Die erste Version der Hosentaschenkamera DJI Osmo Pocket (Testbericht) kam Ende 2018 auf den Markt und war damals ein echtes Novum. Die Kombination aus kompakter 4K-Kamera in Verbindung mit einem dreiachsigem Gimbal macht die Pocket zum optimalen Begleiter für Blogger und Filmer – zumindest, wenn es um Aufnahmen unter Normalbedingungen geht. Als Ersatz für eine klassische Actioncam wie die Insta360 One R (Testbericht) oder die Osmo Action (Testbericht) ist auch die neue Pocket 2 nicht geeignet, da sie weder stoßfest noch wasserdicht ist.
Design
Auf den ersten Blick sieht die Pocket 2 der Osmo Pocket sehr ähnlich: Ein kurzer Griff mit Funktionstasten, der 1-Zoll-Touchmonitor und das oben aufgesetzte Dreiachs-Gimbal inklusive Kamera sind fast identisch. Und das alles bei einer Größe von 125 × 38 × 30 mm und einem Gewicht von 117 g. Bei genauem Hinsehen fallen immerhin zwei Änderungen auf. So gibt es einen neuen, dritten, Funktionstaster auf der rechten Seite. Außerdem sind gleich mehrere kleine Mikrofon-Öffnungen zu erkennen. Das sogenannte DJI Matrix Stereo System besteht aus vier Mikrofonen, die so platziert wurden, dass sie beim Halten des Gerätes nicht von der Hand verdeckt werden.
Nicht sofort zu sehen, aber ebenfalls neu: der untere Teil des Gehäuses ist nun abnehmbar und kann durch verschiedene andere Aufsätze wie etwa dem mit Stativgewinde ersetzt werden. Das kostet allerdings Kraft und ist nicht gerade bequem umgesetzt.
Die eigentlichen Neuerungen liegen in der deutlich verbesserten Hardware der Kamera.
Kamera
In der Pocket 2 kommt statt eines 1/2,3“-Sensors mit einer Auflösung von 12 Megapixeln nun ein 1/1,7“-Sensor mit 64 Megapixeln zum Einsatz. Das Sichtfeld (FOV) beträgt 93 Grad – bei der Osmo Pocket waren es lediglich 80 Grad. Die Blende hat DJI von f/2,0 auf f/1,8 erhöht. Das alles verspricht eine noch bessere Bildqualität auch bei schlechtem Licht. Für Fotos steht neben dem JPEG-Format auch das RAW-Format DNG zur Verfügung, dank derer jetzt Bildbearbeitungsprofis noch mehr aus den Aufnahmen herausholen können. Neben normalen Fotos gibt es noch die Panoramafunktion. Hier werden entweder Bilderreihen mit 3 × 3 oder 4 Bilder nebeneinander zusammengeschnitten. In der Bilderstrecke haben wir ein Standardfoto, eines 180-Grad-Panorama und eines 3×3 Panorama, sowie ein Zoom-Foto hintereinander gepackt, um die Unterschiede zu zeigen.
Die neue Kamera bietet eine maximale Auflösung von 9216 × 6912 Bildpunkten. Videos nimmt die Pocket 2 in 1080p (1920 × 1080), 2,7K (2720 × 1530) oder 4K (3840 × 2160) bei maximal 60 fps auf und einer Bitrate von bis zu 100 Mbit/s. Das verspricht gestochen scharfe Aufnahmen ohne Artefaktfehler. HDR-Videos sind in 2,7K oder 1080p mit maximal 30 fps möglich - schade, denn dadurch wird die bessere Bilddynamik zumindest auf dem Papier der grundlegenden Bildqualität geopfert. Zusätzlich nimmt die Kamera Zeitraffer-, Hyperlapse- und Zeitlupenvideos auf. Zeitlupen sind bei 1080p mit bis zu 240 fps möglich, Zeitraffer dank des Gimbals auch mit Bewegung. Neben einfachen Schwenks kann der User die Bewegung während der Aufzeichnung auch selbst bestimmen.
Durch die erhöhte Auflösung des Sensors sind beim Videodreh in 4K ein zweifacher, bei 1080p ein vierfacher elektronischer Zoom möglich. Dieser ist annähernd verlustfrei, kann unserer Ansicht nach aber nicht mit einem echten optischen Zoom mithalten.
Und wie schlägt sich die neue Technik in der Praxis? Dort hatte schon die Osmo Pocket überzeugt. Dementsprechend sind die Aufnahmen der Pocket 2 wenig überraschend ebenfalls sehr ansehnlich. Gerade bei guten Lichtbedingungen und Aufnahmen, bei denen der Kameramann in Bewegung ist, zeigt die Kamera dank hervorragender Bildstabilisierung ihr volles Potenzial. Die Videos zeigen natürliche, kräftige Farben und einen ordentlichen Dynamikumfang. Mit 60 fps sind die Aufnahmen absolut flüssig. Für natürlich wirkende Schwenks per Joystick oder ruckelfreie Zooms ist allerdings etwas Übung nötig.
Bei wenig Licht sollten die ISO-Settings im Automodus durch den Nutzer limitiert werden, um unschönes Bildrauschen zu minimieren. Insgesamt liefert die Kamera aber sehr ordentliche Bilder und eine ausreichend hohe Bilddynamik auch bei wenig Licht. Bei Fotos empfehlen wir trotzdem die Aufnahme im RAW-Format, um hier auch händisch noch nachhelfen zu können. Der Autofocus hat im Nahbereich bei wenig Licht ebenfalls leichte Schwächen, was gelegentlich zu Focus-Pumpen führt. Mit ausreichend guter Ausleuchtung ist das Problem nicht aufgetreten.
Bei der automatischen Objektverfolgung hatten wir im Test mehrfach das Problem, dass das Tracking nach wenigen Sekunden abbrach und die Kamera das Ziel verlor. Wer die Funktion nutzen möchte, braucht gute Lichtbedingungen und sollte sich nicht ruckartig bewegen.
Beispielfotos DJI Pocket 2
Akku
Die Akkulaufzeit liegt laut DJI bei 140 Minuten. Letztlich hängt die tatsächliche Laufzeit natürlich von Auflösung und Verwendung ab. Im Test, bei dem wir viel im Menü gespielt haben, Zeitraffer, Zeitlupen, Videos und Fotos gemacht haben, hat die Pocket 2 zwei Stunden und 15 Minuten durchgehalten. Das Aufladen dauert knapp über eine Stunde, das deckt sich mit der Angabe des Herstellers. In der Praxis ist das ausreichend, zumal man die Kamera für lange Zeitrafferaufnahmen auch einfach per USB-C-Kabel und Powerbank befeuern kann. Ein austauschbarer Akku hätte uns trotzdem besser gefallen.
DJI Pocket 2
Lieferumfang und Zubehör
Die Pocket 2 ist als Standard-Edition und als Creators-Combo erhältlich. Zu Letzterem gehören neben Kamera, Hülle, Ladekabel, Joystick, USB-Adapter und Handschlaufe wie bei der Standard-Version auch ein Weitwinkel-Aufsatz, Mini-Stativ, Funkmikrofon und Multifunktionsgriff zum Lieferumfang.
Das Funkmikrofon mit passendem Windschutz ist für Videoblogger extrem praktisch, im Urlaub wird man es allerdings nur selten nutzen. Anders dürfte das beim Multifunktionsgriff sein, der nämlich erst die völlig kabellose Steuerung per Smartphone erlaubt. Ohne diesen Zusatz muss das Smartphone für die Steuerung angesteckt sein. Das funktioniert zwar unproblematisch, ist aber schlicht unhandlich und wenig sexy. Zwar gibt es eine entsprechende Halterung, aber letztlich geht dann der tolle Formfaktor verloren.
Das in der Creators-Combo enthaltene Micro-Stativ ist trotz der geringen Abmessungen sehr stabil und dank Kugelkopf auch einigermaßen flexibel. Der magnetische Weitwinkelaufsatz ist für Videos interessant – letztlich führt er aber gerade bei Aufnahmen im Nahbereich zu erheblicher Unschärfe.
Zusätzlich hat der Hersteller Zubehör wie ein Unterwassergehäuse, diverse Filter und eine schicke Ladeschale im Angebot.
Preis
Fazit
Die DJI Pocket 2 ist eine konsequente Weiterentwicklung der Osmo Pocket. Dank der tollen Hardware-Stabilisierung, der leistungsstarken Kamera und der sehr kompakten Abmessungen ist sie ein ideales Werkzeug für Videoblogger und Hobbyfilmer. Insbesondere die höhere Auflösung in Verbindung mit der Zoomfunktion und der bessere Ton bei Videos sind spürbare Verbesserungen gegenüber der ersten Version.
Wer das volle Potential der Kamera ausschöpfen will, sollte allerdings besser zur teureren Creators-Combo greifen. Schade, dass WLAN nur in Verbindung mit dem nicht im Standardpaket enthaltenen Multifunktionsgriffs möglich ist. Wer seine Kamera unter harten Bedingungen benutzen will, sollte sich die Unterwasserhülle dazukaufen oder zu einer klassischen Actionkamera mit Bildstabilisator wie der Osmo Action (Testbericht) , der Gopro Hero 8 (Testbericht) oder der Insta360 One R (Testbericht) greifen.
Wer auf maximale Auflösung, Zoom und nicht perfekt funktionierende Trackingfunktion verzichten kann, sollte sich allerdings gut überlegen, ob es die Pocket 2 sein muss. Die DJI Osmo Pocket (Testbericht) von Ende 2018 liefert auch nach heutigem Stand noch sehr gute Ergebnisse und kostet mit derzeit 220 Euro deutlich weniger.