Viel Volumen, großer Klang: An dieser simplen Formel führte über lange Zeit kein Weg vorbei. Mittlerweile wagen sich aber immer mehr Hersteller an vergleichsweise kleine Gehäuse und versuchen, mithilfe von Ingenieurskunst und ausgeklügelter Elektronik die Gesetze der Physik auszuhebeln.
Bose möchte mit seiner Smart Soundbar 600, die super flach und nicht mal 70 Zentimeter breit ist, selbst ausgewachsenen Flat-TV-Boliden akustisch neues Leben einhauchen und ein „mitreißendes Erlebnis mit realistischen Höheneffekten“ realisieren. Größenwahn oder audiophile Revolution im Miniatur-Format?
TechStage testet die Bose Smart Soundbar 600 im Rahmen der Themenwelt Soundbars. Neben Einzeltests haben wir dort Hintergrundartikel veröffentlicht, etwa den Ratgeber Soundbars: So findet man den besten Klang für den Fernseher.
Design und Verarbeitung
Die Smart Soundbar 600 ist ein sehr kompakter Klangaufhübscher, der im Wohnzimmer kaum auffällt. Mit gerade mal 69,4 Zentimeter in der Breite gehört die Bose zu den kleineren Soundbars am Markt. 5,6 Zentimeter in der Höhe und 10,4 Zentimeter in der Tiefe erlauben es, die Soundbar 600 auch auf weniger üppig dimensionierten Sideboards zu verstauen. Hinzu kommt das geringe Gewicht von 3,1 Kilogramm. Das prädestiniert den Lautsprecher dafür, bei Bedarf auch in unterschiedlichen Räumen zum Einsatz zu kommen. Die Soundbar ist ausschließlich in Schwarz erhältlich, das passt aber so gut wie immer und überall.
Die Oberseite besteht aus Kunststoff, der ist glücklicherweise von der hochwertigen Sorte und macht optisch was her. Der matte Look sorgt dafür, dass Fingerabdrücke an der Oberfläche kaum haften bleiben. Das Abdeckgitter an der Front ist ebenso wie das obere aus Metall gefertigt und passgenau eingesetzt. Die Ecken der Soundbar sind abgerundet, der Handschmeichel-Effekt ist hoch. Große gummierte Füße ermöglichen einen sicheren Stand und schonen sensible Oberflächen. Der gesamte Korpus wirkt sehr stabil und verwindungssteif.
Bose Smart Soundbar 600 - Bilderstrecke
Technische Daten, Anschlüsse und Ausstattung
Die Smart Soundbar 600 unterstützt neben Dolby Atmos auch Dolby Digital, Dolby True HD sowie Dolby Digital Plus und kann Stereo- und 5.1-Ton wiedergeben. DTS-Signale werden nicht verarbeitet. An den Seiten ist jeweils ein Lautsprecher positioniert, zwei zusätzliche sitzen oben in der Mitte. Diese Höhenlautsprecher funktionieren nach dem Prinzip, dass der hier austretende Schall von der Zimmerdecke runter zum Hörplatz reflektiert wird.
An der Gehäuserückseite ist ein HDMI-Anschluss mit eARC (Audio-Rückkanal) untergebracht, außerdem lässt sich die Bose über ein optisches Audiokabel mit dem Flat-TV verbinden. Ein externer Subwoofer kann angedockt werden. Der USB-Port eignet sich lediglich für Service-Leistungen. Klasse: HDMI- und optisches Kabel werden mitgeliefert.
Zur Ausstattung gehören ferner Bluetooth 4.2, AirPlay 2, Spotify Connect und Chromecast. Die Steuerung gelingt mittels Amazon Alexa auch per Sprache, dazu später mehr. Statt eines Displays hat Bose eine Lichtleiste verbaut, die aber mitunter mehr verwirrt als weiterhilft.
Einrichtung und Bedienung
In den meisten Fällen wird die Bose Smart Soundbar wohl per HDMI an einem Fernseher betrieben. Dann genügt es, am Flat-TV die externe Tonausgabe respektive HDMI ARC zu aktivieren. An der Soundbar selbst muss lediglich HDMI als Quelle ausgewählt sein. Schon steht der Film- und Musikwiedergabe nichts mehr im Weg.
Für die unkomplizierte Bedienung hat Bose eine kleine Fernbedienung im Scheckkartenformat beigelegt. Acht Tasten auf der angenehm gummierten Benutzeroberfläche bieten hohen Bedienkomfort. So kann man die Soundbar ein- und ausschalten, die Lautstärke verändern, die gewünschte Quelle wählen und Songs pausieren.
Wer sein Smartphone ohnehin immer in der Hand hat, sollte die für iOS und Android erhältliche „Bose Music“-App herunterladen. So kann man die Soundbar steuern, die Lautstärke anpassen, Quellen wechseln sowie per Equalizer diverse Klanganpassungen vornehmen. Auch Bass und Höhen sind per App modifizierbar, zudem lassen sich Ton-Verzögerungen ausgleichen.
Natürlich dient die App auch als Streaming-Zentrale – Musik spielt man beispielsweise über Spotify, Amazon Music oder Tunein zu. Für einen schnelleren Zugriff speichert man Radiosender oder Playlists in Presets ab. Hat man mehrere Bose-Lautsprecher im Einsatz, lassen sich diese in Gruppen zusammenfassen, um etwa parallel in unterschiedlichen Zimmern denselben Song abzuspielen.
Hilfreich ist hingegen die Möglichkeit, die Bose-Soundbar mittels Alexa per Sprache zu steuern. Ob lauter oder leiser, das Wechseln zu anderen Songs, das Pausieren eines Tracks oder das Stellen eines Timers – der Sprachassistent erweist sich als nützliches Feature. Die in die Soundbar integrierten Mikrofone lassen sich per Tastendruck auf der Oberseite des Lautsprechers deaktivieren.
Klangeigenschaften
Einen Fehler darf man nicht machen: die kleine Smart Soundbar 600 mit einem vollständigen Heimkinosystem oder einer deutlichen voluminöseren Soundbar mit separatem Subwoofer zu vergleichen. Denn letztendlich ist der Bose-Klangriegel eher nur ein Lautsprecher-Winzling mit sehr überschaubaren Abmaßen. Für diese kompakten Dimensionen spielt der Schallwandler angenehm luftig mit schöner Klangbühne und hervorragender Sprachverständlichkeit auf. Höhen sind nicht glasklar, werden aber deutlich akzentuiert.
Bei orchestraler Musik trennt die Bose einzelne Instrumente präzise und hebt diese plastisch voneinander ab. Auch wer seitlich von der Soundbar und nicht direkt zentral vor dem Lautsprecher sitzt, wird akustisch umnebelt. Der Klangkokon ist nicht ganz so füllig wie bei einem ausgewachsenen Soundsystem, aber trotzdem hat man das Gefühl, tonal im Geschehen dabei zu sein.
Bei Dolby-Atmos-Filmen spürt man ebenfalls ein Mehr an akustischer Präsenz. Allerdings sollte man hier seine Erwartungen ein wenig drosseln – separate Höhenkanäle oder im Raum stehende Soundeffekte werden bestenfalls angedeutet, wuchtigere und teurere Audiosysteme und natürlich erst recht separate Höhenlautsprecher agieren hier auf einem ganz anderen Niveau.
Das gilt ebenfalls für den Bass. Der Tieftonteppich liegt nicht zentimeterdick im Raum, sein Druck ist überschaubar. Aber im Vergleich zur reinen Filmwiedergabe über den Flat-TV ermöglicht die Smart Soundbar 600 doch ein intensiveres klangliches Eintauchen in die Handlung, weil die Raumabbildung merklich präsenter ist, ein Pistolenschuss oder das Donnern eines Kampfjets mit mehr Präsenz und Dynamik zum Leben erweckt werden.
Insgesamt sind wir mit der Soundperformance der Bose-Soundbar sehr zufrieden, ohne großen Aufwand und optischen Eingriff ins Wohnzimmer werden die akustische Brillanz von Musik, Sprache und Effekten effektiv aufpoliert.
Preis
Bose hatte zum Testzeitpunkt den Preis für die Smart Soundbar 600 von 550 Euro auf 500 Euro reduziert. Viel günstiger ist der TV-Lautsprecher auch bei den großen Elektronikketten und Online-Anbietern nicht zu bekommen. Selbst nach intensivem Stöbern im Internet lässt sich keine Plattform finden, auf der die Bose-Soundbar für weniger als 480 Euro zu haben ist.
Fazit
Die Smart Soundbar 600 löst keine tonale Revolution im Wohnzimmer aus, aber sie leistet bei kompakten Abmaßen ausgezeichnete Arbeit und eignet sich sowohl für ansprechende Filmakustik als auch für gelungene Konzertabende. Bedienkomfort und Verarbeitung sind top, lediglich die Lichtleiste an der Front ist noch verbesserungswürdig.
Das App-Konzept überzeugt, und in den meisten Wohnzimmern dürfte die Smart Soundbar locker ausreichen, um den TV-Ton auf ein höheres Level zu heben. Bose beweist: so groß kann klein sein!
Wer mehr Bass braucht, sollte einen Blick auf die Teufel Cinebar 11 (Testbericht) mit Subwoofer werfen. Weitere Geräte dieser Art zeigen wir im Ratgeber Mini-Soundbars: Viel Klang auf wenig Raum für TV & Homeoffice und Soundbars: So findet man den besten Klang für den Fernseher.
Mehr über satten Sound für Filme und mehr erklärt unser Ratgeber: Lautsprecher, Subwoofer und AV-Receiver: Das braucht man wirklich für gutes Heimkino. Wie man sich zu Hase sein eigenes Kino bastelt, zeigen wir im Beitrag: Unsichtbares Heimkino im Wohnzimmer: DIY mit Beamer-Lift und elektrischer Leinwand.