Günstige und gute Indoor-Cams liegen preislich bei rund 40 bis 60 Euro. Das haben zuletzt Blink Mini (Testbericht) und Ring Indoor Cam (Testbericht) bewiesen. Die Hama Wifi Cam kostet 50 Euro und reiht sich somit in der Mitte ein. Ihr großer Vorteil gegenüber der Konkurrenz: Hama verzichtet auf teure Pflicht-Cloud-Abos. Wir zeigen, ob sich die Indoor-Kamera lohnt.
Konzept
Indoor-Cams machen überall dort Sinn, wo man über längere Zeiträume etwas kontrollieren möchte. Hat der Hund wieder auf dem Sofa geschlafen? Wer klaut nachts das Bier in der Gartenlaube? Solche und weitere Fragen können Indoor-Kameras beantworten. Mit etwas Glück gelingt sogar die Identifizierung von möglichen Einbrechern.
Die Hama-Cam kann genau das: Sie überwacht, nimmt Videos auf und meldet, wenn Sie etwas bemerkt. Das klappt dank Nachtsichtfunktion auch bei Dunkelheit und dank Bewegungs- und Geräuscherkennung, wenn etwas im Umfeld der Cam passiert. Über eine eigene App und die Anbindung an Alexa oder Google Assistant bietet die Hama Wifi Camera zudem einen Fernzugriff von jedem Ort der Welt.
Einrichtung
Die kostenlose App Hama Smart Solution für Android und iOS benötigt man zur Einrichtung. Wer sich hier das erste Mal anmeldet, braucht ein Nutzerkonto und muss E-Mail-Adresse und Passwort hinterlegen. Im Gegensatz zur Ring-App sind weitere Angaben wie Name, Postleitzahl und so weiter nicht nötig.
Nach der Registrierung bietet das Hauptmenü die Option Gerät hinzufügen und anschließend Kamera . Als einzige Möglichkeit steht hier die Wifi Camera zur Verfügung. Allerdings heißt die in der App 176566 . Da hatte der Programmierer wohl keine Lust auf Details. Nun verbinden wir die Kamera mit dem Strom und sehen wildes rotes Blinken, sobald sie fürs Pairing bereit ist. Danach wählt man in der App das WLAN aus, mit dem die Kamera sich verbinden soll, tippt das Passwort ein und hält zum Schluss einen QR-Code vor die Kamera, den die Hama-App zur Einrichtung anzeigt.
Das klappt alles gut, aber ein Problem kann einen bei der Einrichtung zur Weißglut treiben: Die App prüft nicht, ob das eingegebene Passwort fürs WLAN richtig ist oder nicht. Tippt man das falsche ein und will das Setup abschließen, kommt die Meldung „Verbindung nicht möglich“. Im Anschluss darf man komplett von vorne anfangen – einschließlich Reset der Kamera.
Setup der Hama Wifi Camera
Mit oder ohne Ärger, im Anschluss kommt die Kamera an einen Platz nach Wahl. Entweder man stellt sie irgendwo hin oder man klebt sie an Wand oder Decke. Hierzu hat Hama ein durchaus tragendes Klebe-Pad beigelegt, das auch auf leicht rauen Wänden hält. Aber ein Problem gibt es auch hier: Das der Kamera beigelegte Micro-USB-Kabel misst gerade einmal einen knappen halben Meter. Das ist aus unserer Sicht viel zu wenig.
Wer seine Hama-Kamera mit Alexa oder Google Assistant verbindet, steuert die Cam wahlweise über Sprache. Für die Einrichtung öffnet man die jeweilige Amazon- oder Google-App und fügt die Kamera hinzu. Mit Befehlen wie „Alexa, zeige Kamera im Flur“ zeigt beispielsweise ein Echo Show das übertragene Bild der Kamera.
Funktionsumfang
Die Hama-App bietet insgesamt sechs Hauptfunktionen für die Wifi Camera. Man schießt manuell Fotos oder nimmt Videos auf, hat direkten Zugriff auf die letzten Aufnahmen oder den Hama-Cloud-Speicher. Letzteres setzt allerdings voraus, dass man hier ein Abo abgeschlossen hat. Dazu später aber mehr, schließlich ist die Kamera auch ohne Cloud-Abo vollumfänglich nutzbar.
In der Praxis kommen dann Bewegungs- und Geräuscherkennung zum Einsatz. Beides arbeitet nicht mit Sensoren, sondern mit Software. Das gestaltet sich in der Praxis ähnlich schlecht wie bei der Yi Home Camera (Testbericht) . Bewegungen erkennt die Kamera nur selten bis gar nicht. Wir laufen etwa zehn Mal an der Kamera vorbei, nur ein einziges Mal registriert sie die Bewegung. Geräusche erkennt die Hama-Cam wiederum gut und nahezu fehlerfrei. Selbst, wenn man in größerer Entfernung von rund fünf Metern leise hustet, benachrichtigt die Geräuscherkennung via Push-Meldung am Smartphone.
Soll die Kamera beispielsweise nur zu bestimmten Zeiten aktiv sein, stellt man einen Timer ein. Der läuft dann jeden Tag zur gewünschten Zeit – etwa von 0 bis 8 Uhr.
Hama Wifi Camera im Detail
Bild- & Tonqualität
Die Wifi Camera nimmt Fotos und Videos mit 1920 × 1080 Pixeln auf, also Full-HD. Der Erfassungswinkel beziehungsweise Weitwinkel der Kamera beträgt 110 Grad. Das reicht für eine Breite von rund 2,5 Metern.
Aufnahmen bei Tageslicht sind farbenfroh und kontrastreich. Die Bildschärfe ist ausreichend, um Details zu erkennen wie unser Beispielbild zeigt. In der Nacht kommt eine Infrarot-LED (IR) zum Einsatz, die den Raum ausleuchtet. Das Ergebnis ist hier ebenfalls gut – der gesamte Raum ist sichtbar, selbst dunklere Ecken. Allerdings ist das Bild überbelichtet. Unser Teddybär im Beispielbild ist kaum zu erkennen. Nutzt man die Hama entsprechend als Baby-Kamera, wird man wenig vom Kind sehen.
Das integrierte Mikrofon und der Lautsprecher der Hama lassen uns sprachlos zurück. Beides ist aus unserer Sicht unbrauchbar; das gilt für Sprachfunktion, aber auch für Tonaufnahmen. Letztere klingen blechern, Details fehlen. Der Ton ist übersteuert und nur schwer zu identifizieren. Spricht man in sein Smartphone, kommt an der Kamera ein ebenfalls verzerrter und blecherner Ton raus. Hund, Baby oder Einbrecher werden maximal irritiert, aber sicher nicht beruhigt oder erschreckt.
Cloud-Dienst
Richtig ist, dass die Hama Wifi Camera ohne Cloud-Abo funktioniert – und zwar ohne Einschränkung. Bei der Blink Mini (Testbericht) oder Ring Indoor Cam (Testbericht) muss man hingegen auf diverse relevante Features verzichten, wenn man die Kamera ohne Abo nutzt. Selbst die Daten speichert das Produkt kostenlos – vorausgesetzt, man stattet die Kamera mit einer Micro-SD-Karte aus. Die Cam unterstützt Karten mit bis zu 128 GByte Speicher. Wem das sowieso lieber ist, beispielweise aus Bedenken beim Datenschutz, hat direkt einen Vorteil für sich entdeckt. Wer aber meint, dass die Kamera am späteren Einsatzort geklaut oder manipuliert werden könnte, sollte ein Abo abschließen. Dann landen die Aufnahnen zusätzlich sicher vor Zugriff in der Cloud.
Bei den Cloud-Abos hat man die Auswahl zwischen zwei Optionen mit jeweils monatlicher oder jährlicher Zahlungsweise. Letztere bietet einen Rabatt von zwei Monatszahlungen. Den günstigeren Basic Plan verkauft Hama für rund 4 Euro im Monat beziehungsweise 40 Euro im Jahr. Hier bekommt man einen Cloud-Speicher, der Aufnahmen der letzten 14 Tage sichert. Der Premium Plan für 9 beziehungsweise 90 Euro (im Jahr) speichert Aufnahmen der letzten 30 Tage. Bedauerlich ist, dass man selbst beim teuren Abo nur den Speicher für eine Kamera bekommt. Ring und Blink bieten für ihre Premium-Abos zu je 10 Euro immerhin die Option, unbegrenzt viele Kameras hinzuzufügen.
Fazit
Kein Abo-Zwang, gute Bildqualität und optimale Geräuscherkennung – das sind die Pluspunkte bei der Hama Wifi Camera. Die unzureichende Bewegungserkennung und die minderwertige Gegensprechfunktion sind aber dicke Minuspunkte. Wer sein Google- oder Amazon-Smart-Home erstmals mit einer günstigen Indoor-Cam ausstatten will, kann sich das Produkt von Hama näher ansehen. Amazon-Kunden, die bereits ein Blink-Abo abgeschlossen haben, sind bei der Blink Mini (Testbericht) besser aufgehoben. Gleiches gilt für Anwender, die bereits ein Ring-Abo bezahlen – hier ist die Ring Indoor Cam (Testbericht) eine bessere Alternative. Die Hama-Kamera ist aus unserer Sicht Mittelmaß und ist eigentlich nur sinnvoll, wenn man kein Cloud-Abo bezahlen will. Das ist immerhin ein attraktiver Vorteil.
Wer hingegen eine professionelle Lösung sucht, die beispielsweise auch größere Geschäftsräume überwachen kann, sollte sich unseren Vergleichstest: Vier Überwachungskamera-Sets im Vergleich durchlesen.