Die Kombination aus Bewegungsmelder-Außenleuchte und Kamera ist eine naheliegende Möglichkeit, um mit überschaubarem Aufwand für mehr Sicherheit – oder zumindest für ein gutes Gefühl – zu sorgen. Verkabelungsaufwand wie bei herkömmlichen Überwachungskameras entfällt ebenso wie der nötige Austausch von Akkus oder Batterien bei Stand-Alone-Lösungen wie Netgear Arlo, Ring Spotlight oder Blink XT2. Die Abus-Kamera winkt mit viel Ausstattung. Wir haben getestet, ob sie in der Praxis überzeugt.
Design und Ausstattung
Die Lichtkamera von Abus ist klein, schmal und hoch. Sie besteht aus zwei Teilen. Einem Fuß mit integriertem Netzteil, der an der Wand befestigt wird und aus dem eigentlichen Lampenkörper mit integriertem Bewegungsmelder und Kamera-Technik.
Beim Öffnen der Verpackung bemerkt man schnell, dass man hier ein hochwertiges Produkt in den Händen hält. Während der Großteil der Überwachungskameras in einem Kunststoffgehäuse daherkommt, spielt Metall bei Abus eine große Rolle. Das Gehäuse der Lampe ist aus Alu gefertigt. Das sieht gut aus, fühlt sich hochwertig an und hinterlässt einen sehr soliden Eindruck. Der Sicherheit gegen Vandalismus und Abreißen dient das aber wohl weniger, schließlich sind ausgerechnet der Fuß und die Haken, die die beiden Teile zusammenhalten, nicht aus Metall.
Die eigentlichen LEDs sitzen hinter einem Schirm aus milchig-weißem Kunststoff, darunter sieht man die Kamera-Linse, den Bewegungsmelder und ein kleines Loch, hinter dem sich das Mikrofon befindet. Auf der Unterseite sitzen der Lautsprecher und eine kleine Kunststoff-Kappe, die von einer Schraube zugehalten wird. Dahinter sitzt die MicroSD-Speicherkarte, auf der die Aufnahmen landen. Auf der Rückseite sitzt im oberen Bereich der R-SMA-Antennenanschluss für die mitgelieferte WLAN-Stummelantenne.
Montage
Wir haben die Abus Lichtkamera anstelle einer alten Außenleuchte mit Bewegungsmelder angebracht. Dafür musste die erst einmal weg. Achtung, Arbeiten an 230 Volt dürfen nur von Fachleuten durchgeführt werden.
Mit Hilfe der mitgelieferten Bohrschablone setzen wir die neuen Löcher in den Wänden. Dabei muss man unbedingt mit der Wasserwaage und sehr genau arbeiten; leider kann man leichte Ungenauigkeiten im Nachhinein nicht ausgleichen. Schade, dass Abus hier keine länglichen Löcher vorgesehen hat, um kleine Toleranzen ausgleichen zu können.
Im Fuß der Lampe ist sehr wenig Platz, viel Kabel passt nicht rein. Die Lampe sollte daher exakt auf der Stelle sitzen, an der das Kabel aus der Wand kommt, und das darf weder zu kurz noch zu lang sein (bei uns waren es gut 5 cm). Damit hat man auch gleich eine große Hürde zu nehmen: Die Kamera lässt sich nur vertikal, aber nicht horizontal ausrichten, sie blickt also immer gerade nach vorne. Wer sie neben der Haustür aufhängt, hat keine Chance, sie in die passende Richtung zu drehen. Das muss man vor dem Kauf wissen und beachten, ob man einen passenden Ort für diese Kamera hat.
Ist der Fuß verschraubt, kommt der Lampenkörper drauf. Ein Kabel verbindet die beiden Einheiten, dann hängt man die Lampe oben ein, drückt sie nach unten und verschraubt beide Teile mit einer fummeligen und nicht gut erreichbaren Inbus-Schraube. Dabei muss man unbedingt darauf achten, dass der Dichtungsgummi richtig sitzt. Danach stellt man die Neigung der Kamera ein und zieht die seitlichen Schrauben fest. Zum Schluss ist ein kleiner Kreuzschraubenzieher nötig, um die Klappe an der Unterseite zu öffnen: Hier kommt die Speicherkarte rein, auf der die Aufnahmen landen.
App und Einrichtung
Abus geht hier bewusst einen anderen Weg als beispielsweise Amazon mit seiner Ring Floodlight (Testbericht) . Anstelle eines kostenpflichtigen Cloud-Dienstes mit Abomodell und Online-Speicher passiert hier fast alles lokal. Das kommt denjenigen zugute, die sich nicht vorstellen können, Aufnahmen ihres Hab und Guts auf Amazon-Servern liegen zu haben, außerdem spart man sich die Abo-Gebühren. Aber dieser Weg hat auch gravierende Nachteile – und damit meinen wir jetzt nicht nur die Tatsache, dass die Aufnahmen mehr oder weniger ungeschützt auf der Speicherkarte direkt in der Kamera liegen.
Im Vergleich zur Konfiguration der Ring-Produkte, die App-geführt, mit Video-Anleitungen und super einfach gelöst ist, braucht man zur Einrichtung der Abus-Kamera schon technische Grundkenntnisse, den Willen, auch mal in eine Anleitung zu blicken und vor allem auch mehr Geduld. Denn wirklich intuitiv ist das hier nicht.
Vielleicht wäre die Installation leichter gegangen, wenn man den QR-Code in der App gescannt hätte, doch das hätte man natürlich wissen müssen, bevor man die Lampe fest an der Wand verschraubt hat – er ist nämlich im Inneren zu finden. Also App installieren, von Hand mit dem WLAN der Lampe verbinden und dafür das vorgegebene Passwort eingeben, Kamera suchen und verbinden. Dafür muss man ein anderes Standard-Passwort angeben, dass man sofort ändern soll, und für die Einstellungen gibt es noch ein drittes Passwort. Wir haben schon zig solcher Lösungen ausprobiert und installiert, und ja: Die ITler in uns loben Abus für die vorbildliche Absicherung ab Werk, den Zwang, Passwörter sofort zu ändern und so weiter. Die Nutzer in uns hätten hier aber gerne einen deutlich einfacheren, klareren Weg und mehr Unterstützung durch die App gewünscht. Sind die Hürden genommen, kann man die Kamera mit dem eigenen WLAN verbinden.
In der App lassen sich diverse Einstellungen festlegen – etwa die Helligkeit der LED-Beleuchtung (die deutlich heller ist als die bisherige Lampe). Man kann das Licht aus der Ferne ein und ausschalten und in den Automatikmodus versetzen. Es gibt Live-Bild mit Sprech- und Hörfunktion, diverse Einstellungsmöglichkeiten zur Bildqualität und natürlich die Möglichkeit, Aufnahmen einzusehen. Das Markieren von Bildbereichen, die man nicht filmen möchte oder darf (Schlafzimmerfenster, Bürgersteig, Straße), ist aber nicht vorgesehen.
Die Alarmfunktion ist sehr rudimentär; komplexe Bedingungen gibt es nicht: Schaltet man sie ein, aktiviert jede Bewegung den Alarm. Alternativ kann man ihn über die App von Hand auslösen. Wie laut die integrierte Sirene tönen soll – respektive der Lautsprecher, der ansonsten für die Gegensprechfunktion da ist – und die Dauer zwischen 15 und 60 Sekunden kann man einstellen. Relevante Grundfunktionen wie das Abschalten der laufenden Sirene fehlen aber leider. Für den Außenbereich ist das so nicht nützlich. Bei der Überwachung geschlossener Räume wie Lagerhallen, Kellern oder Garagen kann das aber ein sinnvolles Feature sein.
Bildqualität
In diesem Punkt gibt es nichts zu meckern: Die Abus Lichtkamera liefert ein erstklassiges Bild – im Hellen wie im Dunklen, mit LED-Beleuchtung oder ohne. Sie zeichnet in Full-HD auf. Wer das Haar in der Suppe suchen will, bemerkt ein Überstrahlen von Personen direkt vor der LED-Leuchte, aber das ist ja auch kein Wunder. Kurz und knapp: vorbildlich. Ein paar Beispiele zeigt die folgende Fotostrecke.
Abus Lichtkamera: Beispielbilder
Ach ja, auch die Audioübertragung kann sich sehen respektive hören lassen. Das Mikrofon ist extrem empfindlich, der Lautsprecher in der Kamera ist laut genug. Meldet sich die App mit einer Push-Nachricht, weil sich vor der Kamera etwas tut, kann man problemlos Kontakt zum Besucher aufnehmen.
Fazit
Hardware und Bildqualität sind super, bei App und Einrichtung gibt es aber Luft nach oben. Wer damit leben kann, macht nichts falsch – muss aber ein wenig Geduld und Spielfreude mitbringen. Wer das nicht hat oder nicht will, sollte sich lieber eine Alternative mit Cloud-Anbindung wie Amazons Ring Floodlight ansehen – und muss da damit leben, dass die Aufnahmen eben auf Amazon-Servern lagern und der Anbieter sich das monatlich bezahlen lässt.
Extrapunkte gibt's allerdings, wenn man zusätzlich eine Alarmanlage sucht: Die Lichtkamera lässt sich in die Abus Smartvest (Testbericht) integrieren, die bei uns mit der Note sehr gut abgeschnitten hat. Mehr zum Thema gibt's beim Vergleichstest: Sechs Alarmanlagen mit App-Steuerung sowie in unserer Kaufberatung: Technik gegen Dämmerungseinbrüche .