Outdoor-Smartphones sind widerstandsfähig und bieten meist einen starken Akku. Der Rest der Technik entstammt überwiegend der Mittelklasse. Das Crosscall Trekker X4 will mit der ungeschriebenen Tradition brechen und kommt darüber hinaus mit Gimmicks, die selbst Top-Smartphones nicht vorweisen können. Zu den größten Besonderheiten zählen der X-Link genannte Magnetanschluss auf der Rückseite und die ebenfalls dort platzierte Ultra-Weitwinkelkamera mit Bildstabilisierung, die aus dem knapp 700 Euro (UVP) teuren Panzer-Handy einen vollwertigen Actioncam-Ersatz machen sollen. Helfend zu Hand geht dabei eine Vielzahl an optionalem Zubehör.
Design und Verarbeitung
Schon das Design macht klar: Hier kommt ein echter Brocken, der so leicht nicht kleinzukriegen ist. Mit 250 g Kampfgewicht ist das Crosscall Trekker X4 im Vergleich mit anderen Outdoor-Smartphones zwar nicht weiter auffällig, herkömmliche Smartphones fallen allerdings wesentlich leichter aus. Ähnlich gewichtig ist die Bauhöhe des Gehäuses mit fast 13 mm. Ein guter Teil davon scheint einfach nur für besseren Schutz bei Stürzen verwendet zu werden. So weist das Smartphone breite Ränder rings um das Display auf und der Metallrahmen wird noch einmal von beinahe wulstigen, glasfaserverstärkten Kunststoffeinfassungen gepolstert.
Diese und weitere Maßnahmen wie Gorilla Glas 5 über dem Display machen sich bezahlt. So ist das Outdoor-Smartphone bei geschlossenen Gummikappen über USB-Typ-C-Anschluss und 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss bis zu einer Stunde in zwei Meter Wassertiefe dicht und außerdem vor eindringendem Staub nach IP68 und MIL-STD 810G geschützt. Außerdem überlebt es nach Aussage des Herstellers auch unbeschadet Stürze aus zwei Metern Höhe – das passt zum martialischen Design des Gerätes.
Unser Testgerät kommt in Tiefschwarz und mit kantiger Formensprache daher, die Rückseite besteht aus grob geriffeltem Kunststoff und einem runden Magnetanschluss sowie einem auffallend großen Kameramodul in Tropfenform. Aufgelockert wird das matte Schwarz nur durch einige metallisch glänzende Accessoires wie dem asymmetrischen Telefonielautsprecher über, sowie dem Crosscall-Logo unterhalb des Displays. Auch die seitliche Lautstärkewippe und eine dedizierte Kamerataste sind in Metalloptik gehalten. Leider sind diese Tasten nicht ganz fest in das Gehäuse integriert, sodass sie bei Benutzung leicht wackeln. Ihrer guten Bedienbarkeit tut das aber keinen Abbruch.
Insgesamt wirkt das Trekker X4 im Test trotz der sichtbaren Verwendung von Kunststoff nicht billig, sondern dank ordentlicher Verarbeitung und interessantem Design ausreichend hochwertig.
Ausstattung
Für ein Outdoor-Smartphone ist das Crosscall Trekker X4 ordentlich ausgestattet. Es bietet 64 GByte internen Speicher, der sich um bis zu 512 GByte erweitern lässt – dann muss der Nutzer allerdings wegen des Hybrid-Slots auf eine zweite SIM-Karte verzichten. 4 GByte RAM und ein Chipsatz der gehobenen Mittelklasse (Qualcomm Snapdragon 660) versprechen ausreichende Leistung. Weitere Ausstattungsmerkmale sind WLAN ac mit 2,4 und 5 GHz, Bluetooth 5.0 LE, NFC; USB (Typ C) 3.1 und GPS mit Unterstützung von Glonass, Baidou und Galileo. Besonderheit sind außerdem Thermometer, Hygrometer, Barometer, ein UV-Sensor und ein seitlicher Fingerabdrucksensor.
Leistung
Das Datenblatt deutete es schon an: Der verwendete Qualcomm Snapdragon 660 sorgt im Verbund mit 4 GByte Arbeitsspeicher für ordentlich Power. Im Antutu-Benchmark erreicht das Gerät entsprechend gute 141.000 Punkte, in PCMarks Work 2.0 sind es ebenfalls ordentliche 6.100 Punkte. Auch im Alltag liefert das Hardware-Gespann gute Performance. Egal ob einfaches Surfen im Internet oder Spielen von 3D-Games: So schnell bringt das Trekker X4 nichts ins Schwitzen. Wohl aber den Nutzer. Während das Crosscall-Smartphone im Alltagsbetrieb bestenfalls handwarm wird, nehmen die Temperaturen unter Last oder beim Laden mit dem im Lieferumfang enthaltenen 27-Watt-Netzteil spürbar zu. Zumindest im Sommer dürfte das unangenehm werden.
Display
Der Touchscreen des Trekker X4 im Test misst 5,5 Zoll und bietet nur einfache Full-HD-Auflösung (1.920 × 1.080 Pixel). Hinzu kommen die erwähnten breiten Ränder rings um den Screen – bei einem normalen Smartphone wäre das im Jahr 2019 nicht mehr zumutbar, bei einem Outdoor-Smartphones dient das dem Schutz des Screens und ist daher in Ordnung. Dem Trekker X4 verzeiht man auch das inzwischen beinahe antiquiert wirkende 16:9-Format des Displays. Wichtiger ist bei einem Smartphone, das sportliche Besitzer vor allem auch unter freiem Himmel nutzen werden, die Ablesbarkeit des Panels. Hier bietet Crosscall beim X4 zwar sehr ordentliche Blickwinkel und auch Farbwiedergabe und Kontraste machen einen guten Eindruck, die Leuchtkraft könnte allerdings höher ausfallen. Bei heller Umgebung führt das bisweilen zu Problemen. ohne schattenspendende Hand wird es schwierig, Inhalte noch richtig erkennen zu können. Dieser Fauxpas überrascht bei einem Outdoor-Gerät, erst recht bei einer UVP von rund 700 Euro.
Kameras
Den Kameras von Einsteiger- und/oder Outdoor-Smartphones schenken die meisten Hersteller wenig Beachtung – ganz anders Crosscall. Das Trekker X4 verfügt über eine Combo aus zwei 12-Megapixel-Kameras. Während die eine ein Sichtfeld von über 170 Grad in stark verzerrter Fischaugenoptik erlaubt, ermöglichst die andere einen verzerrungsfreien 88-Grad-Weitwinkel. Hinzu kommen ein elektronischer Bildstabilisator, der nicht nur Ruckler und Wackler durch Bewegung ausgleichen kann, sondern auf Wunsch auch Drehungen. Videoaufnahmen mit der X-Cam genannten Kamera-App werden dann sogar bei Wechseln vom Quer- ins Hochformat am Horizont ausgerichtet, diese Drehungen sind anschließend im Video kaum zu erkennen. Stattdessen schleicht sich bei solch extremen Rollbewegungen ein kurzes Zittern der Aufnahme ein.
Auffällig ist außerdem der Umstand, dass Aufnahmen mit 88-Grad-Blickfeld und extremer Fischaugenoptik nicht stabilisiert sind, während die außerdem wählbaren 110, 140 und 170 Grad beruhigt werden. Auch schade: 4K-Aufnahmen sind möglich, allerdings nur mit 30 Bildern pro Sekunde. Weitere Features der Videofunktion sind Zeitlupenaufnahmen mit bis zu 4-facher-Verlangsamung in 1080p oder 720p, Timelapse-Aufnahmen mit sekündlich bis minütlich aufgenommenen 12-Megapixel-Bildern und sogar eine Dashcam-Funktion. Die überschreibt Aufnahmen spätestens alle 90 Sekunden wieder, solange der Nutzer einen entsprechenden Zeitraum bei besonderen Situationen nicht per Knopfdruck dauerhaft speichert.
Klingt alles super, aber kann das Trekker X4 wirklich eine ordentliche Actioncam wie die DJI Osmo Action (Testbericht) ersetzen? Klare Antwort: Nein, kann es nicht. Das liegt nicht nur an der zu niedrigen Bildwiederholungsrate, sondern auch an der Bildqualität. 4K-Aufnahmen sind zwar je nach Modus bildstabilisiert, wirken aber im Vergleich etwas matschig und dunkler als Aufnahmen ohne Stabilisierung. Mit abnehmender Umgebungsbeleuchtung schleichen sich vergleichsweise schnell Bildrauschen und Artefakte ins Bild. Auch kommt die Stabilisierung nicht an die Bildberuhigung beim Marktführer heran. Direkte Konkurrenten sind daher eher die zahllosen sehr günstigen Actioncams (Kaufberatung: 4K-Actioncams bis 200 Euro ), die inzwischen den Markt überschwemmen. Hier überzeugt das Trekker X4 mit seinen Funktionen und auch die Bildqualität geht in Ordnung. Das große Angebot an Zusatzausstattung wie etwa einem Brustgurt, mit dem das Smartphone ohne großen Aufwand sicher „Hands-free“ befestigt werden kann, spricht für das Crosscall-Modell. Mit einer App namens X-Stories gibt es zudem eine einfache Videoschnitt-Lösung.
Bei Fotos überzeugt die Kamera des X4 im Test durch ordentliche Farbwiedergabe und akzeptable Bildschärfe. Dank Auto-HDR liefert sie außerdem gute Bilddynamik. Bei schlechtem Licht hellt die Kamera recht wenig auf und wie bei Videos tritt Bildrauschen zutage. Solange das Licht stimmt, bewegt sich die Fotoqualität auf solidem Mittelklasse-Niveau. Ähnliches gilt auch für die Selfie-Cam mit 8 Megapixel.
Software
Für Sicherheit sorgt Crosscall beim Trekker X4 im Test leider nur durch robuste Hardware, bei der Software ist man eher nachlässig. Der Hersteller verwendet für das Modell das nicht mehr ganz aktuelle Android 8.1 Oreo als Betriebssystem; auch der Sicherheitspatch ist überholt. Er stammt von Januar 2019. An der Nutzeroberfläche von Google verändert der Hersteller nichts, lediglich einige eigene Apps kommen hinzu, um das ganze Feature-Angebot nutzen zu können. Dazu gehört neben der bereits erwähnten Kamera-App X-Cam die X-Gallery ohne nennenswerten Mehrwert und die App X4-Sensors. Hier erlangt der Nutzer Zugriff auf alle Sensoren des Trekker X4, im einzelnen sind das Thermometer, Hygrometer, Kompass, Beschleunigungssensor, Barometer, Höhenmesser, GPS, Annäherungssensor, Helligkeitssensor, Bluetooth-Stärke, Netzwerk-Stärke, Akkuverbrauch und UV-Sensor. An der Verlässlichkeit der Angaben muss leider stark gezweifelt werden, so zeigte das Thermometer im Test grundsätzlich stark überhöhte Temperaturen an und die Höhe über Normal-Null war ebenfalls deutlich von der tatsächlichen Höhe abweichend.
Telefonie
Telefonate erledigt das Crosscall Trekker X4 unspektakulär. Gesprächspartner sind zwar laut zu hören, allerdings fehlt es etwas an Klarheit und bisweilen klirrt der Telefonielautsprecher leicht. Der Lautsprecher macht seine Arbeit da schon besser, er ist zwar wie fast bei allen Smartphones ziemlich Bass-arm, dafür aber laut und klar ohne Übersteuern. In halbwegs ruhiger Umgebung ist Freisprechen daher kein Problem.
Akku
Der Akku des Trekker 4 im Test leistet 4.400 mAh – das ist schon recht ordentlich, zumindest im Vergleich zu herkömmlichen Smartphones. Manch Konkurrenzprodukt bietet hingegen deutlich mehr, hier sind auch 10.000 mAh drin, wie unsere Marktübersicht: Günstige Smartphones mit Riesen-Akku zeigt. Daher verwundert es nicht, dass das X4 zwar auch mal für zwei oder gar drei Tage ohne Nachladen gut ist, aber eben auch nicht für mehr. Echte Hard-Core-Outdoor-Fans dürfte das nicht zufriedenstellen. Dafür geht die Akkuladezeit mit 1,5 bis zwei Stunden in Ordnung.
Lieferumfang und Zubehör
Im großen Lieferkarton des Trekker X4 steckt abgesehen vom Smartphone und dem typischen Papierkram ein 27-Watt-Ladegerät in schickem Mattschwarz, ein qualitativ sehr hochwertig gesleevtes, sehr dickes, aber leider etwas kurzes Ladekabel. Weiterhin enthalten ist ein zum Look des X4 passendes In-Ear-Headset mit ebenfalls gesleevten Kabeln und ordentlichem Klang samt ausreichendem Bass, auch eine Handschlaufe liegt dem Smartphone bei. Kleine Broschüren weisen auf das große Sortiment an optionalem Zubehör hin, das sich über den rückseitig implementierten Magnetanschluss (X-Link) mit dem Smartphone kombinieren lässt. Dazu gehören etwa Powerbanks mit und ohne Solarzellen, Matten zum kabellosen Laden und Befestigungen für Fahrrad und Auto.
Für den Test hat uns Crosscall einen Brustgurt und einen Selfiestick bereitgestellt. Beides macht qualitativ einen guten Eindruck und lässt sich mittels einer X-Blocker genannten und ebenfalls im Lieferumfang des Trekker X4 enthaltenen Klammer zuverlässig am Zubehör befestigen. Vom Zubehör des Trekker X4 war zum Zeitpunkt des Tests noch nichts verfügbar.
Preis
Fazit
Hart im Nehmen ist das Crosscall Trekker X4 durchaus und für den durchschnittlichen Outdoor-Fan reicht auch die Akkulaufzeit. Zusätzlich besticht das X4 mit angemessener Leistung, interessanter Videofunktionalität, die zumindest günstige Actioncams ersetzen kann, und viel optionalem Zubehör. Damit ist das X4 im Outdoor-Bereich ein echter Allrounder. Das führt allerdings dazu, dass es im Detail klar hinter teils deutlich günstigeren Geräten zurückstecken muss. Hard-Core-Outdoor-Fans wird der Akku zu schwach, das Display zu dunkel und die Kameraqualität zu durchschnittlich sein.
Verdenken kann man ihnen die Kritik nicht, denn für die vom Hersteller aufgerufene UVP von 700 Euro kann man auch gleich zu einer guten GoPro und einem normalen Mittelklasse-Modell wie dem Motorola Moto G7 Plus (Testbericht) greifen, das bis auf die hohe Widerstandsfähigkeit dem X4 technisch in nichts nachsteht und bei Display und (Foto)Kamera sogar besser ist. Noch mehr Alternativen bietet unser Beitrag Elf Outdoor-Smartphones im Vergleichstest (2018) .