Da die beiden Geräte bis auf Kleinigkeiten identisch sind, sprechen wir in diesem Test allgemein von den Freebuds 3i. Neben der Soundqualität interessiert uns vor allem die ANC-Funktion. Der Doppeltest der Mittelklasse-Kopfhörer erscheint in unserer Themenwelt zu True-Wireless-Kopfhörern.
Dort haben wir beispielsweise die Highend ANCs von Sennheiser, die Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Testbericht) , und die günstigen Airdots Pro von Xiaomi (Testbericht) getestet. Auch die Microsoft Surface Earbuds (Testbericht) , die Powerbeats Pro (Testbericht) und die Jabra Elite Active 65t (Testbericht) mussten bereits zeigen, was sie können. Wer wissen will, welche Budget-Modelle verfügbar sind, findet die Antwort in unserem Ratgeber Die günstigsten True-Wireless-Kopfhörer .
Design und Hardware
Das Design der Freebuds 3i gleicht dem anderer weißer True-Wireless-Kopfhörer mit der In-Ear-Bauweise. Ein Vergleich mit den Airpods Pro oder den Airdots Pro liegt somit nahe. Eine 1:1-Kopie sind die Geräte aber keinesfalls, und das wollen sie auch gar nicht sein. Dementsprechend anders und eigenständig ist auch die breite Ladeschale gestaltet. Die weiße Kunststoff-Box hat einen aufklappbaren Deckel und ist zu allen Seiten hin abgerundet. Statt aufrecht stehend, platziert der Hersteller die beiden Ohrstöpsel liegend und nebeneinander. Das Resultat ist eine flache, aber dafür breite Transport- und Nachlade-Box, die in der Hosentasche kaum auffällt.
Auf der Frontseite ist mittig unter dem Deckel die weiße Status-LED platziert. Darüber sitzt eine kleine Einkerbung zum bequemeren Öffnen des Klappdeckels. Der bündig zum Gehäuse abschließende Funktionstaster sitzt auf der Gehäuserückseite links neben der mittig platzierten USB-C-Buchse zum Laden des Akkus. Der USB-Port ist nicht durch eine Schutzkappe geschützt und somit eine Sammelstelle für Schmutz und Fusseln aus der Hosentasche. Auf dem Gehäusedeckel ist der Herstellername aufgedruckt. Abgesehen davon gleichen sich die beiden Ladeschalen wie ein Haar dem anderen.
Die beiden Ohrstöpsel mit Silikonpolster sind sehr schlicht gehalten und sehen ebenfalls identisch aus. Fast zumindest, denn während Huawei auf ein Branding der Kopfhörer verzichtet, hat Honor seinen Namen auf den Schaft aufgedruckt.
Im Kopfhörergehäuse sind neben dem Lautsprecher zwei kleine Mikrofonöffnungen und ein schwarzer Punkt zu erkennen. Letzteres ist ein Näherungssensor, welcher erkennt, wenn die Kopfhörer aus dem Ohr genommen werden. Die Musikwiedergabe pausiert dann automatisch. Starten muss der Nutzer die Musik allerdings selbst. Anders als beispielsweise bei den Airdots Pro sind die Ladekontakte im Kopfteil der In-Ears verbaut. Am Ende des Schafts sitzt stattdessen ein weiteres Mikrofon. Welcher Kopfhörer in welches Ohr gehört, ist in hellgrauer Schrift markiert. Auch die beiden Aussparungen in der Ladeschale sind entsprechend gekennzeichnet.
Die berührungsempfindlichen Touch-Felder sind zwar verhältnismäßig klein und unauffällig, das stört aber nicht. In der Praxis funktioniert die Bedienung problemlos und zuverlässig.
Das Gewicht der Ladeschale der Freebuds 3i liegt bei etwa 61 g. Die Box von Honor ist knapp 1 g schwerer. Die einzelnen Ohrstöpsel bringen jeweils 5,4 g auf die Waage. Zum Vergleich: Die Airpods Pro wiegen 5,5 g, deren Ladebox 46 g. Die Sennheiser Momentum wiegen 6,5 g und die Ladeschaale 57 g. Die Verarbeitung von Schale und Kopfhörern ist tadellos. Der glänzende, weiße Kunststoff ist entgegen unserer Befürchtungen ausreichend griffig. Wie andere Kunststoffgeräte ziehen Ladeschale und Kopfhörer Staubflusen geradezu magisch an.
Die Silikonpolster sind in insgesamt vier Größen im Lieferumfang enthalten und sorgen für einen ordentlichen Halt im Ohr. Während des Tests nutzen wir die im Auslieferungszustand eingesetzte Größe und kommen auf Anhieb damit zurecht. Selbst bei ruckartigen Bewegungen sitzen die Freebuds 3i absolut zuverlässig im Ohr. Eine regelmäßige Korrektur des Sitzes ist somit unnötig. Ein USB-C-Ladekabel gehört ebenfalls zum Lieferumfang; ein USB-Netzteil ist nicht beigepackt.
Was wir schmerzlich vermissen, ist eine offizielle IPX-Klassifizierung bezüglich Wasser- und Staubbeständigkeit. Diese sollte in dieser Preisklasse selbstverständlich sein. Ohne sind die Kopfhörer theoretisch nicht gegen Schweiß oder Regen geschützt. Im Test hat zumindest Nieselregen nicht zum sofortigen Ausfall geführt.
Soundqualität
Bei True-Wireless-Kopfhörern ist die Soundqualität stark davon abhängig, wie gut die Ohrstöpsel im Ohr sitzen. Die Freebuds 3i sind in diesem Punkt erfreulicherweise aber weniger zickig als andere Modelle. Die Kopfhörer müssen weniger exakt eingepasst werden, als dies beispielsweise bei den Airdots Pro von Xiaomi (Testbericht) der Fall ist.
Die Huawei Freebuds 3i sitzten, wie bereits erwähnt, sehr gut im Ohr. Bei vielen True-Wireless-Kopfhörern muss der Sitz immer wieder korrigiert werden, um einen ordentlichen Klang zu haben; das war bei uns mit diesen In-Ears nicht der Fall. So sind die Geräte sogar für leichte sportliche Aktivitäten wie Radfahren geeignet. Einen derart sicheren Halt wie echte Sportkopfhörer, beispielsweise die Soundcore Spirit X2 (Testbericht) , bieten die Modelle von Huawei und Honor allerdings nicht.
Als Audio-Codecs kommen SBC und AAC zum Einsatz. AptX für eine annähernd latenzfreie Übertragung ist nicht vorhanden. So eignen sich die Kopfhörer primär zum Anhören von Musik oder Podcasts. Für Videos und Spiele ist Verzögerung schlicht zu hoch. Asynchrone Lippenbewegung und zu spät einsetzende Soundeffekte sind die Folge. Beim Musikhören spielt der fehlende AptX-Codec keine Rolle.
Der Sound der dynamischen 10-mm-Treiber ist satt, klar und sauber differenzierbar. Die maximale Lautstärke der Freebuds 3i ist liegt deutlich über der von den meisten bisher getesteten True-Wireless-Modellen. Auch bei höchster Lautstärke überzeichnen weder Hoch-, Mittel-, noch Tieftöner. Der Bass ist warm, voll und durchdringend. Auch Mittel- und Hochtonbereich schneiden erfreulich gut ab. Selbst einen Vergleich zur Oberklasse von Sennheiser, B&O & Co. müssen die Freebuds 3i nicht fürchten. Ganz mithalten können sie zwar nicht, aber das ist Jammern auf hohen Niveau. Wer keine geübten Ohren hat, wird sich schwertun, klare Unterschiede festzustellen. Nur wer ein gut geschultes Gehör mitbringt, stellt lediglich minimale Schwächen im Hochtonbereich fest. Wer gerne mal so richtig eines auf die Ohren bekommt, wird seine Freude an den In-Ears von Huawei und Honor haben.
Die aktive Geräuschunterdrückung funktioniert ordentlich und führt zu keinem wahrnehmbaren Hintergrundrauschen. Monotone und tiefe Töne filtern die Freebuds 3i zuverlässig und deutlich spürbarer als beispielsweise die Airdots Pro von Xiaomi (Testbericht) . Durch die vergleichsweise geringere Polsterung und Abschirmung ist der ANC-Effekt aber bei den Freebuds 3i weniger beeindruckend als bei Over-Ear-Kopfhörern mit der Funktion. Ein mehrsekündiger Druck auf den Touch-Sensor aktiviert und deaktiviert ANC, was die Kopfhörer mit einer kurzen akustischen Rückmeldung quittieren.
Beim Telefonieren schneiden die Freebuds 3i gut ab. Die Sprachübertragung ist für beide Gesprächspartner gut. Die eigene Stimme wird klar und rauschfrei übertragen.
Handling
Die Ladeschale der Freebuds 3i liegt gut in der Hand und fällt auch in der Hosentasche nicht weiter auf. Die Entnahme der Ohrstöpsel funktioniert einfach und ist weit weniger fummelig als bei anderen True-Wireless-Modellen.
Das Pairing mit verschiedenen Android-Smartphones und einem Macbook Pro hat im Test problemlos geklappt. Die Bluetooth-5.0-Verbindung bleibt auch im Nebenraum völlig stabil. Die Bedienung per Touch-Feld funktioniert gut und zuverlässig. Allerdings muss man auch bei den Freebuds 3i erst die entsprechenden Befehle lernen. Über die entsprechende App kann der Nutzer die Doppeltipp-Funktion für den rechten und linken Ohrstöpsel selbst bestimmen. Eine Lautstärkenregelung per Touch-Feld ist aber nicht möglich.
Das Lade-Case in der Hosentasche ist ebenso unauffällig wie die bequem sitzenden Freebuds 3i in den Ohren. Sowohl Größe als auch Gewicht sind alltagstauglich.
Akku & Reichweite
Die Akkus der beiden Ohrstöpsel halten im Test gut drei Stunden bei dreiviertel der Lautstärke. Wer diese auf unter 50 Prozent reduziert, schafft auch etwas mehr. Bei aktiviertem ANC reduziert sich die Wiedergabedauer um etwa 20 bis 30 Minuten. Im Test ist die Akkulaufzeit der True-Wireless von Honor minimal (circa 15 Minuten) kürzer als die der Huawei Freebuds 3i. Dies kann aber auch auf die Lautstärke, den gehörten Sound und Messungenauigkeiten zurückzuführen sein.
Die Kopfhörer lassen sich außerdem drei Mal mit der Ladeschale nachladen. Insgesamt kommt man so auf eine Gesamtlaufzeit von rund 12 Stunden. Das Nachladen geht ausreichend schnell. Nach 10 Minuten in der Schale halten die Freebuds 3i fast eine Stunde lang durch. Eine vollständige Aufladung dauert knapp eine Dreiviertelstunde. Diese Werte sind für den Alltagsgebrauch ausreichend. Für Heavy-User, die ihre Kopfhörer ständig im Betrieb haben, sind die 3 Stunden allerdings zu kurz. Nur zum Vergleich: Die True Wireless Soundcore Liberty Air 2 (Testbericht) bringen es mit einer Akkuladung auf fast sieben Stunden Spielzeit. Deren Ladeschale bringt noch einmal bis zu 21 Stunden Laufzeit. Die Galaxy Buds+ von Samsung (Testbericht) halten mit nur einer Ladung (bei mittlerer Lautstärke) sogar rund 11 Stunden durch.
Preis
Der signifikanteste Unterschied zwischen den Huawei Freebuds 3i und den Honor Magic Earbuds ist die unterschiedliche unverbindliche Preisempfehlung. Das ist zwar Markentechnisch verständlich, aber ärgerlich für den Nutzer. Der Handel hat reagiert und so sind zum Testzeitpunkt beide baugleichen Kopfhörer auch zum nahezu identischen Preis von 90 Euro erhältlich. Während die Freebuds 3i lediglich in weiß verfügbar sind, gibt es die Magic Earbuds außerdem in blau.
Fazit
Die Freebuds 3i alias Magic Earbuds hinterlassen einen positiven Eindruck. Richtig gut gefallen uns der zuverlässige Sitz und die hohe Klangqualität. Der Sound ist mindestens als obere Mittelklasse einzuordnen. Dasselbe gilt für Design und Verarbeitung. Wer laute Kopfhörer mit fettem Sound zum Musikhören sucht, macht mit diesen True Wireless alles richtig.
Die ANC-Funktion ist in Ordnung, kann aber nicht mit der extremen Geräuschdämpfung von Over-Ear-Kopfhörern wie dem Bose NC700 (Testbericht) mithalten. Dumpfe Töne werden zwar dennoch spürbar reduziert. Ein klarer Minuspunkt ist die fehlende IPX-Klassifizierung, Auch der fehlende AptX-Codec und die mittelmäßige Akkulaufzeit sind für den Preis von gut 90 Euro enttäuschend.
Hinsichtlich des Preis-Leistungsverhältnisses sind hin und hergerissen. Für einen Mittelklasse True Wireless mit ANC schlagen sich die Freebuds 3i wirklich gut. Andererseits gibt es für nur einen geringen Aufpreis bereits echte Marken-Kopfhörer. Die schon etwasa älteren B&O E8 (Testbericht) sind beispielsweise für knapp 100 Euro erhältlich. Zwar ist hier kein ANC an Board, allerdings haben die E8 sowohl eine längere Akkulaufzeit als auch einen noch ein Quäntchen besseren Klang.
Wer sowohl auf AptX als auch auf ANC verzichtet, bekommt günstige True-Wireless-Kopfhörer mit vergleichbarer Klangqualität schon ab 20 Euro. Wer wissen will, welche Budget-Modelle verfügbar sind, sollte sich den Ratgeber Die günstigsten True-Wireless-Kopfhörer ansehen.
Sind primär ANC und Klang kaufentscheidend, muss man entweder tiefer in die Tasche greifen und beispielsweise die teuren Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Testbericht) kaufen, oder zu einem On-Ear-Kopfhörer greifen. Hier kommt der ANC-Effekt selbst bei Modellen deutlich stärker zur Geltung. Geeignete Kopfhörer finden sich beispielsweise im Artikel ANC-Kopfhörer unter 100 Euro .