Die neue Fritzbox 7590 AX bringt Wifi-6 und ein VDSL-2-Modem zum Kunden. Sie soll das neue Flaggschiff werden und hat dazu ziemlich gute Voraussetzungen dafür. TechStage testet die Fritzbox im Rahmen unserer Themenwelt Wifi-6. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf die WLAN-Leistung.
Dabei hatten wir nach dem Auspacken zunächst ein Deja-Vu: Nanu, die 7590 AX sieht aus wie ihre Wifi-5-Schwester 7590? Tatsächlich stammt unser Testgerät aus der ersten Produktions-Charge, die per Redaktionsschluss unter anderem bei Mediamarkt und Saturn verkauft wurde. AVM hat am 8. Juni 2021 ein kommendes Upgrade des Gehäuses angekündigt. Hier der Wortlaut: "Der Produktstart der Fritzbox 7590 AX erfolgte in einem modifizierten Gehäuse der 7590. Die Leistungsmerkmale sind dabei von der Gehäuseform nicht beeinflusst. Aus logistischen Gründen erfolgt in Kürze eine Umstellung auf ein leicht größeres Gehäuse, wobei die Leistungsmerkmale gleich bleiben. Gleichzeitig wurde die Verpackung einem Refresh unterzogen, welches schrittweise auch bei weiteren Produkten eingeführt wird."
Hardware
Die 7590 AX gleicht bei den Anschlüssen der Fritzbox 7590. Am grauen DSL-Port wird das Internet zugeführt: Das in der 7590 AX verbaute Modem bedient alle in Zentral-Europa relevanten, IP-basierten DSL-Anschlüsse, von ADSL2+ bis zu VDSL2 mit Supervectoring Profil 35b. Damit kommen theoretisch bis zu 300 MBit/s im Download und 50 Mbit/s im Upload beim Router an. In der Praxis können die meisten Provider maximal 250 MBit/s im DL und 40 MBit/s im UL anliefern. Und das auch nur, wenn der graue Verteilerkasten der Telekom auf dem Bürgersteig weniger als 300 Meter vom Haus des Fritzbox-Users entfernt steht.
Die zwei seitlichen RJ11-Buchsen, FON1 und FON 2, sind für hausinterne, analoge Telefone gedacht. Eine größere, schwarze RJ45-Buchse, FON S0, dient für hausinterne ISDN-Geräte. Rechts außen sitzt noch eine längliche TAE-Buchse für analoge Telefone. Natürlich kann man auch Faxgeräte oder Anrufbeantworter an die analogen Ports anschließen. Nicht sichtbar ist die DECT-Basisstation für maximal 6 DECT-Handtelefone und für weitere DECT-SmartHome-Geräte, wie etwa Funk-Schaltsteckdosen. Mehr dazu zeigen wir im Artikel Fritzbox als Smart-Home-Zentrale. Und wer passende Handgeräte sucht, der sollte einen Blick in den Vergleichstest: Vier DECT-Telefone für die Fritzbox werfen. Die Fritzbox 7590 AX kann bis zu sechs DECT-Telefone, bis zu 10 schaltbare Steckdosen und bis zu zwölf Heizkörperregler verwalten.
Die blaue RJ45-Dose ist für den WAN-Anschluss an einem anderen Modem, etwa Glasfaser, Kabel oder LTE gedacht. Danach folgen die vier gelben RJ45-Buchsen LAN1 bis LAN4. Sie sind fürs lokale Netzwerk vorgesehen und bieten jeweils Gigabit-LAN. Für die meisten Anwendungsfälle reicht das, wir hätten uns aber mindestens eine Buchse mit 2,5 GBit/s oder schneller gewünscht, etwa, um dort eine flotte NAS anzuschließen.
Die 7590ax hat hinten und links außen insgesamt zwei blaue USB-3.0-Buchsen. Hier kann man zum Beispiel USB-Drucker, USB-Festplatten oder USB-Speichersticks anschließen. Laut AVM funktionieren auch Mobilfunk-Sticks, etwa für LTE, UMTS, HSPA, was wir aber noch nicht getestet haben.
Taster & Montage
An der Front sitzen fünf LEDs, sie zeigen Betriebszustände oder eingegangene Sprachnachrichten. Man kann sie teilweise umprogrammieren, oder ganz abschalten, falls das LED-Licht stören sollte.
Die Taster dienen der Auslösung von Kopplungsvorgängen, etwa mit WLAN-Endgeräten, oder mit WLAN-Repeatern. Sie erlauben aber auch die Hardware-mäßige Schnellabschaltung des WLANs, etwa bei Dienstschluss, oder vor dem Schlafengehen. Alle drei Taster haben einen guten Druckpunkt. Das wirkt bei der neuen 7590 AX genau so ausgereift, wie schon bei der alten 7590 AC+N.
Normalerweise liegt die Fritzbox flach auf einem Tisch, Regal, Schrank oder Sideboard. Funktechnisch kann es aber günstiger sein, sie an eine freie Stelle an der Wand zu montieren. Die notwendigen Bohrungen sind auf der Rückseite. Im Internet findet man auch Dritt-Lösungen für den Einbau der Fritzbox in IT-Racks und Serverschränke.
Wifi-6 und WPA3
Das Highlight der Fritzbox 7590 AX ist ihr Wifi-6-Funkmodul mit 4x4 Multi-User-MIMO. Im 11ax-WiFi-6-Modus verspricht sie WLAN-Brutto-Datenraten:
- bis zu 1200 MBit/s im 2,4-GHz-Band, und
- bis zu 2400 MBit/s im 5-GHz-Band
Im 11ac-WiFi-5-Modus:
- bis zu 1733 MBit/s im 5-GHz-Band
Im 11n-WiFi-4-Modus:
- bis zu 800 MBit/s bei 2,4 GHz
Übrigens: Das uralte 802.11b aus dem Jahre 2000 wird von AVM nicht mehr unterstützt. Das frisst wohl zu viel Airtime. Und vermutlich sind 11b-WLAN-Geräte im Alt-Bestand sowieso schon weitgehend ausgestorben. Will sagen: WLAN-11b braucht anno 2021 wohl niemand mehr.
Die WLAN-Hardware wird durch aktuelle Software ergänzt. Dazu gehören zahlreiche Komfortfunktionen rund um WLAN-Mesh. Damit bauen Repeater beispielsweise kein getrenntes Funknetz mit eigenem Namen auf, sondern gehören zur Fritzbox, samt gleicher SSID und Passwort. Der WLAN-Funk ist nicht nur über Software, sondern auch über Taster und sogar über angeschlossene DECT-Telefone bequem an- und abschaltbar.
Als WLAN-Verschlüsselung ist WPA2 ab Werk voreingestellt. Der neue WPA2/WPA3 Transition Modus ist per Software aktivierbar. WPS ist ebenfalls mit an Bord.
Betriebssystem Fritz OS
Die weitere große Stärke aller Fritzboxen ist Fritz OS. Die Router-Firmware wächst seit Jahren im Funktionsumfang und ist dennoch immer noch bedienerfreundlich. Im Wifi-6-Flaggschiff stecken wieder alle Funktionen, die man von Fritz OS erwartet, darunter eine NAS, ein Gäste-WLAN, Smart-Home-Funktionen oder eine umfangreiche IP-Telefonanlage. Diese stellt zudem fünf Anrufbeantworter bereit, Sprachnachrichten kommen auf Wunsch per Voice-to-Mail ins Postfach. Darüber hinaus bringt die Fritzbox ein digitales Faxgerät mit, eingehende Faxe werden ebenfalls optional per E-Mail weitergeschickt.
Leistungsmessung
Um die maximal 2400 MBit/s der Fritzbox 7590 AX wirklich auszunutzen, benötigt man leistungsstarke Wifi-6-Endgeräte. Wir nutzen für diesen Test 10-GBit/s-NAS als Zuspieler der Daten, beide hängen direkt an den LAN-Ports der Fritzbox. Dann ziehen wir über das WLAN der 7590 AX jeweils 10 GByte aus jedem NAS-Server zeitgleich auf einen einzigen WiFi-6-Rechner herunter (rote Kurve). Danach schieben wir die zweimal 10 GByte vom Laptop wieder auf die beiden NAS hinauf (grüne Kurve). Zehn GByte, das entspricht einem langen 4K-Video in hoher Qualität. Im echten Leben könnte ein Video-Producer also zwei lange 4K-Videos gleichzeitig aus zwei verschiedenen NAS-Servern per WiFi-6 auf einen Rechner herunterladen, um sie dann direkt auf dem Rechner zu einem gemeinsamen Video zusammenzuschneiden.
Im 2,4 GHz Band sehen wir noch keinen Vorteil durch den parallelen Download aus zwei Servern. Bei 2,4 GHz setzt nämlich der WiFi-6-Funk die Grenze, nicht etwa der LAN-1000-Port der 7590 AX. Die Peaks liegen bei 410 MBit/s, der Durchschnitt eher bei 360 MBit/s.
Ganz anders sieht es im 5-GHz-Bereich aus. Hier sehen wir einwandfreie Download-Peaks knapp über 1700 MBit/s netto, das sind die roten Blöcke. Der Durchschnitt liegt bei 1600 MBit/s. Die Upload-Peaks liegen knapp über 1380 MBit/s netto, das sind die grünen Blöcke. Der Durchschnitt liegt bei 1140 MBit/s. Hätten wir nur einen einzigen NAS-Server an einem einzigen LAN-1000-Port der 7590 AX hängen, dann wären auch im 5 GHz Band alle Messungen knapp unter 1000 MBit/s geblieben. Mit den beiden Zuspielern kommen wir also der theoretischen Brutto-Leistung sehr nahe.
Reichweite mit Laptops
Nach der stationären Messung wandern wir mit unserem Laptop unsere üblichen fünf Messpunkte ab, um die Reichweite der AVM 7590 AX auszuloten. Die folgenden Messwerte mit großen Dateien von einem NAS-Server über die Fritzbox 7590 AX bis zum WiFi-6-Laptop über fünf zunehmend schwierige Räume hinweg zeigen einen guten Durchsatz in den hinteren Zimmern – eine gute Reichweite. Genauer gesagt: Ein gutes Rate-over-Range-Verhalten. Normale Wohnungen bis 100 qm sollte die 7590 AX bei halbwegs günstiger Positionierung gut genug versorgen, um VDSL-100 fast verlustfrei in alle Räume zu verteilen.
Ein Vergleich mit der 100 Euro günstigeren 7530 AX macht klar: Die 7590 AX ist vor allem in den hinteren Zimmern stärker: Die Neue hat dank 4x4-MIMO ein deutlich besseres Rate-over-Range-Verhalten als die kleinere 7530 AX.
Reichweite mit Wifi-6-Smartphones
In vielen Heimbüros, Hotels, Restaurants, Cafés, Firmen und Haushalten gibt es schon fast mehr Smartphones als Laptops. Sie sind meist kleiner, leichter und mobiler als Notebooks. Also wandern wir auch mit WLAN-Handys aus der 11ax- und 11ac-Ära durch unsere Mess-Strecke und fragen uns: Wie kompatibel ist die 7590 AX mit diesen sehr mobilen WLAN-Endgeräten?
In unseren Tests haben sich das S10+ und das Note10+ schnell und klaglos mit der AVM Fritzbox 7590 AX verbunden. Die von Android 11 jeweils attestierte Netzgeschwindigkeit reichte bis maximal 1,2 GBit/s: Das ist WiFi-6 im Modus VHT80 mit 80 MHz Kanalbandbreite. Die folgenden Messkurven wurden mit der AVM Fritz!App WLAN erstellt: Das Samsung Galaxy Note10+ zeigt in beiden WLAN-Bändern ein gutes Rate-over-Range-Verhalten, das heißt: eine gute Reichweite. Das WLAN-Handy hatte auch im hintersten Zimmer keinen WLAN-Abriss und ohne Unterbrechung genug Speed zum Surfen und zum Mailen.
Reichweite mit Wifi-5-Smartphone
Das 11ac-WiFi-5-Handy Sony Xperia XZ Premium vom Sommer 2017 zeigte an der AVM Fritzbox 7590 ebenfalls stabile Verbindungen vom ersten bis zum fünften Zimmer.
Strombedarf
Die Leistungsaufnahme der 7590 AX lag im Standby bei eingeschaltetem WLAN und einem über 5GHz verbundenen WLAN-Endgerät knapp unter 11 Watt. Bei Durchsatztests mit einem einzelnen WLAN-Laptop hat sie 13 bis 14 Watt aus der 230-Volt-Dose gezogen. AVM gibt die durchschnittliche Leistungsaufnahme der neuen 7590 AX mit 14 bis 16 Watt an. Das kommt hin. Zum Vergleich: Der 11ac-WLAN-Router Telekom Speedport PRO braucht über 18 Watt im Standby.
Preis
Die Preisempfehlung der Fritzbox 7590 AX liegt bei 269 Euro, der Straßenpreis so kurz nach der Markteinführung kaum darunter. Wer ohne Wifi-6 auskommt, der kann zur Fritzbox 7590 (Testbericht) greifen, deren Straßenpreis pendelt sich bei 230 Euro ein. Die oben erwähnte Fritzbox 7530 AX (Testbericht) kostet um die 169 Euro, dafür verliert man aber ISDN und WLAN-Reichweite.
Fazit
Die AVM Fritzbox 7590 AX hat alle Vorzüge der bisherigen 7590 (AC+N) in die WiFi-6-Ära mitgenommen: VDSL-300-MODEM, etliche Telefon-Anschlüsse, hausinternes ISDN, ein WAN-1000-Port, vier LAN-1000-Ports, zwei USB-3.0-Buchsen, DECT-Basisstation für sechs DECT-Schnurlostelefone und für viele SmartHome-Geräte, einfache Bedienung sowie schöne Betriebs-Software namens FRITZ!OS mit Mesh und Netzwerk-Grafik.
Wirklich neu ist der Sprung auf WiFi-6 bis 1200 MBit/s bei 2,4 GHz und 2400 MBit/s im 5 GHz Band. Pro Band werden vier Antennen aktiv. Letztere sorgten im Test für guten Durchsatz und für gute WLAN-Reichweite.
Power-User mit 10-GbE-NAS und 10-GbE-Workstations hätten sich über ein paar 2,5-Gigabit-LAN-Ports gefreut, um einen Switch zu sparen. Aber das hätte wohl Preis, Strombedarf und Wärmeentwicklung der 7590 AX nach oben getrieben. Wer maximal VDSL-250 im Hausnetz verteilen will, ist mit den vier 1000 MBit/s LAN-Ports gut bedient.
Ein UVP von 269 Euro ist für diesen Funktionsumfang angemessen. Das neue Flaggschiff 7590 AX leistet sich keine nennenswerten Schwächen. Wer 100 Euro sparen will, bekommt mit der kleineren 7530 AX eine Alternative mit weniger Schnittstellen, aber ebenfalls 300-MBit/s-DSL-MODEM, DECT-Telefonie und WiFi-6 bis 1800 MBit/s.