Smarte LED-Leuchtmittel für den Innenraum sind ein beliebter Einstieg in die vernetzte Heimsteuerung. Es spricht nichts dagegen, gleich zu Beginn mit Dekoleuchten kleinere Bereiche in Szene zu setzen. Besonders variabel bleibt man jedoch, wenn man mit Glühbirnen für die Grundbeleuchtung anfängt. Diese Leuchtmittel sind schließlich praktisch überall im Haushalt einsetzbar. Besonders verbreitet sind Schraubgewinde mit E27-Fassungen.
Daher haben alle Hersteller smarter Leuchtmittel entsprechende Modelle in petto. Dass diese nicht nur Weiß, sondern RGB-Farben anzeigen können, ist inzwischen fast Standard. Wer danach sucht, sieht sich mit einem inzwischen unüberschaubaren Angebot konfrontiert. Die Preisspanne ist groß, bis zu 60 Euro verlangen manche Marken. Muss das sein? Worauf kommt es bei der Auswahl an? Um das zu beantworten, stellen wir sechs smarte RGBW-LED-Birnen unterschiedlicher Preisklassen vor und vergleichen sie.
Der Artikel erscheint in unserer Themenwelt Smart Home, in der wir zuletzt Homematic IP (Testbericht) als Komplettsystem getestet haben. Außerdem aktualisieren wir regelmäßig unseren Artikel zu den besten Heizkörper-Thermostaten (Vergleich) und helfen Anfängern mit unserem Ratgeber: Smartes Licht für Einsteiger (Ratgeber) .
Philips Hue White & Color Ambience
Philips Hue mischt seit 2012 im Markt für smartes Licht mit und hat sich als Champion etabliert. Wer sich für die Marke entscheidet, kann aus dem größten Sortiment an Glühbirnen, LED-Streifen, Fertigleuchten für drinnen und draußen sowie Schaltzubehör wählen. Einen klassischen Einstieg bildet als Startprodukt die Neun-Watt-Glühbirne vom Typ White & Color Ambience.
Der Name verrät, dass das Leuchtmittel sowohl kühles und warmes Weiß mit bis zu 800 Lumen Spitzenhelligkeit als auch RGB-Farben wiedergeben kann. Das ist die teuerste Leuchtmittel-Kategorie von Hue und schlägt daher laut Preisempfehlung des Herstellers mit rund 60 Euro zu Buche.
Bluetooth oder ZigBee?
Für einen besonders einfachen Start lassen sich die seit 2019 produzierten Modellchargen mit Bluetooth anfunken. Dadurch empfängt das Leuchtmittel Steuersignale direkt vom Smartphone und braucht nicht den Umweg über eine Steuerzentrale, deren Kauf und Einrichtung sich deswegen erübrigt. Allerdings ist der Funktionsumfang im Bluetooth-Betrieb eingeschränkt. Die Steuerung durch Szenen und Schaltzubehör sowie außerhalb des Zuhauses und auch die Einbindung in Automationsplattformen fürs Smart Home sind nicht möglich. Die Komforteinbußen sind so groß, dass der Betrieb mit einem alternativen Funkstandard empfehlenswerter ist.
Der Funkstandard ZigBee ist ebenfalls an Bord. Bei ihm entfallen die genannten Einschränkungen. Außerdem bietet er den Vorteil einer Mesh-Funktion. Dabei reichen die Lampen das Funksignal an alle anderen Lampen weiter und schließen somit von allein Funklöcher. Allerdings brauchen die ZigBee-Chips in den Leuchtmitteln als Dolmetscher zwischen WLAN-Router und Smartphone ein ZigBee-Gateway namens Hue Bridge. Es kostet 60 Euro und verlängert die Einrichtung etwas.
Für die Inbetriebnahme schraubt man das Leuchtmittel in die Fassung, koppelt das Gateway mit Strom und Router und folgt dann den Anweisungen der Philips-Hue-App für Android und iOS. Zwar muss man sich zwingend ein Cloud-Konto anlegen, trotzdem funktionieren App und Leuchtmittel im Betrieb auch lokal, selbst wenn das Internet ausfällt.
Die App ist Dreh- und Angelpunkt für die Bedienung. Die Basisfunktionen lassen sich damit einfach ausführen, etwa das Verändern der Helligkeit per Schieberegler. Mit einem Colorpicker sind der gewünschte Farbton und die Farbtemperatur frei anwählbar.
Viele Steuerfunktionen
Schon etwas komplexer ist es, sich mithilfe von Szenenvorlagen Lichtstimmungen zu gestalten. Das bringt allerdings viel Freude und sieht toll aus. Den Algorithmen von Philips Hue gelingt es so gut wie bei kaum einem anderen Hersteller, Farbverläufe automatisch auf alle Leuchtmittel im Raum zu verteilen.
Sich die weiteren Funktionen zu erschließen, erfordert eine noch steilere Lernkurve. So lassen sich im Bereich Routinen vielfältige Automatiken erstellen, die das Licht starten oder stoppen, wenn man das Zuhause verlässt oder betritt, ins Bett geht oder aufwacht. Ein- und Ausschalt-Countdowns sind ebenso verfügbar wie Automatiken mit dem optionalen Bewegungssensor aus dem Hue-Zubehörsortiment. Mit der Zusatzsoftware Hue Sync sowie einem HDMI-Adapter für TV-Zuspielgeräte gleichen sich Philips-Leuchtmittel den Bildschirmfarben an und leuchten im Takt von Musik.
Wer das Hue-Leuchtmittel nicht per App oder Zeitschaltplan möchte, ergänzt sein Setup um verschiedene Funkschaltermodelle oder koppelt es mit den Sprachdiensten von Alexa, Google Assistent und Siri. Um dafür erreichbar zu sein, muss die Hue-Birne wie alle smarten Leuchtmittel immer mit dem Strom verbunden Sein. Der Standby-Verbauch ist mit gemessenen 0,3 Watt sehr niedrig.
Die Einbindung in Apples HomeKit-Plattform ermöglicht außerdem, von der Funktion namens „Adaptives Licht“ Gebrauch zu machen. Sie sorgt dafür, dass sich das Licht im Laufe des Tages von aktivierendem Kaltweiß am Morgen in entspannendes Warmweiß am Abend ändert. Die Anschlussfähigkeit an diverse Smart-Home-Plattformen und Drittanbieter-Apps von einer sehr regen Community ist generell ein großer Vorteil von Philips Hue. Die dafür nötige Softwarepflege rechtfertigt zusätzlich den hohen Preis der Komponenten.
Wem es zu teuer ist, immer zu Original-Leuchtmittel von Hue zu greifen, der kann sein System kostengünstig ergänzen, indem er erschwinglichere Leuchtmittel, die ebenfalls mit ZigBee funken, in seine Hue Bridge einbindet. Dafür kommen zum Beispiel Produkte von Ikea infrage.
Vorteile
- Viele, tolle Lichtsteuerfunktionen
- Große Auswahl an Systemkomponenten
- Vielfältig in Smart-Home-Plattformen integrierbar
Nachteile
- Teuer
- Längere Einarbeitung für vollen Funktionsumfang
Ikea Tradfri LED-Leuchtmittel E27 600 lm
Ikea setzt ebenso wie Philips Hue auf den ZigBee-Funkstandard. Das Leuchtmittelangebot ist allerdings viel kleiner und beschränkt sich auf Leuchtmittel für drinnen sowie Fertiglampen, die sich unter oder an Schränken sowie als Panels an Wand und Decke montieren lassen. Dafür sind die Produkte – wie man es von der Einrichtungskette kennt – deutlich günstiger als bei Markenherstellern. Das gilt auch für das getestete Leuchtmittel.
Ikea verkauft das 8,6-Watt-Leuchtmittel mit weißem und farbigem Licht zum erschwinglichen Preis von 20 Euro. Auch das nötige ZigBee-Gateway zum Preis von 30 Euro reißt kein Loch ins Budget. Zusätzlich in den Einkaufskorb gehört noch eine zehn Euro teure Funkfernbedienung, da jedes Leuchtmittel im Ikea-System einem Steuergerät zugeordnet sein muss - oder man bindet die Lampen an andere Gateways wie die Hue-Bridge an.
Umständliche Einrichtung
Das Einrichten ist im Ikea-Universum etwas umständlicher als bei anderen Systemen. Für jedes Leuchtmittel ist das Batteriefach der Funkfernbedienung zu öffnen und ein Knopf zu drücken, während man den Sender in die Nähe des Leuchtmittels hält.
Mit dem Handsender kann man verknüpfte Leuchtmittel ein- und ausschalten und dimmen. Außerdem lässt sich die Farbtemperatur ändern und durch Vollfarben wechseln. In der App namens Ikea Home smart für Android und iOS geht das Gleiche. Darüber hinaus lassen sich dort drei verschiedene Timer einstellen. Damit lassen sich die Lampen morgens zu einer bestimmten Zeit starten („Sonnenaufgang“), ausschalten, wenn man außer Haus ist („Unterwegs“) und zu einer bestimmten Tageszeit für eine gemütlichere Stimmung dimmen („Hell und Dunkel“).
Wenige Funktionen
Ferner lassen sich für Leuchtmittel Szenen erstellen. Dann starten sie per Knopfdruck auf eine App-Schaltfläche in gewünschter Helligkeit und Farbe. Smarte Rollos, Steckdosen und Lautsprecher von Ikea lassen sich ebenfalls in Szenen einbinden. Alternativ zur App-Schaltfläche lässt sich eine Szene auch mit einem physischen Shortcut Button starten, der hierzulande aber noch nicht erhältlich ist.
Das sind insgesamt wenige Steueroptionen. Außerdem fällt negativ auf, dass sich nur 20 Farben bzw. Farbtemperaturen einstellen lassen, während andere Apps in der Regel die freie Wahl einer von theoretisch 16 Millionen RGB-Farben mit einem Colorpicker ermöglichen.
Noch ein Manko: Die Lampe leuchte mit 600 Lumen weniger hell als Modelle der Konkurrenz. Für die Grundbeleuchtung ist das aber noch ok. Am visuellen Eindruck der Farbwiedergabe selbst gibt es nichts auszusetzen. Ikea gibt die Farbtreue mit dem sehr hohen CRI-Wert 90 an. Damit liegt das Unternehmen im Color Rendering Index auf dem Niveau der Konkurrenz. Ein Unterschied zu den teureren Hue-Birnen ist in der Praxis nicht zu erkennen. Ebenfalls gut: der niedrige Standby-Verbrauch von 0,4 Watt.
Wer nicht per App oder Schalter steuern möchte, verknüpft App mit Alexa, Google oder Apple Homekit. Dort lassen sie sich mit Sprachbefehlen steuern oder in weitere Automationen einbinden. Wer Ikea-Leuchten nicht mit dem Tradfri-Gateway, sondern mit dem von Philips Hue betreibt, kann es auch bei Conrad Connect einbinden.
Das ist auch die einzige Möglichkeit, das Ikea-System außerhalb des Heimnetzwerks aus der Ferne zu steuern. Die Steuer-App von Ikea selbst sieht nur eine lokale Steuerung vor, Ikea hält nämlich keine Cloud-Infrastruktur vor, mit der sich ein Fernzugriff ermöglichen ließe. Aus Sicht der Datensparsamkeit ist das natürlich ein Vorteil für die Privatsphäre.
Vorteile
- Günstig
- Lokal und anonym nutzbar
- Integration über Alexa, Google und Homekit möglich
- Gute Farbwiedergabe
Nachteile
- Wenige App-Funktionen
- Kleines Sortiment
- Geringere Leuchtstärke
Ledvance Smart+ WiFi Classic E27 Multicolor
Ledvance hat von Osram das Geschäft mit smartem Licht übernommen und wie Philips Hue und Ikea lange Zeit vorrangig auf ZigBee gesetzt. Weil spätestens bei der Übernahme aber das ZigBee-Gateway unter den Tisch fiel, fehlt dem System eine Schaltzentrale. Als Ausweg baut Ledvance derzeit ein Lichtsystem auf, das direkt mit dem WLAN-Router funkt und keine Zwischenstation braucht. Die Auswahl an WiFi-Leuchtmitteln von Ledvance ist inzwischen beträchtlich. Das für den Vergleich gewählte Modell Smart+ WiFi Classic E27 Multicolor gehört dazu.
Die 9,5-Watt-Birne bietet zum Preis von 18 Euro etwas mehr Leistung als die Vergleichsteilnehmer, hat mit gemessenen 0,6 Watt aber auch einen etwas höheren Standby-Verbrauch. Sie leuchtet mit bis zu 1055 Lumen sehr hell. Weiß stellt sie von 2700 bis 6500 Kelvin dar. Mit einem CRI-Wert von 80 ist die angegebene Farbtreue auf dem Papier nicht so hoch wie etwa bei Ikea oder Wiz. Im subjektiven Vergleich hinterlässt die Ledvance-Lampe jedoch einen guten Eindruck und zeigt keinen wahrnehmbaren Farbstich.
Einfache Einrichtung
Die Einrichtung ist einfach – wie bei WiFi-Leuchtmitteln üblich. Einfach in die Fassung schrauben, App installieren, Leuchtmittel finden und Zugriff aufs WLAN-Heimnetz geben. Fertig. Einziger Haken: Die Ledvance-App verlangt zwingend den Einsatz eines registrierten Cloud-Nutzerkontos für den Fernzugriff außerhalb des Heimnetzes. Beim Registrieren und Einloggen muss das Internet für eine Überprüfung beim Kontoserver aktiv sein. Ist man einmal eingeloggt und fällt zu Hause das Internet aus, lässt sich das System lokal bedienen.
Die App hat alle Basisfunktionen am Start: Ein, Aus, Dimmen. Außerdem kann man Farbtemperatur und Farbnuance mit einem Colorpicker in einem Farbkreis frei wählen. Darüber hinaus lassen sich vorgefertigte oder individuelle Szenen verwenden, sodass das Leuchtmittel auf Knopfdruck eine bestimmte Helligkeit und Farbe annimmt. Dabei sind auch automatische Farbwechsel in variablem Tempo möglich. Das gibt es bei Hue ab Werk immer noch nicht.
Ferner bietet die App individuelle Zeitschaltpläne, zeitgesteuerte Automatiken fürs Einschlafen und Aufwachen sowie einen Ausschalt-Countdown. Darüber hinaus ist eine circadiane Rhythmik für eine automatisch wechselnde Farbtemperatur an Bord. Ledvance nennt sie „Biologischer Rhythmus“.
Soll die Lampe aufs Wort hören, lässt sie sich mit Alexa und Google Assistant koppeln. Nur Siri fehlt. Mit anderen Automationsplattformen ist das WiFi-System von Ledvance vorerst nicht kompatibel. Für die automatische Schaltung ist das Leuchtmittel innerhalb der Ledvance-App mit einem Bewegungssensor oder einem Funklichtschalter koppelbar.
Damit bietet das Leuchtmittel zu einem günstigen Preis gute Leuchteigenschaften, viele gute Steuerfunktionen und die Option, das System mit vielen Lichtkomponenten auszubauen.
Vorteil
- Schön hell
- ein Hub nötig
- Tolle Steueroptionen
- Großes System
- Günstig
Nachteile
- Noch kaum in Automationssysteme integriert
- Zwang zum Cloud-Konto
Nanoleaf Essentials A60 / E27
Hersteller Nanoleaf ist für seine Dekolichtplatten wie etwa vom Typ Canvas (Testbericht) bekannt. Nun nimmt er sich mit der Essentials-Serie das Thema Grundbeleuchtung vor. Zum neuen Produktsortiment gehört das Modell mit dem schlichten Namen Nanoleaf Essentials A60 / E27 zum Preis von 20 Euro.
Wegen des besonderen Designs mit der geometrischen Form eines Rhombenikosidodekaeders sticht die Lampe angenehm aus der Masse heraus. Das kommt natürlich nur zur Geltung, wenn sie nicht vollständig vom Gehäuse abgeschirmt ist. Die Basiseigenschaften können sich ebenfalls sehen lassen. Mit durchschnittlich 806 Lumen und in der Spitze 1100 Lumen leuchtet die Neun-Watt-Birne recht hell. Dank einer RGBCW-Konfiguration können die Leuchtdioden nicht nur farbiges Licht mischen, sondern auch Weiß von kühl bis warm temperieren (2700-6500 Kelvin).
Die Installation geht schnell, eine extra Schaltzentrale muss man nicht einrichten. Weil die Lampe mit Bluetooth funkt, empfängt sie Schaltsignale ohne Zwischenstation direkt vom Android-Smartphone oder iPhone. Der Standby-Verbrauch ist wegen des sparsamen Funkstandards schön gering: 0,2 Watt haben wir gemessen.
Zu den Grundfunktionen der Bedienung: Ein, Aus, Dimmen, Farbe und Farbtemperatur per Colorpicker setzen – das ist natürlich alles da. Als automatische Steuerung sind der Farbtemperaturwechsel im Tagesverlauf („Circadian Lighting“) und Zeitschaltpläne möglich. Einen Ausschalt-Countdown gibt es aber nicht. Farbszenen mit schönen Verläufen lassen sich ebenfalls nicht erstellen. Das ist weiterhin den LED-Platten von Nanoleaf vorbehalten. Per Sprache bedienen Apple-Nutzer Nanoleaf per Siri, Android-Nutzer nehmen Google Assistant. Alexa wird nicht unterstützt.
Günstige Lichtergänzung für HomeKit-Systeme
Eine Fernsteuerung außerhalb des Heimnetzwerk ist bisher nur für Nutzer von Apple HomeKit möglich, wenn sie einen HomePod Mini einsetzen. Er ist nämlich die vorerst einzige Schaltzentrale, die an Nanoleaf-Geräte Signale über den Funkstandard Thread schicken kann. Und nur über den akzeptieren sie Fernsteuerbefehle aus dem Internet, nicht über Bluetooth. Schöner Nebeneffekt: Auch innerhalb des Zuhauses ist die Thread-Steuerung mit dem HomePod Mini von Vorteil, weil die Funkreichweite größer als bei Bluetooth ist.
Die Nanoleaf-Essentials sind daher generell derzeit als preisgünstige Ergänzung für Smart Homes mit HomeKit zu empfehlen. Für ein eigenständiges Grundbeleuchtungssystem ist das Nanoleaf-Essentials-Sortiment zu klein. Die Leuchtmittel nur über Bluetooth zu bedienen, kann zudem Reichweitenprobleme mit sich bringen.
Vorteile
- Für Bluetooth kein Hub nötig
- Gute Steuerfunktionen wie circadiane Rhythmik
- Unterstützt neuen Thread-Funk von HomePod Mini
Nachteile
- Keine Farbszenensteuerung
- Fernsteuerung nur mit Apple HomeKit
- Kurze Reichweite von Bluetooth
Wiz Colors A60 E27
Lange Zeit war Wiz ein Hochpreisanbieter. Nun ist die Marke auch für Preisfüchse eine Option. Seit der Übernahme durch Philips Hues Konzernmutter Signify kann der Hersteller in großen Mengen und zu erschwinglichen Verkaufspreisen produzieren. Wer ein größeres Lichtsystem plant, wird zu schätzen wissen, dass neben Glühbirnen, LED-Strips und Schaltzubehör eigener Marke auch viele Fertigleuchten anderer Hersteller kompatibel sind, in deren Auftrag Wiz fertigt.
Für den Test lag eine RGBW-Lampe mit acht Watt und 806 Lumen Leuchtstärke vor, die Weiß von 2200 bis 6500 Kelvin darstellt. Das 16 Euro günstige Modell gehört zur neuen Generation von 2020, die auch einen Bluetooth-Chip integriert hat. Dieser ist aber nicht für Schaltbefehle verfügbar, sondern erleichtert nur das Koppeln mit WiFi – der hauptsächlichen Funkverbindung des Wiz-Systems. Einen besonders stromsparenden Chipsatz hat Wiz nicht verbaut. Wir haben 0,9 Watt Standby-Verbrauch gemessen. Das ist selbst für eine WLAN-Lampe viel.
Vieles lässt sich anonym steuern
An der Einrichtung ist nichts auszusetzen. Mit der App ist das Leuchtmittel schnell gefunden. Ein persönliches Konto beim Hersteller braucht man nicht. Wer die Cloud-Option überspringt, erhält lediglich eine anonyme Benutzer-ID. Sie ermöglicht einen Fernzugriff und die Kopplung mit Alexa, Google Assistant, Conrad Connect, IFTTT und Samsung Smarthings (Testbericht) . Einzig HomeKit fehlt. Die Autorisierung bei den Diensten erfolgt per Code-Abfrage.
Nur, um Familienmitgliedern Zugriff auf die Steuerung zu gewähren und die Konfiguration zu sichern, ist ein persönliches Cloud-Konto nötig. Ärgerlicherweise nutzt Wiz dafür kein eigenes Benutzermanagement, sondern setzt auf Logins von neugierigen Drittanbietern wie Facebook, Google und Yandex. Innerhalb des WLANs lässt sich das System aber komplett ohne Internet und damit anonym bedienen.
Viele gute Bedienoptionen
Die Steuerfunktionen sind sehr umfassend. Das Wiz-Leuchtmittel lässt sich in der leicht bedienbaren App für Android und iOS einzeln oder in Gruppen ein- und ausschalten sowie dimmen. Auf Wunsch bestimmen Benutzer Farbton, Farbtemperatur, Helligkeit und wie sich die Leuchten nach einem Stromausfall verhalten sollen. Darüber hinaus ersparen zeitgesteuerte Pläne das manuelle Schalten.
Mit dem Urlaubsmodus lassen sich alle Schaltpläne auf Knopfdruck aussetzen. Dadurch gehen die Lampen in Abwesenheit nicht sinnlos an oder simulieren alternativ auf Wunsch die Anwesenheit von Bewohnern. Zu diesem Zweck steuert die Software die Lampen innerhalb eines festgelegten Rahmens zufällig. Einzig einen Ausschalt-Countdown vermissen wir.
Darüber hinaus ist eine Funktion für circadiane Rhythmik integriert. Ist sie aktiviert, lassen die Lampen Bewohner morgens mit kühlem Licht besser erwachen und mit warmem Licht abends leichter entspannen. Wie bei Ledvance und Nanoleaf lässt sich die Funktion direkt in der Hersteller-App steuern. Anders als bei Philips Hue ist keine Zusatzsoftware nötig.
Weitere Bedienoptionen sind eine Fernbedienung und ein Bewegungssensor aus dem Wiz-System. Das lässt sich das System sehr flexibel steuern.
Vorteile
- Kein Hub nötig
- Gute App mit vielen Steuerfunktionen
- Günstig
- in viele Systeme integriert
Nachteile
- Keine Option für HomeKit-Nutzer
- Cloud-Konto nur über Drittanbieter mit teilweise geringem Privatsphäre-Schutz
Yinsan WiFi Smart LED Bulb
Wie günstig geht noch gut? Um die untere Preisgrenze auszuloten, haben wir eine elf Euro günstige LED-Birne von der No-Name-Marke Yinsan ausprobiert. Die Wahl fiel auf sie, weil sie laut Produktbeschreibung über die App namens Smart Life steuerbar ist. Diese gehört zum Ökosystem von Plattformanbieter Tuya, das in Bezug aufs Preis-Leistungs-Verhältnis einen guten Leumund hat. Unsere Annahme: Da die Software das Wichtigste ist, sollte trotz Billigkauf eigentlich nichts schiefgehen können.
Wie bei einem No-Name-Anbieter nicht unüblich, ist über ihn auf Anhieb nichts Näheres zu erfahren. Der Support ist über eine Gmail-Adresse erreichbar. Verkauft wird die LED-Lampe von einem deutschen Distributor. Auch die Produktangaben sind spärlich. Wir erfahren nur, dass die Lampe 8,5 Watt leistet, mit WiFi funkt und neben einer farbigen Diode auch eine extra Komponente für kühles und warmes Weiß bietet (RGBCW).
Verbindungsaufnahme hakelig
Die Einrichtung des WiFi-Leuchtmittels erfordert einen Schritt mehr als bei Ledvance und Wiz. Die Yinsan-Birne funkt nicht im 5-GHz-WLAN, weswegen wir es in der Fritzbox deaktivieren müssen. Nach der abgeschlossenen Einrichtung ist aber kein Problem, wenn das 5-GHz-Netz wieder aktiviert ist.
Ärgerlich ist, dass das die Yinsan-Lampe nach längerer Trennung vom Stromnetz gar keine Verbindung mehr zum Router aufnimmt. Sie blinkt dann wild auf der Suche nach einem Spielpartner. Es hilft, nochmals vorübergehend das 5-GHz zu deaktivieren, bis der WLAN-Chip der LED-Lampe den Router findet. So sollte es aber eigentlich nicht sein.
Die Steuer-App ist alles andere als perfekt eingedeutscht. Aber mit etwas Erfahrung lässt sich aufgrund des Kontexts und der Anordnung der Schaltflächen erschließen, was gemeint sein könnte. Einsteiger übersehen aber womöglich, dass sie mit „Versuche es jetzt“ die Cloud-Option überspringen und die App dann nur lokal im Heimnetz bedienen können. Dadurch ist im Gegenzug ein anonymer Einsatz möglich.
Ein Cloud-Konto ist allerdings dann nötig, wenn man Mitbewohnern Zugriff auf die Konfiguration geben, die Einstellungen sichern sowie Sprachdienste und Automationsplattformen verbinden möchte. Die Yinsan-Birne lässt sich mit Alexa, Google Assistant und Conrad Connect koppeln. Bei letzterem Anbieter muss man allerdings nach dem Tuya-Eintrag und nicht nach Smart Life suchen.
Gute Licht- und Steuereigenschaften
Das Licht ist standardmäßig sehr kühl. Per App lässt die Birne sich wärmer temperieren, sie merkt sich die Einstellung aber nicht. Die Lumen-Zahl gibt der Hersteller nicht preis. Im visuellen Vergleich leuchtet die Yinsan-Birne aber nicht dunkler als andere Vergleichsteilnehmer mit 806 Lumen. Die Farbtreue geht laut unseres visuellen Eindrucks in Ordnung. Der Standby-Verbrauch ist mit gemessenen 0,7 Watt üblich für WLAN-Leuchtmittel.
Bei den Steuerfunktionen vermissen wir nichts. Ein, Aus und Dimmen geht selbstverständlich. Färben per Colorpicker, vorgefertigten und individuellen Szenen ist ebenfalls möglich. Zeitgesteuert lässt sich die Yinsan-Birne über Schaltpläne oder per Ausschalt-Countdown bedienen.
Sogar eine Spezialfunktion ist an Bord. So nutzt die Smart-Life-App das Smartphone-Mikro, um das Licht im Rhythmus von Musik pulsen zu lassen. Allerdings passt der Effekt nicht zum Takt. Doch das ist nicht schlimm: Bis auf Philips Hue kriegt das unserer Erfahrung nach kein Anbieter gut hin.
Theoretisch sollte sich das Leuchtmittel mit Komponenten anderer Partner des Smart-Life-Ökosystems gut vertragen. Wie gut das in der Praxis aussieht, lässt sich aber nicht beurteilen. Ob sich mit dem Leuchtmittel als Basis ein großes Lichtsystem aufbauen lässt, ist daher im besten Fall eine Frage von etwas Bastelarbeit, im schlechtesten Fall einfach Glückssache.
Für einen sehr günstigen Preis bietet das No-Name-Produkt somit gute Basiseigenschaften. Wer Erfahrung mit Smart-Home-Anwendungen hat, den werden auch Dinge wie gelegentliche Verbindungsabbrüche und die schlecht eingedeutschte App nicht vor Probleme stellen. Einsteiger dürften sich aber schnell überfordert fühlen. Da sie aber auch nicht mit einem Premium-Support rechnen können, sollten sie nicht an der falschen Stelle sparen und für ein reibungsloses Lichterlebnis lieber ein paar Euro mehr investieren.
Vorteile
- Kein Hub nötig
- Gute Lichtleistung fürs Geld
- Alles, was man an Steueroptionen braucht
Nachteile
- Schlecht eingedeutschte App
- Wichtige Infos zu Produkteigenschaften fehlen
- Umständliche Einrichtung
- Verbindungsabbrüche wecken Zweifel an Produktqualität
Marke | Ikea | Ledvance | Nanoleaf | Philips Hue | Wiz | Yinsan |
---|---|---|---|---|---|---|
Modell | Tradfri LED-Leuchtmittel E27 600 lm | Smart+ WiFi Classic E27 Multicolor | Essentials A60 / E27 | White & Color Ambience | Colors A60 / E27 | WiFi Smart Light Bulb |
Kriterium | ||||||
Preis (UVP) | 19,99 Euro | 17,99 Euro | 19,99 Euro | 59,90 Euro | 15,99 Euro | 10,99 Euro |
Maße (B x H) | 111 x 45 mm | 115 x 60 mm | 111 x 61 mm | 113 x 62 mm | 122 x 60 mm | 111 x 60 mm |
Bauform | A60 | A60 | A60 | A60 | A60 | A60 |
LED-Konfiguration | RGBW | RGBW | RGBCW | RGBW | RGBW | RGBCW |
Farbtemperatur | 2700-6500 K | 2700-6500 K | 2700-6500 K | 2000-6500 K | 2200-6500 K | unbekannt |
Leistung | 8,6 W | 9,5 W | 9 W | 9 W | 8 W | 8,5 W |
Leuchtstärke | 600 Lumen | 1055 Lumen | 806 Lumen /(Durchschnitt), 1100 Lumen (Maximum) | 806 Lumen bei 4000 K | 806 | unbekannt |
Color Rendering Index | 90 | >80 | >90 | 80 | 90 | unbekannt |
Energieverbrauch Standby | 0,4 W | 0,6 W | 0,2 W | 0,3 W | 0,9 W | 0,78 W |
Funkstandard | ZigBee | WiFi | Bluetooth, Thread (nur iOS) | Bluetooth, ZigBee | WiFi, Bluetooth | WiFi |
Bridge nötig | ja | nein | Bluetooth nein, Thread ja | Bluetooth nein, Zigbee ja | nein | nein |
Fernsteuerung außer Haus | nein | ja | nur Thread über HomeKit | Bluetooth nein, Zigbee ja | ja | ja |
Individuelle Szenen | ja | ja | nein | ja | ja | ja |
Zeitschaltpläne | ja | ja | ja | Bluetooth nein, Zigbee ja | ja | ja |
Ausschalt-Countdown | nein | ja | nein | Bluetooth nein, Zigbee ja | nein | ja |
Lichtsteuerung per Video-Sync | nein | nein | nein | Bluetooth nein, Zigbee ja | nein | nein |
Lichtsteuerung per Sound-Sync | nein | nein | nein | Bluetooth nein, Zigbee ja | nein | ja |
circadiane Rhythmik | nein | ja | ja | Bluetooth nein, Zigbee ja (Über HomeKit) | ja | nein |
Alexa-Befehle | ja | ja | nein | ja | ja | ja |
Google-Befehle | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Siri-Befehle | ja | nein | ja | Bluetooth nein, Zigbee ja | nur Siri Shortcuts | nein |
Weitere Integrationen | Apple HomeKit, Conrad Connect (über Philips Hue) | keine | Apple HomeKit | Apple HomeKit, Conrad, Connect, IFTTT, Samsung SmartThings, Telekom Magenta SmartHome u.v.a. | Apple HomeKit, Conrad Connect, IFTTT, Samsung SmartThings | Conrad Connect |
Cloud-Registrierung nötig | nein | ja | nein | Bluetooth nein, Zigbee ja | nein | nein |
Offline-Betrieb im Heimnetz möglich | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
Fazit
Unser Vergleich zeigt, dass vernünftige farbfähige Smart-Home-Leuchtmittel für die Grundbeleuchtung nicht mehr teuer sein müssen. Gute Helligkeit, Farbwiedergabe und smarte Steuerfunktionen bieten alle getesteten E27-Birnen. Die Zeit, als die mehrere Dutzend Euro teuren Leuchtmittel von Philips Hue qualitativ alternativlos waren, sind vorbei. Schon für 15 bis 20 Euro gibt es etwas Vernünftiges.
Bei noch geringeren Preisen steigt allerdings das Risiko von schwankender Qualität bei Leuchtmittel und Steuer-App. 10 bis 12 Euro betrachten wir derzeit als Untergrenze. Durch Mengenrabatte sind rechnerisch sogar günstigere Stückpreis möglich, vor allem wenn man Leuchtmittel über eBay aus Asien importiert. Ob das Gesamterlebnis dann stimmt, ist aber Glückssache.
Relevanter als die Lichteigenschaften, die sich vom Papier ablesen lassen, ist die Güte der Steuersoftware, sprich, der Funktionsumfang und die Anschlussfähigkeit an andere Sprachdienste und Automationsplattformen. Auch die Größe des Sortiments ist wichtig, damit sich auch wirklich alle Ausbaupläne umsetzen lassen. Diesbezüglich ist Philips Hue noch unerreicht. Doch andere Hersteller holen auf. Wer für seine Lichtinstallation nicht alle erdenklichen Funktionen braucht, kann Geld sparen.
Zigbee ist aktuell einer der besten Standards für smartes Licht. Wer sich ausschließlich dafür interessiert, sollte einen Blick auf unseren Ratgeber: Hue & Co: 5 Zigbee-RGB-LEDs mit E27-Sockel im Vergleich anschauen. Zigbee-Panels haben wir uns im Artikel: Komfort durch Licht: 3 RGB-Panels mit Zigbee im Vergleich angeschaut.