BlackBerry KEYone im Test: Android und Tastatur

BlackBerry KEYone im Test: Android und Tastatur
Pro und Contra
  • erstklassige Verarbeitung
  • sehr gute Kamera
  • lange Akkulaufzeit
  • hoher Preis
  • Mittelklasse-Prozessor
  • überladenes Menü
  • 3.0

Teile diesen Beitrag

Beliebt auf TechStage

Die leichtesten Laptops: Kompakt & leistungsstark ab 500 Euro

Die leichtesten Laptops: Kompakt & leistungsstark ab 500 Euro

Gadgets für Reifenwechsel: RDKS-Sensoren anlernen, Wagenheber, Luftpumpen & Co.

Gadgets für Reifenwechsel: RDKS-Sensoren anlernen, Wagenheber, Luftpumpen & Co.

Resin für SLA-Drucker im Test: Anycubic, Creality, Elegoo, Monoprice & Phrozen

Resin für SLA-Drucker im Test: Anycubic, Creality, Elegoo, Monoprice & Phrozen

Gaming-PCs ab 500 Euro: Selbstbau lohnt sich wieder

Gaming-PCs ab 500 Euro: Selbstbau lohnt sich wieder

Das BlackBerry KEYone ist außergewöhnlich: Es hat eine mechanische Tastatur auf der Vorderseite, die auch als Trackpad funktioniert. Mit 600 Euro ist der neue BlackBerry aber nicht gerade günstig, und der Blick aufs Datenblatt verrät, dass hier eher Komponenten aus dem mittleren Preissegment verbaut sind. Ist er sein Geld wert? Wir haben das Telefon drei Wochen im Alltag getestet. Was uns dabei aufgefallen ist, zeigen wir im ausführlichenTestbericht.

Im Januar dieses Jahres haben wir das Gerät zum ersten Mal auf der CES in Las Vegas in die Finger bekommen. Damals noch unter den Namen DTEK70 oder BlackBerry Mercury bekannt, wurde es einige Wochen später auf dem Mobile World Congress offiziell vorgestellt (Ersteindruck im Hands-on-Video ).

Auf Telefon und Verpackung steht zwar BlackBerry und auch das Emblem kommt uns sehr bekannt vor, hergestellt wird der KEYone allerdings von dem chinesischen Konzern TCL Communications. Ihm gehören nun die Markenrechte für BlackBerry-Smartphones.

Apropos Verpackung. In der Schachtel liegt das Smartphone ganz oben, hübsch präsentiert. Darunter das Übliche: ein modulares Aufladesystem bestehend aus einem einfachen USB-Netzgerät und einem USB-Type-C-Kabel. Außerdem findet sich ein kabelbasiertes Headset mit Freisprechfunktion im Karton. Die Kopfhörer kommen in Hochglanzoptik daher und schauen edel aus, überraschenderweise fühlen sie sich auch hochwertig an. Bei der Wiedergabe von Musik und beim Telefonieren machen die Gehörganghörer eine erstaunlich gute Figur. Sie überzeugen mit starken Bässen und einem insgesamt zufriedenstellenden Klangbild. In Zeiten, in denen (Premium-)Hersteller üblicherweise auf Zugaben wie Kopfhörer vollständig verzichten oder etwas ganz Billiges dazu packen, ist dies eine willkommene Abwechslung.

Als alte Fans von BlackBerry sind wir noch weitere Dreingaben gewohnt, zum Beispiel eine Dockingstation wie beim BlackBerry PRIV. Oder etwas nostalgischer: ein Gürtelholster. Aber gut, wer hängt bitteschön heute noch sein mobiles Kommunikationsgerät den Gürtel?

Wer mehr will, findet bei Amazon & Co. Zubehör für das BlackBerry KEYone. Für wenig Geld gibt es eine Display-Schutzfolie oder eine Hülle. Hochwertige Hüllen aus Leder gibt es auch, sie sind aber etwas teurer. Obwohl der neue BlackBerry sicherlich keine Massenware wird, ist die Auswahl erfreulich groß.

Das KEYone fühlt sich an wie ein Panzer. Es ist schwer, stabil, robust, dick und wuchtig, kurz: äußerst solide. Während der Testphase ist es uns gleich zweimal auf Asphalt gefallen. Einmal aus der Höhe einer Autotür während des Aussteigens und das zweite Mal aus Kopfhöhe. In beiden Fällen kam das Telefon unbeschadet davon, wir konnten noch nicht einmal Kratzer am Gehäuse feststellen.

Der Rahmen des KEYone ist aus Metall und in der Farbe Silber gehalten. Die Rückseite ist großflächig mit einem gummiartigen Material überzogen. Dadurch liegt das Smartphone fest in der Hand. Das Glas auf der vorderen Seite komplettiert das Aussehen des exzellent verarbeiteten BlackBerry KEYone.

Eines der Top-Argumente für dieses Smartphone dürfte seine Tastatur mit den 35 einzelnen und beleuchteten Tasten sein. Auf der linken Seite gibt es zusätzlich noch eine Power-Taste, rechts sitzen die etwas wackelige Lautstärkenwippe sowie ein frei konfigurierbarer Button mit Schnellstartfunktion. Wir haben WhatsApp draufgelegt, aber das ist die freie Entscheidung des Nutzers. Der Quick-Start-Button hätte von der Höhe her besser positioniert werden können, da die Taste sowohl für Links- als auch für Rechtshänder unkomfortabel zu benutzen ist. Die Android-Knöpfe Zurück, Home und Multitasking sind zwischen der Tastatur und dem Display platziert. Das erleichtert die Bedienung mit einer Hand, da der Bereich höher gelegen ist als bei Smartphones ohne Tastatur.

Die zunächst unauffällig aussehende Leertaste auf der Tastatur ist anders geformt als die restlichen QWERTZ-Tasten. Sie wirkt nicht so plastisch und ist matt. Hintergrund: Integriert ist ein aktiver Fingerabdrucksensor, der das System irre schnell entsperrt – selbst bei ausgeschaltetem Display im Bereitschaftsmodus.

Die wohl größte Schwäche des BlackBerry KEYone ist die Hardware-Ausstattung. Auf der einen Seite wird ein Preis verlangt, den man so nur von hochpreisen Smartphones mit entsprechender Leistung kennt, die Ausstattung lässt uns aber eher an ein Mittel- bis Oberklassen-Smartphone denken. In dem 9,4 mm dicken und 180 Gramm schweren KEYone arbeitet ein Snapdragon 625 Prozessor von Qualcomm. Der Achtkerner verrichtet seine Arbeit ordentlich. Anwendungen starten schnel und die Oberfläche ist flott genug für die täglich Nutzung. Trotzdem geht es spürbar performanter, zum Beispiel mit einem Prozessor der 800er-Reihe. Wer von einem High-End-Gerät wie dem Galaxy S8 (Testbericht) umsteigt, merkt die Minderleistung.

Der Arbeitsspeicher des Smartphones ist 3 GByte groß, wünschenswert wären auch in Anbetracht des Preises 4 GByte gewesen – gerade bei einer Produktivitätsmaschine wie dem KEYOne. Das Wechseln zwischen mehreren Apps klappt trotzdem vernünftig.

Der interne Speicher hat eine Größe von 32 GByte. Nach Abzug des Betriebssystems und der vorinstallierten Software stehen dem Nutzer etwa 17,7 GByte zur Verfügung. So viel ist das nicht – einzelne Apps belegen schon mal 2 oder mehr GByte. Zur Erweiterung nimmt der KEYone eine Speicherkarte im microSDXC-Format mit bis zu 256 GByte auf, allerdings kann man – typisch bei Android – nicht alle Daten hierhin auslagern. Apropos, die Übertragung von Dateien wie Fotos, Videos und Musik ist kabellos und kabelgebunden möglich. Erfreulich: Die USB-C-Schnittstelle des BlackBerrys unterstützt USB 3.1, damit sind Übertragungsgeschwindigkeiten von theoretisch bis zu 10 GByte/s möglich.

Der Akku im KEYone ist fest verbaut und nicht durch den Nutzer selbst austauschbar. Die Kapazität beträgt überdurchschnittliche 3505 Milliamperestunden. Entsprechend gut ist die Betriebszeit: 1,5 bis 2 Tage. Bei intensiver Nutzung wollte der BlackBerry aber auch schon nach einem Tag ans Netzteil. Unterm Strich ist das Ergebnis gut. Zwar verfügt das Telefon über eine Schnellladetechnik gemäß Qualcomm QuickCharge 3.0, aber ein entsprechendes Ladegerät ist nicht im Lieferumfang enthalten. Das vollständige Laden von 0 auf 100 Prozent dauerte im Test gute drei Stunden mit dem mitgelieferten Equipment.

Vieltelefonierer freuen sich, wie gut diese Funktion im KEYone umgesetzt ist. Der Klang der Hörmuschel ist kristallklar, der Mono-Lautsprecher für freihändiges Sprechen und Hören ist immens laut. Kurz das Gerät in die Mitte des Tisches gestellt, und schon läuft die Konferenz. In Sachen Empfang haben wir mit Vodafone und Telefonica Germany im Großraum Hamburg keine Schwierigkeiten gehabt; sowohl die Übertragung von Daten als auch die Sprachqualität waren erstklassig.

Das Display des KEYone hat eine Diagonale von 4,5 Zoll. Auch wenn es anfangs so wirkt, als wäre es quadratisch, praktisch, gut, hat es ein Seitenverhältnis von 3:2 mit einer Auflösung von 1620 × 1080 Pixeln. Bei einer Gesamtdarstellung von 1,7 Millionen Bildpunkten beträgt die Pixeldichte 433 ppi. Damit ist die Darstellung gestochen scharf. Zum Vergleich: Das Retina-Display des iPhones kommt auf 326 Pixel pro Zoll.

Das Panel ist ein IPS-basierter Flüssigkristallbildschirm. Das sorgt für anständige Blickwinkel und satte Farben. Im Test haben wir die Erfahrung gemacht, dass das Display an sonnigen Tagen ein wenig zu dunkel ist. Schade, das war bei früheren BlackBerrys immer eine der Stärken.

Das Priv von BlackBerry ist mit dem KEYone vergleichbar. Es hat einen Touchscreen und eine vollwertige Tastatur mit Trackpad-Funktion. Allerdings ist der Formfaktor ein anderer: Statt Barrendesign gibt es einen Slider-Mechanismus. Die späten 2000er lassen grüßen. Ein Vorteil, der sich daraus ergibt: Sowohl der Bildschirm als auch die Tastatur nehmen größere Flächen ein, weil beide Elemente auf unterschiedlichen Ebenen untergebracht sind. Außerdem verschwindet die mechanische Tastatur, wenn sie gerade nicht zum Einsatz kommt.

Im Vergleich zum KEYone war das Priv vor zwei Jahren noch richtig stark ausgestattet. Dafür kam es für satte 849 Euro auf den Markt. Heute findet man es hier und dort noch für gute 300 Euro. Gefehlt hat damals der Fingerabdrucksensor, der im Jahr 2017 undenkbar ist.

Die Tastatur-Layouts bei Priv und KEYone sind ähnlich: vierreihig, symmetrisch geformte Tasten, eine Hintergrundbeleuchtung und ein ordentlicher Hub für das Feedback. Beim ersten Android-Smartphone von BlackBerry diente die Tastatur direkt der Suchfunktion, wenn man außerhalb eines Textfelds auf die Knöpfe gedrückt hat: So wurden nach der Eingabe des Buchstabens „K“ beispielsweise Kamal Vaid, Kontakte oder Kalender angezeigt. Beim neuen KEYone kann jede Taste zweifach für eine Aktion belegt werden. Dabei unterscheidet die Software zwischen einem kurzen oder langen Druck. Ein kurzer Druck auf's „B“ ruft beispielsweise einen Kontakt, längeres Drücken den Browser auf. Das ist ein mächtiges Tool für produktives und schnelles Arbeiten im Alltag.

Das Kamerasystem des KEYone kennen wir schon vom Google Pixel – zumindest den Bildsensor mit 12 Megapixeln und großen Einzelpixeln (1,55 Mikrometer). Ob es die gleiche Optik wie beim Pixel ist, bleibt offen. Zumindest setzt TCL auf ein 6-Linsen-Element mit einer Blende von f/2.0. Neben dem herkömmlichen Kontrastautofokus ermittelt das System die Schärfe auch per Phasendetektion. Das geht erheblich schneller und das merkt man auch – selbst bei wenig Licht.

Videoaufnahmen kann das BlackBerry-Smartphone ebenfalls, im Format 4K Ultra-High-Definition mit einer Bildwiederholrate von bis zu 29,7 Bildern pro Sekunde. Das kontinuierliche Fokussieren während einer Aufnahmen funktioniert gut, bei schnellen Bewegungen ist jedoch ein kurzes, aber starkes Pumpen sichtbar.

Die Bildqualität der Kamera gefällt uns. Sie schießt überraschend gute Fotos. Gerade bei wenig Licht holt die 12-Megapixel-Kamera mehr heraus als etwa das Sony Xperia XZ Premium (Testbericht) . Um mehr Schärfe zu bekommen, wäre ein optischer Bildstabilisator (OIS) sinnvoll gewesen. Stattdessen setzt der Hersteller auf die von Google entwickelte Multiframe-Bildtechnologie, die aneinanderreihende Aufnahmen zu einem hellen Bild konvertiert.

Testbilder des BlackBerry KEYone

Auf dem BlackBerry KEYone läuft das Google-Betriebssystem in aktueller Version: Android OS 7.1.1 (Nougat). Der Hersteller wirbt zwar damit, dass es das sicherste Android-Smartphone auf der Welt sei, vernachlässigt jedoch die monatlichen Sicherheitspatches. In den Einstellungen unter Software entdecken wir den 1. April 2017. Der noch von BlackBerry gebaute Priv hat sein letztes Update am 5. Mai 2017 bekommen. Der Patch für Juni ist Stand heute, am Freitag, den 9. Juni, noch in der Vorbereitung und kurz vor der Verteilung. Das ist kein guter Start, TCL.

Das KEYone läuft mit der BlackBerry-eigenen Sicherheitssoftware DTEK. Sie teilt dem Nutzer mit, wie der aktuelle Status ist und welche Maßnahmen notwendig sind, damit das Smartphone sicher vor Angriffen ist. Dabei geht es um Dinge wie Apps und deren Berechtigung auf Informationen, oder ob und wie optimal die Bildschirmsperre eingerichtet ist. Vieles ist zwar selbstverständlich, aber dennoch gut zu wissen, dass ein System im Hintergrund aufpasst und notfalls seinen Nutzer warnt. Lieber einmal eine Sperre aufheben, als unbemerkt einen Informationsfluss durchlassen.

Nicht gefallen hat uns die Unübersichtlichkeit. Zwar basiert die Oberfläche auf nacktem Google Android und es gibt nur wenige Anpassungen, doch hier und da sind zu viele Verknüpfungen und Widgets vorhanden, die mehr an das Jahr 2013 erinnern. Seine Software-Strategie sollte der Hersteller gründlich überdenken und das Setup schlanker gestalten.

Sehr löblich: Auf dem KEYone ist keine einzige Bloatware vorinstalliert. Hiervon können sich viele andere Hersteller eine Scheibe abschneiden. Dafür übertreibt TCL es mit den hauseigenen Produkten und Diensten von BlackBerry. So gibt es gleich drei verschiedene Notiz-Apps. Das Gute ist, dass sich einiges deinstallieren lässt, manches aber nur deaktivieren. So gewinnt man zwar nicht unbedingt Speicherplatz, aber zumindest etwas Übersichtlichkeit.

Das KEYone ist ein großartiges Smartphone zu einem – aktuell – teueren Preis. Statt bei 599 Euro sehen wir das Gerät eher bei 449 Euro, denn die Hardware einfach nicht so stark und zeitgemäß. Zwar wird ein typischer BlackBerry-Nutzer eher nicht High-End-Spiele auf dem Telefon zocken. Trotzdem: Für das Geld gibt es Besseres – und genau deshalb ist ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für den Erfolg des KEYone so wichtig.

Sehr gut gefallen hat uns die Verarbeitung. TCL weiß, worauf es in dieser Klasse ankommt. Schade, dass Extras wie Wasserfestigkeit oder drahtloses Laden fehlen. Auch die Kamera ist ausgezeichnet, gleichwohl sind Pixel , HTC U11 und Galaxy S8 besser. Für einen BlackBerry schießt das KEYone vortreffliche Bilder.

Bleibt nur noch die Frage: Wer soll das Smartphone kaufen? Arbeitstiere, Fans und all jene, die Lust auf etwas Neues haben. Wenn es ein Tastatur-Phone sein muss, gibt es nichts Besseres als den King in dieser Nische: BlackBerry.

Tags:

Affiliate-Information

- Bei den mit gekennzeichneten Links handelt es sich um Provisions-Links (Affiliate-Links). Erfolgt über einen solchen Link eine Bestellung, erhält TechStage eine Provision. Für den Käufer entstehen dadurch keine Mehrkosten.