Während Apple mit der Watch Series 8 erste Schritte in Richtung einer Smartwatch für Sportler macht und dadurch mit Garmin konkurrieren will, hat letztgenannter Hersteller mit der Enduro 2 eine ganz andere Zielgruppe im Fokus. Als Nachfolgemodell der Enduro (Testbericht) richtet sich diese Uhr explizit an Extrem-Sportler, die lange Strecken zurücklegen und dabei auf GPS-Tracking angewiesen sind – wie etwa beim Ultramarathon. Wir haben uns die Enduro 2 genauer angeschaut und im Test mit dem Vorgängermodell verglichen, um zu klären, ob die Neuerungen den exorbitanten Preis der Uhr wert sind.
Wir testen die Enduro 2 im Rahmen unserer Themenwelt Sportuhren. Dort gibt es nicht nur unsere Bestenliste zu Sportuhren, wir haben hier zahlreiche Einzeltests zu Alternativen veröffentlicht, etwa die Suunto Baro 9 (Testbericht) oder Polar Vantage V2 (Testbericht). Wem eine Sportuhr zu umfangreich ist, dem raten wir zu einem Blick in unsere Topliste der besten Fitness-Tracker.
Lieferumfang, Design, Einrichtung
Im Hinblick auf Design hat sich bei der Enduro 2 im Vergleich zum Vorgänger nicht wirklich etwas getan. Das Gehäuse entspricht der Optik nach grundlegend dem der Enduro, mit kleinen Änderungen, die es auch schon bei der Fenix-Serie gab. Die Anzahl und Platzierung der Bedienknöpfe bleibt gleich, ebenso wie die Display-Größe. Allerdings wiegt die Enduro 2 ein paar Gramm mehr als die Enduro, gehört mit 70 Gramm aber weiterhin zur Mittelklasse im Portfolio von Garmin – die Fenix 7 wiegt demgegenüber fast 10 Gramm mehr. Das liegt unter anderem auch an der Lünette, die aus leichtem und besonders stabilem Titan gefertigt ist.
Das Display der Enduro 2 hat sich ansonsten gegenüber der Enduro (Testbericht) nicht verändert: Käufer bekommen die gewohnte Qualität des MIP-Bildschirms geboten, der einen geringen Energiebedarf mit einer hervorragenden Lesbarkeit kombiniert. Dadurch ist die Anzeige bei sämtlichen Lichtverhältnissen und bei starker Sonneneinstrahlung gut ablesbar. Was ebenfalls gleich bleibt, sind die Steuerungselemente: Wir navigieren mit fünf Tasten durch die Menüs der Uhr, im Gegensatz zur ersten Enduro gibt es allerdings eine Touch-Funktion – aber die braucht es unserer Meinung nach eigentlich gar nicht, denn die Bedienung funktioniert nicht nur für Garmin-Kenner absolut problemlos und intuitiv. Trotzdem: Wer Touch bevorzugt, bekommt ein reaktionsschnelles und auch bei Nässe gut bedienbares Display geboten.
Garmin liefert die Uhr ebenso wie das Vorgängermodell mit einem elastischen Nylon-Band inklusive Klettverschluss aus. Allerdings liegt im Lieferumfang diesmal zusätzlich ein klassisches Silikonarmband mit Edelstahlverschluss bei, das bei Bedarf über den Schnellverschluss ganz einfach gewechselt werden kann. Wer sich also an dem etwas ungewöhnlichen Armband des Vorgängers gestört hat, bekommt bei der Enduro 2 eine Alternative direkt mitgeliefert.
App
Bei der App hat sich gegenüber der Enduro beziehungsweise anderen Garmin-Geräten nichts verändert. Weil wir die Bedienbarkeit der App bereits in anderen Garmin-Tests ausführlich besprochen haben, verzichten wir an dieser Stelle auf eine umfangreiche Analyse. Wir halten aber fest, dass die App wie gewohnt hervorragend mit der Hardware der Enduro 2 zusammenarbeitet. Die intuitive Bedienbarkeit und das hohe Maß an Übersichtlichkeit sorgen für eine angenehme Nutzungserfahrung – auch in Kombination mit den Zusatzfunktionen der Uhr wie Garmin Pay und der Musiksteuerun. Beides funktioniert erwartungsgemäß absolut problemlos.
Aktivität
Gleich vorweg: Wer einen Aktivitätstracker sucht, ist mit der Enduro 2 an der falschen Adresse. Die Uhr zeichnet zwar Schritte auf, ist ansonsten für Aktivitäten des Alltags nicht ausgelegt. Stattdessen liegt der Fokus der Uhr komplett auf extremen Ausdauersportarten wie Ultramarathon-Läufen und Trail-Running (dazu später mehr).
Trotzdem bietet die Enduro 2 aber genauso wie das Vorgängermodell eine Reihe von Funktionen, mit denen sich verschiedene Körperwerte überwachen lassen. Neben einem optischen Herzfrequenzsensor, der Puls und Herzfrequenzvariabilität sowie Stresslevel aufzeichnet, bestimmt die Uhr den Sauerstoffgehalt im Blut. Außerdem können wir mit der Health-Snapshot-Funktion eine Art Gesundheitsbericht anhand einer zweiminütigen Messung verschiedener Werte erstellen – ein Feature, das Garmin-Nutzern bereits von anderen Uhren des Herstellers bekannt sein dürfte. Auch die Messung der Atemfrequenz, die Berechnung der körpereigenen Energiereserven sowie die Möglichkeit, die eigene Flüssigkeitszufuhr zu tracken, sind wieder mit an Bord.
Wer die Enduro 2 dafür nutzen möchte, wofür sie gemacht ist, nämlich bei langandauernden Aufenthalten in freier Natur, kann sich die umfangreichen Navigationsfeatures der Uhr zunutze machen. Nutzer können bei Bedarf mehrere Navigationsstandards nutzen, darunter GPS, Galileo und GLONASS, um die Positionsgenauigkeit zu erhöhen. Ein Höhenmesser, ein Barometer und ein Kompass sorgen für Orientierung, während die Enduro 2 uns auf dem Display vorinstallierte TopoActive-Karten für ganz Europa anzeigt.
Die Uhr lässt sich dementsprechend hervorragend für die Navigation unterwegs nutzen, wobei Features wie Nextfork und Up Ahead uns über wichtige Orte auf der Karte informieren. Das funktionierte in der Praxis ebenso gut wie das allgemeine Tracking unserer Position. Wir haben die Uhr unter anderem beim Wandern getestet und konnten die hohe Genauigkeit des Positions-Trackings auch an Orten bestätigen, wo ansonsten eher schlechter Empfang zustande kommt.
Garmin Enduro 2 - Bilderstrecke
Garmin Enduro 2 - Bilderstrecke
Training
Weil es sich bei der Enduro 2 um eine Sportuhr handelt, steht das Tracking von Ausdauer-Training sowie Wettkämpfen im Mittelpunkt des Feature-Sets. Die Uhr verfügt wie andere Garmin-Geräte auch über eine Vielzahl an Trainingsprofilen, darunter Laufen, Wandern und Radfahren in verschiedenen Varianten, aber auch Rudern, Klettern oder Surfen.
Der Fokus der Enduro 2 liegt aber wie bei dem Vorgänger auf dem Laufen, weshalb die Uhr diesbezüglich auch über eine Reihe von Zusatzfeatures verfügt. Die bereits von der ersten Enduro bekannten Funktionen Climbpro ist ebenso wieder mit an Bord wie Pacepro. Climbpro informiert uns über bevorstehende Anstiege auf einer geplanten Strecke, während wir mit Pacepro unsere Laufgeschwindigkeit für die jeweilige Route planen können. Ergänzend dazu berechnet die Enduro 2 jetzt auch die Pace für einen Anstieg, die auf einer vergleichbaren Pace auf flacher Strecke basiert. Das ist besonders praktisch, wenn wir wissen wollen, ob wir ein geplantes Zeitziel erreichen können oder nicht. Beides funktionierte in unserem Test hervorragend und bot uns beim Laufen eine hilfreiche Orientierung, damit wir eine optimale Leistung abrufen konnten.
Ergänzend dazu bietet die Enduro 2 auch die Möglichkeit, basierend auf den Daten bisheriger Trainingseinheiten eine Prognose für die Pace beim Laufen zu erstellen. Diese Berechnung gibt dann eine Zeit an, die wir aktuell vermutlich für eine bestimmte Laufstrecke benötigen werden. In unserem Test entsprach dieser Wert durchaus unserem aktuellen Trainingszustand, sodass auch diese Prognose eine brauchbare Orientierung für Läufer bieten kann.
Ein kleines Manko, das ernsthaft an der Enduro 2 interessierte Nutzer vermutlich aber verschmerzen können, hat mit dem Pulssensor zu tun. Denn wie alle Sportuhren, die mit einem optischen Sensor arbeiten, hat auch die Enduro 2 leichte Schwierigkeiten beim Tracking von Trainingseinheiten mit stark wechselnder Herzfrequenz. Bei Krafttraining oder HIIT-Sportarten müssen Nutzer deshalb mit gewissen Messungenauigkeiten rechnen, die in derselben Form schon bei der ersten Enduro auftraten und sich auch bedingt auf die Kalorienberechnung auswirken. Wer dieses Problem umgehen will, kann die Enduro 2 aber mit einem externen Herzfrequenzsensor in Form eines Brustgurts koppeln, der entsprechend genauere Ergebnisse liefert.
Wo die Enduro 2 ebenfalls etwas schwächelt, ist die automatische Erkennung von Wiederholungen beim Krafttraining, die nicht immer genau jede einzelne Bewegung registriert. Weil andere Sportuhren aber auch von diesem Problem betroffen sind und sich die Enduro 2 primär an Ausdauersportler richtet, halten wir dieses Manko für vernachlässigbar.
Akku
Bei der Akkulaufzeit hat sich gegenüber der ersten Enduro einiges getan. Denn obwohl sich die Akkulaufzeit im Smartwatch-Betrieb von 50 auf 34 Tage respektive mit Solarladung von 65 auf 46 Tage verringert haben soll, legt die Enduro 2 im Maximal-GPS-Modus laut Herstellerangaben deutlich zu: Statt 200 soll die Uhr bis zu 265 Stunden beziehungsweise mit Solarladung statt 300 ganze 714 Stunden schaffen. Aktiviert man den Energiesparmodus, erreicht die Enduro 2 angeblich ganze 550 Tage. Beim normalen GPS bleibt die Akkulaufzeit wie beim Vorgängermodell bei 70 bis 80 Stunden.
Wie bei der Enduro der ersten Generation konnten wir die Aussage des Herstellers, dass die Enduro 2 anderthalb Jahre im Energiesparmodus durchhält, nicht prüfen. Wir haben aber den GPS-Betrieb getestet und können bestätigen, dass die Enduro 2 bei Aktivierung sämtlicher Satellitensysteme und Musik die versprochenen 20 Stunden durchhält. Dementsprechend gehen wir davon aus, dass der Hersteller auch bei den übrigen Angaben zur Akkulaufzeit glaubhafte Aussagen getroffen hat. Wer sich auf eine längere Tour begibt, auf der es keine Möglichkeit gibt, die Uhr zwischendurch aufzuladen, kann sich also definitiv auf den Akku und die Solarfunktion der Enduro 2 verlassen.
Preis
Garmin bietet die Enduro 2 zum Preis von 1.099,99 Euro an, ein Schnellverschluss-Armband zum Wechseln ist inklusive. Damit liegt die UVP der Uhr ganze 200 Euro über dem Herstellerpreis für das Vorgängermodell, das mittlerweile zu einem Straßenpreis von teils unter 500 Euro zu haben ist. Davon ist die Enduro 2 weit entfernt, die es bei einzelnen Händlern derzeit maximal 100 Euro günstiger als zur UVP zu haben gibt. Wer die Vorzüge des Langzeit-Akkus und der zahlreichen Zusatzfeatures genießen möchte, aber auf die Neuerungen gegenüber der Enduro der ersten Generation verzichten kann, sollte also definitiv zum Vorgängermodell greifen.
Fazit
Die Enduro 2 ist für Ausdauersportler ein echtes Traumgerät: Wer regelmäßig Trail-Läufe unternimmt und sich umfangreich auf einen Ultramarathon vorbereiten will oder eine längere Bergtour plant, kommt an dieser Uhr kaum vorbei. Die Satellitenanbindung und die damit verbundene Navigation funktionieren einfach zu gut, während die Trainings-Features und die Möglichkeiten, die eigene Leistung umfassend auszuwerten, die Enduro 2 erwartungsgemäß auf die Pole Position der Sportuhren heben.
Trotzdem sollte der Kauf dieser Sportuhr gut überlegt sein. Ja, Garmin hat die Enduro 2 gegenüber dem Vorgänger in vielerlei Hinsicht verbessert und sinnvolle Neuerungen hinzugefügt. Dass die Uhr aber mehr als doppelt so viel kostet wie die Enduro, die derzeit schon für unter 500 Euro zu haben ist, lässt sich nur schwer rechtfertigen. Wer auf die Verbesserungen am GPS-Modus und der Navigation nicht verzichten kann, greift zur Enduro 2. Alle anderen sind mit dem Vorgängermodell ebenso gut beraten.
Nur halb so teuer und dennoch ausgezeichnet ist der Vorgänger Garmin Enduro (Testbericht). Hervorragende Smartwatches für Sportler sind zudem die Suunto Baro 9 (Testbericht) oder Polar Vantage V2 (Testbericht). Weitere Alternativen zeigen wir in unserer Bestenliste zu Sportuhren. Wem bereits einfache Funktionen zur Pulsmessung ausreichen, der kann einen Blick auf unsere Topliste der besten Fitness-Tracker werfen.