Zu Weihnachten soll nicht nur der Baum, sondern idealerweise gleich noch Vorgarten und Gehweg im Lichterglanz erstrahlen. Damit das nicht unnötig auf die immer steigende Stromrechnung drückt, helfen ein smartes Lichtsystem oder eine klassische Zeitsteuerung.
Smart-Home-Technik macht es einfach, Lichterketten, Lichtschläuche und Deko-Leuchten per Fingerzeig oder Zuruf an- oder auszuschalten. Die Technik erlaubt außerdem das Erstellen exakter Zeitpläne oder die Nutzung von Bewegungsmeldern, um die Lampen zielgerichtet zu aktivieren. Einziger Nachteil: Zu weit weg vom WLAN-Router dürfen sich die Geräte nicht befinden, da sonst keine Steuerung möglich ist. Wer hier aufrüsten möchte, findet in unserem Praxisartikel WLAN im Garten praktische Hilfestellungen. Wer seine Beleuchtung bequem per Zuruf steuern möchte, braucht noch einen smarten Lautsprecher. Auf unserer Themenseite Smart-Speaker zeigen wir geeignete Geräte.
Fertige Lösungen
Fertigen Lösungen für smarte Weihnachtsbeleuchtung sind zwar noch nicht Standard, von Jahr zu Jahr sind aber immer mehr Produkte verfügbar. Wer Lichterkette und App bei Amazon sucht, findet mittlerweile eine ordentliche Auswahl an Produkten mit integriertem WLAN oder zumindest einer Steuerung per Bluetooth.
Neben der Anzahl der Funktionen sowie der Länge von Zuleitung und Lichterkette unterscheiden sich die Modelle auch in der Anzahl der LEDs. Eine 25 Meter lange Lichterkette mit 220 LEDs und acht Leucht-Modi gibt es etwa ab 15 Euro. Das Modell mit 1000 LEDs, ebenfalls 25 Meter lang und mit 8 Licht-Modi, ist ab 32 Euro erhältlich.
Allerdings arbeiten nicht alle Händler mit fairen Mitteln. Bei zahlreichen No-Name-Marken wird bei den Produktfotos getrickst und getäuscht. So finden wir zahlreiche Angebote mit Produktbildern, die suggerieren, man könne die Lichtfarben der einzelnen Lämpchen getrennt voneinander steuern und so den Weihnachtsbaum ganz individuell beleuchten. Das ist mit entsprechenden Leuchten zwar möglich, bei billigen RGBs klappt das aber nicht. Hier sind zwar Farbwechsel oder gemischte Farben, verschiedene Blink-Modi und Dimm-Funktionen verfügbar, einzeln können die LEDs aber nicht angesprochen werden. Anbei einige Beispiele, die mit diesem Trick auf Kundenfang gehen.
Die von den Händlern geklauten Bilder stammen in der Regel vom Hersteller Twinkly, dessen RGB-Lichtervorhang sich tatsächlich per Fingerzeig einfärben lässt. Die Steuerung funktioniert per WLAN und App des Herstellers. Die bis zu 200 einzeln ansteuerbaren Lampen ermöglichen spannende Animationen und Effekte. Diese sind vorprogrammiert und werden per App abgerufen. Wer möchte, kann weitere Animationen selbst entwerfen. Eine extrem coole Beleuchtung, die mit 100 bis über 200 Euro allerdings nicht ganz billig ist. Die Produkte von Twinkly sind mit IoT-Technologie ausgestattet und beispielsweise mit dem Google Assistant kompatibel. So klappt auch die Steuerung per Zuruf oder per Bewegungsmelder. Die einzige Alternative, die wir zu Twinkly gefunden haben, ist die App-gesteuerte Lichterkette von FlinQ für 80 Euro. Diese ist 19 Meter lang und verfügt über 160 einzeln ansteuerbare LEDs.
Wer keine Unsummen für die Weihnachtsbeleuchtung ausgeben will, sollte auf diese Funktion verzichten. Weiße oder RGB-Lichterketten sehen auch ohne Einzelansteuerung gut aus. Neben völlig unbekannten Marken finden sich bei den Suchergebnissen namhaften Hersteller wie Govee, von denen wir etwa das Nachrüst-Ambilight für TVs (Testbericht) in der Redaktion hatten. Zwar ist Aufmachung der Shopseite von Govee sehr verlockend, leider finden sich hier aber nur LED-Stripes, Nachrüst-Ambilight und andere smarte Leuchten, die sich nur bedingt als Ersatz für klassische Lichterketten eignen.
Wer sich lieber auf einen Markenhersteller verlässt, kann etwa die wasserdichten Gardenspots von Osram als Weihnachtsbeleuchtung umrüsten. Wer die Lampen in den Weihnachtsbaum hängen will, muss lediglich die kleinen Erdspieße entfernen. Die RGB-Variante der Gardenspots stellt bis zu 16 Millionen Farben dar und bieten verschiedene Farbwechsel-Effekte. Preislich interessanter ist allerdings die Variante mit weißen LEDs. Für die Ansteuerung per App oder Sprachbefehl ist ein Lightify-Gateway (Testbericht Lightify Starter Kit) nötig.
Wer möchte, kann auch klassische LED-Stripes, wie die von Pearl (Testbericht) oder Govee, als Weihnachtsbeleuchtung nutzen. Der große Vorteil der wasserfesten Lichtbänder ist deren verhältnismäßig günstiger Preis. Neben der smarten Steuerung per App oder Alexa-Sprachsteuerung ist auch eine Fernbedienung beigepackt. Wer möchte, kann die LED-Streifen sogar im Rhythmus der Musik leuchten lassen. Anders als bei der Lösung von Twinkly sind die 300 Leuchten allerdings nicht einzeln ansteuerbar und außerdem strahlen die LEDs nur in eine Richtung ab.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob viele Effekte überhaupt sinnvoll sind. Verschiedene Farben, Farbwechsel und Dimm-Effekte sehen zwar im Vorbeifahren spannend aus, das Dauerblinken in Garten oder Wohnung nervt allerdings schnell, wenn man daneben sitzt. Trotz zahlreicher Alternativen finden wir weiße LEDs noch immer am besten.
Zwei privat von uns genutzte No-Name-Lichterkette mit WLAN funktionieren insgesamt zufriedenstellend. Zwar können sich App und 30-Euro-Lichterketten sporadisch nicht verbinden, aber die von uns eingestellte Zeitsteuerung und die Steuerung per Alexa funktionieren zuverlässig. Wer sich solch eine billige smarte Lichterkette kauft, sollte sich obendrein immer auf schlecht übersetzte Apps einstellen.
Nachrüstlösungen
Wer bereits eine Weihnachtsbeleuchtung besitzt, muss diese nicht ersetzen, um sie mit Alexa & Co. zu verwenden. Eine smarte Steuerung ist auch mit Nachrüstlösungen möglich. Das Ein- und Ausschalten per Zuruf, per Zeitsteuerung oder per Bewegungsmelder klappt problemlos. Lampen zu dimmen oder die Farben zu ändern, funktioniert allerdings nicht, da die Nachrüstlösungen nur an- und ausgeschaltet werden können.
Am einfachsten ist die Verwendung von smarten Steckdosen (Ratgeber). Die WLAN-Steckdosen gibt es sowohl für Innenräume als auch für den Außenbereich. Die Einbindung ins Heimnetzwerk ist einfach und unkompliziert. Günstige Modelle gibt es ab etwa 12 Euro. Trotz WLAN-Anbindung und App-Steuerung sind die Steckdosen allerdings nicht zwangsläufig zu Alexa oder dem Google Assistant kompatibel. In der Praxis haben sich die unten genannten Geräte bewährt. Die Modelle von Osram benötigen für den Betrieb ein passendes Gateway. Wem eine zentrale Steuerung per App oder Zeitschaltung ausreicht, der kann auch zu günstigen No-Name-Varianten greifen.
Nicht smart, aber trotzdem praktisch, ist die Nutzung einer Steckdose mit Timer-Funktion. So eine Steckdose trennt den angeschlossenen Verbraucher nach einer vorher gewählten Zeitspanne automatisch vom Stromnetz – prima für die Großeltern.
Mehr Informationen finden sich in unserem Ratgeber Stromkosten senken mit smarten Steckdosen oder in der Kaufberatung Smarte Steckdosen für jeden Einsatzzweck.
Etwas billiger als die Steckdosen-Lösung ist die Nutzung von WLAN-Zwischenadaptern. Wer sie nutzt, muss zuerst basteln. Dazu wird die Stromleitung zerschnitten und der Adapter per Lüsterklemmen angeschlossen. Da hier direkt am Strom gearbeitet wird, ist die Lösung nur für erfahrene Bastler geeignet. Da die WLAN-Module nicht wasserdicht sind, eignen sie sich nur für Innenräume. Wer der chinesischen Firmware nicht vertraut, der kann die Zwischenstecker auch mit einer alternativen Firmware nutzen.
Aus unserer Sicht sollte man sich den Bastel-Aufwand sparen und zu den WLAN- oder DECT-Steckdosen greifen. Diese gibt es nicht nur für den Innen-, sondern auch den Outdoor-Einsatz. Sie sind dank der einfachen Plug&Play-Montage flexibel einsetzbar. Wer möchte, nutzt sie im Sommer für den Ventilator und zur Weihnachtszeit für die Beleuchtung.
Für Deko-Leuchten mit E14- oder E27-Fassung empfehlen wir die Nutzung von Smart-Bulbs. Passende Modelle finden sich in unserem Vergleichstest. Die WLAN-Leuchtmittel bieten noch mehr Komfort als Steckdose oder Zwischenadapter. Wer möchte, kann die Lampen auch dimmen oder den Farbton verändern.
Fazit
Smarte Weihnachtsbeleuchtung sieht gut aus, bietet viel Komfort und hilft, Stromkosten zu sparen.
Wer Nachrüstlösungen nutzt, sollte darauf achten, die Steckdosen und WLAN-Adapter nicht zu überlasten. Die angegebene maximale Stromstärke bezieht sich in der Regel auf ohmsche Lasten. Das sind insbesondere herkömmliche Glühlampen oder elektrische Heizlüfter.
Die Stromstärke von Motoren, Netzteilen oder LED-Lampen wird als induktive Last angegeben. So schaffen die WLAN-Zwischenstecker zwar 10 A ohmsche Last, allerdings nur etwa 3 A induktive Last. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten deshalb nicht mehrere Verbraucher an einen Adapter, respektive an eine Steckdose angehängt werden.
Wer fürchtet, dass der WLAN-Empfang vor dem Haus nicht ausreicht, sollte einen Blick auf den Ratgeber WLAN: Schnelles Internet im Garten mit Outdoor-Repeater, Mesh und Co. werfen. Lösungen für eine vernünftige Stromversorgung der Weihnachtsbeleuchtung zeigt der Artikel Strom für draußen: Verlängerungskabel, Gartensteckdose oder Solar? Weitere spannende Beleuchtungslösungen zeigt der Ratgeber Fackeln, Ambilight & Laser: Smarte und günstige Lichteffekte für Zuhause.