Flsun V400 im Test: Schneller druckt kein 3D-Drucker

Flsun V400
Pro und Contra
  • 400 mm/s Druckgeschwindigkeit
  • großer Bauraum
  • Open-Source-Software Klipper
  • hoher Anschaffungspreis
  • großes hohes Gerät
  • keine Tuning-Möglichkeiten
  • 4.5

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3D-Drucken wird schneller. Der Flsun V400 druckt faustgroße Objekte in weniger als einer Stunde. Wir haben den FDM-Drucker mit der Druckerüberwachung via Klipper getestet und zeigen, wie er sich in der Praxis schlägt.

Der Flsun V400 ist die verbesserte Nachfolgeversion des schnellen Flsun Superracer (Testbericht). Während der Vorgänger schon eine knackige Druckgeschwindigkeit von 180 mm/s erreichte, soll der V400 mit bis zu unfassbaren 400 mm/s arbeiten. Der V400 ist auf jeden Fall der mit Abstand schnellste Drucker, den wir bisher in der Redaktion hatten – und das trotz des großen Bauraums. Sein Druckbett beträgt im Durchmesser 300 mm und die Druckhöhe satte 410 mm. Bei Geekbuying zahlt man mit dem Gutschein-Code NNNFLV400 aktuell nur 679 Euro.

Der Hersteller wirbt mit neu entwickeltem ultraleichten Hochgeschwindigkeitsdruckkopf, größerer und besserer Druckplatten-Technologie und der 3D-Drucker-Firmware Klipper. Doch für einen solchen Anschaffungspreis reicht schnelle und exklusive Technik noch immer nicht, wir wünschen uns auch perfekte Druckqualität. Ob der Wunsch in Erfüllung geht, zeigt der Test aus unsere Themenwelt 3D-Drucker.

Wer einen Delta-3D-Drucker kauft, kennt sich in der Regel schon mit dem Thema 3D-Druck aus. Diese Exoten unter den FDM-Druckern sind bekannt und berüchtigt für schnelle, aber komplexe Mechanik.

Doch war der Aufbau entgegengesetzt der weiterverbreiteten Meinung völlig problemlos und in knapp einer Stunde erledigt. Die Antriebsmotorik ist in Streben und Druckkopf schon vorab fertig eingebaut und einsatzbereit. So bleibt dem Käufer nur noch das Verschrauben einzelner Teile und das Setzen von Steckverbindungen.

Zuerst wird die Rahmenkonstruktion zusammengebaut. Danach geht es an die Montage des Druckgestänges. Die gegenüberliegenden Kugelgelenke werden eins, nachdem anderen auf Zug gehalten und eingespannt, auch hier ist die Montage der kompletten Bewegungsmechanik in fünf Minuten erledigt. Der Aufbau war überraschend leicht, im Prinzip war das Komplizierteste das Einfädeln des Kabelbaums durch eine Strebe. Nach einer Stunde ist alles erledigt und der V400 startklar.

Im Gegensatz zu den meisten 3D-Druckern wird der Flsun V400 nicht nur über einen simplen Mikrocontroller und die klassische Marlin-Firmware betrieben. Die eingesetzte Klipper-Firmware benötigt deutlich mehr Power, deswegen besitzt der V400 ein Mini-Computer mit leistungsstarkem Quad-Core-Chip und einem 1 Gigabyte großen Arbeitsspeicher. Das technische Herz sitzt hinter dem 7-Zoll-Touchscreen und verfügt über zahlreiche Schnittstellen wie drei USB-Ports, microSD-Karten-Slot und WLAN.

Klipper benötigt seinen eigenen Computer für die komplexeren Bewegungsalgorithmen, wie Trapezgenerator, Blick-Ahead, Pressure Advance und Input Shaper. Ein Haufen Fachbegriffe, die alle nur für eine Sache zuständig sind: Perfekte Druckqualität bei extrem hohen Geschwindigkeiten sicherstellen. Bevor wir mit kinetischen Sachbegriffen um uns werfen und die schmerzhaften Erinnerungen an den Physikunterricht wieder erwecken, ziehen wir lieber einen Vergleich!

Die 3D-Drucker-Firmware Marlin ist der frische Fahranfänger. Marlin weiß, was es tun muss, damit das Auto auf der Straße bleibt. Marlin arbeitet seine Befehle zuverlässig ab und macht das auch gut. Es fährt von Punkt A zu B und ändert dann die Richtung zu Punkt C und hält sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen und Regeln.

Klipper ist der erfahrene Autofahrer, er lässt sein Auto vor einer roten Ampel ausrollen, beschleunigt aus einer Kurve heraus, fährt vorausschauend, passt sich seinem Umfeld an und fährt auch, wenn es geht, mal schneller. Dieses „Denken“ übernehmen die komplexeren Bewegungsalgorithmen, wie Trapezgenerator und Blick-Ahead.

Konkret hierzu zwei Beispiele: Das Pressure Advance adaptiert den Filament-Vorschub an das Beschleunigungs- und Abbremsverhalten des Druckkopfs. So drückt der Extruder nicht stupide das heiße Filament aus, sondern passt seinen Druck an das Bewegungsverhalten des Druckkopfs an.

Die Input Shaper erzeugen Resonanzen. Mechanische Bewegungen verursachen bei strengen Richtungswechseln ein mechanisches Echo in der Konstruktion. Solche Echos können sich in Form von Ringing/Ghosting im Druck wiederholen. Diese mechanischen Echos werden mit einem Beschleunigungssensor gemessen und eine Resonanz berechnet. Im späteren Druck hebt die Resonanz das Echo, genauer gesagt den Druckfehler, auf.

Flsun hat sich auf hochwertige Delta-3D-Drucker spezialisiert und kauft nur einen Teil der Komponenten bei anderen Herstellern. Immer mehr Komponenten der Flsun-Delta-Drucker werden in Eigenproduktion hergestellt. Bei dem V400 trifft das etwa auf den Dual-Gear-Direct-Drive-Extruder mit Bi-Metall-Heatbreak in leistungsstarkem Vulcano-Hotend zu.

Bei der Delta-Bauweise laufen die Zugriemen des Druckers in den vertikalen Streben. Daran hängen die Kugelgelenke der ultraleichten, vibrationsarmen Karbonfaser-Stangen, die über Federn in die Kugelköpfe eingespannt sind. Das Gestänge läuft in der Mitte zu einer dünnen Aluminiumplatte zusammen, in der die komplette Filamentverarbeitung sitzt. Ein leichter Pancake-Motor treibt über einen Zahnradversatz, die miteinander verzahnten Zahnräder (Dual-Gear) an. In dem All-Metall-Hotend ist eine Bi-Metall-Heatbreak eingebaut. Sie definiert exakter den Punkt, an dem das Filament schmilzt und ermöglicht so kürzere Retract-Werte, die auch Stringing, das Fädenziehen, reduzieren. Größter Vorteil des All-Metall-Hotend ist aber seine Temperaturobergrenze von 300° Celsius. In Verbindung mit der PEI-Druckplatte und zusätzlicher Einhausung können so auch Hochtemperatur-Filamenten, wie Nylon und PC verarbeitet werden. Ein weiteres kleines Detail des Druckkopfs ist die integrierte LED-Beleuchtung zur perfekten Ausleuchtung im Druckmodus.

Bedient wird der Flsun V400 über einen zuverlässigen und exakten 7-Zoll-Touchscreen mit übersichtlichem Menü. Dank WLAN-Anbindung kann das Klipper-Interface auch über jeden Netzwerk-PC überwacht werden.

Bei Klipper kann so ziemlich alles am Druckvorgang geändert und individualisiert werden, so sind der Fantasie für Änderungen in Firmware, Timelapse-Funktionen, Erstellung eigener Buttons keine Grenzen gesetzt. Wer sich hier austoben möchte, sollte allerdings wissen, was er tut.

Natürlich übertreibt Flsun mit 400 mm/s Speed ein wenig: Geschwindigkeiten bei äußerer Kontur, Ober- und Unterseite sind standardmäßig 120 mm/s, innere Kontur 280 mm/s und Infill auf 380 mm/s Druckgeschwindigkeit eingestellt. Werden hingegen alle Geschwindigkeitsparameter auf 400 mm/s gesetzt, leidet die Qualität. Das Endergebnis ist aber trotzdem noch erstaunlich brauchbar, wie wir an unserem Test-Benchy sehen.

Außer bei einer einzelnen feinen hohen Spitzen verarbeitet der V400 mit den Standardeinstellungen PLA, PETG und PVB ausgezeichnet. Um die doppelseitige Bauteilkühlung genügend Zeit zur Kühlung zugeben, sollte die Druckgeschwindigkeit bei dünnen Objekten auf 50 mm/s gedrosselt werden.

Schnelle Bewegungen üben hohen Druck auf das Modell aus. In Kombination mit dem zäh klebrigen PETG-Filament hat sich bei uns zweimal das Modell von der Plattform gelöst. Zu unserer Verwunderung mussten wir bei PETG Haftmittel auftragen, um den Halt sicherzustellen.

Bei dem flexiblen TPU war dann aber Schluss mit schnell. So starke Extrusion gibt das Filament aufgrund seiner Flexibilität nicht her. Ein sauberes Druckbild erreichten wir mit 50 mm/s; 100 mm/s sind möglich, aber es entstehen Druckfehler und Überhänge werden nicht mehr sauber gedruckt.

Der Flsun V400 kostet zum Testzeitpunkt stolze 950 Euro und ist damit nicht gerade günstig. Hinsichtlich der hohen Druckqualität und beeindruckenden Geschwindigkeit ist der Preis aber angemessen. Bei Geekbuying zahlt man mit dem Gutschein-Code NNNFLV400 aktuell nur 679 Euro.

Der Flsun V400 hat überwältigend schnell (35 Minuten) einen Benchy in guter Qualität ausgedruckt. Diese Ansage rechtfertigt schon den hohen Anschaffungspreis. Das gesamte Produkt ist solide und stimmig verarbeitet. Sehr gut gelungen ist die Umsetzung zusammen mit der Open-Source-Software Klipper.

Der V400 ist ein rasanter, zuverlässiger Delta 3D-Drucker mit einer externen softwareunterstützten Druckerüberwachung, dem fast keine Grenzen gesetzt sind. Kurz gesagt, wer wirklich zügig Drucken will, kommt nicht an dem V400 vorbei.

Wem der V400 zu teuer ist, der kann sich seinen kleinen Bruder, den Flsun Superracer, mit 180 mm/s Druckgeschwindigkeit und 260 ø × 330 mm Druckraum genauer anschauen. Alle anderen Druckereinzeltests, Ratgeber und Vergleichstests zum Thema zeigen wir in der Themenwelt 3D-Drucker.

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