-Einstellungen getätigt werden können, ohne jedes Mal das Smartphone herausholen zu müssen. Ein Alleinstellungsmerkmal, das Schule machen könnte.

Vereinfacht gesagt, wurde in das neue In-Ear-Flaggschiff alles an hauseigener Technologie reingepackt, was JBL aktuell in petto hat. Doch stellt sich nun die Frage, ob das eher zum verwirrenden Overkill oder zu einem der besten Kopfhörer auf dem Markt führt. Kleiner Spoiler vorweg: Wie so oft liegt die Wahrheit dazwischen. Die Details verraten wir in unserem ausführlichen Testbericht.

Der JBL Tour Pro 2 zeigt sich optisch zurückhaltend. Anstatt die Blicke mit auffälligem Farbspiel oder markanten Details auf sich zu ziehen, sorgen die Earbuds lieber unaufdringlich mit verschiedenen Oberflächen und Strukturen für Aufsehen. Mal matt, mal glänzend, mal geriffelt, mal glatt. Stellenweise finden sich auch ein paar nette Details, wie die hervorgehobene Touch-Fläche am Stift mit leicht glänzendem JBL-Logo. Erhältlich in Schwarz oder Champagner-Weiß, deckt sich alles in ähnlichen Farbtönen ein, was eine gewisse Ruhe ins Design bringt. In-Ears wie auch das farblich angepasste Ladecase wirken recht edel und sind erstklassig verarbeitet.

Die beiden Earbuds liegen mit jeweils 6,1 Gramm angenehm in den Ohren. Sogar so gut, dass sie dort auch gerne mal in Vergessenheit geraten. Der Halt kann allerdings für manche Ohrtypen zum Problem werden: In unserem Fall rutschen die Earbuds schon bei der kleinsten ruckartigen Bewegung oder beim Vornüberbeugen heraus – egal, welche Aufsatzgröße verwendet wird. Als wir schließlich ein zweites Paar Tester-Ohren hinzuziehen, zeigt sich, dass hier der Sitz in Ordnung geht und mitunter auch leichter (Outdoor-)Sport denkbar ist. Durch die IPX5-Zertifizierung können die In-Ears auch im Regen genutzt werden. An dieser Stelle muss betont werden, dass gerade Tragekomfort und Halt individuell zu beurteilen sind. Aus unserer Sicht ist der Tour Pro 2 allerdings nicht für Sport geeignet. Da gibt es weitaus sinnvollere Modelle – wie jene aus unserer Top 10 an Sportkopfhörern.

Neben Lade-Etui und Earbuds gibt es an Zubehör noch ein kurzes USB-C-Ladekabel sowie Ohrstöpsel in drei Größen. Mit Blick auf die gehobene Preisklasse und den Problemen beim Sitz empfinden wir die mitgelieferten Aufsätze als zu wenig. Ein paar zusätzliche Größen oder auch Varianten mit Memory-Schaum hätten einfach drin sein müssen. Zum Glück ist Nachrüsten sinnvoll und nicht teuer, wie wir in unserem Ratgeber Sitz, Abschirmung und Sound für In-Ear-Kopfhörer verbessern zusammengefasst haben.

Was JBL an Ausstattung verfehlt, macht der Hersteller beim Tour Pro 2 in Bezug auf Bedienung wieder wett. Die erste Einrichtung klappt ohne Murren und die fantastische Begleit-App zählt zu den besten wie auch umfangreichsten auf dem Markt. Hier lässt sich wirklich jedes der vielen Komfort-Features detailliert einstellen und personalisieren. Die Touch-Steuerung ist schnell einstudiert, geht gut von der Hand und kann ansonsten auch noch ein wenig über die App angepasst werden. Auf Wunsch können dort außerdem die Sprache der Ansagen (etwa von Englisch auf Deutsch) sowie der Sprachassistent (Siri oder Alexa) geändert werden.

Der dritte Akteur im Bedienungs-Bunde ist das Ladecase: Über den 1,45 Zoll großen Touch-Bildschirm an der Vorderseite können hauptsächlich Funktionen eingestellt werden, die sonst nur in der App zu finden sind. So lässt sich hier etwa komfortabel zwischen den verschiedenen Equalizer-Presets wechseln, was sonst den Griff zum Smartphone und das Starten der App erforderlich macht. Darüber hinaus kann aber auch die Touch-Steuerung an den Earbuds entlastet werden, indem etwa das komplette ANC-Management zur Ladebox verfrachtet wird.

Alles in allem klingt das super praktisch, in der Praxis läuft die Sache mit dem Touch-Display aber so gar nicht rund. Wir haben drei wesentliche Kritikpunkte gefunden: Erstens reagiert der Bildschirm äußerst träge. Zweitens ist das Menü völlig überladen. Im schlimmsten Fall muss man sich durch ganze 14 Seiten wischen. Einige davon können zwar über die App aus dem Menü ausgeschlossen werden, allerdings keine von den völlig sinnlosen, wie die Wahl des Hintergrundbilds im Sperrbildschirm. Als ob man diesen ständig wechseln möchte – da reicht der Weg über die App völlig aus. Hier muss dringend per Update nachgebessert werden.

Gleiches gilt auch für unseren dritten Kritikpunkt: Am Ladecase können eingehende Nachrichten und Mitteilungen angezeigt werden. Sehr praktisch, mit nur vier bis fünf Sekunden geschieht das jedoch viel zu kurz. Wir haben keine Möglichkeit gefunden, die Anzeigedauer zu verlängern oder in den Nachrichten zu stöbern, damit das Feature praktikabel wird. Gut gemeint, schlecht umgesetzt. Ein Patch könnte allerdings auch das noch richten.

Wie eingangs erwähnt, bietet der Tour Pro 2 sehr viel aktuelle Technik. Da wären insbesondere die beiden dynamischen 10-Millimeter-Treiber, die den sogenannten „JBL Pro Sound“ in die Lauscher tönen sollen. Wer sich darunter nichts vorstellen kann: JBL meint damit im Grunde den oft umworbenen „JBL Signature Sound“, der sich über druckvollen Bass und saubere Höhen definiert, nur eben noch feiner abgestimmt. An Codecs kommen lediglich SBC und AAC zum Einsatz. Für Android-Nutzer hätten wir uns zusätzlich AptX oder LDAC gewünscht. Übertragen wird per Bluetooth 5.3 und die Ohrhörer sind sogar Multipoint-fähig, was JBL nirgendwo so wirklich erwähnt, obwohl das eine äußerst praktische und leider viel zu rar gesäte Funktionalität ist. Über Multipoint Bluetooth lassen sich zwei Geräte gleichzeitig mit den Earbuds koppeln – und der Tour Pro 2 erkennt selbstständig, von welchem der Ton durchgeschleift werden sollte.

Kommen wir zu den Features, wird die Liste besonders lang. Zu den Highlights zählen das Feintuning von ANC- und Aware-Modus, die nützlichen Energiespar-Funktionen sowie ein Equalizer mit fünf Presets (Jazz, Vocal, Club, Bass und Studio) – und der Möglichkeit, beliebig viele individuelle Presets hinzuzufügen. An außergewöhnlichen Features bietet der Tour Pro 2 einen Surround-Sound-Modus namens „JBL Spatial Sound“, der uns bei Musik nicht so gut gefällt, bei Filmen und Games hingegen schon ganz nett ist. Außerdem gibt es mit „Personi-fi 2.0“ noch ein Tool in der App, das über einen mehrstufigen Hörtest ein persönliches Hörprofil erstellt, um anschließend den Sound danach anzupassen. Eine sehr coole Funktion, die bei uns auch einen hörbaren – und besser klingenden – Unterschied macht.

Bei der Akku-Performance zeigt der Tour Pro 2 gute Werte: Die von JBL angegebenen zehn Stunden Musikwiedergabezeit bei ausgeschaltetem und acht Stunden bei eingeschaltetem ANC decken sich mit unserer Erfahrung. Insgesamt sind bis zu 40 Stunden über das Ladecase drin, das auch Qi-Charging unterstützt.

Grundsätzlich attestieren wir dem Tour Pro 2 ein tolles Klang-Potential. Die Krux an der Sache ist allerdings die vergleichsweise große Menge an Sound-Features und Einstellungsmöglichkeiten, die der Kopfhörer mit sich bringt. Es ist natürlich sehr erfreulich, so viel Funktions-Auswahl und Kontrolle zu bekommen. Wir stellen allerdings auch fest, dass man es hier auch schnell übertreiben kann. Wer einfach alles aktiviert, was von JBL an Klang-Features angeboten wird, kann schnell ein eher sonderbares Kauderwelsch ins Ohr gespült bekommen. Nach dem Motto: Viele Köche verderben den Brei – oder in diesem Fall den Sound.

Wird zu Beginn etwas Fleißarbeit in das Feintuning investiert, der Equalizer optimiert (die hauseigenen Presets klingen nämlich häufig eher unpassend) und vielleicht noch das tolle Personi-fi 2.0-Feature eingerichtet und aktiviert, zeigt sich JBLs In-Ear-Topmodell von seiner besten Klangseite. Manchmal ist weniger eben mehr. Alle anderen Komfort-Features sollten eher als optional angesehen und nur bei Bedarf aktiviert werden.

Bei der Geräuschunterdrückung performen die Tour Pro 2 auf einem guten Niveau. Insbesondere tieftöniger Lärm wird stark ausgeblendet. Hohe Töne wie etwa Stimmen können die Ohrhörer aber nicht ganz so effektiv abdämpfen. Ein belebtes Café bleibt also mitunter noch gut hörbar. Sony, Apple oder Bose bieten hier fortschrittlichere Technik – wie etwa beim Bose QC Earbuds II (Testbericht).

Wenig überraschend, hat JBL auch beim ANC einige Komfort-Features parat: Das Noise Cancelling lässt sich stufenlos regeln oder passt sich auf Wunsch auch automatisch an die Umgebung an. Dazu können eine Gehörgangs- und Verlustkompensation hinzugeschaltet werden. Bei letzterem überprüft die Software den Klangverluststatus und passt das ANC-Niveau in Echtzeit an. Einen Effekt haben wir bei beiden Funktionen allerdings nicht wahrgenommen.

Im Ambient Aware- und TalkThru-Modus fällt uns indes ein starkes Grundrauschen auf. Ihren Zweck erfüllen beide Modi aber gut. Die Sprachqualität bei Telefonaten geht in Ordnung. Dienlich ist hier auch die VoiceAware-Funktion, die bei Anrufen die eigene Stimme einspielt und in drei Stufen regelt.

Die Preisempfehlung von JBL für den Tour Pro 2 liegt bei 280 Euro. Auf dem Markt ist er zum Testzeitpunkt zumindest in der schwarzen Variante gelegentlich für etwa 250 Euro zu finden.

Offen gesagt, sind wir beim JBL Tour Pro 2 hin- und hergerissen. Einerseits bietet er modernste Technik mit fast schon überwältigend viele Komfort-Funktionen. Auch beim Sound und ANC weiß er zu überzeugen – und dann ist da noch das Touch-Display auf der Ladebox, das sonst keiner hat. Andererseits findet sich aber auch genau hier eine große Enttäuschung: Gerade die coole Idee mit der Bedienung über die Ladebox, also das eigentliche Highlight der In-Ears, wirkt wie nicht zu Ende gedacht und viel zu fummelig. Hier wird das Potenzial zu einem herausragenden Kopfhörer schlicht verschenkt. Bleibt zu hoffen, dass JBL per Softwareupdate noch etwas nachbessert.

Natürlich ist das smarte Ladecase trotzdem ein kleines Highlight – wer darauf Lust hat, sollte zugreifen. Ohne die Spielerei geht’s allerdings auch ziemlich gut. Wer ein paar Abstriche bezüglich der Komfort-Features in Kauf nehmen kann und ordentlich Geld einsparen möchte, findet ausgerechnet bei JBL eine starke Alternative, die wir nur empfehlen können: den JBL Reflect Aero TWS (Testbericht) ab 115 Euro mit nahezu identischer Performance bei Sound wie auch ANC und mit weitaus besseren Trageeigenschaften. Ansonsten lohnt sich auch ein grundlegender Blick in unsere Themenwelt True Wireless Kopfhörer.

Tags:

Affiliate-Information

- Bei den mit gekennzeichneten Links handelt es sich um Provisions-Links (Affiliate-Links). Erfolgt über einen solchen Link eine Bestellung, erhält TechStage eine Provision. Für den Käufer entstehen dadurch keine Mehrkosten.