Frisches Gemüse, ohne Aufwand, das ganze Jahr? Das versprechen smarte Indoor-Gärten. Während der Emsa Smart Garden 3 (Testbericht) und der Prêt à Pousser Lilo (Testbericht) wenig smart sind, bietet der Bosch Smartgrow 3 deutlich mehr - etwa Ferienmodus und automatische Bewässerung. Unser Testbericht zeigt, was der Garten von Bosch und Kooperationspartner Plantui mit dem baugleichen Gerät leistet. In unserem Ratgeber Smarte Indoor-Gärten: Gemüse & Kräuter im Haus züchten geben wir zudem eine Einführung zum Gärtnern in den eigenen vier Wänden.
Konzept
Der Smartgrow 3 ist das kleinste Modell von Bosch/Plantui. Er ist etwa so groß wie eine Wassermelone. Der Bosch-Garten besteht aus Wasserschale, Pflanzaufsatz mit integrierter Wasserpumpe und halbrunder Kuppel mit Vollspektrum-LED-Beleuchtung. Dem Smartgrow 3 liegen zwei Verlängerungsstäbe für die Leuchte sowie ein Netzteil bei.
Optional bietet Bosch die kostenlose App Smartgrow für Android und iOS. Wie bei Emsa und Prêt à Pousser ist sie aber nicht intelligent, sondern rein informativ. Immerhin: Die Bosch-App erklärt, was es bedeutet, wenn der Garten blinkt oder die Wasserpumpe komische Geräusche macht.
Passend zum Smartgrow 3 vertreibt Bosch Pflanzkapseln von Plantui. Insgesamt 40 Sorten sind im Angebot, darunter Klassiker wie Basilikum und Minze, aber auch exotischere Pflanzen, wie Grünkohl oder Tatsoi – ein chinesischer Mini-Spinat. Die Kapseln sind im Dreierpack für rund 10 Euro bei Bosch erhältlich. Wer direkt bei Plantui kauft, zahlt im Schnitt 7 Euro. Beides ist teuer, Alternativen zur eigenen Anzucht sind aus unserer Sicht bei den kleinen Löchern für die Kapseln kaum möglich.
Einrichtung
Den Pflanzgarten von Bosch/Plantui richtet man in sieben Schritten ein: Schale hinstellen, mit Wasser befüllen, Pflanzaufsatz einlegen, Samenkapseln hineinstecken und Nährstoffpulver ins Wasser kippen. Im Anschluss kommt die LED-Kuppel darauf und man schließt den Garten an den Strom an.
Das Licht geht an und startet die Aufzucht. Der Lichtzyklus verhält sich mit 16 Stunden Licht und 8 Stunden Ruhemodus wie beim Emsa Smart Garden 3 (Testbericht) und beim Prêt à Pousser Lilo (Testbericht) . Im Gegensatz zum Lilo und Smart Garden 3 pumpt der Bosch-Garten einmal am Tag rund 100 Milliliter Wasser in den Pflanzaufsatz. Ist irgendwann keine Flüssigkeit mehr im Tank, blinkt die LED-Beleuchtung, um zu informieren, dass Wasser nachgefüllt werden muss. Bei den anderen Gärten schwimmen Gemüse und Kräuter dauerhaft im Wasser.
Pflanzenzucht
Wir haben unseren Testgarten mit Basilikum, Pak Choi und Petersilie bepflanzt. Nachteil bei dieser Zusammensetzung: Für jedes Gemüse legt Bosch ein bestimmtes Nährstoffpulver bei. Mischt man die Pflanzen im Smartgrow 3 ist das Verhältnis des Pulvers nicht optimal. Im Test haben wir das gemerkt, denn der Pak Choi wächst mit Pak-Choi-Pulver am besten – wer hätte das gedacht. Das Test-Basilikum scheint die Nährstoffe ebenfalls zu mögen. Nur die Petersilie vegetiert vor sich hin. Sie braucht bei uns am längsten und liefert auch nach rund 28 Tagen noch immer keinen erkennbaren Ertrag.
Der Smartgrow 3 lässt sich mit dem Pflanzenwachstum mehr Zeit als der Emsa Smart Garden. Dessen Pflanzen sind nach gut 21 Tagen erntereif. Beim Bosch-Garten muss man mit gut einem Monat rechnen.
Im Vergleich zum größeren Smartgrow 6 verzichtet Bosch beim 3er auf einen Höhensensor. Dieser schlägt Alarm, wenn die Pflanzen die LED-Beleuchtung berühren. Schade, dass dieses Feature seinen Weg nicht in den kleineren Garten von Bosch gefunden hat, denn unser Pak Choi zeigt Verbrennungen an den Blättern. Für das Feature zahlt man 100 Euro mehr.
App
Im Gegensatz zu den Gärten von Emsa und Prêt a Pousser verzichtet die Smartgrow-App von Bosch auf eine Registrierung. Sie ist direkt nutzbar. In der App legt man seinen virtuellen Garten an, in unserem Fall den Smartgrow 3, und wählt die Pflanzen aus, die gesetzt sind.
Die Bosch-App ist nicht smart – genauso wie die Modelle der Wettbewerber. Sie verbindet sich nicht mit dem Garten, sondern bietet nur Informationen und Shop-Anbindung für Pflanzkapseln an. Sie zeigt etwa an, wann man das erste Grün ernten kann und wie viel, damit die Pflanze gut nachwächst. Zudem gibt es weiterführende Links, beispielsweise wie den sogenannten Ferienmodus einschaltet. Dazu hält man einen Knopf neben der LED-Beleuchtung für 10 Sekunden gedrückt. Dann reduziert der Smartgrow Licht- und Wasserversorgung. So kommt der Garten mit einem vollen Wassertank gut 14 Tage über die Runden – etwa für einen Urlaub.
Fazit
Der Bosch Smartgrow 3 beziehungsweise der Plantui Smart Garden 3 liefert solide Ergebnisse. Alle Pflanzen gedeihen, auch wenn man nicht die richtigen Nährstoffe zuführt. Der Garten bildet im Gegensatz zum Prêt à Pousser Lilo (Testbericht) keinen Schimmel, Gemüse und Kräuter sind knackig grün. Die Wasserpumpe versorgt die Pflanzen optimal mit Wasser, das Ergebnis zeigen die Bilder dieses Testberichts.
Dennoch: Der Garten von Bosch ist richtig teuer. Für die 150 Euro gibt es zwar einen soliden Garten, aber keine smarten Features. Erst für 250 Euro, also den Smartgrow 6, ist ein Höhensensor vorhanden. Dieser Informiert, wenn die Pflanzen an den LEDs kleben und ein Verlängerungsstab hinzu muss. Das ist schade und vermiest den Geschmack auf selbstgezogenes Gemüse – ganz zu schweigen von den Preisen für die Kapseln. Zudem ist die Ernte nicht üppig. Bei unserem erntereifen Test-Pak-Choi reicht der Ertrag maximal zur Dekoration von vier Tellern. Eine kostengünstige Selfmade-Anzucht ist beim Smartgrow ebenfalls nicht möglich. Entsprechend können wir den Garten nur empfehlen, wenn einem das Geld egal ist und man einfach gerne knackiges Gemüse und Kräuter züchten will.
Wer sich grundsätzlich für das Thema interessiert, sollte sich unseren Ratgeber Smarte Indoor-Gärten: Gemüse & Kräuter im Haus züchten duchlesen. Alle passenden Beiträge sammeln wir auf unserer Themenseite Smart Garden .