Virtual Reality am PC – da denkt man an HTC Vive, Oculus Rift S oder Valve Index. Dabei hat Microsoft mit Mixed Reality einen eigenen Ansatz direkt in Windows. Im letzten Test zum HP Reverb (Testbericht) war der gar nicht so übel, schon damals setzten Microsoft und HP auf Inside-Out-Tracking ohne externe Basisstationen. Inzwischen ist es um VR etwas ruhiger geworden, wobei der Hype mit dem „Metaverse“ eigentlich langsam wieder Fahrt aufnehmen sollte. Davon profitieren allerdings vor allem Produkte wie die Oculus Quest 2 (Testbericht), die komplett ohne PC auskommen. Das liegt sicher auch daran, dass man weder eine (aktuell völlig überteuerte) Grafikkarte benötigt, noch ein Kabel zum Rechner legen muss.
Dabei sollte man aber das VR-Gaming am PC nicht komplett abschreiben. Denn die Geräte werden bequemer zu tragen und leisten mehr. Ein Beispiel ist das HP Reverb G2, die aktuelle Version der HP-Brille. Die kommt mit einer Bildwiederholfrequenz von 90 Hz und liefert eine Auflösung von 2160x2160 Pixeln, pro Auge! Dazu kommt ein gutes Sichtfeld von 114 Grad. Damit benötigt sie mehr Grafikpower als die erste Generation der Mixed Reality Produkte, dafür bekommt man aber als Nutzer auch mehr geboten.
Einrichtung
HP setzt auch bei der Reverb G2 auf ein Inside-Out-Tracking. Sprich, der Aufbau externer Sensoren für die Bestimmung des Nutzers im Raum fällt weg. Damit wird der Aufbau deutlich einfacher. Man benötigt lediglich eine freie Steckdose für die Controller-Box, einen USB-C-Port sowie einen Displayport-Anschluss. Im Paket liegen zudem Adapter für USB-C auf USB-A und Displayport auf Displayport Mini. Die Controller benötigen jeweils zwei AA-Batterien, auch diese sind im Paket enthalten.
Auf der Software-Seite braucht man das Windows Mixed Reality aus dem App Store von Windows, das kümmert sich um die Einrichtung der Hardware und ums Setup des Spielfelds. Sinnvollerweise sollte man aber gleich SteamVR und die Applikation Windows Mixed Reality for SteamVR installieren. Denn in Steam bekommt man deutlich mehr Spiele zu besseren Preisen als über den Microsoft Store.
Das ist nicht ganz ideal, nach der Installation hatten wir immer wieder kleinere Probleme. So kam es etwa zu hässlichen Audio-Problemen oder Zittern beim Laden der SteamVR-Umgebung. Wir empfehlen einen Neustart sowie das Tutorial zum Einrichten der Spielumgebung unbedingt auch in SteamVR laufen zu lassen. Das behob ein paar Probleme, beispielsweise war der virtuelle Boden vor dem neuen Setup einfach zu tief.
Spielen und Immersion
Warum also mit einem VR-System abgeben, bei dem man eher etwas herumbasteln muss, als es anzustecken und loszuspielen? Ganz einfach: Es sieht einfach toll aus! Die hohe Auflösung und die 90 Hz machen sich zusammen mit einer guten Grafikkarte (wir nutzen eine RTX 3060 Ti) positiv bemerkbar. Denn das Bild sieht knackscharf aus. Dabei ist es egal, ob man Musikspiele wie Beat Saber oder Ragnarock anwirft oder in die virtuelle Welt von Skyrim VR eintaucht. Gerade letzteres profitiert von dem großzügigen Sweetspot der HP Reverb G2. Denn man muss die Brille nicht hinfieseln, um genau die richtige Einstellung zu bekommen. Stattdessen setzt man sie auf, zurrt die Halterungen fest und kann am PID-Regler noch die Linsen einstellen. Danach ist das Bild, einfach gesagt, toll.
Die Controller haben sich wenig weiterentwickelt, sie erinnern an die erste Generation der Mixed-VR-Geräte wie dem Lenovo Explorer (Testbericht) oder ans Inside-Out-Tracking des HTC Cosmos (Testbericht), sind aber etwas kompakter. Sprich, sie liegen gut in der Hand und wurden beim Spielen auch problemlos erkannt. Allerdings muss man gelegentlich die Konfiguration anpassen.
Die hohe Auflösung und der große Sweetspot wirken sich direkt auf die Genauigkeit aus. Im Ego-Shooter PavlovVR ist da ein gutes Beispiel. In der Shooting Range konnten wir nicht nur die Zahlen für die Entfernung sauber erkennen und problemlos richtig eintippen, auch ein Blick durchs Zielfernrohr der Sniper-Waffen lieferte einen klaren Blick aufs Ziel – und einen Treffer auf 100 Meter. Gleichzeitig ist das aber auch ein Beispiel, dass man etwas mit den Einstellungen spielen muss. Die Controller konnten fast alle Funktionen direkt darstellen, aber erst nach Anpassungen in den Einstellungen hat es wirklich gut funktioniert. Die Macher haben dazu einen Wiki-Eintrag, in dem auch die Rekalibrierung der Höhe erklärt wird. Hilfreich ist auch dieses Video, das speziell die Einstellungen für PavlovVR und das HP Reverb G2 durchgeht. Solche Tutorials findet man für fast alle großen Spiele.
Der Klang ist überraschend gut, vor allem, da die Kopfhörer nicht direkt auf dem Ohr aufliegen. Dennoch hat uns die Klangwelt, gerade in Skyrim VR, gut ins Spiel geholt. Allerdings kann die Umgebung mithören, was man da gerade spielt.
HP Reverb G2 - Bilderstrecke
HP Reverb G2 - Bilderstrecke
Tragekomfort
Die Gesichtsmaske des HP Reverb G2 lässt sich einfach abnehmen und haftet mit Magneten. Das klingt zunächst nach keiner großen Sache, wer aber nach einer intensiven Session Beat Saber oder Pistol Whip komplett verschwitzt ist, der kann die Maske schnell und einfach abwischen. Das sollte man auch machen, wenn man andere mit dem System spielen lässt. Man merkt, dass die HP-VR-Brille aus der Unternehmenswelt kommt, bei der die Nutzer eher durchwechseln als beim Zocken daheim.
Ansonsten gefiel uns die Reverb G2 im Test gut. Sie sitzt angenehm fest auf dem Gesicht, dank der Klettgurte kann man sie einfach und schnell an jede Kopfform anpassen. Die Controller liegen gut in der Hand und reagieren zeitnah auf Eingaben. Durch den einfachen Aufbau der Kopfhalterung kann man die Brille aber nicht kurz wegklappen, wie es etwa beim Vive Cosmos (Testbericht) geht.
Preis
Fazit
Virtual Reality am PC ist zu Unrecht zurück in die Nische gerutscht. Denn auch wenn Geräte wie das Oculus Quest 2 (Testbericht) deutlich einfacher zu nutzen sind, die bessere Qualität und größere Auswahl an Spielen (meist zu günstigeren Preisen) bekommt man am Rechner. Das zeigt das HP Reverb G2 eindrucksvoll, selbst ältere Spiele sehen damit einfach gut aus. Einziger Haken ist die Zusammenarbeit zwischen Windows Mixed Reality und SteamVR, hier hatten wir unerfreulich oft Abstürze. Zwar nicht während der Spiele, aber beispielsweise danach beim Wechsel zwischen den Games und der VR-Oberfläche. Es wird zudem höchste Zeit, dass es einen gemeinsamen Standard für die Konfiguration gibt, sodass man Headset und Spielfeld nicht mehrfach einrichten muss. Vielleicht kann Open XR daran etwas ändern.
Wer mit etwas Software-Bastelei und gezieltem Suchen nach Lösungen kein Problem hat, der bekommt mit dem HP Reverb G2 ein gutes Headset mit toller Auflösung. Und das zu einem Preis, der oft deutlich unter dem der klassischen Anbieter liegt. Denn leider wirkt es so, als würde etwa HTC hauptsächlich den Unternehmensmarkt mit neuen Geräten füttern, Oculus geht parallel voll auf die Metaverse-Schiene des Mutterkonzerns. Da schadet es nicht, einen Anbieter mit zusätzlichen Alternativen zu haben.
Der Test zum HP Reverb G2 erscheint in unserer Themenwelt Virtual Reality. Dort haben wir andere VR-Headsets getestet, etwa das Oculus Quest 2 (Testbericht) oder das HTC Cosmos Elite (Testbericht). Zudem erklären wir, wie man Fit mit VR-Spielen wird.