Gleich zu Beginn müssen wir die Erwartungen dämpfen: Nur mit einer kleinen Solarzelle lässt sich eine leere Powerbank mit einer Kapazität von 10.000 mAh und mehr nicht aufladen – oder zumindest nicht in einer vernünftigen Zeit. Das liegt hauptsächlich an der Leistung der Solarmodule. Diese wird durch Sonneneinstrahlung, Modulart, Ausrichtung, Temperatur und anderen Faktoren beeinflusst – kurz, die von den Herstellern angegebenen Werte zur Ladung sind oft theoretisches Wunschdenken.
Zugleich gilt: je mehr Fläche, desto besser. Denn der Leistungsgrad einer Solarzelle liegt, je nach Bauart, zwischen 6 und 20 Prozent. Gerade die fest in Powerbanks oder Rucksäcken integrierten Solarzellen sind meist so klein, dass sie gerade einmal ein Mindestmaß an Strom liefern können. Besser sind faltbare Solar-Panels, die mehrere kleine Module koppeln. Diese eignen sich vorrangig für stationäre Outdoor-Aufenthalte, etwa am Campingplatz, Strand oder auf einem Festival. Zur Nutzung während der Radtour oder der Wanderung sind solch große Paneels nicht geeignet. Dafür sind mit entsprechender Powerstation Leistungen von über 1000 W und riesige Kapazitäten von über 1000 Wh möglich.
Unsere Kollegen der c’t haben sich im August 2017 ausführlich mit dem Thema „Strom aus der Natur“ beschäftigt. Im Beitrag stellen sie auch alternative Lösungen zu Solar vor, etwa einen Generator fürs Fahrrad, eine Wasserturbine, eine Brennstoffzelle oder einen Grill, der Strom produziert.
Auf das Thema Solarenergie sind inzwischen auch einige Hersteller von Überwachungskameras aufmerksam geworden. Der Vorteil dieser Lösung: eine von Steckdosen unabhängige Platzierung, wie sie etwa im Nistkasten mit Kamera (Ratgeber) sinnvoll ist. Im Ratgeber: Solarzellen-Überwachungskameras mit WLAN gehen wir näher auf das Thema ein. Ähnlich sieht es mit Solar-Außenbeleuchtung (Ratgeber) aus, auch diese arbeiten fernab der Steckdose.
Solar-Powerbank im Test
Auch wenn die kleinen Solarmodule Powerbanks nicht auf 100 Prozent Ladezustand halten, sorgen sie doch zumindest für ein Grundrauschen und verlängern so im besten Fall die zur Verfügung stehende Ladung. Dazu kommt: Die Powerbanks kosten kaum mehr als ihre Nicht-Solar-Pendants. Außerdem sind sie in den meisten Fällen gegen Wasser, Staub und Stöße geschützt – für Outdoor-Aktivitäten wichtig.
Wir haben uns die beliebten Modelle Pro User Solar, Xlayer Powerbank Plus Solar 20000 und Easyacc Rugged Powerbank 20000 genauer angesehen. Die Pro User Solar hat 10000 mAh an Bord (37 Wh), die beiden anderen Modelle bieten eine Kapazität von 74 Wattstunden (20.000 mAh).
Xlayer Powerbank Plus Solar 20000 vs Easyacc Rugged Powerbank 20000
Während sich die Modelle von XLayer und Easyacc ähneln, fällt die flache Pro User Solar mit den Maßen 15,5 x 10 x 0,9 cm optisch aus dem Rahmen. Das Paneel misst 15 x 8,5 cm. Das schicke Design, mit zwei USB-A-Slots, einem USB-C-Ausgang und einem Micro-USB-Eingang, geht allerdings zulasten der Stabilität. Harte Schläge würden das Gehäuse schnell beschädigen und so sehen wir diese Powerbank eher als Begleitung für Biergarten oder Kaffee-Besuche. Bei den Powerbanks von Xlayer und Easyacc sieht das anders aus. Sie sind ausreichend geschützt, um auch härteren Schlägen zu widerstehen. Außerdem bieten beide eine LED-Lampe, wobei die der Easyacc-Powerbank sehr leuchtstark ist. Ihr Solar-Panel hat jeweils in etwa die Maße von 15 × 7 Zentimeter. Sie haben jeweils zwei USB-A-Ausgänge und einen Micro-USB-Eingang zum Laden. Die Easyacc-Powerbank hat zusätzlich noch einen USB-C-Port.
Um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob Sonnenenergie die Powerbanks auflädt, legen wir die Powerbanks etwa 50 Stunden in die direkte Sonne. In dieser Zeit füllt sich die Xlayer-Powerbank und die Pro User Solar bis zum Anschlag. Der Akku-Pack von Easyacc bietet abschließend immerhin etwa zwei Drittel seiner maximalen Ladung.
Daran zeigt sich schon: Die Solar-Panels in den Powerbanks sind zu klein und zu ineffizient, um wirklich autarke Stromversorgung zu garantieren. Wer jedoch die Solar-Powerbank nur gelegentlich nutzt, kann sie etwa bei sich an der Sonnenseite in Fenster legen oder auf dem Rucksack montieren, dort lädt sie sich in einigen Tagen komplett auf und ist für den nächsten Einsatz bereit.
Faltbare Solaranlagen für unterwegs
Wer an Strand, See oder auf einem Campingplatz ist, sollte sich den Kauf eines faltbaren Solar-Panels überlegen. Sie sind leicht, bieten eine größere Fläche als die Powerbanks und lassen sich ideal in der Sonne platzieren. Wie gut das klappt, haben wir in unserem Testbericht Solar-Ladegerät mit 18 Watt ausprobiert. Alternativ kommen auch Powerbanks mit ausklappbarem Paneel wie die Goodaa Solar Powerbank oder flexible Module wie das Sunnybag Leaf Pro mit immerhin 7,5 W infrage.
Um diese faltbaren und größeren Photovoltaik-Module auch während Fahrradtour oder Wanderung einsetzen zu können, sollten sie über mehrere Ösen zur Befestigung verfügen.
Noch deutlich mehr Leistung bieten mobile Paneele, die etwa für die Nutzung mit Powerstations vorgesehen sind. So sind etwa in den 100-W-Solarmodulen von Jackery, Nicesolar und dem nur halb so teuren No-Name-Modell oder dem 50-W-Modul von Flashfish zusätzliche USB-Ladeports vorhanden.
Diese liefern, anders als kleinen Paneels, auch bei mäßigem Sonnenschein volle USB-Power, sind wegen der großen Abmessungen allerdings nicht unterwegs nutzbar. Für den Einsatz vor dem Zelt oder auf dem Autodach sind solche Module aber die erste Wahl.
Solargeneratoren und Powerstations
So praktisch die genannten Lösungen für Smartphone oder Actioncam sein mögen, zum Laden oder Betreiben von stärkeren Verbrauchern sind sie nicht geeignet. Wer unterwegs auch den Laptop, die Kühlbox oder das RC-Ladegerät verwenden möchte, braucht eine mobile 230-V-Steckdose. Hier eignen sich theoretisch auch benzinbetriebenen Stromgeneratoren. Die sind allerdings sehr laut, produzieren Abgase und benötigen Treibstoff. Leiser und nur von der Leistung der Sonne abhängig sind hingegen Solargeneratoren mit integriertem Akku.
Solche Powerstations haben wir etwa von den Herstellern Bluetti (Testbericht), Ecoflow (Testbericht) und Jackery (Testbericht) getestet und vorgestellt. Deren Leistung ist mit 1000 bis 1800 W ausreichend, um auch Toaster, Kühlbox, Fernseher oder sonstige 230-V-Geräte zu betreiben. Wer noch stärkere Geräte, wie etwa Werkzeug, Tischgrill oder Wasserkocher betreiben will, kommt aber auch damit an Grenzen. Hier bleiben dann nur Flagship-Powerstations wie die Delta-Serie von Ecoflow, die je nach Ausstattung zwischen 2000 und 2400 W Dauerleistung ermöglicht. Mit Kosten von 1700 bis über 2000 Euro sind solche Profi-Lösungen allerdings nur bedingt für den nächsten Campingurlaub geeignet.
Wer sich umsieht, findet solche Powerstations mit Solargenerator und passenden Photovoltaik-Modulen aber auch deutlich günstiger. Kapazität und maximale Leistung der mobilen 230-V-Dose(n) sind dann zwar deutlich geringer, für den Betrieb von Laptop, Ladegerät oder Eiswürfelbereiter sind aber auch 300 W locker ausreichend.
Low-Budget-Sets gibt es etwa in Form der Allpowers Powerstation mit 60-W-Paneel für 270 Euro oder dem Allpowers Set mit 100-W-Solar-Modul für 370 Euro. Eine größere Auswahl an günstigen Geräten als im deutschen Handel findet sich etwa auf den Seiten von Banggood oder Geekmaxi. Dort gibt es etwa das Set XMund 300-W-Powerstation plus 100-W-Paneel für 273 Euro im Flash-Sale oder die 200-W-Powerstation von Flashfish für 174 Euro.
Rucksäcke mit Solarzellen
Es gibt unzählig viele Solarrucksäcke, bekannte Marken wie Samsonite oder Eastpack sucht man allerdings vergebens. Einer der bekanntesten Hersteller, der sich auf Rucksäcke mit integriertem Solar-Panel spezialisiert haben, ist Sunnybag. Der Hersteller bietet erfahrungsgemäß eine hohe Qualität, welche sich unter anderem in der guten Verarbeitung und einem beigelegten Messprotokoll des Solarmoduls zeigt.
Die meisten angebotenen Rucksäcke sind ausreichend groß für den Alltagsgebrauch. Viele Modelle haben ein extra gepolstertes Notebook-Fach. Einige kleine Rucksäcke sind hingegen nur für Kamera, Geldbeutel und Smartphone konzipiert.
Wer den Rucksack täglich nutzt, sollte zu einem wasserdichten Modell greifen. Zwar gibt es auch sehr günstige Solarrucksäcke ab etwa 40 Euro, diese sind aus unserer Erfahrung aber häufig schlechter verarbeitet als die teuren Modelle ab 90 Euro. Das betrifft neben der Material- und Nahtqualität hauptsächlich die Reißverschlüsse. Bei billigen Rucksäcken verklemmen sich diese oder gehen unter Last kaputt.
Wer sich für das Thema interessiert, sollte unsere Kaufberatung Solarrucksack: Die perfekte Ergänzung zur Powerbank? durchlesen.
Fazit
Wer sich unterwegs autark mit Strom versorgen möchte, muss Kompromisse zwischen Leistung und Mobilität eingehen. Soll es möglichst klein und leicht sein, kommen in erster Linie kleine Stromspeicher mit schwachem Paneel infrage. Diese liefern zwar Strom für USB-Verbraucher, landen allerdings nur sehr langsam auf.
Der Solar-Rucksack wiederum kann sich lohnen, wenn man ihn tatsächlich viel in der Sonne nutzt. Wir empfehlen hier auf einen Markenrucksack zu setzen. Mehr dazu in unserer Kaufberatung Solarrucksack: Die perfekte Ergänzung zur Powerbank?
Echte Unabhängigkeit versprechen hingegen die Powerstations mit integriertem Solargenerator und zusätzlichem Photovoltaik-Paneel. Diese bieten ausreichend Leistung auch für starke Verbraucher und außerdem genügend Kapazität, um auch mal einen Tag ohne Sonne zu überbrücken. Dieser Luxus geht allerdings zulasten der Mobilität.
Mehr Informationen zu diesen kleinen Solarkraftwerken zeigt der Ratgeber Notstrom ohne Lärm: Powerstations mit Akku und Steckdose.