Bowers & Wilkins, das sind die mit dem „Nautilus“, dem High-End-Lautsprecher, der wie das Meerestier geformt ist. Ein Pärchen kostet fast 70.000 €, und ein Kollege, dem vor über 20 Jahren beim Power-Test mit Tiefbass plötzlich ein Tieftöner aus der Box kippte, befürchtete erbleichend sein sofortiges Karriereende.
Der Bowers & Wilkins Zeppelin ist weit handlicher und mit knapp 800 € für Stereo-Wiedergabe auch günstiger. Auch ihn gibt es bereits 15 Jahre, zu Beginn mit iPod-Dock, aber seitdem mit etlichen Weiterentwicklungen. Das aktuelle Modell heißt im Gegensatz zu seinem Vorgänger nicht mehr Zeppelin Wireless, ist es aber: Es ist ein vollwertiger WLAN- und Bluetooth-Lautsprecher mit Bowers & Wilkins-Lautsprechersystemen – und eingebautem Sprachassistent.
Design: Eher Football als Zeppelin
Warum der Lautsprecher gerade Zeppelin genannt wurde, erschließt sich nicht – er erinnert eher an einen Football und ist mit 6,5 kg auch eher ein „Led Zeppelin“. Doch das Design ist auf jeden Fall auffällig – und auch akustisch ausgereift.
Den Zeppelin gibt es wahlweise mit schwarzem Bezug, Midnight Grey genannt, oder in grau, das nennt sich dann Pearl Grey. Er ist mit 65 x 21 x 19,4 cm hauptsächlich sehr breit – gut für die Stereo-Wiedergabe – und bietet Platz für zwei Sets von 25-mm-Doppelkalotten-Hochtönern, zwei 90-mm-Mitteltönern und einem 150-mm-Subwoofer, bei insgesamt 240 W Musikleistung. Das reicht auch für größere Räume.
Der Lautsprecher wird direkt mit 230 V Netzspannung versorgt, ein „Netzklops“ wäre bei dieser Größe und Leistung auch nicht sinnvoll gewesen. Der Netzanschluss ist dabei der einzige Anschluss am Lautsprecher. Alles andere läuft drahtlos, mehr kann nicht angeschlossen werden, der USB-Port ist lediglich für Werkstattbesuche gedacht.
Installation, Ausstattung und Betrieb
Lauter, Leiser, Start/Stop, Sprachassistent sowie eine Multifunktionstaste zur Eingangsumschaltung und eine Reset-Taste sind die einzigen Bedienelemente am Gerät, der Rest läuft über die App „Bowers & Wilkins Music“, die auf iOS und Android ziemlich gleich aussieht und funktioniert.
Die Rezensionen im Android Store lassen dabei nichts Gutes erwarten: Das Einrichten des Zeppelins ist knifflig. Das Problem dabei ist, er hat nur ein 2,4-GHz-WLAN. Das kann nicht nur bei unkomprimierter Übertragung von 24-Bit-HiRes-Streams, wie Qobuz sie bietet, etwas eng werden. Es macht auch bei der Einrichtung Probleme, weil die meisten modernen Smartphones sich bei ausreichender Feldstärke automatisch im 5-GHz-WLAN einloggen. Die B&W-App benötigt das Smartphone aber zur Einrichtung in einem (verschlüsselten, was inzwischen Standard sein sollte) 2,4-GHz-WLAN. Wenn der entsprechende Hinweis erscheint, ist es schon zu spät: Die App findet dann wie verhext zwar alle WLANs der Nachbarn, aber nicht das eigene, und man kann es dann auch nicht manuell verbinden. Man muss das Handy also bereits vor dem ersten Anschließen des Zeppelins ans Stromnetz ins 2,4-GHz-WLAN zwingen, damit die Installation funktioniert. Ist diese einmal vollzogen, darf es später auch wieder auf 5 GHz einloggen.
Der Lautsprecher ist auch ohne App per Bluetooth verwendbar. Dann entfallen natürlich Multiroom und Sprachassistent, die Tonqualität ist allerdings im Gegensatz zu vielen anderen Smartspeakern dank HiRes-Codecs auch mit Android-Geräten gut. Der Zeppelin hat das neue apt-X Adaptive, das eigentlich rückwärtskompatibel zu apt-X und apt-X HD ist, beide bietet das Test-Smartphone Sony Xperia 10II. Doch kam keine apt-X-Verbindung zustande, so ganz perfekt ist die Qualcomm-Technik anscheinend doch nicht. Dafür überraschte eine AAC-HiRes-Verbindung – das klappt sonst nur auf iPhones und ist der Grund, warum Android-Geräte für akzeptablen Klang sonst apt-X brauchen
Über Bluetooth können alle Signalquellen abgespielt werden – lokale Musik auf dem Smartphone, Spotify, Qobuz, Internetradio. Die App erlaubt eine Verknüpfung mit Tune-In, Last.fm, dem ziemlich unbekannten NTS, Tidal, Qobuz, Deezer und Soundcloud. Spotify läuft dagegen nur mit der eigenen Spotify-App, und diese erlaubte es zunächst nicht, den Lautsprecher direkt anzusteuern, sie erkannte nur Chromecast-Lautsprecher. Auch lokale Dateien können nur über Bluetooth abgespielt werden, nicht über die Bowers & WilkinsMusic-App.
Bowers & Wilkens - App - Bilderstrecke
Bowers & Wilkens - App - Bilderstrecke
Alexa kann wie gewohnt Musik von Tune-in und Spotify abspielen. Wobei, nein, nur fast wie gewohnt. Die Alexa im Zeppelin kann nämlich Englisch in diversen Dialekten wie kanadisch, britisch, indisch und amerikanisch, auch Französisch, Portugiesisch, Italienisch, Chinesisch und Japanisch sind geboten – aber kein Deutsch. Das ist dann doch störend, wenn man sonst deutsch mit der Dame spricht und auf „Alexa, leiser“ nur eine längere und laute englische Erklärung erhält, dass sie diesen Wunsch nicht versteht. Dabei funktionieren die eingebauten Mikrofone für die Spracherkennung auch bei höheren Lautstärken gut, also hören kann die Amazon-Lady im Zeppelin.
Multiroom kann der Zeppelin aktuell nur über Alexa – womit er aber auch mit anderen Alexa-Lautsprechern zusammenspielen kann. Im Laufe des Frühjahrs 2022 soll auch eine Bowers & Wilkins-eigene Multiroom-Funktion als Update kommen, mit der der der Zeppelin dann auch mit anderen Bowers & Wilkins-Lautsprechern ohne Alexa zusammenspielt. Apple-User können alternativ Airplay 2 verwenden.
Bowers und Wilkens Zeppelin - Bilderstrecke
Bowers und Wilkens Zeppelin - Bilderstrecke
Klang: Sehr sauber
Bei einem Bowers & Wilkins-Lautsprecher erwartet man gute Audioqualität, hier gibt es nichts zu beanstanden: Schlechte Tonquellen fallen einem sofort auf, Radio Caroline hat hier über Tune-In offensichtlich einen eher schwachen Stream. Da gäbe es zwar bessere Caroline-Streams, die auch dem Zeppelin gerecht werden, doch die Wahl hat man mit Tune-In nicht. Über Bluetooth AAC steigt die Tonqualität von Spotify über lokale Quellen zu Qobuz an, über WLAN sind Spotify (via Alexa) und Qobuz jeweils nochmals etwas besser. Doch kann man beim Zeppelin auch Bluetooth nutzen, ohne unter schlechtem Ton zu leiden.
Die Wiedergabe ist angenehm, mit klaren Höhen und ohne übertriebene Bässe, die Grundeinstellung ist direkt nutzbar. Wer will, kann Höhen und Bässe noch in der App nachregeln, was aber eigentlich nicht notwendig ist, außer vielleicht bei älteren Tonquellen wie digitalisierten Bandaufnahmen.
Preis
Fazit
Der Bowers & WilkinsZeppelin ist für den Ruf seiner Marke mit 800 Euro Listenpreis noch günstig und hat akustisch einiges zu bieten: Guten, ausgewogenen Klang, eine akzeptable Bluetooth-Zuspielung und als Tischlautsprecher eine brauchbare Stereobasis.
Die Handy-App kann leider nicht ganz mit dieser Qualität mithalten. Wem das nicht wichtig ist, wer ohnehin nur Bluetooth nutzen will oder wer bei der Software die Geduld hat, auf ein leistungsfähigeres Update zu warten, kann sich so ein edles Gerät zu einem akzeptablen Preis leisten und wird nicht enttäuscht. Aktuell bieten aber andere Geräte im Vergleich mehr Funktionen.
Der Test erscheint im Rahmen unserer Themenwelt Multiroom. Dort haben wir bereits Geräte wie den Sonos Five (Testbericht), den Nubert nuPro X-3000 RC (Testbericht), den Yamaha Musiccast 50 (Testbericht) oder den Braun LE03 (Testbericht) ausprobiert. Dazu zeigen wir im Ratgeber Airplay 2, Spotify und Co: Streaming und Multiroom für Hi-Fi-Anlangen nachrüsten, wie man bestehende HiFi-Anlagen für Streaming fit macht.