Ein echter Allrounder für den Alltag muss heutzutage viel mehr bieten als noch vor einigen Jahren. Neben einer aktiven Geräuschunterdrückung ist vor allem auch eine gewisse Sporttauglichkeit zum Must-have geworden. Getreu nach dem Motto: ein Kopfhörer für wirklich alle Situationen.
Die True-Wireless-In-Ears Reflect Aero von JBL gehören genau in diese Kategorie und bringen beim Blick aufs Datenblatt auch alles Notwendige mit. Sie bieten eine adaptive Geräuschunterdrückung sowie einen Aware-Modus, sind vor Staub und Wasser geschützt, der Akku hält überdurchschnittlich lange und für einen besseren Halt gibt es Silikonflügel. Fehlen nur noch ein prüfender Blick und zwei lauschende Ohren, um zu testen, ob das Zusammenspiel auch in der Praxis überzeugt.
Design und Tragekomfort
Der JBL Reflect Aero hat optisch starke Ähnlichkeit zu den Reflect Flow (Testbericht) – genauer gesagt dessen modernisierte Revision Reflect Flow Pro. Das abgerundete Design wirkt homogen, aber auch ein wenig bullig. Neben dem obligatorischen Ohrstöpsel ist außerdem ein markanter Ohrflügel aus Silikon für zusätzlichen Halt angebracht. Stöpsel wie auch Flügel sind austauschbar. Der wohl größte Blickfang ist das in Silber gerahmte JBL-Logo an der Außenseite, hinter dem sich die Touch-Sensoren befinden. Der Reflect Aero ist in vier Farben erhältlich: Weiß, Schwarz, Mint und Blau.
In Sachen Verarbeitungsqualität gibt es bei JBLs In-Ears nichts zu beanstanden. Lediglich die farblich angepasste Ladebox mit praktischer Schlaufe schaut für unseren Geschmack ein wenig zu viel nach voller Plastik-Dröhnung aus – und wirkt deshalb nicht ganz so hochwertig wie die Kopfhörer selbst.
Die beiden Earbuds liegen mit jeweils rund 6,7 g zwar verhältnismäßig schwer, aber überraschend angenehm und sicher in den Ohren. Vorausgesetzt, der Sitz wurde über die Silikon-Aufsätze entsprechend optimiert. Diese sind in unterschiedlichen Größen beigelegt. Ansonsten reicht schon ein zu kleiner Flügel oder ein zu großer Stöpsel für einen unsicheren Halt. Hier ist Feintuning definitiv Pflicht. Wird alles passend aufgezogen, holt die Earbuds dann aber so schnell nichts mehr aus den Ohren. Erst bei sehr starkem Kopfschütteln oder einem Handstand kann es kritisch werden. Für die meisten Sportarten ist der Reflect Aero also geeignet, zumal er nach IP68 zuverlässig vor Staub und Wasser geschützt ist – perfekt für Outdoor-Sport!
Ausstattung und Bedienung
Zu Ladecase und Earbuds gesellen sich an Zubehör ein kurzes USB-C-Ladekabel sowie eine Auswahl an Ohrstöpseln und -Flügeln in jeweils drei Größen. Das ist etwas dürftig, aber okay. Begeistert sind wir hingegen von JBLs fantastischer Begleit-App: Vom ersten Koppeln über die Einrichtung hin zum Detail-Tuning verläuft hier alles schön übersichtlich und wie am Schnürchen.
Da wäre etwa eine kurze Einführung, bei der die Passform getestet, die Gehörgänge ausgemessen und anschließend der ANC-Effekt individuell optimiert wird. Anschließend kann man sich in den vielen Einstellungsmöglichkeiten etwas austoben: Zu unseren Favoriten zählt das Feintuning von ANC- und Aware-Modus, nützliche Energiespar-Funktionen sowie ein Equalizer mit fünf Presets (Jazz, Vocal, Bass, Club und Studio) und der Möglichkeit, beliebig viele individuelle Presets hinzuzufügen.
JBL Reflect Aero TWS Screenshots
Die Bedienung über Touch-Gesten klappt einwandfrei und lässt sich über die App anpassen. Dort kann auf Wunsch auch der Sprachassistent gewechselt werden. Zur Auswahl stehen Siri und Alexa. Grundsätzlich zählt die JBL-App zu den besten und umfangreichsten, die wir uns bislang anschauen konnten. Sogar die Sprache der Ansagen kann geändert werden – beispielsweise von Deutsch auf Englisch. Ebenfalls praktisch: Über die Voiceaware-Funktion lässt sich die eigene Stimme beim Telefonieren einspielen. Und geht ein Ohrstöpsel mal verloren, kann er über die App einen lauten Signalton von sich geben und so besser gefunden werden.
Technik und Akkuleistung
Das Herzstück des Reflect Aero ist ein dynamischer 6,8-mm-Treiber, der den von JBL gern umworbenen „Signature Sound“ möglichst prägnant wiedergeben soll. Übertragen wird per Bluetooth 5.2. An Codecs kommen SBC und AAC zum Einsatz. Ein besserer Codec für Android-Smartphones, wie aptX oder LDAC, fehlt indes. Besondere Features finden sich, neben dem bereits erwähnten ANC- und Aware-Modus, zum Beispiel in der Trageerkennung oder einem speziellen Video-Modus, der über die App aktiviert werden kann und für eine weitaus bessere Latenz sorgt.
Bei der Akku-Performance zeigt sich der Reflect Aero sportlich: Mit bis zu acht Stunden bei ausgeschaltetem ANC läuft er im Vergleich zu anderen TWS-Sportkopfhörern an der Spitze mit. Ist das adaptive Noise-Cancelling eingeschaltet, sind es bis zu sieben Stunden. Insgesamt sind rund 24 Stunden Laufzeit über die Ladebox möglich, die leider kein Qi-Charging unterstützt – dafür aber die Ohrhörer schon nach 15 Minuten wieder für etwa 4 Stunden aufgeladen hat. Ein echter Sprinter!
JBL Reflect Aero TWS Bilder
Klangqualität und ANC
Wir hätten uns schon sehr gewundert, wenn der JBL Reflect Aero TWS mit seinen 6,8-mm-Treibern beim Sound nicht abliefern würde. Gerade auf dem iPhone im Verbund mit dem AAC-Codec ist das Klangbild ein kleiner Ohrenschmaus, wobei wir vorher ein wenig Feintuning über den Equalizer vorgenommen haben. Die fünf vordefinierten Presets klingen nämlich häufig eher unpassend.
Wer gern querbeet über verschiedene Genres hört, legt besser selbst Hand an. Im Allgemeinen ist der Reflect Aero warm abgestimmt und etwas basslastig, aber ohne überlagernd zu wirken. Alles in allem eine tolle Performance mit Blick auf das Preissegment ab 120 Euro. Wir sind sehr zufrieden.
Bei der Sprachqualität findet sich hingegen ein kleines Manko: An sich geht sie in Ordnung. Kommt allerdings Wind ins Spiel, haben die insgesamt sechs Mikrofone schnell ihre Probleme damit. Da hilft auch die adaptive Geräuschunterdrückung nicht.
Generell profitieren die JBL Reflect Aero von einer guten passiven Grundabschirmung. Ist der ANC-Modus aktiviert, werden vor allem tiefe und monotone Störgeräusche gut ausgeblendet. Stimmen oder generell hohe Töne werden jedoch lediglich leicht abgedämpft. Im Café hat man damit also nicht wirklich seine Ruhe. ANC-In-Ears von Bose, Sony oder Apple arbeiten hier fortschrittlicher, wie die Bose QC Earbuds II (Testbericht) – die kosten aber auch mitunter das Doppelte. Das gleiche Verhältnis gilt übrigens auch für den Aware-Modus: Er arbeitet okay und erfüllt seinen Zweck, zählt aber nicht zur Spitzenklasse.
Preis
Die Preisempfehlung von JBL für den Reflect Aero liegt bei 149 Euro. Auf dem Markt sind sie zum Testzeitpunkt auch gelegentlich für rund 120 Euro zu finden.
Fazit
Tatsächlich gibt sich der JBL Reflect Aero TWS als sportlicher Allrounder kaum eine Blöße und bietet im Segment ab 120 Euro ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Verarbeitung und Tragekomfort stimmen, der Sound und die Akkuleistung sind toll – und auch bei den Features ist fast alles Wünschenswerte dabei. Wären jetzt noch ein aptX- oder LDAC-Codec für Android-Geräte, ein paar mehr Gummi-Aufsätze und vielleicht auch noch Qi-Charging mit an Bord, gäbe es im Grunde wirklich gar nichts mehr zu beanstanden.
Wer auf die Geräuschunterdrückung verzichten kann, findet im Sennheiser Sport True Wireless (Testbericht) eine mindestens genauso sportliche Alternative – inklusive aptX-Codec! Ansonsten lohnt sich ein Blick in unsere Themenwelt Sportkopfhörer, wo auch unsere aktuelle Top 10 der Sportkopfhörer zu finden ist.