Mit dem D-Link Covr 2202 (Testbericht) startete vor knapp einem Jahr die TechStage-Themenwelt WLAN-Mesh. Entsprechend spannend ist es, wenn D-Link mit dem Covr 1120 eine neue Variante in sein Mesh-Portfolio aufnimmt. Zeit, das neue Produkt auf seine Leistung zu testen.
Der Test erscheint in unser Themenwelt WLAN Mesh . Dort sind bereits andere Artikel erschienen, etwa der Test zum Asus ZenWiFi AX (Testbericht) , dem Telekom Speed Home WiFi (Testbericht) , zum günstigen AVM Fritz Repeater 2400 (Testbericht) oder zum Ubiquiti Amplifi HD (Testbericht) . Dazu ist bereits ein Vergleichstest von WLAN-Mesh-Systemen online. Wer mehr Informationen sucht, dem empfehlen wir unseren Ratgeber besseres WLAN: Repeater oder WLAN-Mesh?
Technische Daten
D-Link nutzt eine auf den ersten Blick verwirrenden Namenskonvention: Ein einzelner Mesh-Access-Point heißt Covr 1100, das 2er -Set Covr 1102 und das Paket mit drei Mesh-Punkten nennt sich Covr 1103. Entsprechend nutzen wir im Test die Bezeichnungen Covr 1100 für einzelne Geräte und Covr 1102 für das Set aus zwei Access Points.
Jeder Covr 1100 funkt Wifi-5, genauer gesagt 2x2 Stream IEEE 802.11ac-Wave-2. Damit erreicht das System theoretische Durchsatzraten von bis zu 300 MBit/s bei 2,4 GHz und 866 MBit/s bei 5 GHz. Die Covr -Mesh-Sets versprechen zudem WPA/WPA2/WPA3-Verschlüsselung, MU-MIMO, Smart Roaming, Apps für Apple und Android Smartphones, Sprachsteuerung durch Amazon Alexa oder Google Assistant.
D-Link Covr 1101 / Covr 1102
Die beiden technisch und optisch identischen, weißen Covr-Funker wirken sehr hübsch, und überraschend leicht: Jeder bringt nur 202 Gramm auf die Briefwaage. Dazu liegen noch zwei schwarze Netzteile, ein weißes LAN-Ethernet-Kabel sowie der übliche Papierkram in der Verkaufs-Schachtel. Noch edler wären zwei weiße Netzteile mit weißen Kabeln gewesen.
Bei den WLAN-Einstellungen fällt auf, dass neben WPA/WPA2 die neue Version WPA2/WPA3 angeboten wird. Allerdings nur als Mixed-Mode, nicht als WPA3-Only. Die jüngsten Wifi-6-Handys und Wifi-6-Laptops verstehen in der Regel schon WPA3. Ältere eher selten. Auch bei WLAN-Routern ist WPA3 noch nicht ganz selbstverständlich: Die Wifi-6 Fritzbox 6660 kann WPA3 zwar schon seit 02/2020. Der Wifi-6 Netgear-RAX80 Euro dagegen konnte es per 05/2020 noch nicht. Hier liegt D-Link also gut im Zeitplan.
Einrichtung und Funktionen
In der folgenden Bilderstrecke zeigen wir gleich am Anfang einen Screenshot des final gekoppelten 2er-Mesh-Systems. Danach chronologisch die Bildschirmfotos aus dem kompletten Konfigurations-Prozess. Alternativ lässt sich das Covr-System auch per Smartphone-App aus den Stores von Apple oder Google einrichten und verwalten.
D-Link Covr 1102: Software
Die Management-Software des Covr-1102 wirkt nüchtern, aber verhältnismäßig übersichtlich. Gleich zu Beginn mussten wir jedoch schier uferlosen Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien zustimmen. Wir zeigen in der großen Fotostrecke nur einen kleinen Ausschnitt dieser Rechtsbelehrungen, weil uns für mehr dann doch der Serverplatz zu schade wäre.
Das automatische Firmware-Upgrade von Version 1.00 auf Version 1.02 hat auf Anhieb geklappt. Das darf man positiv erwähnen, weil wir bei manchen WLAN-Funkern schon öfter auch mal keine Verbindung zum Firmware-Upgrade-Server bekamen.
Die weiteren WLAN- und Netzwerk-Features dürften Anfänger wie Fortgeschrittene zufriedenstellen. So gibt es Optionen für Gastnetz, WLAN-Zeitschaltung, UPnP, IPv4-Multicast, IPv6-Multicast, Router-Modus, Bridge-Modus, QoS-Engine, Firewall, DMZ-Host, PPTP, IPSec-VPN, RTSP, SIP, Port-Weiterleitung, Website-Filter, Statische Routen, Dynamisches DNS alias DynDNS, Quick VPN mit L2TP over IPSec oder Traffic-Statistiken mit grafischer Darstellung.
Angesichts dieser umfangreichen Netzwerk-Features wundert es, warum das vorliegende Covr 1102 ausgerechnet im WLAN-Bereich spart. So wird der Nutzer beim Setup nicht gefragt, ob er zwei verschiedene WLAN-SSID-Netzwerknamen für die zwei Frequenzbänder bei 2,4 und bei 5 GHz vergeben möchte. Stattdessen funkt das Covr-Mesh-Set nur einen einzigen SSID-Netzwerknamen in die Luft, und will offenbar ausschließlich selbst entscheiden, ob und wann die Endgeräte nun im 2,4- oder im 5-GHz-Band bedient werden. So viel Automatik wäre vertretbar, wenn alle Mesh-Systeme tatsächlich schon super smart wären. In unserer konkreten Testwohnung brachten bislang aber die meisten Mesh-Systeme eine bessere und stabilere Performance, wenn wir die Bänder selber trennen konnten. Da sollte D-Link in der nächsten Firmware wenigstens eine Option zur händischen Trennung der Bänder einprogrammieren.
Testaufbau
Der Covr 1102 muss durch unseren Standard-Test. Dazu hängt die WAN-Buchse an einer Fritzbox 6660 Cable, etwa für Firmware Updates. An der Gigabit-LAN-Dose hängt eine NAS. Diese lagert die Daten, mit denen wir anschließend die Leistungsmessung durchführen. Dabei messen wir die Geschwindigkeit der Dateiübertragung an fünf Punkten in der Wohnung, zunächst mit einem, dann mit zwei Access Points. Wie gehabt nutzen wir einen Laptop, um die fünf Messpunkte abzuwandern. In ihm arbeitet ein Wifi-6-Funkmodul, Typ Intel AX200. Das erreicht theoretisch maximal 2400 MBit/s brutto. Den Einbau erklären wir in diesem Ratgeber .
In der blauen Kurve war nur ein einziger Covr-Mesh-Punkt eingeschaltet. In der roten Kurve war auch der zweite Covr-Mesh-Funker eingeschaltet und mit dem Master gekoppelt. Durch die anfangs hohen Messwerte, also in den Räumen 1 und 2, sieht die Kurve nach hinten raus relativ mickrig aus. Schaut man jedoch genauer hin, dann sieht man, dass der zweite Covr-Point den Durchsatz in den hinteren Zimmern auf das Zwei- bis Dreifache verbessert hat, wenngleich sich alles auf einem niedrigen Niveau unterhalb von 60 MBit/s Netto abspielt. Dennoch gibt es ab Messpunkt 3 einen deutlichen Abfall im Durchsatz.
Somit reicht das Covr 1102 (in der konkreten Testwohnung) für User, die das Internet „nur“ aus einem „langsamen“ VDSL-50-Anschluss in der Wohnung verteilen wollen. Soll dagegen der volle Speed aus einem 1000-MBit/s-Internet-Modem oder aus einer 10-Gigabit-NAS möglichst ungebremst und weit in die restliche Wohnung hinein gefunkt werden, dann würde man die beiden Mesh-Punkte in der konkreten Testwohnung besser per LAN-Kabel (und nicht per Luft) über zwei Etagen hinweg miteinander koppeln. In der Tabelle zeigen wir, wie sich das D-Link Covr-System mit den anderen Mesh-Geräten im Test schlägt:
Für die weitere Messung nutzen wir ein Wifi-6-taugliches Samsung Galaxy Note 10+ (Testbericht) . Die folgende Grafik zeigt eine Messung durch 5 Räume über zwei Etagen hinweg, zuerst mal nur mit einem einzigen Covr 1101:
Bei der nächsten Messung waren beide D-Link Covr-1102-Mesh Router auf beiden Etagen eingeschaltet: Wie man sieht, hat das Note10+ jetzt mehrmals automatisch die Bänder gewechselt. Eigentlich viel zu oft und viel zu nervös. Dabei kam es auch zu Verbindungsverlusten, vorzugsweise im hintersten Zimmer. Ähnliche Abrisse sind auch schon in der Laptop-Messung in den hinteren Zimmern passiert.
Strombedarf
Zur Messung des Strombedarfs war der Covr-Router über seinen Gigabit-LAN-Port mit dem 10-Gigabit-Port eines Synology DS1618+ 10-Gigabit-NAS-Servers verbunden. Funk-technisch war der Covr-Master mit dem Wifi-6-Laptop sowie mit dem Covr-Repeater verbunden.
In diesem Setup benötigte der D-Link Covr 1102 ein Minimum von 3,86 Watt im Standby. Beim aktiven Herunterladen mehrerer 1-GB-Datenpakete vom Synology-NAS-Server via WLAN auf den 11ax-Laptop hat er maximal 6,79 Watt aus der 230-Volt-Dose gezogen. Das ist vergleichsweise sparsam. Bei zwei Covr-Funkern kann man die Standby-Werte grob gesagt verdoppeln.
Preis
Fazit
Bei einem moderaten UVP von 121 Euro für ein komplettes Mesh-Paar namens D-Link Covr-1102 kann man im Urteil ja nicht so hart sein wie bei einem Router, der schon als Einzelstück stolze 300 Euro kostet, wie etwa ein Netgear RAX80.
Am besten macht man aus dem schönen Mesh-Paar zwei einzelne WLAN-Access-Points und hängt sie an ein LAN-Kabel: Dann bekommt man für moderate 60 Euro pro Stück zwei brauchbare und vor allem zwei sehr hübsche WLAN-Access-Points.
Als Mesh-Gespann dagegen hat uns das Covr-1102 trotz vieler Netzwerkfunktionen samt WPA3 nicht wirklich überzeugt. Zu wackelig war die Verbindung bei zunehmender Entfernung in den hinteren Zimmern.
Außerdem ist es für den WLAN-kundigen User ein echter Nachteil, wenn er keinen Einfluss nehmen kann, ob seine Endgeräte im 2,4- oder im 5-GHz-Band surfen sollen. Da geht die sture Single-SSID-Mesh-Automatik des Covr-1102 einfach zu weit.
Da jedoch das Design der weißen Funkwürfel gerade bei den Personen in des Testers näherem Umfeld sehr gut ankam, möchte man D-Link schon fragen, ob sie in dieses hübsche Kästchen nicht auch ein etwas besseres WLAN-Mesh-System verbauen könnten? Vielleicht lässt sich ja wenigstens in den kommenden Firmware-Updates noch eine User-bestimmte Wahl der Frequenz-Bänder nachpflegen. Wir geben ob dieser Hoffnung schon mal einen Vorschuss-Zweier.
Weitere Tests und Ratgeber zum Thema WLAN-Mesh haben wir in der passenden Themenwelt WLAN Mesh zusammengestellt.