Im Sommer 2019 erhielten die ersten E-Scooter eine deutsche Straßenzulassung, nur Tage später standen an gefühlt jeder Ecke deutscher Großstädte unzählige E-Scooter zum Ausleihen bereit. Welcher der Beste ist, haben wir im Beitrag Lime,Tier, Voi & Circ: Wer ist der beste E-Scooter-Verleih? herausgefunden. Was zum Fahren dazu gehört klären wir in Grundlagen:E-Tretroller mit Straßenzulassung. Die besten elektrischen Tretroller zeigen wir in unserer Top-10-Bestenliste: E-Scooter mit Straßenzulassung.
Lenkstange
Der wechselbare Akku sitzt beim Trekstor EG6078 nicht wie sonst bei E-Scootern üblich unter dem Trittbrett, sondern in der Lenkstange. Dadurch wirkt der E-Tretroller deutlich massiver als die meisten anderen, elegant sieht anders aus.
Der nicht höhenverstellbare Lenker ist vom Trittbrett bis zur Griffmitte 92 Zentimeter hoch. Das ist weniger als bei allen anderen bisher getesteten und fällt beim Fahren auf. Personen ab einer Größe von 185 Zentimetern könnten das als unangenehm empfinden.
In der Mitte des Lenkers prangt ein großes und sehr schönes LCD, welches sowohl bei direkter Sonneneinstrahlung als auch im Dunkeln gut ablesbar ist. Dort sieht man die aktuelle Geschwindigkeit, den Akkustand in fünf Schritten und wahlweise die Gesamtkilometerzahl oder die zurücksetzbare Tourenkilometerzahl.
Trekstor EG6078
Trittbrett
Das Trittbrett ist mit einer Länge von 41 Zentimetern zwar nicht außergewöhnlich kurz, trotzdem fühlt es sich beim Fahren so an. Das liegt daran, dass die Lenkstange direkt am vorderen Ende des Trittbretts leicht zum Fahrer geneigt nach oben ragt, was beim Fahren einschränkt. Man hat gerade im Vergleich mit anderen E-Scootern stets das Gefühl, dass der Lenker nicht nur besonders tief, sondern auch besonders nah ist. Zumindest ist das Trittbrett mit 9 Zentimetern weit genug vom Boden entfernt, um nicht versehentlich bei kleinen Bordsteinkanten aufzusetzen. Gleichzeitig ist die Trittfläche des Bretts nur 13 Zentimeter hoch, so nah ist man dem Boden sonst bei keinem anderen von uns getesteten E-Scooter. Das erleichtert das Beschleunigen per Pedes, wenn zum Beispiel der Akku leer ist. Außergewöhnlich hoch ist die maximale Zuladung von 150 Kilogramm. Andere bieten her meist nicht mehr als 120 Kilogramm.
Falten
Der Klappmechanismus scheint durchdacht und stabil. Zunächst entsichert man eine kleine Stellschraube und tritt anschließend einen Hebel der sich zwischen Lenkstange und Trittfläche befindet nach hinten. Dann legt man die Lenkstange vorsichtig auf die Trittfläche, wo ein kleiner aber stabiler Haken im Schutzblech des Heckrads einrastet. Das funktioniert richtig gut und geht nach kurzer Eingewöhnung auch schnell von der Hand. Wie beim Metz Moover klappt die Lenkstange mitsamt dem Vorderrad um. Dadurch ist er zusammengelegt sehr flach, nimmt aber an Länge zu. In Zahlen misst er im fahrbereiten Zustand 114 × 45 × 107 Zentimeter, zusammengeklappt 114 × 45 × 37 Zentimeter.
Der Lenker selbst kann nach dem Lockern von vier Inbusschrauben eingeklappt werden, so kann man die Breite von 45 Zentimetern noch deutlich verringern. Gut, dass es diese Möglichkeit gibt. Schlecht, dass man dafür stets einen Inbusschlüssel mit sich herumtragen muss. Ein Schnellverschluss hätte das deutlich komfortabler gemacht.
Zum Tragen bietet er einen praktischen Griff. Wirklich viel Freude kommt dabei wegen seines Gewichts von 14 Kilogramm trotzdem nicht auf. Der Griff ist außerdem praktisch, wenn man den Roller mit einem Schloss anbinden will.
Fahren
Wie alle E-Scooter mit Straßenzulassung ist auch beim Trekstor EG6078 die Höchstgeschwindigkeit auf 20 km/h beschränkt. Allerdings hat er auf ebener Strecke und einem Fahrergewicht von etwa 85 Kilogramm durchaus Probleme, auf diese Geschwindigkeit zu kommen. Der 300-W-Motor ist einer der Schwächsten, der uns bisher untergekommen ist.
Der EG6078 ist ein Schönwetterroller, Fahrten beim nassen oder gar schmutzigen Untergrund sollte man vermeiden. Zwar gibt Trekstor eine IP55-Zertifizierung an, technisch sollte die Regenfahrt also unbedenklich sein. Aber die Schutzbleche verrichten ihre Aufgabe unzureichend. Nach kurzer Fahrt durch Schmutz und Regen ist die Hose voll mit feinen Schlammspritzern. Dieses Problem hatten wir bisher bei keinem E-Scooter.
Zwischen Trittfläche und Hinterrad hat der Trekstor EG6078 eine Federung. Das ist den harten 8-Zoll-Honeycomb-Reifen geschuldet und mildert Unebenheiten des Bodens etwas ab. Bauartbedingt schwingt dadurch die Lenkstange mit, der Roller wirkt dadurch in sich weniger stabil. Insgesamt liegt der Schwerpunkt durch den in der Lenkstange verbauten Akku sehr weit oben, was das wackelige Fahrgefühl noch verstärkt.
Bremsen
Der Trekstor EG6078 hat zwei Bremsen: eine Motorbremse am Vorderrad und eine Schutzblechbremse am Hinterrad. Die Motorbremse löst über einen Hebel am rechten Lenkgriff aus. Dabei kennt sie nur die zwei Zustände an und aus, ein dosiertes Bremsen ist nicht möglich. Immerhin muss man keine Angst haben, dass die Vorderbremse blockiert und zur Seite rutscht. Dafür ist ihre Leistung schlicht nicht ausreichend. Aus voller Fahrt benötigt sie fast acht Meter, bis der E-Scooter nur noch ganz leicht rollt.
Die Schutzblechbremse des Hinterrads ist nicht viel besser. Wer unter trockenen Bedingungen voll drauftritt bringt das Rad zum Blockieren, der Bremsweg beträgt so etwa sieben Meter. Beide kombiniert bremsen den Trekstor EG6078 nach etwa vier Metern aus voller Fahrt ab. Dabei kann das Manöver gleichzeitig den Bremshebel zu drücken, voll auf das Schutzblech zu treten und sich gegen die Trägheitskräfte nach hinten zu lehnen in Gefahrensituationen schwierig werden.
Ist es nass, bremst die Schutzblechbremse deutlich schlechter. Insgesamt sind wir enttäuscht von der Bremsleistung des EG6078, sein deutlich günstigerer Bruder Trekstor EG3178 (Testbericht) macht das besser. Klassenprimus bezüglich seines Bremsverhaltens ist der Metz Moover (Testbericht) .
Licht
Das vordere Licht hängt am Stromkreislauf, schaltet sich also automatisch mit dem Roller ein und aus. Das hintere Licht muss dagegen stets manuell ein- und wieder ausgeschaltet werden. Wer das beim Losfahren vergisst, verstößt theoretisch gegen die Straßenverkehrsordnung.
Beim Fahren klappert und wackelt das hintere Schutzblech, an dem sich das autarke Rücklicht befindet. Wir wissen nicht, woran es liegt, möglicherweise war das Licht nicht richtig eingerastet, aber wir haben es während einer Fahrt verloren. Wer sich für den Trekstor EG6078 entscheidet, sollte den festen Sitz des Lichts vor jeder Fahrt prüfen.
Akku
Der 281-Wh-Akku soll den EG6078 laut Trekstor unter idealen Bedingungen 25 Kilometer weit bewegen, bevor er mit dem 84-Watt-Netzteil etwa fünf Stunden nachgeladen werden muss. Unter realen Bedingungen mit einem 85-Kilogramm-Fahrer rollt der E-Scooter im Test mit einer Akkuladung 17 Kilometer.
Der Clou am Trekstor EG6078: Sein Akku kann nach dem Entsperren mit einem der zwei mitgelieferten Schlüssel entnommen werden. Das klappt super und mit wenigen Handgriffen. Der Wechselakku des EG6078 ist eine absolute Ausnahme auf dem deutschen E-Scooter-Markt und ein Kaufgrund. Denn die Option macht ihn in vielen Situationen so viel flexibler als die Konkurrenz. So kann er bei Pendlern im Auto bleiben, während der Akku in der Wohnung oder im Büro an der Steckdose hängt. Wer in einem mehrstöckigen Haus ohne Aufzug wohnt, kann ihn unten anbinden und muss nur den Akku hochschleppen. Derartige Szenarien sind viele vorstellbar.
Preis
Der Trekstor EG6078 kostet gut 700 Euro und kommt wahlweise in den Farben grau/schwarz oder weiß/schwarz. Damit pendelt er sich preislich im unteren Mittelfeld ein. So gibt es durchaus schon E-Scooter für um die 500 Euro oder noch wenige,r wie den guten Trekstor EG3178 (Testbericht) , allerdings kann man für sie auch gut 1700 Euro ausgeben wie für den Metz Moover (Testbericht) .
Fazit
Mit seinem wechselbaren Akku ist der Trekstor EG6078 der Traum vieler Pendler. Auch seine maximale Zuladung von 150 Kilogramm und der durchdachte Klappmechanismus sprechen für den E-Scooter. Zusätzlich legt Trekstor einen 50-Euro-Gutschein für einen von vier Helmen von Uvex bei.
Das war es dann auch an positiven Aspekten. Nicht gefallen hat uns der schwache Motor, die schlechten Bremsen und das Fahrverhalten im Allgemeinen. Auch verloren wir das Rücklicht und unsere Hose wurde beim Fahren durch Pfützen nass.
Insgesamt mangelt es dem Trekstor EG6078 an zu vielen Stellen. Einen Kauf können wir jenen empfehlen, die unbedingt einen Wechselakku brauchen, eher klein gebaut sind und überwiegend bei schönem Wetter unterwegs sind.
Für alle anderen könnte vielleicht der günstige Trekstor EG3178 (Testbericht) was sein. Wem es nicht aufs Geld ankommt, sollte dem Metz Moover (Testbericht) eine Chance geben. Alle Informationen rund um elektrische Roller sammeln wir in unserer Themenseite E-Scooter .