360 S10 im Test: Saugroboter mit 3D-Erkennung, Laser ohne Turm und super Saugkraft

360 S10
Pro und Contra
  • Sehr gute Navigation
  • Gut funktionierende Objekterkennung
  • Tolle Reinigungsleistung beim Saugen
  • Wischleistung zwar gut, aber wneig autonom
  • Hoher Preis
  • 4.5

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Qihoo 360 hat mit dem S10 einen enorm innovativen Saugroboter mit Wischfunktion auf den Markt gebracht. Sein Laser steckt im Korpus, er erkennt Objekte und erstellt eine 3D-Karte – zu schön, um wahr zu sein?

Der chinesische Hersteller Qihoo 360 ist in Deutschland noch recht unbekannt. Wir hatten bislang lediglich den 360 S5 (Testbericht) im Test, der uns vor allem im Hinblick auf sein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugte. Mit dem neuen 360 S10 will der Hersteller offensichtlich zeigen, dass er nicht nur Abkupfern, sondern auch Innovation kann und verpasst dem Gerät so viele neue Features, das die Konkurrenz quasi zum Nachziehen gezwungen wird. So befindet sich der Laser zum Orientieren im Raum nicht wie bei fast allen anderen Modellen oben auf dem Gehäuse in einem kleinen Turm, sondern vorn – das spart Bauhöhe. Der robotische Helfer erkennt Gegenstände schon ab 1 Zentimeter Länge und umfährt sie. Modelle wie der Roborock S6 MaxV (Testbericht) haben das zwar bereits vorgemacht, waren aber nicht komplett verlässlich. Zudem gibt es einige Software-Features wie etwa die zusätzliche 3D-Karte, die es so bislang nicht gab und die Wischplatte des S10 vibriert für bessere Reinigungswirkung – alles Spielerei oder ist der 360 S10 unsere neue Nummer Eins unter den Saugrobotern?

Viel gibt es in dem zweckmäßigen, braunen Pappkarton nicht zu finden, in dem der 360 S10 zum Kunden kommt. Abgesehen vom Roboter selbst gibt es eine recht große Ladestation mit sinnvollem Kabelmanagement, einen Wischaufsatz mit Mikrofasertuch, eine Bedienungsanleitung in Papierform, die zum Glück auch Deutsch beinhaltet und ein kleines Reinigungswerkzeug. Positiv hervorzuheben ist das Netzteil, das mit zahlreichen Adaptern für unterschiedliche Steckdosen ausgestattet ist, darunter auch das Passende für deutsche Stromspender. Das Netzteil hat ein CE-Kennzeichen und wirkt ausreichend hochwertig. Andere Dinge, etwa eine Ersatz(Seiten)bürste gibt es nicht – etwas spärlich.

Auf den ersten Blick ist der 360 S10 recht hübsch. Der Hersteller setzt auf Anthrazit-farbigen Kunststoff in Hochglanzoptik und betont einige Akzente in silbergrau. So zieht sich von oben betrachtet ein grauer Ring außen rings um das Gerät, die beiden Hardware-Tasten im vorderen Bereich sind im gleichen Farbton schmal eingerahmt und der fast am vorderen Rand auf der Oberseite platzierte Laser-Sensor ist bei Inaktivität ebenfalls silbergrau eingefasst. Wobei “auf der Oberseite” nicht ganz richtig ist, denn wie bereits erwähnt platziert 360 den rotierenden Laser nicht in einem Türmchen auf dem Gehäuse, sondern tatsächlich rund 1 Zentimeter im Gehäuse. Bei Aktivität sieht man seine schnelle Drehbewegung anhand von blauen LEDs durch eine kleine runde Plexiglasscheibe. Dadurch erreicht der Sauger eine maximale Höhe von nur rund 8,5 Zentimeter, die meisten Geräte mit Laserturm sind rund 1 Zentimeter höher.

Auch die beiden Hardware-Tasten sind normalerweise Blau illuminiert, sie sind doppelt belegt. So sorgt ein Druck auf den Stecker-Button für die Heimkehr zur Ladestation, ein langer Druck startet die Punktreinigung. Ein kurzer Druck auf die Power-Taste startet oder stoppt den Sauger, ein langer Druck schaltet das Gerät ein oder aus. Ein langer Druck auf beide Tasten gleichzeitig setzt die Netzwerkeinstellungen zurück. Der Blick auf die Front zeigt einen schmalen Schlitz unterhalb der aufklappbaren Oberplatte. Dadurch tastet der innenliegende Laser seine Umgebung ab, ist dabei aber auf ein “Sichtfeld” von rund 200 Grad festgelegt. Außerdem befindet sich hier die mit “AI-Powered 3D Vision” genannte 3D-Kamera zur Objekterkennung – untergebracht in einem Bumper, der bei besonders naher Tuchfühlung als letzte Sicherheitsbarriere fungiert.

Vorne rechts arbeitet die einzelne Seitenbürste, neben Absturzsensoren findet sich recht mittig unter dem Sauger die schwimmend gelagerte Hauptbürste. Hier setzt der Hersteller auf eine Mischung aus Borstenreihen und Gummilamellen, die unserer Erfahrung nach für das beste Ergebnis auf Hartboden und Teppich sorgen. Der Wassertank wird hinten in den Sauger geschoben, der Staubbehälter befindet sich unter der Klappe auf der Oberseite, die mehr als die Hälfte der Oberfläche einnimmt. Hübsch ist der S10, wir haben aber schon hochwertigere Modelle gesehen – auch wenn der 360-Grad-Sauger insgesamt gut verarbeitet ist.

Wer nicht auf den Großteil der Features des 360 S10 verzichten will, sollte schnell zur kostenlosen App greifen, die für iOS und Android erhältlich ist. Mittels kostenlosem Account lässt sich der S10 schnell einbinden. Dazu müssen Nutzer lediglich "neues Gerät hinzufügen" wählen und anschließend den Anweisungen auf dem Display des Smartphones folgen. Der S10 war als Modell zum Testzeitpunkt bereits integriert und wurde anschließend innerhalb kürzester Zeit gefunden. Nach dem Einrichten des zu verwendenden WLANs konnte es keine 2 Minuten später bereits losgehen.

Nutzer landen dann auf dem Startbildschirm ihres Saugers, der über Akkuladung, Zustand von Sensoren, Seitenbürste, Hauptbürste und Filter informiert. Außerdem platziert der Hersteller hier Schnellzugriffe, um mit einem Klick einzelne vordefinierte Bereiche zu reinigen – clever. Ein Klick auf das Roboter-Icon führt dann in die gewohnte Kartenansicht. Hier werden zusätzlich zu den automatisch erstellten (und anpassbaren) einzelnen Räumen auch Teppiche eingezeichnet, die der Sauger später beim Wischen umgeht. Ansonsten erhöht er beim Befahren innerhalb von rund 3 Sekunden die Saugleistung aufs Maximum, was live durch einen kleinen rotierenden Turbo-Button in der App angezeigt wird.

Ansonsten gibt es hier die typischen Features, die auch andere Hersteller bieten. So ist in der App das Erstellen von virtuellen Grenzen und Nogo-Areas möglich, sogar zusätzlich zur gewohnten Rechteckform auch in rund oder mehreckig. Außerdem werden hier Buttons zur Auswahl des Reinigungsmodus (Wischen, Saugen oder beides), für die Anzahl der Durchgänge und zum Speichern von Karten angezeigt. Etwas kurios ist die Angabe zur aktuellen/letzten Reinigung. Denn hier gibt der Sauger nicht nur die Größe des gereinigten Bereiches und die Dauer dafür an, sondern auch die Anzahl der “Umgehungen” sowie die geschätzte Gesamtfläche. Dabei übertreibt der robotische Helfer offenbar maßlos - zwar kann man die “Umgehungen”, also die Erkennung von kleinen Hindernissen und das damit einhergehende Umfahren, nicht genau nachvollziehen. Allerdings erscheint die hohe Zahl von etwa 55 pro Komplettreinigung unverhältnismäßig hoch für eine aufgeräumte Wohnung – genauso wie die Schätzung von 281 zu reinigenden Quadratmetern bei erreichbaren 120.

Größter Kritikpunkt ist die bisweilen nicht ganz fehlerfreie Übersetzung aus dem Chinesischen und die immer mal wieder vorkommenden Verbindungsabbrüche bzw. Wartezeiten beim Aufrufen der Live-Sicht. Dann steht sekundenlang “Warten auf Rückmeldung” im Display und vom Live-Fortschritt der Reinigung ist nichts zu sehen. Auch, wenn der Sauger direkt neben dem WLAN-Router saugt. Irgendwann geht es dann weiter.

Ansonsten ist die App ansprechend designed und überwiegend logisch aufgebaut. Auch die Sprachassistenten Amazon Alexa und Google Assistant lassen sich einbinden, um dem Bot dann Sprachbefehle geben zu können. Fehlende Funktionen sind uns nicht aufgefallen, von der Zeitplan-Erstellung bis hin zur virtuellen Fernbedienung (nur im WLAN) ist alles mit dabei. Imposantes Highlight dürfte die 3D-Karte sein. Hier erstellt die Software aus der 2D-Karte eine echte 3D-Karte mit Wänden und anderen Gegenständen, die sich stufenlos drehen und Zoomen lässt. Außerdem dürfen Nutzer hier Bodentexturen bestimmen, etwa Fliesen oder Parkett – nett. Auch wenn das visuell beeindruckend ist, dürfte das im Alltag letztendlich dennoch als Spielerei untergehen.

Auf Knopfdruck spricht der Bot auch Deutsch. Der Umgang mit Teppich lässt sich festlegen (etwa doppeltes Abfahren im Kreuzmodus). Sollte doch einmal etwas schieflaufen, schickt der Roboter Push-Nachrichten auf das Smartphone. Wer mehr als eine Etage hat, darf bis zu 10 Karten speichern.

Die Navigation des 360 S10 ist normalerweise vorbildlich. Das Zusammenspiel aus nach vorn ausgerichtetem Laser und Sensoren für die 3D-Objekterkennung funktionieren unter dem Strich hervorragend. Der Roboter fährt nah an Hindernisse heran, berührt sie aber nur im Ausnahmefall. Insgesamt gehört er damit zu den Möbel-schonendsten Saugrobotern am Markt – wenn alles funktioniert. Bei unserem ersten Testlauf begann der Roboter wie beschrieben souverän, fing aber im letzten Zimmer plötzlich an, wiederholt im Sekundentakt vor Möbelstücke zu fahren, als ob sie gar nicht da wären. Als er dann (verfrüht!) zu dem Ergebnis kam, alles Roboter-mögliche für die Reinigung der Testfläche getan zu haben, verfuhr er sich auf dem Rückweg zur Ladestation und gab frustriert auf. Tatsächlich war die zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr auf der Karte zu finden. Erst, nachdem wir den S10 über die virtuelle Fernsteuerungsoption bis direkt vor die Station gefahren haben und dann in der App auf Rückkehr zur Ladestation klickten, fand er sie letztendlich doch nicht – nach rund 2 Minuten. Der Reinigungsvorgang galt dadurch insgesamt als nicht abgeschlossen, eine Raumaufteilung konnte nicht erfolgen. Außerdem waren Teppiche in der Nähe der Ladestation komplett falsch platziert. Später klappte hingegen alles wie gedacht, nur die automatische Raumaufteilung würden wir als eher zufällig einstufen. Die nachträglichen Anpassungen waren etwas fummelig.

3300 Pascal Saugleistung verspricht der Hersteller des S10 – das wäre tatsächlich beachtlich. Unser erster Eindruck bestätigt die hohen Angaben, denn rein visuell ist die Reinigungsleistung sowohl auf Hartboden als auch auf Teppich ordentlich. Selbst Tierhaare auf einem kurzflorigen Teppich konnte der Roboter zumindest teilweise entfernen – die Königsdisziplin. Allerdings kann der (teil)autonome Haushaltshelfer auf kurzflorigem Teppich "gegen den Strich" schon mal leicht ins Hoppelt geraten. In unserem Testparcours bestätigte der 360 S10 unseren guten Ersteindruck. Von insgesamt 50 Gramm Test-Schmutz (30 Gramm körniges Sittichfutter, 20 Gramm feinster Vogelsand) fand er 28 und 13 Gramm wieder - top! Dabei wird er nicht lauter als etwa 63 Dezibel im Turbomodus – das ist im Vergleich zu einigen Konkurrenten angenehm leise.

Der einen halben Liter fassende Schmutzbehälter lässt sich einfach an einem Tragegriff nach oben aus dem Roboter entnehmen und anschließend zielgerichtet über dem Mülleimer entleeren. Überhänge, an denen sich bei diesem Versuch Schmutz festsetzen und später ungeplant neben dem Mülleimer verteilen könnte, gibt es dabei nicht. Vorbildlich.

Wischen kann der 360 S10 auch. Dafür muss allerdings die im Lieferumfang befindliche Wischplatte hinten unter den Saugroboter geklippt werden. Hat man alles richtig gemacht, kommentiert der Bot das mit einer entsprechenden Sprachmeldung. Anschließend kann in der App die Menge an Flüssigkeit für jeden Raum einzeln festgelegt werden, die er auf das vibrierende Tuch abgegeben werden soll. Die Vibration sorgt für einen leichten Schrubb-Effekt, wodurch zumindest weniger hartnäckiger Schmutz von Hartboden gelöst wird. Dabei macht der S10 seine Sache ordentlich, selbst stundenlang eingetrocknete Kaffeeflecken löst er meist zuverlässig. Wunder sollte man aber nicht erwarten, schließlich ist das Mikrofasertuch irgendwann mit Schmutz gesättigt. Im Gegensatz zum Roborock S7 (Testbericht) kann der S10 das Wischtuch auch nicht selbstständig anheben. So umgeht er erkannte Teppiche zwar, sollte eine Brücke oder ein Läufer aber einen Teil des Raumes vom Rest separieren, erreicht der Sauger den nicht. Hier hat das Roborock-Modell klar die Nase vorn, der S7 kann auch mehrere Wisch-Durchgänge komplett autonom erledigen.

Der Akku des 360 S10 leistet 5000 mAh – das ist ein ganz passabler Wert für einen Saugroboter. Der Hersteller verspricht damit Saugzeiten von bis zu 3 Stunden - “bis zu” ist hier das Zauberwort. Im Alltag mit aktivierter Saugkraftanhebung auf Teppich schaffte er eine unterbrechungslose Maximalzeit von rund 1,5 Stunden. Das ist ein sehr ordentlicher Wert, der auf eine Reinigungsleistung von rund 200 möblierte Quadratmeter hindeutet. Anschließend fährt der Roboter zurück zur Ladestation, tankt dort bis zu 5 Stunden lang Energie und setzt sein Werk am Ort der Unterbrechung fort. Die Ausdauer des S10 ist beachtlich.

Der 360 S10 wurde per Croudfunding über die Plattform Indigogo realisiert – dieser Vorgehensweise gegenüber kann man eingestellt sein, wie man will, immerhin kann der Hersteller so vorher austesten, wie groß das Interesse an seinem Produkt sein könnte und es werden ggf. nicht sinnlos Ressourcen verschwendet. Die Kommunikation zwischen Hersteller/Indigogo und Unterstützern schien nach diversen Unmutsäußerungen im Internet allerdings bestenfalls mäßig gewesen zu sein. Unterstützer konnten den Saugroboter 360 S10 für umgerechnet rund 440 Euro erwerben und theoretisch vor offizieller Marktverfügbarkeit bekommen. Im Internet kostet er inzwischen um 600 Euro und mehr. Günstiger ist es bei Geekmaxi, hier kostet der Roboter mit dem Code TLAEB4rE nur 499 Euro mit Versand aus Deutschland.

Wenn alles wie geplant läuft, ist der 360 S10 ein extrem guter Saugroboter. In den meisten Fällen dürfte es zwar keinen Unterschied machen, ob ein Roboter nun einen Laserturm auf oder im Gehäuse hat. Wenn allerdings 5 Millimeter den Unterschied zwischen unter das Sofa kommen oder nicht ausmachen, ist der S10 unter Umständen das Mittel der Wahl. Zumal er auch noch richtig gut navigiert, stark saugt und in der App viele Optionen bietet. Hinzukommt die Objekterkennung, die tatsächlich effektiv dafür sorgt, dass die Wohnung nicht vor jedem Reinigungsdurchgang peinlichst penibel “Roboter-tauglich” gemacht werden muss.

Das sorgt dafür, dass der S10 auf Augenhöhe mit dem Roborock S7 (Testbericht) ist – wegen der Objekterkennung eigentlich sogar davor. Die Wischfunktion kann hingegen nicht mit unserem aktuellen Spitzenreiter (Die besten Saugroboter 2021 aus den Tests) mithalten. Sie ist grundsätzlich von der Wischleistung her für einen Saugroboter auf hohem Niveau, allerdings fehlt dem S10 der hohe Autonomie-Grad eines Roborock S7. Daher kommt es sehr auf den Einsatzzweck an: Beim Saugen ist der S10 spitze, beim Wischen insgesamt nicht. Zudem ist der Preis sehr hoch. Gut saugen kann auch ein Xiaomi Dreame D9 (Testbericht) für etwas mehr als ein Drittel des Preises, gleiches gilt für den 360 S5 (Testbericht) aus eigenem Hause.

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