Sportler haben beim Thema Kopfhörer wenig Auswahl. Die meisten Kopfhörer sitzen im Ohr, einige wenige setzen entweder auf Knochenschall (wie die Aftershokz Trekz Air (Testbericht) oder verwenden Lautsprecher in Sonnenbrillen (etwa die Bose Frames Tempo (Testbericht). Dominierend sind allerdings In-Ear-Kopfhörer, die entweder über kleine Silikonflügel im Ohr oder über Bügel hinter dem Ohr beim Training festgehalten werden. Wer dieses Format nicht mag oder wenn die Stöpsel schmerzen, sieht es mangels Alternativen düster aus. Natürlich kann man klassische Over- oder On-Ear-Kopfhörer beim Sporteln verwenden, diese werden aber durch den Schweiß angegriffen. Dabei leidet nicht nur das Kunstleder, das die meisten Hersteller für ihre Kopfhörer verwenden, mit der Zeit beginnen die Kopfhörer schlicht zu stinken – denn man bekommt sie einfach schlecht sauber.
Genau in diese Lücke springen die Adidas RPT-01. Der Clou: Die Ohrpolster lassen sich mit einem leichten Dreh gegen den Uhrzeigersinn abnehmen, komplett abwaschen und trocknen. Selbst nach schweißtreibenden Aktivitäten kann man die Polster so säubern. Wir testen die RPT-01 im Rahmen unserer Themenwelt zu Sportkopfhörern.
Design
Direkt nach dem Auspacken fällt das Stoff-Design auf. Wir haben die graue Variante im Test, die durch den etwas groben Stoff gut aussieht. Die Ohrpolster mit den Lautsprechern sitzen an einem Bügel, der mit Silikon umwickelt ist. Er lässt sich leicht biegen, ist aber insgesamt starr. Die Lautsprecher selbst lassen sich nach oben und unten schieben und so gut an die jeweilige Kopfform anpassen. Erst auf den zweiten Blick sieht man den Vier-Wege-Steuerknopf, mit dem man die Wiedergabe und Lautstärke bequem steuern kann. Am oberen Bügel ist neben dem Stoffband ein Silikon-Inlay, mit dem die Kopfhörer auf den Haaren rutschfest haften.
Die Ohrpolster lassen sich durch eine leichte Drehung gegen den Uhrzeigersinn lösen und von den eigentlichen Lautsprechern abnehmen. Anschließend kann man sie problemlos waschen, trocknen und wieder aufsetzen. Der Kopfbügel lässt sich ebenfalls abwaschen, allerdings muss man aufpassen, dass kein Wasser auf die eigentlichen Lautsprecher kommt. Das ist in der Praxis aber einfacher als in der Erklärung. Das Aufsetzen der getrockneten Ohrpolster ist einfach und mit etwas Übung schnell erledigt – eigentlich muss man nur darauf achten, dass die Aussparung für die USB-C-Buchse an der richtigen Stelle ist und man kein Stück Stoff einzwickt.
Technische Daten
Die RPT-01 wiegen knapp 210 Gramm. Sie sind damit deutlich schwerer als In-Ears, da sich das komplette Gewicht aber über den Kopf verteilt, merkt man das nicht wirklich. Adidas stellt die Kopfhörer nicht selbst her, die Technik kommt von Zound Industries, die etwa die Marshall Bluetooth-Lautsprecher herstellen. Die RPT-01 setzen auf Bluetooth 5.0, zusätzliche Audio-Codecs wie aptX, LDAC oder AAC gibt es aber nicht. Die Kopfhörer selbst sind nach IPX4 gegen Spritzwasser geschützt, halten also einen plötzlichen Regenschauer aus. Geladen wird der Kopfhörer via USB-C, darüber kann man aber keine Musik hören. Ein Klinkenanschluss fehlt ebenfalls.
Neben dem eingangs erwähnten Steuerknopf (auf den wir später eingehen) gibt es am linken Kopfhörer die Action-Taste, die sich über die App belegen lässt. Standardmäßig startet man damit den virtuellen Assistenten, etwa Google Assistant oder Siri, alternativ kann man auch die Adidas Running App oder Spotify aufrufen.
Tragekomfort
Die Kopfhörer sind für den Sport gedacht und müssen entsprechend auch bei ruckartigen Bewegungen stabil sitzen. Das funktioniert auch, die starren Bügel drücken die Ohrpolster gut gegen die Ohren. Wer sie allerdings den ganzen Tag trägt, der könnte sie etwas unbequem finden. Beim Sport, wir waren damit trotz Hitzewelle mehrfach laufen, fanden wir die RPT-01 aber angenehm und sicher zu tragen.
Steuerung und App
Kurz, die Steuerung über den Vier-Wege-Knopf ist genial. Ein langer Druck auf den Knopf schaltet die Kopfhörer ein, ein kurzer Druck pausiert die Wiedergabe. Drückt man ihn nach vorn, springt man zum nächsten Titel, die andere Richtung springt zurück. Ein Druck nach oben erhöht die Lautstärke, ein Druck nach unten verringert sie. Gerade beim Sport ist das deutlich einfacher und intuitiver als die Touch-Flächen, die etwa die Jlab Go Air Sport (Testbericht) verwenden. Man findet den Knopf einfach, Fehler sind bei der Bedienung kaum aufgetreten.
Die Adidas Headphones App (für iOS und Android) kümmert sich ums Firmware-Update, bietet mehrere Equalizer-Voreinstellungen und zeigt den Ladezustand ein. Tatsächlich benötigt man sie nicht zwingend, die Voreinstellungen sind gut.
Adidas RPT-01 - Bilderstrecke
Adidas RPT-01 - Bilderstrecke
Klangqualität
Sportkopfhörer setzen meist auf viel Bass. Der ist bei den Adidas RPT-01 zwar vorhanden, aber nicht übertrieben betont. Bei Blinding Lights von The Weeknd bemerkt man ihn kräftig und druckvoll, ohne dass dabei die Details untergehen. Ähnlich sieht es bei It’s Tricky von RUN-DMC aus (passend zum Adidas-Look). Der Old-School-Hip-Hop knallt aus den Lautsprechern ins Ohr, auch hier gehen Details nicht verloren. Gut abgemischte Songs, etwa I’m Alright von den Sportfreunden Stiller machen ebenfalls viel Spaß auf den Kopfhörern. Wir haben uns durch mehrere Songrichtungen gehört, insgesamt klingen die Adidas RPT-01 ausgeglichen, vielleicht mit leichter Betonung des Bass – das stört aber deutlich weniger als bei Bassmaschinen wie den Skullcandy Crusher Evo (Testbericht) und passt für den Sport gut.
Akkulaufzeit
39 Stunden! Richtig gelesen, in unseren Tests hielten die Adidas RPT-01 mehr als 39 Stunden bei voller Lautstärke durch. Das reicht selbst für die längsten Trainingseinheiten. In 60 bis 90 Minuten ist der Akku per USB-C wieder geladen.
Preis
Die Preisempfehlung für die Adidas RPT-01 liegt bei 169 Euro, der Straßenpreis ist deutlich darunter. Bei Amazon ist zudem die Farbvariante Signal Coral (blau/orange) gelistet, die aber derzeit offenbar nicht lieferbar ist.
Fazit
Mit den RPT-01 hört man keine Klassik, sondern Pop, Rock und alles, was einen zum Schwitzen bringt. Gratulation an Adidas und Zound Industries, dass sie sich eine Nische wagen, in der sonst kein Sportkopfhörer zu sein scheint. Denn nicht alle wollen die fast schon allgegenwärtigen In-Ears tragen. Da stechen die abwaschbaren On-Ears deutlich aus der Masse heraus, dank gutem Sound und der hervorragenden Akkulaufzeit sind sie starke Konkurrenten zu Sennheiser, JBL oder Bose.
Wer also einen anderen Formfaktor sucht, der sollte sich die RPT-01 definitiv ansehen – mangels Alternativen kommt man aber nicht daran vorbei. Richtig gut gefallen hat uns auch die Steuerung, den Vier-Wege-Knopf dürfen sich gerne andere Hersteller abschauen.
Der Test ist Teil unserer Themenwelt Sportkopfhörer. Wer In-Ear-Alternativen sucht, dem empfehlen einen Blick in die Tests der Sennheiser Sport True Wireless (Testbericht) oder der Audio-Sonnenbrille Bose Frame Tempo (Testbericht).