Huawei P40 Lite 5G im Test: Tolle Kamera und 5G-Funk

Huawei P40 Lite 5G im Test: Tolle Kamera und 5G-Funk
Pro und Contra
  • Gute Hauptkamera
  • Moderner und schneller Chipsatz
  • Ordentlich Speicher
  • Keine Google-Dienste und kein adäquater Ersatz
  • Kein OLED
  • 4.0

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Größeres Display, schnellerer Prozessor und andere Kamera – das sind außer dem 5G-Funkstandard die größten Unterschiede zum P40 Lite. Reicht das auch ohne Google-Dienste gegen die Konkurrenz?

Das P40 Lite 5G ist Huaweis günstigstes Smartphone mit 5G, gerade zum Start der neuen Mobilfunktechnik wird es massiv beworben. Aber wie schon beim Huawei P40 (Testbericht) kommt es ohne Google-Dienste. Wir testen das Smartphone, das auf dem Papier durchaus punkten kann.

Das Huawei P40 Lite 5G ist mit seinen 162 × 75 × 8,5 Millimeter kein kleines Smartphone, auch das Gewicht von 189 Gramm ist alles andere als niedrig. Dank der stark abgerundeten Kanten auf der Rückseite schmiegt es sich dennoch gut in die Handinnenseite. Der Übergang zum Rahmen ist dabei zwar spürbar, stört aber nicht. Etwas scharfkantig fällt hingegen der Verlauf von Rahmen zur Front aus, das liegt aber vor allem an der werkseitig aufgebrachten Schutzfolie. Entfernt der Nutzer sie, gibt es an der Haptik nichts außer der typischen Rutschigkeit und der Anfälligkeit gegen Fingerabdrücken von Smartphones mit glänzenden Oberflächen zu meckern.

Die Rutschigkeit ist beim P40 Lite 5G fast so hoch wie bei Modellen mit Glasrückseite, dabei besteht diese wie der Rahmen aus Kunststoff. Das schmälert den Wertigkeitseindruck etwas, insgesamt macht das Huawei-Modell aber dennoch einen ausreichend hochwertigen Eindruck. Unterstützt wird der auf der Front durch vergleichsweise wenig Rand um das Display und die moderne Punchhole-Notch, durch die die Frontkamera lugt. Nur wenige Details verraten den vergleichsweise niedrigen Preis des 5G-Smartphones, darunter etwa der unterhalb des Displays breitere Rand, der dem Gerät ein leicht asymmetrisches Aussehen verleiht. Ein anderer Hinweis ist der Fingerabdrucksensor, der nicht im Panel, sondern im Powerbutton auf der rechten Seite eingebaut ist. Alles in allem bietet die Rückseite mit ihrer leicht hervorstehenden, mit vier Linsen versehenen Kameraeinheit die hochwertigere Ansicht.

Klein – wie bereits angedeutet – kann das Huawei P40 Lite 5G gar nicht sein, denn auf seiner Front prangt ein stolze 6,5 Zoll großes LTPS-Display. Das P40 Lite ohne 5G kommt hier nur auf 6,4 Zoll. Der Screen des 5G kann zwar in puncto Schwarzwert und Farbintensität nicht mit einem ordentlichen OLED-Screen wie bei den teureren P40-Modellen mithalten, schlägt sich aber insgesamt angesichts der Preisklasse dennoch gut.

Das liegt einerseits an der Auflösung von 2400 × 1080 Pixel, was für eine Bildschärfe von knapp über 400 Bildpunkten pro Zoll sorgt, andererseits an der ausreichend hohen Helligkeit von rund 550 cd/m². Das ist guter Durchschnitt für ein LCD und sorgt zusammen mit passabler Blickwinkelstabilität dafür, dass auch im Freien in den meisten Fällen alles bequem abgelesen werden kann. Eine Benachrichtigungs-LED fehlt, wegen des Verzichts auf OLED auch ein Always-on-Display. Auch bei der Bildwiederholungsfrequenz gibt es keine Überraschung, das P40 Lite 5G kommt mit 60-Hz-Standardkost.

Die auffällige Inszenierung der vier Kameralinsen auf der Rückseite des Huawei P40 Lite 5G zeigt sich bei näherer Betrachtung leider nur als typische Mogelpackung, derer sich viele chinesische Hersteller aktuell bedienen. Brauchbar sind nämlich nur die Hauptkamera mit jetzt 64 Megapixel (f/1.8-Blende) statt 48-Megapixel beim non-5G-Modell und die Weitwinkel-Optik mit deutlich geringeren 8 Megapixel und einer Blende von f/2.4. Die anderen beiden Linsen setzen lediglich auf 2 Megapixel und f/2.4 und werden für Makro- und Bokeh-Aufnahmen herangezogen – beides ist erfahrungsgemäß verzichtbar. Diese ewig gleichen Aussagen zu Makro-Kameras mit derartig niedriger Auflösung und Tiefensensoren an sich nerven auf Dauer, bislang konnte allerdings kein Hersteller trotz oder vielleicht auch gerade wegen einer solchen Kombination durch Qualität überzeugen. Daher ganz deutlich, liebe Huaweis da draußen: Spart euch solche Alibilinsen und steckt das Geld lieber in hochwertigere anderweitige Technik!

Etwa in die Weitwinkelkamera. Die ist zwar beim P40 Lite 5G gerade bei der Bildschärfe nicht schlecht, hätten aber ein dennoch paar mehr Megapixel und vor allem gesättigtere Farben sowie eine bessere Bilddynamik vertragen können. Diese ist der größte Unterschied der Hauptkamera zu höherpreisigen Modellen. Bei Tag gefallen die dank Pixel-Binning 16 Megapixel großen Bilder in den Punkten Bildschärfe und Detailgrad, auch die natürliche Farbgebung ist ein Pluspunkt . Die lässt sich mithilfe der künstlichen Intelligenz des P40 Lite 5G ansonsten intensivieren. Aufnahmen mit starken Helligkeitsunterschieden innerhalb einer Aufnahme zeigen aber in den meisten Fällen kein so homogenes und natürliches Bild, wie etwa das deutlich teurere Pro-Modell (Testbericht) .

Fotos mit voller 64-Megapixel-Auflösung sind möglich, lohnen aber in den meisten Fällen nicht. Wenn, dann sollte das nur bei guten Lichtverhältnissen versucht werden, allerdings ist der Zuwachs an Bildschärfe und Details in Relation zum deutlich gewachsenen Speicherbedarf (etwa Faktor 3) entsprechender Aufnahmen nicht lohnenswert. Bei schlechten Lichtbedingungen sinkt die Bildqualität sogar schnell unter das Level der ansonsten Huawei-typisch guten Aufnahmen im Nachtmodus. Gerade in Relation zum Preis des P40 Lite 5G sind die nämlich ziemlich scharf und rauscharm.

Portraitaufnahmen sind generell in Ordnung, die Abgrenzung von Vorder- und Hintergrund funktioniert ordentlich. Dass dafür aber nicht zwingend ein spezieller Tiefensensor nötig ist, zeigt Google mit seinen Pixel-Phones eindrucksvoll. Auch Bilder der Makrokamera können mal wieder nicht wirklich überzeugen, dafür fehlt es einfach an Bildschärfe. Die ist zwar im Vergleich zu einigen anderen Konkurrenzprodukten mit gleichen technischen Daten gerade im Hinblick auf Schärfe und Rauschverhalten sogar etwas besser, Makroaufnahmen leben aber vor allem von Schärfe, Details und nochmal Schärfe - dafür reicht das auch beim P40 Lite 5G mal wieder nicht.

Selfies mit der 16-Megapixel-Kamera sind – sofern mangels Autofokus der richtige Schärfepunkt getroffen wird – ausreichend klar und bieten gute Farbwiedergabe. Bei Videos, die sowohl mit Selfie- als auch Hauptkamera in der 300-Euro-Klasse ausreichend stabilisiert sind, sind die Ergebnisse bis hin zu 4K/30-Aufnahmen ordentlich. Im Gegensatz zu teils viel teureren Xiaomi-Modellen wie dem Mi 10 (Testbericht) dürfen Nutzer während der Aufnahmen zwischen Haupt- und Weitwinkelkamera wechseln.

Statt des Kirin 810, der im Huawei P40 Lite steckt, verfügt die 5G-Variante des P40 Lite über den neueren Kirin 820. Er verfügt über vier Cortex-A76-Kerne und vier A55-Kerne (statt 2/6) und liegt zusammen mit der stärkeren Mali-57-MP6-GPU nicht weit unter dem Leistungsniveau des Kirin 880 im Spitzenmodell des Vorjahres, dem Huawei P30 Pro (Testbericht) . Mit seinen 6 GByte RAM kommt das P40 Lite 5G im Antutu-Test auf stramme 360.000 Punkte und ist damit gut 20 Prozent stärker als das non-5G-Produkt. Das macht sich im Alltag positiv bemerkbar. Eingaben werden in den meisten Fällen schnell und direkt befolgt, Ruckler gibt es normalerweise nicht. Dank des großen Arbeitsspeichers ist Multitasking kein Problem und selbst viele offene Browsertabs machen sich kaum negativ bemerkbar. Normale Spielefans bekommen in puncto Leistung mit dem P40 Lite 5G keinerlei Probleme, nur in Ausnahmefällen kann eine Reduzierung der Grafik vonnöten sein. Für Hard-Core-Gamer führt derzeit nach wie vor kein Weg an einem Smartphone mit Snapdragon 865 vorbei.

Der interne Speicher bietet 128 GByte und somit Platz für viele Apps und sonstige Daten. Wer will, darf per NM-Card aufrüsten, das proprietäre Speicherkartenformat ist allerdings deutlich teurer als etablierte Micro-SD-Karten. Bei 256 GByte zusätzlichem Speicher ist Schluss. Bis auf Bluetooth 5.1 statt 5.0 ist die Ausstattung des 5G-Modells mit dem einfachen P40 Lite identisch. Dazu gehören USB C (2.0), ein 3,5-Millimeter-Anschluss für herkömmliche Kopfhörer, NFC, WLAN ac und GPS mit Unterstützung für Glonass, Galileo sowie QZSS. Dazu gibt es natürlich 5G mit allen wesentlichen Frequenzen, um in Europa auf keinerlei Probleme zu stoßen. Auch im Jahr 2020 spielt 5G in Deutschland allerdings noch eine untergeordnete Rolle und sollte daher in den meisten Fällen kein Kaufkriterium sein. Nur einer der beiden SIM-Einschübe beherrscht 5G, der andere nur 4G (LTE).

Probleme macht nach wie vor die Software – nicht in Form von wirklichen Fehlern, sondern durch die Abwesenheit von Google-Diensten. Zwar setzt Huawei, das längst an seinem eigenen Harmony-OS arbeitet, auf Android 10 und seine Nutzeroberfläche EMUI 10.1. Wegen des US-Banns darf Google allerdings kein “vollständiges” Android mit Google-Diensten an Huawei liefern und der chinesische Hersteller muss auf das frei verfügbare AOSP-Android zurückgreifen. Das bedeutet für Android-gewohnte Nutzer vor allem Einbußen beim Komfort. Denn als normal empfundene Apps wie Google Maps, Gmail, Google Pay oder Gboard funktionieren entweder nicht oder nur eingeschränkt auf dem P40 Lite 5G. Wer nach Alternativen sucht, stellt außerdem das Fehlen des Play Store mit seinem Überangebot an Apps fest. Als Alternative bietet Huawei zwar seine eigene, stetig wachsende App Gallery an, die ist aber lange noch nicht auf dem Stand des Play Store. So fehlen etwa nach wie vor viele Banking- und Bezahl-Apps und andere bekannte Apps sind nur über Direkt-Downloads der einzelnen Hersteller verfügbar. Das kann in puncto Sicherheit und Update-Versorgung problematisch sein.

Mehr Freiheit bieten sogenannte Sideloads, also die Möglichkeit, Apps direkt als Installationsdatei (APK) frei aus dem Internet oder von alternativen Appstores wie APKpure oder von Amazon zu beziehen und zu installieren. Das setzt aber zumindest etwas mehr Aufwand und eine Umgewöhnung voraus – ganz so komfortabel wie mit Google-Diensten ist das nicht und auch dann fehlt die ein- oder andere App. Entsprechende Lücken im App-Angebot werden damit aber zumindest überschaubar.

Wer das nicht will, weil es ihm zu umständlich oder zu unsicher ist, der muss entweder noch etliche Monate warten, bis der Bann aufgehoben oder die App Gallery ausreichend gefüllt ist – oder zu Konkurrenzprodukten greifen. Der direkteste Gegensatz zum Huawei-Modell dürfte in der Preisspanne des P40 Lite 5G das Google Pixel 4A sein, das allerdings erst ab 1. Oktober 2020 im Handel ist. Wer sofort ein neues Gerät sucht, wird beim nicht viel teureren Xiaomi Mi Note 10 Lite (Testbericht) , dem Sony Xperia 10 II (Testbericht) oder unseren derzeitigen Favoriten im Preisbereich bis 400 Euro, Xiaomi Poco F2 Pro (Testbericht) oder Oneplus Nord (Testbericht) , fündig. Einige der genannten Modelle sind zwar um höhere zweistellige Beträge teurer, bieten aber wie die Letztgenannten bisweilen auch noch einmal spürbar mehr Leistung oder ein noch kompletteres Gesamtpaket.

Der Kraftspender des P40 Lite 5G bietet 4000 mAh. Damit wird das Huawei-Modell zwar nicht zum Dauerläufer, im Battery Test von PCmark erreicht das Smartphone aber dank modernem Chipsatz immerhin rund 11 Stunden. Mit einem OLED-Screen wäre vermutlich noch mehr drin gewesen. Auch so kommt das Mittelklasse-Smartphone allerdings locker über den Tag, bei gemäßigter Nutzung auch über zwei. Wieder voll ist der Akku dank schneller 40-Watt-Ladung in nicht ganz 1,5 Stunden, das ist in Ordnung. Nach 30 Minuten sind es sogar schon fast 70 Prozent vom Maximum – stark. Kabelloses Laden gibt es nicht.

Zum Testzeitpunkt gibt es das Huawei P40 Lite 5G in drei Farben: Schwarz, Silber und Grün. Auffällig ist die hohe Preisdifferenz zwischen den einzelnen Farbvarianten, die ansonsten technisch baugleich sind.

Eigentlich ist das Huawei P40 Lite 5G ein tolles Smartphone. Etwas schade ist das Fehlen eines OLED-Screens, das größte Problem dürfte aber mal wieder die Abwesenheit von Google-Diensten bei gleichzeitig immer noch nicht adäquatem Ersatz durch die App Gallery sein. Vorteilhaft im Gegensatz zum P40 Lite ohne 5G ist vor allem der modernere Chipsatz. Das minimal größere Display macht hingegen wenig Unterschied und zumindest in Deutschland ist 5G derzeit nur für sehr wenige Menschen ein wirklicher Vorteil.

Das alles führt trotz toller Kamera, hoher Arbeitsgeschwindigkeit und ordentlich Speicher dazu, dass wir leider – sofern es denn ein bezahlbares P40-Modell sein soll - eher das deutlich günstigere Huawei P40 Lite als Alternative empfehlen können - oder gleich ein ganz anderes Modell. Unsere Favoriten sind in diesem Fall die nicht viel teureren Modelle Xiaomi Poco F2 Pro (Testbericht) und Oneplus Nord (Testbericht) .

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